Kapitel 33

"Du musst sie aber aufsuchen! Danach kannst du immernoch entscheiden, was du machst, aber du musst sie sehen", entschied Ardvin und stand mit dem Buch unter dem Arm auf. Jadora tat es ihm gleich und nickte: "Na schön!"

Sie kehrten zu Jacqueline zurück, die immer noch tief und fest schlief. "Sollen wir sie wecken?", überlegte Ardvin, doch Ja verneinte: "Sie..ich hasse Abschiede!" "Äh..du willst jetzt gleich aufbrechen?" Sie nickte.

"Ok, aber ich begleite dich!", meinte er. "Nein! Man, warum willst du es nicht verstehen? Ich muss da alleine durch, du hast hier ein Leben und eine Zukunft, ich nicht. Sag Jacqueline bitte, dass sie sich keine Sorgen machen soll. Sie muss Fleur helfen", entgegnete die Schattenjägerin sanft. "Und was ist, wenn dich Schatten überfallen?" "Werden sie nicht, durch dich kann ich mich jetzt ja wehren!" Sie lächelte ihn an. Er wagte auch ein zaghaftes Lächeln.

"Ich packe jetzt schnell alles zusammen und fahre mit dem Zug aus von Toulouse nach Adorra, am besten in die Hauptstadt.  Wir haben Nummern ausgetauscht, alle können wir uns immer anrufen", erzählte sie ihm von ihrem Plan. "Ok, aber Ja?!" "Ja?" Sie runzelte die Stirn. "Komm zu mir zurück!"

Ja hielt inne, ihre Gesichtszüge wurden weicher, als sie sagte: "Ich kann es nicht versprechen, Ardvin und das weißt du ganz genau". "Man, du reist durch fast das gesamte Land!", schrie er. "Ja und? Ich habe 15 Jahre meines Lebens in der Menschenwelt überlebt, da werde ich doch wohl ein paar Tage schaffen!" "Ja, aber da gab es noch keine Schatten, die dich wollten", warf er ein.

"Ach nicht? Gab es die nicht schon seit dem keinen Ahnung wie vielten Jahrhundert? Ardvin, ich passe auf mich auf, versprochen. Und nun lass mich bitte gehen!", meinte sie bestimmt und reckte das Kinn.

Der Schattenjäger machte ein paar Schritte zurück, damit sie packen konnte, was Ja auch tat. In Rekordschnelle hatte Jadora einige Sachen zusammengepackt, welche sie als hilfreich eingestuft hatte. Sie schob ein Fenster hoch und sprang auf die Fensterbank.

Ohne noch einen Blick auf ihre Schwester und Ardvin zu werfen, stieß sie sich ab, dachte an die kühle Luft auf ihren Wangen, den Wind in den Haaren und flog hoch in die Luft. Es war befreiend.

Jadora legte viele Kilometer zurück. Für diese Strecke hätte sie locker ein bis zwei Tage gebraucht, aber so nur wenige Stunden. Der Morgen war schon lange angebrochen, als Ja in einer Kleinstadt landete. Sie brauchte dringend etwas zu essen, aber zuerst nahm sie ihr Medikament ein. Ihr war schwindelig und die Kopfschmerzen setzten wieder ein, doch sie biss die Zähne zusammen.

Die Schattenjägerin ging in eine Bäckerei und kaufte sich ein paar Brote, welche sie aufbewahren wollte. Ihre Gedanken wanderten zu ihren Angehörigen, die sie einfach zurück gelassen hatte. Zu Jenny. Jadora hatte ihr vertraut und sie hatte dieses Vertrauen auch nicht gebrochen, aber...sie empfand ihr gegenüber soetwas wie Abneigung.

"Wenn das nicht Jadora Roux ist!" Sie schreckte hoch und starrte in smaragdgrüne Augen. Sie gehörten einer Person mit blonden Haaren. "Oh, Madame Kula", räusperte sie sich und schluckte das Stück Brot in ihrem Mund herunter.

"Jadora, was machst du hier? Limoges ist ewig weit weg von Elase", wollte die Polizistin wissen und ließ sich auf die Bank sinken. Ja rutschte unwillkürlich ein Stück von ihr weg. "Was geht Sie das an? Ich könnte Sie das Gleiche fragen", gab sie bissig zurück. "Stimmt, aber ich bin nicht todeskrank!" Jadora sah sie überraschte an. Woher wusste sie..? "Bevor du fragst, eine gute Bekannte von mir, die auf den Namen Jennifer hört, hat mich darüber informiert. Sie sagte, ich sollte auf dich aufpassen".

