Kapitel 24: Eine ungewöhnliche Verhandlung
Lizzie saß in der tiefen Stille der Bibliothek, umgeben von den hohen, dunklen Bücherregalen, die den Raum wie eine Festung der Weisheit umgaben. Das Licht war gedämpft, nur ein paar schwebende Kerzen erhellten den Raum mit einem sanften, warmen Schimmer. Sie hatte ein schweres Buch vor sich, das sie aufmerksam durchblätterte. Der alte Einband fühlte sich rau unter ihren Fingerspitzen an, und der Geruch von Pergament und Tinte schwebte in der Luft – ein Geruch, den sie immer mit Ruhe und Wissen verbunden hatte.
Das Buch war ein alter Text über Schutzzauber. Zwar waren viele Zauber zu komplex, um ohne einen Zauberstab ausgeführt zu werden, doch Lizzie suchte nach Hinweisen – nach irgendetwas, das ihr helfen könnte, aus diesem goldenen Gefängnis zu entkommen. Sie hoffte, dass zwischen den sorgsam geschriebenen Zeilen eine Lösung verborgen lag.
Aber das Buch war sperrig, die Sprache veraltet, und ihre Konzentration ließ nach. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab – zu den verschlossenen Türen im ersten Stock, zu Lucius’ Worten über Traditionen und Macht, zu Dobby, dessen Loyalität zu seinem Herrn sie so bitter schmerzte.
Gerade als sie eine Passage zum zweiten Mal las, hörte sie hinter sich leise Schritte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie hatte sich an die Ruhe gewöhnt und war nicht darauf vorbereitet, gestört zu werden.
Lucius stand in der Tür, sein blonder Zopf makellos, seine Haltung aufrecht und selbstsicher. Er trug eine schwarze Robe, deren Stoff im Kerzenlicht schimmerte. Seine grauen Augen musterten sie mit einer Mischung aus Neugier und Zufriedenheit.
„Interessantes Buch, das du da hast“, sagte er mit leiser Stimme, während er sich auf sie zubewegte.
Lizzie starrte ihn an und zwang sich, ruhig zu bleiben. „Man könnte sagen, dass es… aufschlussreich ist.“
Lucius hob eine Augenbraue, ein kaum merkliches Lächeln spielte um seine Lippen, als er an ihrer Seite Platz nahm. Ohne ein weiteres Wort zog er einen Stuhl heran und ließ sich nieder. Die plötzliche Nähe beunruhigte Lizzie. Sie konnte seinen dezenten Duft wahrnehmen, eine Mischung aus Zedernholz und einer dunklen, fast betörenden Note, die sie nicht einordnen konnte.
Sie schloss sich noch enger in ihre Gedanken ein und tat so, als würde sie sich wieder dem Buch widmen, doch ihre Konzentration war dahin. Sie konnte nicht ignorieren, dass er da war – die Spannung zwischen ihnen war greifbar.
Lucius sagte nichts, rührte sich kaum. Minuten vergingen, die sich wie Stunden anfühlten, und die Stille wuchs. Lizzie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er schien vollkommen entspannt, als würde er ihre Nervosität genießen.
Schließlich brach Lucius die Stille – auf seine Art. Mit einer geschmeidigen Bewegung schlug er das Buch vor ihr zu, sodass der dumpfe Klang durch die Bibliothek hallte. Lizzie zuckte zusammen und sah ihn mit funkelnden Augen an.
„Du bist so angespannt, Lizzie“, sagte er sanft und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich frage mich, woran das liegen könnte.“
Sie atmete tief durch und versuchte, ihre Wut zu unterdrücken. „Vielleicht liegt es daran, dass ich in einem Haus festgehalten werde, das ich nicht verlassen darf“, antwortete sie trocken.
Lucius lächelte schief. „Ah, immer dieser Widerspruch. Aber das war nicht meine Frage. Ich meinte, was du wirklich denkst. Was beschäftigt dich?“
Lizzie verschränkte die Arme und musterte ihn herausfordernd. „Vielleicht denke ich darüber nach, wie ich hier herauskomme.“
Sein Lächeln wurde breiter, doch es war mehr eine Warnung als eine Geste des Amüsements. „Und ich denke darüber nach, wie ich dich dazu bringen kann, dieses Haus als dein Zuhause zu akzeptieren.“
Ein angespanntes Schweigen breitete sich aus, doch zu ihrer Überraschung änderte sich Lucius’ Tonfall plötzlich. Er klang weniger kontrolliert, fast... ehrlich. „Du bist intelligent, Lizzie. Das bewundere ich. Aber Intelligenz allein wird dir hier nicht helfen. Warum versuchst du nicht, dich anzupassen?“
Lizzie spürte, wie ihre Anspannung nachließ, wenn auch nur ein wenig. Die unerwartete Wendung ließ sie innehalten. „Warum sollte ich das tun?“
„Weil ich dir ein Leben bieten kann, das viele sich wünschen würden. Es mag dir jetzt wie ein Käfig erscheinen, aber es könnte ein Königreich sein, wenn du es zulässt.“
Sie hielt seinem Blick stand, versuchte, einen Funken Wahrheit in seinen Worten zu erkennen. Aber was sie sah, war eine Mischung aus Stolz, Überzeugung und etwas, das sie nicht ganz deuten konnte. War es Liebe?
