Kapitel 19: Der Weg durch die Gitter

Die letzten zwei Tage waren wie im Flug vergangen. Lizzie hatte kaum Zeit gehabt, ihre Gedanken zu sortieren, bevor der Tag gekommen war, an dem sie ihren Arbeitsvertrag im Zaubereiministerium unterschreiben würde. Dies war der nächste große Schritt in ihrem Leben - einer, der mit ebenso viel Vorfreude wie Unbehagen behaftet war.

An diesem Morgen wachte Lizzie mit einem kribbelnden Gefühl auf. Die Aufregung kroch in ihre Glieder. Sie trat barfuß zum Fenster, schaute auf die noch ruhigen Straßen und holte tief Luft. Heute war der Tag. Alles würde sich ändern.

Doch bevor sie das Ministerium betreten konnte, musste sie eine einfache, aber wichtige Entscheidung treffen: Was sollte sie anziehen? Lizzie stand vor ihrem Schrank, die Hände in die Hüften gestemmt, und ließ ihren Blick über die Roben gleiten. Sie wollte einen guten Eindruck machen, aber keinesfalls zu sehr auffallen. Schließlich entschied sie sich für die dunkelbraune Robe aus schwerem Stoff, die schlicht, aber elegant wirkte. Die Farbe beruhigte sie, als würde sie in dieser Kleidung mit der Umgebung verschmelzen. Mit einem entschlossenen Nicken zog sie sich an und überprüfte im Spiegel noch einmal, ob alles saß.

Dann wandte sie sich ihrer Tasche zu. Sorgfältig verstaute sie die Unterlagen, die sie für die Anmeldung benötigte. Jeder einzelne Zettel war ordentlich zusammengelegt, doch Lizzie prüfte sie ein zweites Mal, um sicherzugehen. Ihr Herz klopfte schneller, und ihre Hände zitterten leicht, als sie den Reißverschluss der Tasche schloss.

„Alles wird gut", murmelte sie zu sich selbst, während sie tief durchatmete. Es war kein gewöhnlicher Morgen. Dies war der Beginn ihrer Zukunft - eine Zukunft, die von ihren Entscheidungen abhängen würde. Bevor sie die Wohnung verließ, verabschiedete sie sich von ihrer Eule Eris, die auf ihrer Stange saß und sie mit schief gelegtem Kopf beobachtete. „Wünsch mir Glück, Eris", flüsterte Lizzie und strich dem Tier über die Federn.

Lizzie disapparierte mit einem leisen Plopp und tauchte nur Augenblicke später vor einer alten, roten Telefonzelle wieder auf - dem provisorischen Eingang für Besucher des Zaubereiministeriums. Da ihre Wohnung nicht an das Flohnetzwerk angeschlossen war und sie noch keine Genehmigung hatte, direkt ins Ministerium zu apparieren, blieb ihr keine andere Wahl, als diesen Umweg zu nehmen. Mit klammen Fingern wählte sie die vertraute Nummer auf der Wählscheibe. Kaum war die letzte Ziffer eingerastet, spürte sie ein Ziehen in ihrem Magen, und im nächsten Moment wurde sie in Windeseile ins Herz des Ministeriums transportiert.

Die Halle war gewaltig, größer, als sie es sich vorgestellt hatte. Glänzende Böden reflektierten das Licht der schwebenden Laternen, und überall wimmelte es von Zauberern und Hexen, die in Eile waren. Lizzie fühlte sich klein inmitten des geschäftigen Treibens, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Ihr Blick schweifte über die Umgebung, während sie versuchte, die richtige Richtung zur Muggelabteilung zu finden. Doch es gab keine Schilder, keine Karte - nichts, was ihr helfen konnte.

Mit einem leisen Seufzen entschied sie sich, jemanden anzusprechen. Sie entdeckte einen älteren Zauberer mit grauem Bart und einem freundlichen Gesicht, der in der Nähe stand. „Entschuldigen Sie", begann sie zögernd. „Können Sie mir sagen, wie ich zur Muggelabteilung komme?"

Der Mann lächelte freundlich. „Natürlich, meine Liebe. Sie nehmen den Aufzug dort drüben - die mit den Gittern - und fahren bis in den vierten Stock. Von dort folgen Sie einfach den Schildern. Es ist ganz leicht zu finden."

Lizzie bedankte sich und machte sich auf den Weg. Die Aufzüge waren beeindruckend: eiserne Gittertüren, die sich mit einem leisen Quietschen öffneten und schlossen. Als sie einstieg, bemerkte sie kaum die anderen Menschen um sie herum - ihre Gedanken waren ganz bei dem bevorstehenden Gespräch.

Im Aufzug stand Lizzie am Rand hinten, den Blick starr nach vorne gerichtet. Vor ihr stieg eine ältere Hexe ein, die in ihrer Tasche kramte und offensichtlich etwas suchte. Lizzie schenkte ihr kaum Beachtung. Sie wollte ihre Nervosität unter Kontrolle bringen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Doch plötzlich spürte sie etwas - eine Berührung an ihrer Hüfte.

Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Sie zuckte zusammen und wollte nach vorne weichen, doch die Hand blieb an ihrem Platz. Bevor sie reagieren konnte, spürte sie, wie sich eine weitere Hand um ihre Taille legte. Die Berührung war fest, besitzergreifend, und Lizzie fühlte sich wie gefangen. Ein Schauer lief über ihren Rücken, als die Hände sie näher zogen. Ihr Körper prallte gegen eine breite, starke Brust, und sie konnte den Atem des Fremden an ihrem Ohr spüren.

„Lassen Sie mich los!" Lizzies Stimme war gepresst, kaum mehr als ein Flüstern. Sie versuchte, sich zu befreien, doch der Griff war zu stark. Die Angst stieg in ihr auf, erstickend wie eine unsichtbare Schlinge um ihren Hals. Sie drehte den Kopf so weit es ging, um den Angreifer zu sehen - und als sie sein Gesicht erkannte, gefror ihr das Blut in den Adern.

Es war er.

Die Erinnerungen, die sie so verdrängt hatte, drangen mit brutaler Gewalt an die Oberfläche. Sein Gesicht, seine Augen - sie hatte gehofft, ihn nie wiederzusehen, gehofft, dass er für immer aus ihrem Leben verschwunden war. Doch nun war er hier, so real wie das Zittern in ihren Händen. Ihr Herz raste, und ihr Atem ging stoßweise, während die Panik sich wie ein Sturm in ihr ausbreitete.

„Was willst du von mir?" Ihre Stimme war rau, voller Angst und Wut zugleich. Doch anstatt zu antworten, zog er sie noch enger an sich. Sein Griff war wie ein eiserner Käfig, und Lizzie fühlte sich machtlos, eingesperrt. Sie wollte schreien, wollte um Hilfe rufen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.

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Was glaubt ihr wer es ist? Bin schon gespannt wer drauf kommt 😊😉

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