Jenny..war so ein verlogenes Ding! "Wie..konnte sie nur? Und warum hören Sie auf sie? Ich meine, Sie hassen uns vermutlich, wegen der Sache mit meiner Tante", brummte die Schattenjägerin und packte die restlichen Brote ein. Sie spülte mit einer Flasche Wasser nach. "Weil sie meine Tochter ist". Was?

Ja drehte sich zu ihr um, die Augen aufgerissen. Das entlockte Madame Kula ein Lächeln: "Ja, obwohl ich nicht so alt aussehe, habe ich schon einen Tochter, die 18 Jahre alt ist. Und ja, ich habe ein Herz". "Gut zu wissen", raunte Jadora, doch auch sie lächelte ein bisschen.

"Es freut mich, dass du wohlauf bist, aber ich würde dich gerne bis zum Bahnhof nach Toulouse begleiten, falls etwas.." Jadora erfasste der Schwindel so plötzlich und so heftg, dass sie ein Wimmern von sich gab. Madame Kula machte einen Schritt auf sie zu und umfasste ihren Unterarm. "Geht es dir gut?" Ja schüttelte wild den Kopf, ihre Sicht verschwamm vor ihren Augen und der Boden kam näher.

Ihre Knie schlug auf dem Asphalt auf, brannten. Die Mutter von Jenny kniete sich neben sie hin, überprüfte ihren Puls. "Ok, ich rufe Jenny an", meinte sie dann. Jadora war es egal. Ihr war inzwischen so schlecht, dass sie selbst Hilfe von Darwin angenommen hätte. Sie fürchtete, sich jede Sekunde übergeben zu müssen.

"Jenny, es geht um Jadora. Ich habe sie gefunden, aber..." Madame Kula stockte. Ihr Mund klappte auf, das Handy fiel ihr aus der Hand. "Mama, alles ok?", hörte Ja die Stimme ihrer Betreuerin aus dem Smartphone, doch sie wurde im Keim erstickt, denn jemand trat mit der Ferse seines Schuhes darauf und zerstörte es komplett.

Aus Madame Kulas Brust ragte eine Dolchspitze. Jadora schrie. "Sch, sch!" Ein Gesicht schob sich in ihr Blickfeld, Darwin. Was machte er hier? "Geh..weg!", stieß sie hervor. Ein Lachen hinter ihr erklang. "Halt die Fresse, Lumiel!" Ah, dieses Schwein!

"Halt du sie doch..." Darwin sprang auf, stieß sein Schwert nach vorne und bohrte das Heft in ihren Hals. Blut sprudelte hervor, Lumiels Augen verdrehten sich und ihr Körper sakte in sich zusammen. Ja tat es ihr gleich und kam am Boden auf. "Hey, Jadora! Bleib bei mir, komm schon!", rief Darwin und zog sie auf seinen Schoß. "Was ist bloß los mit dir?" "Das..Blut", hustete sie leise und war sich nicht sicher, ob er sie verstanden hatte.

"Du meinst.." "Ich bin ein Mischling. Halb Schatten, halb Schattenjäger", erzählte Ja ihm. Er sah zu Boden: "Das wusste ich und deshalb waren wir auch alle hinter dir her!" Das erklärte natürlich so einiges.

"Darwin, was machst du denn da? Willst du diesen Mischling küssen oder was?" Mehrere Stimmen tauchten auf, sie reckte den Hals um zu sehen, wer es war. Sie kannte die Schatten nicht. "Was ist denn mit Lumiel passiert? Ach, ich werde sie ja sooo sehr vermissen!" Also war sie auch nicht in ihren eigenen Reihen beliebt gewesen, beruhigend.

"Ihr geht es nicht gut, ich habe den Verdacht, dass sie.." "Es interessiert keinem, was du denkst, Darwin. Schlag sie einfach bewusstlos, wir brauchen sie lebend!" Ja sah Darwin an, er sah sie an. "Es tut mir leid", flüsterte er, bevor er ihr den Knauf seines Schwertes über den Kopf zog.



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