20 ◇ Aufkommende Gefahr
Aidou warf mir einen besorgten Blick zu, als er sah, dass ich immer noch darum kämpfte, mich zu fassen. Das war jetzt schon das zweite Mal, wo er mich so erschreckt hatte. Mein Herz raste, doch langsam kam ich wieder zur Ruhe. Schließlich schob ich mein Essen beiseite und atmete tief durch. "Solltest du nicht eigentlich im Unterricht sein?" fragte ich, noch etwas unsicher. Er antwortete nur mit einem Seufzen, ließ sich lässig neben mich auf die Bank sinken und blickte mit einem schiefen Grinsen in den klaren Nachthimmel. „Schwänzen trifft es wohl eher“, sagte er amüsiert, während sein Blick in die Ferne schweifte. Die Sterne funkelten über uns, scharf und unendlich fern.
"Wie geht's dir eigentlich?", durchbrach er schließlich die Stille, seine Augen immer noch auf den Himmel gerichtet. "Ich habe gehört, du bist praktisch bei uns einmarschiert." Seine Worte trafen mich, und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Es war unangenehm – eine Erinnerung, die mich wohl noch lange verfolgen würde.
"Tja, ich wollte eigentlich keinen Ärger machen", murmelte ich, unsicher, wie viel er wirklich wusste. Aber was sollte ich schon sagen? Ich hatte keine Ahnung, wie viel Aidou tatsächlich über die Situation erfahren hatte, und in diesem Moment fühlte ich mich nur noch kleiner unter den funkelnden Sternen.
"Ach da war endlich Mal etwas Leben bei uns. Sei es gut oder schlecht, du kannst ja dafür nichts." Erklärte er mir lächelnd und irgendwie stimmte es mich ein wenig Glücklich.
Plötzlich durchzuckte mich eine eiskalte Präsenz – nein, es waren mehrere, und sie fühlten sich an wie gewaltige Schatten, die alles verschlingen wollten. Mein Herz setzte für einen Moment aus, bevor es wie wild zu rasen begann. Aidou bemerkte es ebenfalls, sein Körper spannte sich mit derselben alarmierenden Wachsamkeit wie der meine an. "Es kommt vom Tor!" Die Worte verließen kaum meine Lippen, da war Aidou bereits verschwunden, eine unscharfe Silhouette in der Dunkelheit. Mein Puls dröhnte in meinen Ohren, doch ich zwang mich, ihm zu folgen. Jede Faser meines Körpers schrie, dass nichts Gutes auf uns wartete. Diese Präsenz war furchteinflößend – wie ein Vorbote von Tod und Zerstörung.
Als ich schließlich am großen Tor ankam, blieb mir für einen Augenblick die Luft weg. Da stand sie. Die Reinblüterin Sakura Ryo.
Unbeweglich wie eine Statue, den Blick starr zum Himmel gerichtet, schien sie unnahbar, fast wie aus einer anderen Welt. Doch sie hatte uns bemerkt. In einem langsamen, fast bedrohlichen Moment senkte sie ihren Blick und fixierte uns. Die Kälte in ihren Augen durchdrang mich wie tausend Nadeln. Es war, als ob die Dunkelheit selbst sie umhüllte und uns mit ihr verschlingen wollte. Ein Schauder kroch meinen Rücken hinunter – die Nacht hatte sich plötzlich in etwas Unheimliches verwandelt, und wir standen ihr direkt gegenüber.
„Meine kleine Liebe Lucy, wie schön, dich wiederzusehen.“ Ihre Stimme tropfte vor Spott, während ein hämisches Grinsen ihre Lippen verzerrte. Langsam trat sie näher an das Tor heran, jede Bewegung von einer dunklen Vorfreude durchdrungen. „Ich habe dich so vermisst.“ Mit einem plötzlichen, erschreckend schnellen Ruck stand sie direkt vor dem Tor. Ihre Hand schoss durch die Gitter, die Finger ausgestreckt, als ob sie mich packen wollte.
Aidou stand wie versteinert da, sein Blick starr auf die Frau gerichtet, als wäre er in ihrem Bann gefangen. „Na, mein Süßer, sei doch so lieb und öffne mir das Tor“, säuselte sie, ihre Stimme war honigsüß und gleichzeitig voller Gift.
Wie eine Marionette, deren Fäden von unsichtbaren Händen gezogen wurden, begann Aidou sich zu bewegen. Sein Gesicht war leer, seine Augen glasig, als er sich dem Tor näherte. Panik durchfuhr mich wie ein Blitzschlag, und ohne zu zögern stellte ich mich ihm in den Weg.
„Lass das, Aidou! Komm wieder zu dir!“ Meine Stimme zitterte, doch ich blieb fest. Doch Aidous Blick war leer und kalt, seine Bewegungen mechanisch. Mit unerwarteter Kraft stieß er mich zur Seite, als wäre ich nichts weiter als ein Hindernis, das seinen Weg blockierte. „Du machst das so toll“, flüsterte die Reinblüterin, ihre Augen blitzten triumphierend. Ein Schauder kroch mir über die Haut, während ich mich wieder aufrappelte. Die Situation war außer Kontrolle geraten, und die Dunkelheit um uns schien immer dichter zu werden.
Sie kam nicht durchs Tor – dafür hatte der Kuran gesorgt. Doch jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein einfacher Vampir ihr von innen öffnete. Wieder spürte ich diese erdrückende Präsenz, die wie eine unsichtbare Hand um meinen Hals lag. Doch sie kam nicht von der Reinblüterin. Meine Augen huschten an ihr vorbei, tief in die undurchdringliche Dunkelheit. Und da waren sie – Dutzende Level-E-Vampire, die in der Finsternis lauerten, bereit, sich auf uns zu stürzen, sobald sich das Tor öffnen würde.
"Mach dir keine Sorgen um sie," flüsterte die Reinblüterin mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. "Es sind nur ein paar Freunde, die ihren Spaß haben wollen." Ihr kaltes Kichern hallte in meinen Ohren nach, als das Tor knirschend nachgab. Nur wenige Zentimeter trennten sie davon, einzudringen. Ein Ansturm von Panik erfasste mich, als ich erneut auf sie losgehen wollte. Doch bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, wurde Aidou gepackt und mit einer unmenschlichen Wucht zur Seite geschleudert.
Es war Zero, mit ihm hatte ich gar nicht mehr gerechnet.
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