Kapitel 23
Die Schatten des Morgens malten liebliche Bilder auf die knochenweiße Wänden. Ihre Tasche glitt von ihrer schmalen Schulter und kam hart am Boden auf. Jadora setzte andächtig einen Fuß vor den anderen und durchquerte so den Raum.
Sie war verzaubert. Ihr Zimmer war wunderschön. Ein Bett stand in der Ecke. Es war aus hellem Holz und machte gleich einen einladenten Eindruck. Das Bett war frisch bezogen und verstreute einen dezenten Geruch nach Waschmttel. Die Wände waren hellgrau gestrichen. Es gab einen Schreibtisch, welcher neben dem großen Kasten stand. Auf ihren Nachschrank fand sie den Stundenplan vor und nahm ihn an sich.
Der Boden war warm, vielleicht gab es im Winter sogar eine Bodenheizung. Jadora seufzte bei diesem Gedanken wohlig auf. Von einer großen Glassscheibe aus konnte sie den See sehen, welchen Ardvin schon beschrieben hatte. Er war kristallklar und funkelte in Morgenlicht.
An einer Wand entdeckte Jadora eine verteifung. Sie griff in dieses kleine Loch und bekam einen Hebel zu fassen. Neugierig drückte die Schattenjägerin ihn nach unten. Die Wand vor ihr begann sich zu drehen und wenige Augenblicke später stand Jadora einem kleinen Badezimmer gegenüber. "Man, das ist ja der Hammer!", kreischte sie, schlüpfte aus ihren Kleidern und ließ sich ein Bad ein. Das war genau das, was sie brauchte!
Das Wasser war warm. Das Duschgel roch nach Erdbeeren. Ja ließ sich fallen und vergaß ihre ganzen Sorgen über ihre Mutter, über die Schatten..und über Darwin!
Sie schlug die Augen auf. Er. Ihre Gedanken kreisten um ihm, die ganze Zeit. Er hatte ihr geholfen zu fliehen, warum?
Schlagartig war es mit der schönen Ruhe vorbei und ein mulmiges Gefühl nistete sich ein. Aber dann war da auch noch Ardvin. Er war ein Schattenjäger, mit ihm konnte sie zusammen sein. Sie wollte mit ihm zusammen sein. Seine Lippen auf ihren spüren, ihm durch sein wirres Haar streichen und alles vergessen. War es das, was sie wollte?
Nach einem erfrischenden Bad schlüpfte sie in ihrem Pyjama und legte sich ins Bett. Zwar war es schon Morgen, aber sie war hundemüde. Und morgen war erst Sonntag, also...
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Aus dem langen Schlaf wurde nichts. Jadora wurde von einem komischen Geräusch geweckt. Grummelnd kämpfte sie sich aus der Decke und hielt inne. Jemand warf etwas gegen ihre Fenster!
Sofort war Ja wach, sprang aus dem Bett und lief zum großen Fenster. Was, wenn es einen Angriff gab? Doch diese Sorge war unbegründet. Ardvin stand im Grünen und starrte nach oben. Jetzt grinste er und warf einen Kieselstein gegen das Glas. Ja seufzte und öffnete es: "Ja?" "Schon wach?" "Du hast mich geweckt, du Arsch", rief sie nach unten. Er musste ein Lachen unterdrücken.
"Ich hasse dich, ey", knurrte Jadora, "Was willst du denn von mir?" "Ich zeige dir die Schule, was hast du denn gedacht? Aber zuerst gehen wir joggen. Ich erwarte dich in fünfzehn Minuten hier". Dann war er verschwunden. Die Schattenjägerin schloss das Fenster und merkte, dass sie lächelte. Ardvin war süß und unglaublich nett. Sie zog die Schiebetür ihres Schrankes mit Schwung auf und entdeckte ein Joggoutfit. Es bestand aus einer grauen Jogginghose, einem T-Shirt und einer dünnen Jacke. Am Boden standen ein paar Laufschuhe.
Jadora nahm es heraus und verschwand dann im Bad. Sie trug sich etwas Make-up auf, dann lockte sie ihre Haare mit einem Lockenstab und band sie zu einem hohen Pferdeschwanz hinauf. Frisch und gar nicht mehr müde rannte Jadora die Treppe ins Freie nach unten.
