Sie hat ihn Mädchen genannt
Für elasonnenschein. Eine Ausnahme für dich :) Weil du so niedlich kommentierst und es nicht abwarten kannst, wie es weiter geht. Ich denke nicht, dass das jetzige Ende zu deiner Zufriedenheit ausfällt ^^
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Verwundert führte Aram Adele auf den Balkon, auf dem Marjan sie bereits erwartete. Neben dem Vampirkönig waren auch seine Tochter und sein mittlerer Sohn mitsamt Partnern anwesend. „Aram, Adele. Schön, dass ihr kommen konntet." Er sah die blonde Frau an und deutete dann der Reihe nach auf seine Kinder. „Du kennst meine Sprösslinge noch nicht. Das sind Talisha, meine Tochter, und ihr Mann Krish." Talisha sah aus wie ein Model. Sie hatte langes, voluminöses braunes Haar, das in eleganten Wellen auf ihren Rücken fiel. Der Mann neben ihr hatte kurzes, nach hinten gekämmtes blondes Haar. Mit seinem breiten Kinn und den markanten Zügen stach er unter den feinzügigen Vampiren deutlich hervor. „Und mein Sohn Daniel mit seiner Freundin Sophie." Daniel war kein Vampir, das konnte selbst Adele erkennen. Seine Haut war stark gebräunt, ebenso wie die von Sophie. Diese fiel jedoch vor allem durch ihre exotische Haarfarbe auf - dunkelblau mit hellgrünen Strähnen.
Schüchtern reichte Adele jedem die Hand. Es versetzte ihr einen Stich, als Talisha Aram in die Arme nahm und ihm einen Kuss auf jede Wange drückte. „Aram, es ist lange her." Ihre Stimme klang sehr melodisch. Eifersüchtig hakte sie sich bei ihrem Mann unter, sobald Marjans Tochter von ihm abgelassen hatte. Talisha schenkte ihr ein offenes Lächeln. „Ihr seid noch nicht lange ein Paar."
Adele nickte überrascht. Sie hatte nicht mit ihrem Verständnis gerechnet.
„Warum sind wir hier?" Aram sah Marjan fragend an.
„Die Jägerin ist Kilian über den Weg gelaufen." Er deutete auf den Hof. „Offenbar hat sie ihn Mädchen genannt."
„Sie sollte wirklich an ihrem Temperament arbeiten. Wo ist Eleasar?" Suchend sah er sich nach seinem besten Freund um. Das würde er sich doch auf keinen Fall entgehen lassen.
„Mein Sohn ignoriert mich, wie üblich." Der König klang eine Spur geknickt. Aram bezweifelte jedoch, dass sein Freund dem Ort des Geschehens fern bleiben würde. Wie sich kurz darauf herausstellte, sollte er recht behalten.
Die Tür zum Balkon wurde aufgerissen und Eleasar trat an die Bande, seine Miene ausdruckslos. „Was soll das?" Ungehalten deutete er nach unten. „Warum duelliert sich die Kleine mit Kilian?"
„Duell?" Fassungslos stellte Adele sich neben ihn ans Geländer und sah nach unten. Eine rotblonde Person zog gerade ein Schwert aus einer Scheide. Ihm gegenüber lehnte Ria mit finsterer Miene an der Wand. „Der Kerl sieht ja tatsächlich aus, wie..."
Eleasar hielt ihr den Mund zu. „Bitte, du nicht auch noch. Es reicht, wenn heute einmal Blut fließt."
„Eleasar." Talisha trat vor ihren kleinen Bruder. „Sei so gut und lass Adele los. Sie erstickt sonst noch."
Entschuldigend reichte er Aram seine Frau. „Halte sie von der Kleinen fern, sonst bringt sie sich auch noch in Schwierigkeiten." Anschließend umarmte er pflichtschuldig seine Schwester. „Schön, dich zu sehen."
„Bist du langsam fertig?", drang Rias genervte Stimme zu ihnen auf den Balkon. Alle traten an die Bande, um die sich ihnen bietende Szene zu beobachten.
Feixend warf Kilian ein Schwert auf den Boden, woraufhin ein Page sich bemühte, es aufzuheben und in die dazugehörige Scheide zu stecken. Ein weiteres wurde ihm gereicht. „Na, ich muss doch die passende Waffe haben, um dir deine lose Zunge aus dem Hals zu schneiden."
Gelangweilt verdrehte sie die Augen. „Wenn du so weiter machst, wird das vor heute Nacht nichts."
