Kapitel 6: Ein Tag bei den Eltern

Am nächsten Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster ihres kleinen Schlafzimmers fielen, fühlte sich Lizzie besser. Die Schwere, die sie am letzten Abend geplagt hatte, war verflogen, und eine leise Vorfreude begann in ihr zu keimen. Heute würde sie ihre Eltern besuchen, um die Neuigkeiten über ihre zukünftige Anstellung im Ministerium zu feiern. Die Aussicht darauf ließ ihr Herz etwas leichter schlagen.

Lizzie beschloss, den Morgen langsam anzugehen. Sie setzte sich an ihren kleinen Küchentisch, der sich unter einem Fenster befand, das den Blick auf den sonnigen Garten freigab. Ein paar Vögel zwitscherten fröhlich, während sie die warmen Sonnenstrahlen genossen. Der Duft von frischem Kaffee erfüllte die Luft, als sie sich eine Tasse einschenkte. Sie setzte sich mit einer dampfenden Tasse Kaffee und einem Stück Toast, das mit Erdbeermarmelade bestrichen war, an den Tisch und genoss das einfache, aber beruhigende Frühstück.

Danach lehnte sie sich entspannt zurück und griff nach einem Buch, das sie in den letzten Tagen angefangen hatte. Es war eine fesselnde Lektüre, ein magischer Roman, der von längst vergessenen Zeiten erzählte, als Drachen noch frei über die Welt flogen und Magie wild und ungezähmt war. Die Geschichte zog sie sofort in ihren Bann, und Lizzie verlor sich in den fantastischen Welten, die sich vor ihren Augen entfalteten.

Die Zeit verstrich, ohne dass Lizzie es bemerkte. Sie war so tief in die Handlung vertieft, dass sie den Überblick über die Stunden verlor. Es war erst, als die goldenen Sonnenstrahlen des späten Vormittags durch das Fenster schienen, dass sie langsam aus ihrer literarischen Trance erwachte. Sie legte das Buch beiseite, streckte sich und gähnte. Der Blick auf die Wanduhr ließ ihr Herz jedoch plötzlich einen Schlag aussetzen. Es war bereits kurz vor 14 Uhr!

Panik durchzuckte sie. Ihre Eltern hatten sie für 14 Uhr eingeladen, und nun war die Zeit fast um. Hastig sprang Lizzie von ihrem Stuhl auf, das Buch fiel dabei fast vom Tisch, aber sie achtete nicht darauf. „Wie konnte ich nur so die Zeit vergessen?", murmelte sie verzweifelt, während sie eilig in ihr Schlafzimmer stürzte, um sich umzuziehen.

Sie trug noch immer ihren blauen Pyjama, dessen weiches, fließendes Material in einem wunderschönen Blauton leuchtete. Doch jetzt war keine Zeit mehr, die Farben zu bewundern. Sie zog hektisch ihre Kleiderschranktür auf und riss mehrere Kleider heraus, bevor sie sich für eines entschied: Ein sommerliches Kleid aus leichtem, hellblauem Stoff mit einem zarten Blumenmuster. Es fiel sanft über ihre Schultern und endete knapp über den Knien, perfekt für das warme Wetter und dennoch schick genug für ein Treffen mit ihren Eltern.

Nachdem sie das Kleid übergestreift hatte, rannte Lizzie ins Badezimmer, um sich schnell zu schminken. Sie entschied sich für ein dezentes Make-up, das ihre natürlichen Züge betonte. Ein Hauch von Rouge verlieh ihren Wangen eine frische Farbe, und ein leichter, pinker Lippenstift betonte ihre Lippen. Mit einer schnellen Handbewegung zog sie noch einen dünnen Lidstrich und tuschte ihre Wimpern, um ihre Augen zum Strahlen zu bringen. Es war keine aufwändige Prozedur, aber das Ergebnis war dennoch elegant und ließ sie frischer und wacher aussehen.

Ein letzter Blick in den Spiegel zeigte ihr eine junge Frau, die bereit war, den Tag zu genießen. Lizzie nickte sich selbst zu, dann wandte sie sich ab und lief zurück ins Wohnzimmer, wo ihre Eule, Eris, auf ihrem hölzernen Ständer saß und Lizzie neugierig ansah.

„Ich bin spät dran, Eris", sagte Lizzie entschuldigend, während sie ihrer Eule liebevoll über das weiche Gefieder strich. „Pass gut auf das Haus auf, während ich weg bin." Eris blinzelte sie verständnisvoll an und stieß ein sanftes, beruhigendes Gurren aus.

Als sie den Kamin betrat und sich bereit machte, zu flohen, warf sie einen letzten Blick auf die Uhr. Es war eine Minute vor 14 Uhr. „Das wird knapp," murmelte sie. Dann griff sie nach einer Prise Flohpulver, sprach den Namen ihres Ziels aus und konzentrierte sich auf das gemütliche Wohnzimmer ihrer Eltern. Mit einem leisen Knall verschwand sie aus ihrer Wohnung.