"Pünktlichkeit ist deine Stärke", meinte Ardvin anerkennend. "Ja, ich weiß", sagte Jadora und steckte sich ihre AirPods in die Ohren. "Hörst du gerne Musik?", wollte er wissen, als sie langsam los joggten. Ardvin gab die Richtung vor, da sich ja hier nicht auskannte. Es ging am See vorbei, weiter hinein in den Wald. Hier gab es tatsächlich einen Weg!
"Ja, klar! Du etwa nicht?" Sie keuchte diese paar Worte nur mehr, da sie nicht an so viel Sport, vorallem am Morgen, gewöhnt war. "Kann ich mithören?" Sie nickte, blieb kurz stehen und gab ihm einen Pod. Er lächelte ihr dankbar zu und steckte ihn sich ins Ohr. "Oh, Adele. Ich liebe ihre Lieder". Sie fachsimpelten, während sie immer mehr Kliometer zurücklegten.
Um zehn nach zehn kamen sie vor dem Tor Elases an. "Wie kommen wir rein?" Jadora konnte kein Schlüsselloch oder etwas in der Art erkennen. Ardvin schlug sich auf die Stirn: "Mist, das hast du ja noch nicht! Ich muss Luno noch Beschied geben". Bei seinem Namen zog sich Jas Magen zusammen. Als ob er es bemerkt hätte, drehte er sich zu sie um: "Hey, er war nur besoffen, okay? Sonst ist er der netteste Mann der Welt. Naja, bis auf mich".
Jadora musste hinsichtlich seiner Arroganz lachen: "Sei dir da mal nicht so sicher. Also, wie kommen wir nun rein?" Ardvin zog den Schaft seines T-shirts nach oben. Ein kleines Symbol kam zum Vorschein. Quietschend sprang das Tor auf. Der Mund der Schattenjägerin stand offen. "Wie..?", hauchte sie nur. Der Schattenjäger zuckte mit den Schultern: "Das wirst du noch erfahren. Auch du wirst Elase bald nicht mehr als altes Schloss sehen.." Er ging weiter. Für Jadora ergab das alles keinen Sinn, doch sie hielt den Mund und folgte ihm ins Innere des Gebäudes.
"Hast du Hunger?" Ja nickte eifrig. Ihr Magen drehte sich schon um! Ardvin führte sie zu einem großen Saal. Es duftete köstlich nach süßem Gepäck und Kaffee. Der Raum war sehr groß, überall standen Tische mit zwei weißen Stühlen. Auf der rechten Seite war die Ausgabe des Essens. Köche wuselten herum und ich hörte jemanden Anweisungen bellen.
"Wilkommen in der Mensa". Ihr Führer ging zur Ausgabe und sprach mit einer Köchin. Sie war klein und sehr schlank. Jadora schätzte sie auf ca. mitte 40. Sie gesellte sich dazu. "Ah, das ist die Neue?", wollte sie wissen und musterte die Schattenjägerin neugierig. "Ja, die bin ich. Jadora Roux", stellte sich ja vor und reichte ihr die Hand.
"Zeigst du deinen Pass vor, dann bekommst du etwas zu essen!" Verständnisslos sah Jadora zu Ardvin. Pass? "Lara, Jadora hat noch keinen Pass. Also bitte zweimal Croissants und zwei Latte Macchiatos", bat er. Die Köchin Lara nickte und rief ihrem Kollegen etwas zu. "Nur ein Tisch für uns zwei.." Ardvin nahm das Frühstück auf dem Tablett entgegen und manöverierte es zu einem Tisch, welcher nahe dem Fenster stand. Jadora fiel auf, dass Elase sehr gerne sehr offen war.
Viel Glas. "Wie findest du es bisher?" Ardvin rückte seinen Stuhl zurecht und saß sich. Jadora tat es ihm nach. "Sehr gut. Es ist wirklich schön hier", meinte sie, während sie von ihrem süßen Gepäck abbiss. Es schmeckte himmlisch.
"Das dachte ich mir am ersten Tag auch. Aber du gewöhnst dich an das gute Essen". Dann war es ersteinmal eine Weile still. Sie waren die Einzigen, die hier noch zum Frühstück aßen. Okay, es war auch schon halb elf.
