Kapitel 9: Die Kunst des Widerstands

Lizzies Gedanken rasten. Was meinte er mit: "Aber das wird sich bald ändern?" Die Worte von Lucius Malfoy hallten in ihrem Kopf wider und ließen sie nicht los. Er hatte schon immer etwas Bedrohliches an sich gehabt, aber dieser Satz - so beiläufig ausgesprochen - fühlte sich wie eine finstere Prophezeiung an. Ihre Hände zitterten leicht, und sie zwang sich, tief durchzuatmen. Sie durfte sich von ihm nicht einschüchtern lassen.

„Könnten Sie bitte Ihre Arme wieder ausstrecken?" Die freundliche Stimme der Verkäuferin riss Lizzie aus ihren Gedanken. Die Frau wirkte nervös, ihr Blick huschte kurz zu Mr. Malfoy, bevor sie sich wieder Lizzie zuwandte.

„Oh, entschuldigen Sie bitte," antwortete Lizzie hastig und streckte ihre Arme aus. Sie versuchte, sich auf den Moment zu konzentrieren und Malfoy zu ignorieren, doch das war leichter gesagt als getan. Er stand direkt neben ihr, seine Augen ruhten weiterhin unverwandt auf ihr, und seine Präsenz war wie ein dunkler Schatten, der ihr Unbehagen verstärkte.

Die Verkäuferin nahm erneut Maß, notierte alles sorgfältig und führte Lizzie dann in den vorderen Bereich des Ladens. „Wenn Sie mir bitte folgen würden, ich möchte Ihnen nun einige Roben und Stoffe zeigen," sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln. Lizzie erwiderte das Lächeln erleichtert. Endlich konnte sie Lucius Malfoys beunruhigender Präsenz entkommen.

Im vorderen Bereich des Ladens präsentierte die Verkäuferin mehrere Roben. Lizzie betrachtete die Auswahl sorgfältig und entschied sich schließlich für zwei Roben, die ihr besonders gut gefielen. Die eine war elegant und schlicht, mit klaren Linien und einem tiefen Grün, das perfekt zu ihren Augen passte. Die andere war etwas verspielter, mit filigranen Stickereien entlang der Ärmel und einem warmen, goldenen Ton.

„Kann ich diese mal anprobieren?" fragte Lizzie und zeigte auf die beiden Roben.

„Selbstverständlich," antwortete die Verkäuferin mit einem freundlichen Nicken. „Ich zeige Ihnen kurz die Umkleiden."

Lizzie folgte ihr in einen ruhigeren Bereich des Ladens, wo mehrere Umkleidekabinen in einer Nische standen. Sie trat in eine der Kabinen und zog sich bis auf ihre Unterwäsche aus, bevor sie die grüne Robe überstreifte. Als sie in den Spiegel schaute, musste sie lächeln. Der Schnitt war genau nach ihrem Geschmack - schlicht, aber elegant, und er umschmeichelte ihre Figur. Der Stoff fühlte sich weich und hochwertig an, fast wie eine zweite Haut.

Lizzie trat aus der Kabine, damit die Verkäuferin die Robe begutachten konnte. Die Frau musterte sie gründlich und nickte anerkennend. „Die Robe steht Ihnen hervorragend, Miss. Allerdings müssen wir sie an den Schultern und an der Taille noch etwas anpassen. Es soll ja alles perfekt sitzen." Sie machte sich Notizen und sprach beruhigend weiter, während Lizzie geduldig zuhörte.

Dann ging sie zurück in die Umkleidekabine, um die Robe auszuziehen. Kaum hatte sie begonnen, sich umzuziehen, als die Tür der Kabine plötzlich aufging.

Erschrocken fuhr Lizzie herum. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie sah, wer in der Tür stand. Lucius Malfoy. Seine eisigen grauen Augen musterten sie, und ein selbstgefälliges Lächeln spielte auf seinen Lippen.

"Nun, Miss Blackwood," sagte er leise, seine Stimme triefend vor Arroganz. "Dachten Sie, dass Sie mir entkommen können?"

Lizzies Herz raste. Eine kalte Angst kroch durch ihre Glieder. Sie riss die zweite Robe an sich, um ihre Nacktheit zu verbergen - immerhin stand sie nur in ihrer Unterwäsche vor ihm. „Was wollen Sie?" Ihre Stimme zitterte leicht, obwohl sie verzweifelt versuchte, sich stark zu geben. Sie zog die Robe enger um sich, als könnte sie sich vor seinen durchdringenden Blicken schützen.

Malfoy trat nun ganz in die Umkleidekabine, und Lizzie bemerkte entsetzt, dass die Verkäuferin verschwunden war. Diese Frau sollte ihr helfen aber sie war einfach abgehauen! Der Raum schien immer kleiner zu werden, je näher er kam. Seine Hand schoss vor und umgriff ihre, verschränkte ihre Finger mit seinen. Doch es war kein freundliches Händeschütteln - es war ein fester, schmerzhafter Griff.