Kaum eine Sekunde später stand sie im Kamin im Wohnzimmer ihrer Eltern. Die warme, heimelige Atmosphäre begrüßte sie sofort. Die Wände waren in einem warmen Cremefarbton gestrichen, und zahlreiche magische Bilder von Familienausflügen und besonderen Momenten hingen an den Wänden. In der Luft lag der Duft von frischem Kaffee und süßem Kuchen, der sofort Kindheitserinnerungen in Lizzie wachrief.

Noch bevor sie sich richtig umsehen konnte, öffnete sich die Tür zum Wohnzimmer, und ihr Vater trat ein. „Lizzie, mein Schatz!", rief er aus und zog sie sofort in eine herzliche, väterliche Umarmung. Der vertraute Duft seines Rasierwassers ließ Lizzie entspannen, und sie legte ihre Arme um ihn, während sie spürte, wie ihre innere Unruhe endgültig verschwand.

„Hallo, Papa", sagte sie lächelnd, als sie ihn wieder losließ. „Ich hoffe, ich bin nicht zu spät."

„Ganz und gar nicht", entgegnete er fröhlich. „Du bist genau pünktlich, wie immer." Er legte ihr liebevoll eine Hand auf die Schulter und führte sie hinaus in den Garten, wo sie bei dem herrlichen Wetter den Nachmittag verbringen wollten.

Der Garten war ein kleines Paradies. Blühende Rosenbüsche säumten den Weg zu einem gemütlichen, runden Tisch, der unter einem alten Kirschbaum aufgestellt war. Der Baum spendete angenehmen Schatten, und die Blätter raschelten leise im Wind. Am Tisch sah Lizzie ihre Mutter, die gerade dabei war, die letzten Vorbereitungen für den Nachmittag zu treffen.

Lizzies Mutter war eine zierliche Frau mit braunem Haar, das in einem eleganten Knoten hochgesteckt war. Trotz ihres Alters strahlte sie eine unglaubliche Lebendigkeit aus, die in ihren warmen, braunen Augen glitzerte. Sie deckte gerade den Tisch mit buntem Geschirr, das wie immer perfekt aufeinander abgestimmt war. Als sie Lizzie bemerkte, erhellte sich ihr Gesicht zu einem breiten Lächeln, und sie eilte auf ihre Tochter zu.

„Lizzie, meine Liebe!", rief sie, während sie Lizzie in eine feste Umarmung zog, die so herzlich war, dass Lizzie kurzzeitig die Luft wegblieb. Ihre Mutter drückte sie fest an sich, als wollte sie die Zeit nachholen, in der sie ihre Tochter nicht gesehen hatte.

Lizzie, die langsam nach Luft rang, warf ihrem Vater einen hilfesuchenden Blick zu, der die Situation sofort verstand. „Schatz, lass sie doch erst mal durchatmen", sagte er schmunzelnd und legte sanft seine Hand auf den Arm seiner Frau. „Du hast noch genug Zeit, dich mit ihr zu unterhalten. Lass uns doch erst mal etwas essen."

„Oh, natürlich", erwiderte ihre Mutter, ließ Lizzie endlich los und fuhr sich verlegen durch das Haar. „Ich freue mich einfach so sehr, dich zu sehen, Lizzie! Es ist schon eine Weile her, dass wir uns das letzte Mal so lange unterhalten haben." Sie lächelte, und ihre Augen leuchteten vor Freude, als sie Lizzie zum Tisch führte.

„Ich freue mich auch, Mama", sagte Lizzie sanft, während sie sich setzte und den liebevoll gedeckten Tisch bewunderte. Ihre Mutter hatte sich wirklich Mühe gegeben, wie immer. In der Mitte des Tisches stand eine große Kanne Kaffee, daneben ein Teller mit kleinen Sandwiches und Gebäck. Doch das Highlight war eindeutig der Schokokuchen, den ihre Mutter bereits angeschnitten hatte. Auf jedem Stück prangten saftige Erdbeeren, die mit einem leichten Zuckerguss überzogen waren.

„Dein Lieblingskuchen", sagte ihre Mutter stolz, als sie Lizzie ein Stück auf einen Teller legte und es ihr reichte. „Ich habe extra die süßesten Erdbeeren ausgesucht, die ich finden konnte."

Lizzie nahm den Teller entgegen und lächelte dankbar.
Während sie sich das große Stück des Schokokuchens schmecken ließ, plauderten sie und ihre Eltern über alles Mögliche. Sie erzählte ihnen von dem Besuch von Mrs. Dawlish, den Brief vom Ministerium und die Vorbereitungen die sie für ihren ersten Tag im Ministerium getroffen hatte, und ihre Eltern hörten aufmerksam zu. Ihre Mutter stellte immer wieder besorgte Fragen, ob sie auch an alles gedacht habe, und ihr Vater nickte zustimmend, als Lizzie von den neuen Roben und der eleganten Tasche berichtete, die sie noch brauchte.