„Ist sie mutig oder dumm?", erkundigte sich Daniel ratlos.
„Das ist eine Frage, die sich nicht richtig beantworten lässt", brummte Eleasar mürrisch. Seine Geschwister starrten ihn überrascht an.
„Ach, du hast also Zeit mit ihr verbracht?" Talisha grinste ihn von der Seite her an.
Finster musterte er seine Schwester. „So würde ich es nicht unbedingt nennen."
Jetzt hatte die Brünette Witterung aufgenommen. „Ach, erzähl doch mal. So, wie du dich aufführst, geht sie dir unter die Haut."
„Um mir meine Nerven zu rauben", erwiderte er gereizt.
Unten warf Kilian Ria eine Kusshand zu. „Wenn du stumm bist, wirst du eine tolle Partnerin abgeben."
„Wie oft denn noch? Ich stehe nicht auf Mädchen", schnauzte diese ihn an.
Grinsend klopfte Aram Eleasar auf die Schulter. „Ach mein Guter, du wirst es nachher nicht leicht haben."
„Macht ihr euch denn keine Sorgen um Ria? Sie könnte wieder verletzt werden! Sie ist doch gerade erst wieder gesund!" Aufgebracht fuhr Adele ihren Mann und dessen besten Freund an.
„Adele, Schätzchen."
Auf Rias Stimme hin, sah sie nach unten. Die grinste selbstsicher zu ihr herauf. „Ich finde es ja rührend, dass du dich um mich sorgst, aber ginge das auch mit etwas mehr Vertrauen in mich?"
„Du bist verrückt, warum tust du dir das an?"
Schneller, als Adele gucken konnte, hockte Ria auf dem Geländer. „Du bist süß." Ihre Augen funkelten in einem dunklen Orangeton. „Die einzige Gefahr, die mir momentan droht, ist vor Langeweile zu sterben. Der ist pingeliger als die Prinzessin auf der Erbse."
„Ria." Eleasar griff nach ihrem Handgelenk. „Komm da runter."
Frech grinste sie ihn an. „Angst, ich könnte runter fallen und mich verletzen?"
Adele griff nach Rias anderem Handgelenk. „Warum bist du so gut gelaunt? Der greift dich gleich mit einem scharfen Schwert an!"
Rias Miene wurde ernst. „Weißt du, wie lange ich eingesperrt war?"
„Dir macht das Spaß?" Die blonde Freundin klang ernsthaft entsetzt.
„Das ist ihre Natur", erklärte Marjan aus dem Hintergrund.
„Ria, du solltest ihn besser nicht umbringen", setzte Aram an. Und erntete einen verständnislosen Blick. „Kilian ist Eleasars Bruder."
Verblüfft starrte sie Eleasar an. „Dein Bruder? Dieses Mädchen? Oder ist er einfach nur schwul?"
„Wie kommst du nur auf die Idee, dass alle Männer schwul sind?" Verärgert ließ er sie los.
Aram lachte entspannt. „Du hast keine Ahnung von der Menschenwelt."
Böse starrte Eleasar ihn an. „Das eine Mal war dein Verdienst."
„Kratzt das immer noch an deinem Ego?" Ria kletterte vom Geländer und sah ihm neugierig in die Augen. „Dann entschuldige ich mich hiermit bei dir, dass ich Arams Worte falsch verstanden habe."
„Die Geschichte möchte ich hören." Talishas Lachen brachte Ria einen Moment lang aus dem Konzept. Nachdenklich starrte sie die braunhaarige Schönheit an. „Und wer bist du?"
„Talisha. Eleasars große Schwester."
Lächelnd schüttelte Ria ihre Hand. Dann wandte sie sich wieder an Eleasar. „Elea, du hast eine Schwester?"
Er nickte knapp. „Dir steht frei, mit ihm zu tun und zu lassen, was du willst. Bring ihn nur nicht um, sonst waren meine Mühen, dich am Leben zu erhalten vergebens."
Mitleidslos lächelte sie ihn an, hauchte „Leben ist tödlich" und sprang gekonnt vom Balkon.
„Elea?", quietschte es neben ihm vergnügt. „Ich denke, dein Leben ist um einiges interessanter geworden." Neckend stieß Talisha ihm in die Seite. „Oder wie siehst du das, Daniel? Hast du schon einmal gesehen, dass ein Mädchen sich Elea widersetzt hat?"