Lizzie erinnerte sich sofort an die Situation im Buchladen und hoffte verzweifelt, dass auch diesmal jemand eingreifen würde. Sie versuchte, ihre Hand aus seinem Griff zu lösen, aber es war aussichtslos. Seine Kraft war erschreckend.

„Lassen Sie mich sofort los!" sagte sie, ihre Stimme eine Mischung aus Panik und Ärger. Sein Gesicht verzog sich zu einer grotesken Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte.

„Nicht doch, Liebling," zischte er. „Du hast denselben Fehler schon wieder gemacht."

„Was?" fragte sie verwirrt, während sie angestrengt nach einem Ausweg suchte.

Mit der anderen Hand machte er eine Geste, die sie zum Schweigen bringen sollte. „Ich habe hier das Sagen. Du wirst mir verdammt noch mal nicht mehr widersprechen!" Das letzte Wort schrie er beinahe. Lizzies Atem stockte, und sie hoffte inständig, dass die Verkäuferin - oder irgendjemand - seine wütende Stimme gehört hatte und zur Hilfe eilen würde.

Aber Hilfe war anscheinend nicht zu erwarten. Die Stille im Laden wirkte bedrückend, als wäre die ganze Welt um sie herum verschwunden. „Ich…“ begann Lizzie, doch ihre Stimme brach. Der Mut, den sie eben noch gespürt hatte, schwand, und sie senkte den Blick. Malfoys Griff wurde fester, als er ihr Kinn packte und es mit brutaler Sanftheit hochdrückte, sodass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen.

„Schau mich an,“ zischte er. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie wollte nicht schwach erscheinen, aber die Angst, die von ihm ausging, war überwältigend. Sie konnte es nicht verhindern – eine einzelne Träne löste sich aus ihrem Auge und rann über ihre Wange.

Malfoy lächelte kalt, als er die Träne bemerkte. „Du hast Angst,“ stellte er zufrieden fest. „Das ist gut. Es ist genau das, was ich sehen wollte.“ Er beobachtete sie wie ein Raubtier, das seine Beute vor dem finalen Schlag taxiert. „Und du traust dich nicht einmal mehr, zu sprechen. Genau so gefällt mir das. Endlich hast du begriffen, wer hier das Sagen hat.“

Lizzies Herz raste, doch etwas in seinen Worten löste eine Flamme in ihr aus. Sie war keine schwache, wehrlose Figur in seinem Spiel. Sie wollte sich nicht von ihm beherrschen lassen. Die Wut, die sie tief in sich begraben hatte, stieg in ihr auf, überschattete die Angst, die sie zuvor gelähmt hatte. Sie riss sich innerlich zusammen, spannte die Schultern und sah ihm fest in die Augen. „Ich hasse Sie!“ Ihre Stimme war klarer und stärker, als sie es erwartet hatte. „Lassen Sie mich endlich in Ruhe.“

Malfoy erstarrte. Einen Moment lang lag Überraschung in seinem Blick, als hätte er nicht geglaubt, dass sie noch die Kraft hatte, sich zu wehren. Dann verzog sich sein Gesicht zu einem verächtlichen Lächeln. „Du bist also doch nicht so fügsam, wie ich dachte,“ sagte er langsam, mit einem Hauch von Amüsiertheit in der Stimme. „Wie interessant.“

Er ließ ihre Hand los, trat einen Schritt zurück und musterte sie, als würde er überlegen, was er mit ihr tun sollte. Lizzie nutzte den Moment, um tiefer durchzuatmen und ihre Gedanken zu sammeln. Sie musste hier raus, irgendwie. Die Enge der Umkleidekabine drückte auf sie ein, aber sie wusste, dass sie nicht aufgeben durfte.

„Aber weißt du, Lizzie,“ fuhr er fort, „es gibt Grenzen, die du nicht überschreiten solltest. Respekt ist gut, aber Furcht ist besser. Vielleicht wird es Zeit, dass du das lernst.“ Seine Stimme war leise, fast sanft, und gerade das machte seine Worte noch bedrohlicher.

Lizzie biss die Zähne zusammen. Sie würde ihm nicht die Genugtuung geben, sie gebrochen zu sehen. „Ich werde Ihnen nie gehorchen,“ sagte sie leise, aber bestimmt. „Nie.“
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So jetzt hab ich endlich ein neues Kapitel geschafft 😊 Diese Woche wars in der Arbeit sehr stressig, deswegen kam ein neues erst jetzt.
Ich hoffe es gefällt euch :)
Auf votes und Kommentare würde ich mich wie immer freuen!

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