Bevor sie antworten konnte, wurde die Tür geöffnet, und zwei Hauselfen traten ein. Sie trugen silberne Tabletts mit kunstvoll arrangiertem Essen – ein Abendessen, das aussah, als käme es aus den besten Restaurants der Zaubererwelt.
Lizzie war überrascht, da sie ja vor kurzem zu Mittag gegessen hatten.
Lucius schien Lizzies erstaunten Blick sehen und deutete auf einen kleinen Tisch in der Ecke der Bibliothek und sagte: „Du hast hier Stundenlang gelesen. Es ist mittlerweile Abend und ich hatte gedacht das wir hier essen könnten. Hier fühlst du dich bestimmt wohler als im Speisesaal.“
Lizzie war überrascht, doch sie sagte nichts und folgte ihm. Die Elfen richteten das Essen schnell her und verschwanden lautlos, bevor sie sich setzen konnte.
Der Tisch war kleiner und intimer als der lange Speisesaal. Das Licht der Kerzen spiegelte sich in den Silberbestecken und Kristallgläsern wider, während der Duft von frischen Kräutern und Gewürzen den Raum erfüllte.
Lucius ließ sich gegenüber von ihr nieder, seine Bewegungen wie immer elegant. „Ich hoffe, das Essen ist nach deinem Geschmack“, sagte er, während er ein Glas Rotwein einschenkte.
Lizzie nickte, obwohl sie kaum Appetit hatte. Sie griff nach der Serviette und legte sie sich auf den Schoß, bevor sie vorsichtig mit dem Essen begann. Der Geschmack war hervorragend, doch es war schwer, die Anspannung abzuschütteln.
„Erzähl mir ein wenig von deinem Leben. Ich möchte mehr von dir wissen“, sagte Lucius plötzlich, während er ein Stück Fleisch mit seinem Messer schnitt.
Lizzie hielt inne und sah ihn an. Sie wollte nicht über sich selbst sprechen, doch sie wusste, dass Widerstand jetzt nichts brachte. „Es war… einfach. Meine Familie ist nicht reich, aber wir haben zusammengehalten. Meine Eltern waren immer für mich da und ich hätte mir keine besseren Wünschen können. Wir waren auch immer viel in der Muggelwelt. Das gehörte für mich zum Alltag. Ich kenne also beide Welten und liebe es. Ich hab auch zwei Freundinnen, die immer für mich da sind. Und natürlich meine Eule .... Eris... oh nein ich habe ihn vergessen. Er hat bestimmt Angst und Hunger. Ich muss zu ihm."
Bei den letzten Sätzen wurde Lizzie panisch und sprang auf.
Lucius erhob sich nach ihrem Worten auch und ging auf sie zu.
„Beruhigunge dich mein Schatz. Dieses Vieh wird schon ohne dich auskommen." Er sprach mit seiner kühlen Art und Weise.
Lizzie stand geschockt da. Eris war kein Vieh! Sie musste zu ihm und ihm helfen. Er hatte sicherlich schon Angst. Es half alles nichts. Sie musste ihn beinahe anflehen.
„Lucius bitte. Ich hab Eris seit dem ich ein Kind war. Ich brauche ihn. Er ist mein Begleiter! Dann hab ich hier wenigstens jemanden."
Lucius schien nach ihren Worten zu überlegen. Nach einer Zeit erschien Entschlossenheit in seinen Augen. „Was bekomme ich dafür, dass ich ihn hierher holen lasse? Ich meine ich brauche auch einen Anreiz."
Lizzie war verzweifelt. Was sollte sie nur tun? „Ich werde nicht mehr abhauen. Versprochen."
Nach ihren Worten fing Lucius an zu lachen. „Mein Schatz. Ich bin nicht blöd! Dein Versprechen ist nichts Wert solange ich dir nicht vertrauen kann."
Lizzie wurde nach seinen Worten nur noch verzweifelter. Es verging immerhin viel Zeit in der ihre kleine Eule alleine war.
„Was möchtest du? Egal was ich sage würde nichts bringen!"
