Kapitel 18: Die perfekten Roben
Lizzie überprüfte ein letztes Mal, ob alles für den Abend vorbereitet war. Der Tee dampfte auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sofa, eine Kerze verbreitete einen sanften Duft von Lavendel, und die Snacks, die sie noch am Nachmittag zurechtgemacht hatte, lagen ordentlich auf einer kleinen Platte bereit. Sie hatte sich bemüht, eine entspannte und einladende Atmosphäre zu schaffen, doch die leise Aufregung in ihrem Inneren ließ sie immer wieder umherschauen, ob sie auch nichts vergessen hatte.
Plötzlich erklang ein Klopfen an der Tür, und Lizzies Herz machte einen kleinen Sprung. Das musste die Verkäuferin mit den Roben sein! Mit schnellen Schritten ging sie zur Tür und öffnete sie.
Vor ihr stand eine Frau, die sie sofort erkannte. Die Verkäuferin war von freundlicher Statur, ein wenig mollig, und hatte ein rundliches Gesicht, das Wärme und Zuversicht ausstrahlte. Über ihrem Arm trug sie eine große Tasche, die prall gefüllt wirkte – zweifellos mit den Roben, auf die Lizzie so gespannt war.
"Guten Abend, Miss Blackwood," sagte die Verkäuferin mit einem herzlichen Lächeln, "ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie freuen sich schon auf die Roben. Ich habe auch noch drei andere Modelle mitgebracht, damit Sie etwas Auswahl haben."
Lizzie lächelte zurück. "Guten Abend! Es ist schön, dass Sie da sind. Ich freue mich wirklich sehr auf die Anprobe. Kommen Sie doch herein."
Sie öffnete die Tür ein Stück weiter, damit die Verkäuferin eintreten konnte. Die ältere Frau trat ein und streifte ihren Mantel ab, den Lizzie höflich entgegen nahm und an die Garderobe hängte. Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer, wo die Verkäuferin sich auf dem Sofa niederließ.
"Es ist mir wirklich unangenehm," begann Lizzie zögernd, während sie sich ebenfalls setzte, "aber ich habe noch gar nicht nach Ihrem Namen gefragt. Nach dem Vorfall im Laden hatte ich einfach keinen Kopf mehr dafür."
Die Frau winkte lachend ab. "Ach, Liebes, das ist doch völlig verständlich. Nach so einer unangenehmen Situation denkt man nicht an solche Kleinigkeiten. Mein Name ist Vera Green. Aber bitte, nennen Sie mich einfach Vera – sonst komme ich mir so alt vor." Sie zwinkerte Lizzie zu, ihre Augen funkelten amüsiert.
Lizzie lachte leise. "Dann bin ich Lizzie – das passt wohl besser. Möchten Sie vielleicht einen Tee, Kaffee oder etwas anderes?"
"Ein Glas Wasser wäre perfekt, danke. Ich werde währenddessen die Roben auspacken."
Lizzie stand auf und ging in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen. Als sie zurückkam, war sie überrascht, wie schnell Vera alles organisiert hatte. Eine kleine Kleiderstange, die eindeutig mit Magie herbeigezaubert worden war, stand nun im Wohnzimmer. Darauf hingen mehrere Roben, jede sorgsam präsentiert.
Die beiden Roben, die Lizzie bereits zuvor im Laden anprobiert hatte – eine in sattem Grün und eine in edlem Gold – erweckten ihre Aufmerksamkeit. Doch eine neue Robe stach ihr sofort ins Auge: Sie war in einem tiefen, leuchtenden Weinrot gehalten, mit subtilen goldenen Stickereien an den Säumen. Das warme Licht der Kerze ließ die Robe geradezu schimmern.
"Diese hier hat es Ihnen wohl angetan, oder?" fragte Vera mit einem Lächeln, als sie Lizzies Blick bemerkte.
"Ja, sie ist wunderschön," murmelte Lizzie, fast ehrfürchtig.
"Das dachte ich mir. Aber probieren Sie am besten alles an – nur so finden wir die perfekte Wahl. Ich helfe Ihnen gerne."
Lizzie nickte, nahm die grüne Robe von der Stange und verschwand im Nebenzimmer, wo ein großer Spiegel stand. Sie streifte ihre bequeme Kleidung ab und schlüpfte in die Robe. Das samtige Material schmiegte sich angenehm an ihre Haut, und der Schnitt betonte ihre Taille auf eine Weise, die sie selbstbewusst fühlen ließ.
Die Ärmel saßen jetzt perfekt – nicht zu lang und nicht zu kurz – und die Länge der Robe war genau richtig, sodass sie sanft bis knapp über den Boden fiel. Sie drehte sich langsam vor dem Spiegel und betrachtete die filigranen Stickereien entlang der Säume. Es war die perfekte Mischung aus Eleganz und Professionalität, genau das, was sie für ihren ersten Tag im Ministerium brauchte.
Mit einem Lächeln auf den Lippen kehrte sie ins Wohnzimmer zurück. Vera hob den Kopf und musterte Lizzie mit kritischem, aber freundlichem Blick. Nach einem Moment nickte sie zufrieden.
"Ja, das ist es. Die Änderungen haben ihren Zweck erfüllt. Sie sehen umwerfend aus, Lizzie."
"Danke, Vera," antwortete Lizzie und strich über die weichen Falten des Stoffs. "Die Robe fühlt sich wirklich perfekt an. Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Schönes getragen."
"Es freut mich, dass sie Ihnen gefällt. Aber jetzt sollten Sie unbedingt die goldene Robe anprobieren – ich bin sicher, sie wird genauso gut passen."