Daniel schüttelte amüsiert grinsend seinen Kopf. „Nein."
Eleasar starrte seine Schwester vernichtend an. „Nenn du mich nicht auch noch so."
Unten musterte Kilian die junge Jägerin. „Du magst meinen kleinen Bruder also?"
Ria zuckte mit den Achseln. „Er weiß sich zu benehmen."
Auf dem Balkon tauschten Eleasar und Aram Blicke, die zwischen Belustigung und Verwunderung schwankten.
„Dann wird es ihm ja nichts ausmachen, wenn du dein Leben in diesem Kampf aufs Spiel setzt."
Kopfschüttelnd strich Ria ihre Bluse glatt. „Das verleiht der Sache doch erst die richtige Würze. Was bringt ein Kampf, wenn man den Ausgang schon kennt?"
Sprachlos starrte Kilian sie an.
„Willst du jetzt weiter Barbie spielen oder können wir endlich anfangen?"
Kilian schüttelte seine hübschen Haare. „Ich kämpfe nicht gegen unbewaffnete Mädchen."
„Noch nie mit Absätzen getreten worden?", fragte sie gespielt mitleidig. „Ich bin niemals unbewaffnet, verlass dich drauf."
„Wie du willst." Schulterzuckend ging der Prinz in Angriffsstellung. Ohne Vorwarnung griff er an.
Oben sog Adele scharf die Luft ein. Sie sah Ria schon tot vor sich liegen, umgeben von ihrem Blut. „Sieh genau hin", raunte Aram ihr ins Ohr.
Sie gab sich Mühe, dem schnellen Kampf zu folgen. Zu ihrer großen Erleichterung schien Ria immer erst im letzten Augenblick auszuweichen oder seine Angriffe umzuleiten.
„Willst du nicht langsam deine Waffe ziehen?", höhnte Kilian.
„Um deine Haare zu schneiden?", spottete Ria im Gegenzug. „Du hast es nicht einmal geschafft, mir nahe genug zu kommen."
Sie wich seinem Schwert einige weitere Male geschickt aus, machte dann jedoch den Fehler, einen seiner Fausthiebe zu blocken. Die Wucht des Schlages schleuderte sie einige Meter entfernt auf den Boden. Sofort war sie wieder auf den Beinen. Die Schläge ableiten, nicht blocken, mahnte sie sich und wich dem nächsten Hieb aus.
„Verletzt?" Ein schadenfrohes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht ihres Gegners.
„Warum kommst du nicht her und überzeugst dich selbst?", fauchte sie zurück.
Kilian kam ihrer Aufforderung mit Freunden nach. Er täuschte einen Schlag mit dem Schwert an, bevor er mit der Faust ausholte. Ria durchschaute sein Vorhaben, weil er zuvor durch genau dasselbe Manöver einen Treffer gelandet hatte. Denselben Fehler würde sie nicht ein weiteres Mal begehen. Sie ließ sich gekonnt auf den Boden fallen, um ihn abzufangen und seinen eigenen Schwung gegen ihn verwenden zu können. Ihr Gegner klatschte gegen die Mauer.
„Ria, deine Waffe!", rief Adele ihr besorgt zu. „Hol dir eine Waffe, sonst verlierst du."
„Nein", ertönte es entschieden neben ihr.
Überrascht sah sie zu Eleasar auf. „Warum nicht? Sonst kann sie sich nicht wehren."
„Kilian ist ein Vampir", erklärte er ruhig. „Er ist stärker als sie und das weiß sie. Wenn sie ihm technisch nicht überlegen ist, ist ein Schwertkampf aus ihrer Sicht sinnlos. Ihr bleibt nur, seine eigenen Bewegungen gegen ihn zu verwenden."
„Ich hoffe, dass sie das schafft."
„Mehr Vertrauen", erinnerte Ria sie von unten. Ihre Stimme klang leicht atemlos. Dummerweise hatte er sie übel am Arm erwischt. Sie hoffte, dass die Schmerzen schnell wieder abklingen würden, ansonsten hatte sie ein Problem.
Wie willst du diesen Kampf gewinnen?, meldete sich Ragnarök zu Wort. Er ist ein guter Schwertkämpfer.
Schlagring. Hoffentlich gelten die Druckpunkte auch für Vampire. Sonst wüsste ich nicht, wie ich ihn außer Gefecht setzen kann. Kampfbereit strich sie ihre Haare nach hinten.
