Zusammen und trotzdem allein

Schwarze Haare, dunkelgraue Augen und blasse, aber keinesfalls unnatürliche Haut, das waren Teile von ihrem Aussehen. Sie war hübsch auf eine kalte Weise. Immer wenn er sie ansah, erinnerte sie ihn an die Sterne. Sterne strahlen und sind wunderschön, doch man hat immer das Gefühl, dass sie unnahbar sind. So war auch sie. Wunderschön und unnahbar. Intelligenz und Schönheit waren die normalen Teile ihres Lebens, sie wurde bewundert und verachtet, aber sie ließ sich nie etwas anmerken. Ihr Name war Beline und er wusste, was hinter diesem Namen steckte. Es war die Kurzform von Ombeline. Ihr Name stammte von dem Lateinischen "umbra", was Schatten bedeutet. Er sah die Schatten in ihren Augen, die Schatten, die ihr Herz zu belegen schienen, aber zur gleichen Zeit sah er sie lachen, sie lächeln und fröhlich sein. Wie konnte das zusammenpassen? Er fragte es sich jeden Tag aufs Neue, doch er wusste, er konnte sie nicht darauf ansprechen, denn sie war weit aus seiner Liga. Ihr Freund war ein Basketballspieler aus dem Schulteam, er war der Power Forward, ein beliebter und gut aussehender Junge. Wie sollte er denn mit solch einem Typen mithalten können? 

Eines Tages ging er wie gewohnt nach Hause, sein Weg führte ihn wie immer am verlassenen Hafen vorbei, als er Beline sah. Ihr schwarzes Haar war zurück gebunden worden und sie starrte auf das Wasser hinaus. Ihre dunkelgrauen Augen waren leer, keine Gefühle waren darin zu sehen. Langsam und bedacht, sie nicht zu erschrecken, ging er näher und stellte sich schließlich neben sie. Quälend langsam drehte sie ihren Kopf, um ihn ansehen zu können. 

"Lysander? Was denkst du von ihm?", sie blickte durch Lysander hindurch. Ihre grauen Augen zeigten keine Regung, so als würde es sie gar nicht erzählen. Er zögerte und strich sie eine seiner fast weißen Strähnen aus dem Gesicht. Seine eigenen Haare waren unnatürlich blond, so dass sie fast weiß waren. Seufzend richtete er den Blick aus seinen goldbraunen Augen auf die sanfte Wellen, die gegen den Steg schlugen, auf dem sie standen. 

"Willst du meine ehrliche Meinung hören, Beline? In seiner Nähe wirkst du nicht so glücklich, wie du sein solltest", er antwortete ehrlich, dennoch blickte er ihr nicht in die Augen. Er traute sich nicht, weil er Angst vor ihrer Reaktion hatte. 

"Ich bin allein", ihre Stimme war ruhig, fast schon kalt und er wunderte sich. Vorsichtig wandte er seinen Kopf auf sie, doch dort, wo sie bis eben noch gestanden hatte, war niemand mehr. Verwundert drehte er sich um sie selbst, doch sie blieb verschwunden. 

Als er am nächsten Tag in die Schule kam, hörte er die Schüler tuscheln. "Ich hab' es doch schon immer gewusst", "Sie war immer ein wenig komisch, dumm, dass sie gerade so beliebt war", "Das hat Michael nun wirklich nicht verdient", "Dass Beline einfach so verschwindet...wer hätte das gedacht?!" und "Ziemlich außergewöhnlich war sie ja schon immer" waren nur ein paar der Sätze, die er aufschnappen konnte. Beline war verschwunden. Ob er wohl schuld daran war? Lysander sah zu ihren Freunden, den Beliebten. Sie tuschelten aufgeregt und die Mädchen kicherten. Neben ihnen stand Belines Freund, doch in seinen Arme hielt er ein anderes Mädchen. Wütend ging er zu seinem Spind und öffnete diesen. Ein Zettel fiel heraus. Schnell öffnete er diesen und las: 

"Manchmal ist es besser, allein zu sein, als mit jemandem zusammen zu sein, der einem das Gefühl gibt, allein zu sein"

Es war nur ein Satz und trotzdem wusste er genau, wo er ihren Körper finden würde.

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