3 Kapitel: Ein unerwarteter Besuch
Lizzie stand regungslos vor der Tür, das Klopfen hallte in ihrem Kopf wider wie ein Echo, das nicht verstummen wollte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, ein dumpfes Pochen in ihrer Brust, das sie an die Furcht erinnerte, die sie seit der Begegnung mit Lucius Malfoy nicht mehr losgelassen hatte. Die Begegnung mit ihm hatte etwas in ihr verändert, eine tiefsitzende Unsicherheit geweckt, die sie nicht einordnen konnte. Und jetzt, wer konnte das sein? Es war ein normaler Wochentag, niemand hatte seinen Besuch angekündigt, und die Ungewissheit darüber, wer an ihrer Tür stand, ließ ihre Hand am Türgriff zögern.
Lizzie war keine Person, die sich leicht von Angst leiten ließ, aber heute war es anders. Der Gedanke, einfach nicht zu öffnen, lag ihr nahe, als eine unheilvolle Vorahnung in ihr aufstieg. Was, wenn es etwas war, dem sie sich nicht gewachsen fühlte? Die Welt schien plötzlich viel größer und bedrohlicher, und sie fühlte sich kleiner und verletzlicher als je zuvor.
Doch sie zwang sich, die Angst beiseitezuschieben. Tief durchatmend, in dem Versuch, die aufkommende Panik zu unterdrücken, drehte sie schließlich den Griff und öffnete die Tür langsam, ihre Gedanken rasend.
Vor ihr stand eine Frau mittleren Alters, deren Gesicht ihr auf den ersten Blick unbekannt vorkam. Die Fremde hatte ein freundliches, aber ernstes Gesicht. Ihr braunes Haar war ordentlich zu einem Dutt hochgesteckt, und sie trug eine schlichte, dunkle Robe in tiefem Grün, die an die förmlichen Gewänder erinnerte, die oft im Ministerium für Zauberei getragen wurden. Ihre Augen, scharf und wachsam, musterten Lizzie, als ob sie versuchten, die tiefsten Geheimnisse ihrer Seele zu ergründen.
„Guten Morgen," sagte die Frau schließlich, ihre Stimme fest und bestimmt, aber nicht unfreundlich. „Verzeihen Sie die Störung. Mein Name ist Miriam Dawlish, ich komme vom Ministerium für Hexerei und Zauberei."
Lizzie blinzelte überrascht, fühlte, wie ihre Gedanken sich wie ein Netz verhedderten. Vom Ministerium? War das gut oder schlecht? Ein schneller, instinktiver Blick über die Schulter in ihr Wohnzimmer verriet nichts Verdächtiges. Schließlich öffnete sie die Tür ein wenig weiter. „Oh, bitte, kommen Sie doch herein," sagte sie, ihre Stimme noch etwas unsicher. Ihr Verstand war voller Fragen, doch ihre Erziehung zwang sie zu Höflichkeit.
Miriam Dawlish trat ein, sah sich kurz um, und Lizzie folgte ihr ins Wohnzimmer, die Anspannung in ihren Schultern kaum verbergend. Sie bot ihr einen Platz auf dem Sofa an, während sie selbst unsicher in ihrem Sessel Platz nahm. „Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?" fragte Lizzie, der Versuch, ihre Nervosität zu überdecken, klang in ihren Ohren ungeschickt.
„Gerne," antwortete Mrs. Dawlish, während sie ihre Tasche abstellte und sich setzte. Ihre Augen, die fast unmerklich die Umgebung erfassten, ließen Lizzie einen Schauer über den Rücken laufen.
Lizzie verschwand kurz in der Küche, um zwei Tassen Kaffee zu holen, und versuchte dabei, ihre aufkommende Nervosität zu unterdrücken. Was könnte das Ministerium von ihr wollen? Hatte sie etwas falsch gemacht? Als sie mit den Tassen zurückkam, versuchte sie, sich zu beruhigen, während sie eine der Tassen Mrs. Dawlish reichte und sich dann wieder in den Sessel setzte, die Finger leicht zitternd um ihre eigene Tasse gewickelt.
„Vielen Dank," sagte die Dame und nahm einen Schluck, ihre Bewegungen ruhig und kontrolliert. „Miss Blackwood, ich komme heute zu Ihnen, um über eine besondere Möglichkeit zu sprechen. Das Ministerium hat von Ihren Fähigkeiten gehört und möchte Ihnen ein Jobangebot unterbreiten."
Lizzie starrte die Frau überrascht an, versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Ein Jobangebot?" wiederholte sie ungläubig. „Aber ich... ich hab in nicht mehr als einem Monat meinem Studium beginn. Ich bin noch nicht bereit für einen Job."
Miriam Dawlish lächelte leicht, ein Hauch von Verständnis in ihren Augen. „Ich verstehe, dass das überraschend kommt, aber das Ministerium ist der Meinung, dass Ihre Fähigkeiten und Ihr Wissen in der Muggelkunde-Abteilung sehr wertvoll wären. Wir suchen jemanden, der nicht nur theoretisches Wissen hat, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen in der Praxis anzuwenden."
Lizzie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es war eine Sache, in der Theorie gut zu sein, aber in der Praxis? Sie hatte immer gedacht, dass sie noch Jahre der Vorbereitung und des Studiums vor sich hatte, bevor sie in die echte Welt hinausgehen würde. Die plötzliche Möglichkeit, dass ihre Zukunft jetzt beginnen könnte, erschreckte sie. „Das ist ein sehr ehrenwertes Angebot, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich schon bereit bin, im Ministerium zu Arbeiten. Außerdem fühle ich mich noch nicht erfahren genug für so eine Aufgabe."