Lizzie schlüpfte wieder ins Nebenzimmer, um die grüne Robe gegen die goldene zu tauschen. Diese war ein Traum aus schimmerndem Stoff, der bei jedem Lichtwechsel golden glitzerte. Sie zog sie vorsichtig an und stellte mit einem schnellen Blick in den Spiegel fest, dass auch diese Robe perfekt saß. Die Änderungen hatten die Passform optimiert, und das leicht ausgestellte Design betonte ihre Figur auf eine elegante, aber dezente Weise.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte Vera bereits ein Glas Wasser in der Hand, das sie mit einem Schmunzeln auf den Tisch stellte. "Die goldene steht Ihnen fast noch besser als die grüne, muss ich sagen."
Lizzie betrachtete sich in dem Spiegel, der an der Wand des Wohnzimmers hing. Die goldene Robe war wirklich wunderschön, aber sie fühlte sich ein wenig festlicher an – vielleicht ein bisschen zu viel für einen ersten Arbeitstag.
"Sie ist wunderschön," gestand Lizzie. "Aber ich glaube, die grüne ist besser für den ersten Tag. Die goldene... die ist für etwas Besonderes."
"Das dachte ich mir. Aber solche Roben kann man öfter brauchen, als man denkt," sagte Vera mit einem Augenzwinkern. "Nun, wollen wir die neuen Roben ausprobieren? Ich bin besonders gespannt, wie Ihnen die weinrote gefällt."
Lizzie nickte, nahm die nächste Robe von der Stange und verschwand wieder im Nebenzimmer. Diese Robe war völlig anders als die anderen: ein tiefer, warmer Weinrotton, durchsetzt mit feinen goldenen Stickereien, die fast wie kleine Sterne wirkten. Der Stoff fühlte sich geschmeidig und luxuriös an, ohne zu schwer zu sein.
Als sie vor dem Spiegel stand, hielt sie für einen Moment inne. Diese Robe war etwas Besonderes. Sie hatte eine Eleganz, die sie nicht erklären konnte, und gleichzeitig etwas Vertrautes, als hätte sie darauf gewartet, getragen zu werden.
Sie trat zurück ins Wohnzimmer, und Veras Augen leuchteten auf. "Oh, Lizzie! Das ist... das ist einfach atemberaubend."
Lizzie drehte sich langsam, während der Stoff sanft mit ihr schwang. "Es fühlt sich anders an als die anderen. Besonders."
"Das ist sie auch," sagte Vera. "Ich habe sie speziell für Sie angefertigt, basierend auf dem, was Sie mir beim letzten Mal erzählt haben. Sie vereint Eleganz, Wärme und Stärke – genau das, was ich bei Ihnen sehe."
Lizzie lächelte, ihre Wangen fühlten sich warm an. "Ich glaube, das ist meine neue Lieblingsrobe."
"Das dachte ich mir," erwiderte Vera zufrieden. "Und die blaue?"
Lizzie zog die vorletzte Robe an. Sie war schlicht und elegant, ein tiefes Mitternachtsblau mit kleinen silbernen Akzenten, die wie Sternenstaub wirkten. Sie war leichter und etwas weniger auffällig als die anderen, aber dennoch unglaublich schön. Als Lizzie ins Wohnzimmer zurückkehrte, nickte Vera anerkennend.
"Diese hier ist vielleicht nicht für den ersten Tag, aber sie hat etwas Beruhigendes, etwas... Vertrauenswürdiges."
Lizzie nickte. "Ja, sie fühlt sich an wie ein Kleid für wichtige, aber diskrete Momente."
Und schließlich griff Lizzie zur letzten Robe. Auf den ersten Blick war sie unscheinbar – ein tiefes Braun, fast schwarz, ohne Verzierungen oder auffällige Details. Doch als Lizzie sie anzog, wurde ihr klar, dass genau diese Schlichtheit ihren Reiz ausmachte. Der Stoff war leicht, aber robust, und der Schnitt schlicht, jedoch perfekt auf ihre Figur abgestimmt. Sie sah sich im Spiegel an und spürte, wie diese Robe eine ganz andere Art von Selbstbewusstsein in ihr hervorrief. Sie wirkte zurückhaltend, aber professionell, und gerade diese Schlichtheit machte sie ideal für alltägliche Arbeitstage im Ministerium. Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, nickte Vera zustimmend.
"Manchmal ist weniger mehr," sagte sie mit einem zufriedenen Lächeln. "Das hier schreit nicht nach Aufmerksamkeit, aber es zeigt, dass Sie Ihre Arbeit ernst nehmen – genau das Richtige für Tage, an denen es um den Inhalt und nicht das Äußere geht."
Lizzie fuhr sanft mit den Fingern über den Ärmel und lächelte. "Genau das habe ich gesucht. Sie haben wirklich für jede Situation das Richtige dabei. Von solchen schlichten Roben könnte ich noch 3 ähnliche gebrauchen, falls sie mir noch welche anfertigen können. Von diesen brauche ich für das alltägliche mehr."
"Aber natürlich kann ich Ihnen noch drei weitere anfertigen. Mich freut es das dir meine Arbeit gefällt. Ich werde dir dann eine Eule schicken, wenn ich sie fertig habe"
Nachdem die Auswahl getroffen war, ließen sie den Abend ruhig ausklingen. Vera zauberte einen weiteren Tee herbei, und die beiden saßen noch eine Weile zusammen, plauderten über Alltägliches, lachten über kleine Anekdoten und tauschten Geschichten aus. Lizzie fühlte sich entspannt und wohl in Veras Gesellschaft, fast so, als würde sie mit einer guten Freundin sprechen.
Als Vera schließlich aufbrach, fühlte Lizzie sich nicht nur bestens ausgestattet, sondern auch inspiriert und voller Vorfreude auf die kommenden Tage. Sie war sich sicher, dass dieser Abend sie noch lange begleiten würde.
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