Lucius schien nur auf diese Worte zu warten. Er fing an hinterlistig zu grinsen. Das kannte sie nur zu gut von ihm. „Ich möchte einen Kuss. Außerdem möchte ich mit dir in Ruhe fertig essen."
Nach Lucius Worten stieg in Lizzie die Galle hoch. Aber für ihre Eule musste sie es tun.
„Einverstanden" sagte sie und ging langsam auf ihn zu. Alles in ihr sträubte sich gegen diesen Moment. Ihre Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten, als sie sich näher an Lucius heranwagte. Sie konnte sein intensives, beinahe lauerndes Blicken spüren, das sie regelrecht durchbohrte. Ihre Lippen pressten sich zusammen, als wollte sie sich selbst daran hindern, das Versprechen einzulösen. Doch der Gedanke an Eris – allein, verängstigt – ließ sie schließlich einen zitternden Atemzug nehmen.
Mit stockenden Bewegungen stellte sie sich auf die Zehenspitzen, ihre Hände baumelten unschlüssig an ihrer Seite. Ihre Lippen trafen seine mit einer Härte, die wenig mit Zärtlichkeit zu tun hatte. Es war ein Kuss, den sie ihm widerwillig schenkte, ohne jede Spur von Emotion. Doch Lucius ließ sich davon nicht beirren. Stattdessen legte er eine Hand sanft an ihre Taille, die andere schob sich vorsichtig an ihren Rücken – behutsam, aber bestimmt.
Sein Griff war überraschend sanft, und der Kuss, den er erwiderte, war keineswegs das, was Lizzie erwartet hatte. Er war geduldig, ruhig, fast zärtlich. Sie wollte ihn fortstoßen, sich abwenden und die Situation beenden, doch etwas an seiner Art ließ ihre Entschlossenheit ins Wanken geraten. Sein Atem, warm und gleichmäßig, mischte sich mit ihrem, und ohne dass sie es verhindern konnte, spürte sie, wie ihre Schultern sich entspannten.
Ihre Hände, die sich eben noch gegen seine Brust stemmen wollten, glitten langsam nach oben und ruhten schließlich unsicher an seinem Kragen. Widerwillig begann sie, den Druck seiner Lippen zu erwidern, zunächst zögernd, dann etwas weicher. Ein ungewohntes Gefühl kroch in ihr hoch, ein Hauch von Wärme, der ihre Verteidigung langsam bröckeln ließ.
Lucius bemerkte die Veränderung und zog sie ein klein wenig näher zu sich. Lizzie spürte, wie ihre Knie nachgaben, doch bevor sie ganz dahinschmelzen konnte, löste sie sich abrupt aus dem Kuss. Sie machte einen Schritt zurück, keuchte leise und hielt den Blick auf den Boden gesenkt, während sie versuchte, ihre Haltung wiederzufinden.
„Jetzt“, murmelte sie schließlich, bemüht, ihre Stimme fest klingen zu lassen. „Jetzt lass Eris herbringen.“ Doch ihre zitternden Hände verrieten, dass dieser Moment mehr in ihr ausgelöst hatte, als sie sich selbst einzugestehen bereit war.
Lucius lächelte. Es war kein triumphierendes Lächeln, sondern eines voller zufriedener Ruhe – als hätte er gerade einen unerwarteten Sieg errungen. „Wie du willst“, sagte er leise und drehte sich um, um ihren Wunsch zu erfüllen.
Doch in seinem Blick lag ein Funken, der darauf hindeutete, dass dies nicht das letzte Mal sein würde, dass Lizzie ihm auf diese Weise nachgeben musste.
„Dobby" sprach Lucius aus und der Hauself erschien wenige Sekunden später. „Du wirst sofort zu der Wohnung deiner Herrin apparieren und ihre Eule holen."
Und mit diesen Worten verschwand Dobby auch schon wieder.
„Da dies nun geklärt ist, sollten wir zu Ende essen. Sonst wird es noch ganz kalt" sprach Lucius sie wieder an. Er hob ihren Stul wieder auf. Sie hatte garnicht mitbekommen, dass er umgefallen war. Das musste an ihrer Panik gelegen haben.
Sie aßen schweigend nebeneinander her und nach dem Essen verschwand Luicus wieder und ließ Lizzie in der Bibliothek zurück.
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So ihr Lieben,
Lang lang ists her 🥲 es tut mir wirklich leid, dass es solange gedauert hat. Bei mir war sehr viel los...
Wie fandet ihr das Kapitel? Und was glaubt ihr passiert als nächstes?
Lasst auch gern ein vote und vielleicht sogar ein Kommentar da 😊 ich würde mich sehr freuen!
Eure LeaDarkwood
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