Kilian rappelte sich auf. „Wie es aussieht, ist mir das Schwert nur im Weg." Klirrend fiel die Waffe zu Boden.
Kopfschüttelnd sackte Adele in sich zusammen. „Wieso müssen sie kämpfen? Ria muss doch irgendwann einmal müde werden. Was ist denn dann?"
Talisha legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Deine Freundin ist besser als gut. Sonst wäre sie nicht in der Lage, so lange gegen Kilian durchzustehen. Sie muss ihn nur außer Gefecht setzen, dann ist es vorbei."
Nach Luft schnappend sprang Ria aus Kilians Reichweite. Frustriert spukte sie Blut aus. Der Mistkerl hatte ihr doch tatsächlich ins Gesicht geschlagen. Kilian grinste und setzte nach. Jetzt hatte sie die Nase gestrichen voll. Wieder ließ sie ihn an sich ran kommen und rief in letzter Sekunde nach Ragna.
Blut befleckte den Boden, als Kilian nach hinten stolperte. Mit dem Schwert hatte sie ihm eine tiefe Wunde quer über den Obernkörper zugefügt. Noch bevor der Vampir auf dem Boden aufschlug, war das Schwert in ihrer Hand wieder verschwunden. Sie fragte sich, warum sie nicht früher auf die Idee gekommen war.
Du bist zu fair, mahnte ihr Gefährte ruhig.
Seufzend drehte sie dem Verletzten den Rücken zu und kletterte auf den Balkon zurück.
„Ria!" Schluchzend fiel Adele ihr um den Hals. „Bist du verletzt? Du blutest!"
Röchelnd schob sie ihre Freundin von sich. Diese stürmische Umarmung war schlimmer als einer von Kilians Schlägen. „Du willst mich doch nicht erwürgen, oder? Das Blut ist nicht von mir, sondern von dem Dornröschen da unten. Das solltest du nicht tun", fügte sie erschöpft hinzu, als Adele auf den Platz schielen wollte. „Gedärme und so. Kein schöner Anblick."
Angewidert schüttelte diese sich. „Hättest du den Kampf nicht anders beenden können?"
Ria starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden. „Im Gegensatz zu dir studiere ich nicht jeden Abend die Vampiriphysiologie. Der lebt doch noch, das war die Bedingung."
Mit roten Wangen starrte Adele peinlich berührt auf den Boden.
Rias Blick fiel auf Marjan, der wortlos dem Geschehen gefolgt war. „Behaupte nicht, ich hätte nicht gesagt, dass er nicht wirklich gegen mich kämpfen will."
„Ria." Mahnend packte Eleasar sie am Arm. „Sei still."
Wütend funkelte sie ihn an. „Lass mich los. Das ist eine Sache zwischen ihm und mir, also halte dich da raus."
Eleasar war nicht weniger aufgebracht als sie. „Kannst du dein Temperament nicht einmal im Zaum halten? Du bringst dich immer wieder in Schwierigkeiten!"
Verständnislos starrte sie in seine unendlich blauen Augen. „Ich habe nicht seine Zimmertür eingetreten und ihn dann gestalkt! Warum warst du eigentlich nicht da?" Verletzung und Enttäuschung spiegelten sich gleichermaßen in ihren Augen. Von dem Gefühl, verraten worden zu sein erfüllt, riss sie sich los und verschwand vom Balkon.
Talisha hakte sich bei ihrem Bruder unter. Im Gegensatz zu ihm war sie in Hochstimmung. „Man könnte meinen, sie mag dich."
„Das spielt keine Rolle", brummte er leise.
„Oh, Eleasar. Bist du sicher, dass du nicht gerade deinen größten Fehler machst? Mach dir keine Sorgen um Kilian, um den kümmere ich mich."
Auch Daniel trat neben seinen kleinen Bruder. „Sie wird mit deinen Feinden klar kommen, das hat sie soeben eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Warum siehst du nicht, was es ist?"
Eleasar starrte zu seinem Vater. Mit ihm hatte alles begonnen. „Du hast es gewusst."
Marjan nickte andächtig. „Ich hatte da so einen Verdacht."
„Jetzt lauf ihr schon hinterher." Sanft schubste Talisha ihren Bruder über das Geländer.
Mit einem letzten zweifelnden Blick gen Himmel, lief er Ria hinterher. Kaum war er verschwunden, taxierte Talisha mit funkelnden Augen Aram und Adele. „Ihr zwei erzählt uns jetzt mal schön, wie die beiden zueinander gefunden haben."
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