Als Lizzie schließlich schon das zweite große Stück Kuchen gegessen hatte, lehnte sie sich zufrieden zurück. „Ich glaube, ich platze gleich", sagte sie lachend und legte sich eine Hand auf den Bauch. „Gut, dass ich heute ein lockeres Kleid an habe!"

Ihre Eltern lachten mit, und das Gespräch floss weiter, leicht und ungezwungen. Sie sprachen über alte Zeiten, über Lizzies Kindheit, über ihre alten Freunde und über die Hobbys, die sie früher gemeinsam gepflegt hatten. Es war ein Nachmittag voller Erinnerungen, voller Wärme und Liebe.

Nach einer Weile stand ihr Vater plötzlich auf und grinste sie schelmisch an. „Lizzie, hast du Lust, mal wieder mit mir zu fliegen? So wie früher, als du noch klein warst?"

Lizzies Augen leuchteten auf. „Ja, unbedingt!", rief sie begeistert. Es war eine ihrer liebsten Erinnerungen aus der Kindheit - die Flüge mit ihrem Vater. Er hatte ihr das Fliegen beigebracht, und sie hatten oft kleine Wettkämpfe gemacht, wer schneller war oder wer die spektakuläreren Manöver fliegen konnte.

Ihr Vater verschwand kurz im Haus und kam mit seinem alten Besen zurück. Lizzie stand ebenfalls auf, zog ihren Zauberstab und rief: „Accio Feuerblitz!" Fast augenblicklich hörte sie das Sausen des heranfliegenden Besens, und kurz darauf hielt sie ihn in den Händen. Der Feuerblitz war ein besonderes Geschenk ihrer Eltern gewesen, das sie zum Abschluss in Hogwarts erhalten hatte. Sie hätte sich diesen Besen niemals selbst leisten können, und er war ihr immer noch sehr wertvoll.

„Bereit?", fragte ihr Vater, als er sich auf seinen Besen schwang.

„Ja!", antwortete Lizzie, stieg ebenfalls auf ihren Besen und stieß sich vom Boden ab. Der Wind strich ihr durchs Haar, als sie in den Himmel aufstieg, und für einen Moment fühlte sie sich wieder wie das kleine Mädchen, das mit ihrem Vater über die Felder jagte.

Diesmal jedoch war es kein Wettkampf, sondern ein entspanntes Fliegen, bei dem jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Lizzie genoss das Gefühl der Freiheit, das Fliegen mit sich brachte, und ließ ihren Blick über die vertraute Landschaft schweifen. Der Himmel färbte sich langsam orange, als die Sonne sich dem Horizont näherte, und es war eine ruhige, friedliche Atmosphäre.

Als es schließlich dunkel wurde, landeten sie sanft im Garten ihrer Eltern. Lizzie war dankbar für diese Zeit, die sie mit ihrem Vater verbringen konnte, und die Erinnerungen, die sie dabei auffrischten. „Danke, Papa", sagte sie, als sie sich von ihrem Besen schwang und ihm in die Augen sah. „Das war wunderbar."

„Immer gerne, Lizzie", antwortete er mit einem liebevollen Lächeln. „Ich bin stolz auf dich, weißt du das?"

Lizzie fühlte sich warm ums Herz, als sie ihm in die Arme fiel und ihn noch einmal fest umarmte. „Ich weiß, Papa. Danke."

Nachdem sie sich von ihrem Vater gelöst hatte, verabschiedete sie sich auch von ihrer Mutter, die ihr noch ein paar Stücke Kuchen für den Weg einpackte. „Für später, wenn du wieder zu Hause bist", sagte sie augenzwinkernd.

Lizzie nahm das Päckchen dankbar entgegen, drückte ihre Mutter noch einmal fest und versprach, bald wieder vorbeizukommen. Nachdem sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatte, trat sie in den Vorgarten, atmete die kühle Abendluft tief ein und schloss für einen Moment die Augen. Der Tag war lang gewesen, aber er hatte ihr viel Freude gebracht. Mit einem letzten Blick zurück apparierte sie nach Hause.

Als sie in ihrer kleinen Wohnung ankam, war die Müdigkeit überwältigend. Sie stellte das Päckchen mit dem Kuchen auf den Küchentisch und streckte sich gähnend. Der Tag war wunderschön gewesen, doch jetzt wollte sie nur noch ins Bett. Doch bevor sie sich schlafen legte, entschied sie sich, schnell ihre Kleidung zu wechseln. Sie schlüpfte aus ihrem sommerlichen Kleid und zog ein bequemes Nachthemd an, das sich sanft auf ihrer Haut anfühlte. Sie kuschelte sich unter ihre Decke und schloss die Augen. Kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt, glitt sie in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
.
.
.
.
.
.
_______________________________________
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Diesmal ist es ein etwas längeres Kapitel, da ich gestern keins eingestellt habe 😊 Ich würde mich über Kommentare und votes freuen!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top