Mr. Dawlish setzte ihre Tasse ab, ihre Augen auf Lizzie gerichtet, als ob sie tief in ihre Gedanken sehen könnte. „Miss Blackwood, das Ministerium bietet Ihnen diese Stelle an, weil wir glauben, dass Sie genau die richtige Person dafür sind. Ihre Professoren haben Sie sehr gelobt, und wir wissen, dass Sie in der Lage sind, Großes zu leisten. Es ist eine seltene Gelegenheit, und Sie könnten viel lernen und gleichzeitig wertvolle Erfahrungen sammeln."
Lizzie fühlte sich hin- und hergerissen, als ob sie an einem Scheideweg stand, ohne zu wissen, welchen Weg sie einschlagen sollte. Die Vorstellung, im Ministerium zu arbeiten, war verlockend, fast wie ein Traum, aber auch beängstigend. Sie hatte immer geglaubt, dass sie mehr Zeit hätte, dass sie nicht jetzt entscheiden müsste, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte. „Das klingt wirklich nach einer großen Chance," sagte sie schließlich, ihre Stimme leiser als beabsichtigt. „Aber ich muss darüber nachdenken. Es ist keine leichte Entscheidung."
Miriam nickte verständnisvoll. „Natürlich. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Ich werde das Angebot noch einmal schriftlich festhalten und Ihnen zusenden. Sie können uns dann in den nächsten Tagen Bescheid geben."
Lizzie versprach, sich bald zu melden, und begleitete Mrs. Dawlish zur Tür. Als die Frau gegangen war und Lizzie die Tür schloss, lehnte sie sich erschöpft gegen das Holz. Ihre Gedanken rasten, das Gespräch wiederholte sich in ihrem Kopf, während sie versuchte, eine klare Entscheidung zu treffen. War sie wirklich bereit, für so eine große Aufgabe? War sie bereit, ihre Zukunft jetzt zu beginnen, ohne die Sicherheit ihrer Ausbildung?
Den restlichen Tag verbrachte Lizzie damit, sich abzulenken. Sie ging spazieren, ließ die kühle Brise über ihre Haut streichen und hoffte, dass die frische Luft ihre Gedanken klären würde. Doch immer wieder drängte sich das Gespräch mit Miriam Dawlish in ihre Gedanken. Was würde ihre Mutter sagen? Ihr Vater? Sie hatte nie geplant, so plötzlich ins Berufsleben einzutreten. Doch da war auch diese leise Stimme in ihrem Inneren, die ihr sagte, dass dies eine Gelegenheit war, die nicht jeder bekam, eine Gelegenheit, die vielleicht nie wieder kommen würde.
Am Abend, als die Dämmerung hereinbrach und die ersten Sterne am Himmel funkelten, setzte sich Lizzie an ihren Schreibtisch und griff nach Feder und Pergament. Sie begann, einen Brief an ihre Eltern zu schreiben, ihre Hand zögernd, als sie die ersten Worte zu Papier brachte.
„Liebe Mutter, lieber Vater,
ich hoffe, es geht euch gut und ihr genießt den Sommer. Ich schreibe euch, weil ich eine unerwartete, aber aufregende Nachricht habe, die ich gerne mit euch teilen möchte. Heute Morgen erhielt ich Besuch von einer Frau namens Miriam Dawlish, einer Vertreterin des Ministeriums für Hexerei & Zauberei. Sie hat mir ein Jobangebot unterbreitet, das mich vollkommen überrascht hat.
Es scheint, dass das Ministerium jemanden in der Muggelkunde-Abteilung sucht, und meine Professoren haben mich anscheinend sehr gelobt, sodass das Ministerium mich für diese Stelle in Betracht zieht. Ich hätte nie gedacht, dass ich bereits jetzt ein solches Angebot erhalten würde, besonders da ich noch nicht angefangen habe zu studieren.
Die Vorstellung im Ministerium zu arbeiten, ist gleichermaßen aufregend und beängstigend. Auf der einen Seite könnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln und vielleicht sogar meinen Berufseinstieg schneller als gedacht finden. Andererseits fühle ich mich noch nicht bereit, meine Studien aufzugeben, bevor ich sie angefangen habe. Ich habe immer geglaubt, dass ich mehr Zeit hätte, mich vorzubereiten und mir sicher zu sein, was ich mit meinem Leben anfangen will.
Ich bin mir sehr unsicher, wie ich mich entscheiden soll, und ich hoffe, dass ihr mir mit eurem Rat helfen könnt. Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Soll ich diese einmalige Chance ergreifen, auch wenn ich mich noch nicht vollkommen bereit fühle? Oder sollte ich meinem ursprünglichen Plan folgen und mein Studium erst abschließen, bevor ich mich ins Berufsleben stürze?
Ich bin dankbar für jede Hilfe und jeden Rat, den ihr mir geben könnt.
In Liebe,
Eure Tochter Lizzie"
Nachdem sie den Brief sorgfältig versiegelt hatte, rief sie ihre Eule zu sich und schickte den Brief los.
Während die Eule in der Dunkelheit verschwand, fühlte Lizzie sich ein wenig leichter. Sie wusste, dass ihre Eltern ihr helfen würden, eine Entscheidung zu treffen. Bis dahin wollte sie versuchen, den Rest der Nacht zu genießen und sich auf das Positive zu konzentrieren.
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