"Ach, ich habe übrigens mit Luno geredet. Um punkt zwölf, und keine Sekunde später, bekommst du deinen Pass. Mit dem, kannst du das große Tor öffnen und wie du gesehen hast, auch für die Mensa brauchst du ihn". "Wie sieht der aus? Muss ich ihn jedesmal mitnehmen?" Jadora legte ihr Kinn in die Handfläche und sah ihn an. Ardvins Augen funkelten amüsiert:" Der Pass ist ein kleines Tattoo. Das Tor hat einen Schranken, welcher dein Tattoo erkennt".
"Aha!" Ja hob ihre Tasse an die Lippen und trank einen Schluck. Von Tattoos hatte sie genug. Vorallem von Tattoos mit lateinischen Schriftzeichen. "Wenn du dich etwas beeilen würdest, dann könnte ich dir noch alles erklären, bevor ich Fechten muss", riss er sie aus ihren Gedanken. "Du fechtest?" Ardvin nickte: "Ja, das wird hier angeboten. Natürlich lernst du den Schwertkampft im Unterricht, aber ein bisshen Zusatzübung kann ja nicht schaden".
"Ja, warte!" In einem Zug leerte Jadora ihre Tasse und sprang auf. Sie trug das Tablett zurück und rannte dem Schattenjäger hinterher. Er führte sie zurück ins Erdgeschoss. Dort lagen die Fechthallen und die naturwissenschaftlichen Sääle.
Im ersten Stock lagen die anderen Klassenräume und die Mensa. Der zweite Stock war ausschließlich für die Zimmer der Schüler und für das Sekretariat.
Im dritten Stock lag eine Bibliothek, die so groß war, wie die ganze obere Etage in Jadoras Haus. Bis ganz oben hin war sie voll mit Bücher. Die Regale reichten bis zur Decke und waren vergoldet. Sie war hell gestrichen und wirkte sehr sauber und ordentlich.
"Ich glaube, jetzt wird man dich nie wieder finden", scherzte Ardvin und zog ein Buch aus dem Regal. "Fang!" Perplex fing Ja es auf und warf ihm einen fragenden Blick zu. "Grundwissen. Du lernst es bis morgen besser auswendig. Ach und noch etwas. Hier gibt es keine Lehrer!"
"Bitte was?" Ja glaubte sich verhört zu haben. Keine Lehrer? "Nope. Die älteren Schüler, die heuer hier ihren Abschluss machen, unterrichten uns. Jeder schüler hier hat einen sogenannten betreuer. An ihm kannst du dich wenden, wann immer du etwas brauchst", erklärte er ihr.
"Und was ist mit dem Unterricht?" "Jeder leitet einen Kurs. Zum Beispiel, ich bin 16 Jahre und ich könnte eine 14-Jährige unterrichten. Es geht nach dem Alter, du könntest sie auch unterrichten, aber da du ja neu bist... Du kannst dir aussuchen, wann du was machst. Allerding sind Kampftraining, Geschichte, Waffenkunde, Latein und Sport immer zu gleichen Zeit. Was du nebenbei machst ist deine Sache. Du kannst zum Besispiel den Kurs mit Naturwissenschafen nehmen, wenn du später mal Arzt werden willst."
Das waren ziemlich viele Informationen auf einmal. "Okay..." Ja war sichtlich verwirrt. "Deshalb gibt es auch für die Anfänger hier immer einen Stundenplan zur Einstiegshilfe. Er gilt eine Woche lang, danach kannst du selbst entscheiden". Ardvin steuerte auf den Ausgang der Bibliothek zu. Ja seufzte. Sie wollte sich hier verkriechen und in andere Welten abtauchen, aber sie machte, was er wollte.
Im vierten Stock lagen die Zimmer der Abschlussklassen. "In welche Klasse gehst du eigentlich?", fragte die Schattenjägerin. "Wie schon gesagt, wir haben keine Klassen in dem Sinn. Ich bin 16 Jahre und belege den Naturwissenschaftlichen Kurs, da ich später mal in die Forschung gehen will".
"Toll." Er nickte: "Ich muss dann mal los zum Fechten. Findest du allein wieder zurück? Um zwölf kommt Luno, also mach ihm die Tür auf!"
Ja nickte und winkte ihm nach, als er die Treppe nach unten stieg.
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