Das Loch im Tablet und ein kleiner Biologietest (Challenge)
Am Institut herrscht schon reger Betrieb. Vor dem Eingang laufe ich der Kommaberaterin über den Weg, die schwer mit Ratgebern und einem ganzen Stoß Flugblätter über Kommaregeln bepackt ist. Sie erzählt mir von einer neuen Studie, laut der der Missbrauch von Kommas in Smileys um 5% zurüchgegangen ist.
Ich bin froh, dass die Leute hier schon wieder am Arbeiten sind. Wahrscheinlich muss ich mich auch erst wieder daran gewöhnen.
Als ich die Treppe zum Archiv heruntergehe, kommt mir plötzlich die Denglischinspektorin entgegen. Shit, die hat mich eh schon auf dem Kieker, weil ich in deutsche Sätze manchmal random englische Wörter einbaue.
Ich versuche, mich schnell an ihr vorbeizuquetschen, streife sie aber trotzdem mit meinem Rucksack.
„Oh, sorry..."
Mit einem Ruck dreht sie sich um. Na super.
„Tut mir leid, ich bin etwas in Eile!", rufe ich und verschwinde hastig ins Archiv.
Hier kommen normalerweise nicht so viele Leute her, denn bei manchen Regalen muss man höllisch aufpassen. Jonas verpeilt es öfter, die Gegenstände und Forschungsobjekte richtig zu sichern.
Der große Raum ist mit etwas dämmrigem Licht beleuchtet, denn einige der hier gelagerten Proben vertragen keine Helligkeit. Im Regal rechts von mir stehen Unmengen an Reagenzgläsern. Kleine und große Buchstabendreher in den verschiedensten Farben und Formen schwimmen darin. Der Wortbiologe und die Buchstabenpolizistin haben sie alle in Wattpadien zusammengetragen.
Seile hängen überall von der Decke, damit Jonas leicht an alle Gegenstände kommt. Und, damit er ein bisschen herumklettern kann, aber er würde niemals zugeben, dass er seine Disneyaffen-Natur noch nicht vollständig abgelegt hat.
Gerade kommt er um eine Ecke.
„Da bist du ja endlich!", ruft er, „Thomas ist schon da, und Eira kommt auch gleich."
Wir setzen uns an einen großen runden Tisch, der ursprünglich für das Sortieren von Objekten gedacht war. Jetzt liegen in erster Linie leere Lakritzverpackungen und Dosen darauf. Thomas ist schon da und nimmt gerade einen großen Schluck aus seiner Coladose. Jonas krustelt in einer Ecke herum und wirft mir dann auch eine zu.
Ich habe unsere Treffen vermisst, auch wenn ich mich als der einzige Mensch immer etwas komisch gefühlt habe. Schon gestern haben sie mir und dem restlichen Team dabei geholfen, die meisten Ausrüstungsgegenstände aufzuräumen.
Thomas ist ein Fuchs, der aus einem verschollenen Fangame zu Star Fox kommt. Wie Jonas auch, mag es nicht, wenn man ihn auf seine Herkunft anspricht, denn das Spiel wurde nie veröffentlicht, weil alle sich über den lamen Namen der Hauptfigur lustig gemacht haben.
Eira dagegen hat es leichter: durch einen bösen Druckfehler wurde sie aus dem Siegel der USA herausgelöst.
... irgendwo in einem der Lehrbücher über Klischees muss jetzt übrigens ein leerer Fleck in Form eines Weißkopfseeadlers sein, man hat ihn aber noch nicht gefunden.
Jedenfalls ist sie gemäß den Vorstellungen der Leute, die damals das Symbol entworfen haben, sehr stolz auf „ihr" Land und redet jede freie Sekunde darüber. Sie kann fast so nervig sein, wie Paula. Deshalb verstehen sich die zwei vermutlich auch so gut.
Jonas schnappt sich gleich meinen Rucksack und wischt dann den ganzen Müll vom Tisch, um meine Proben darauf auszubreiten. Thomas kann gerade noch seine Mütze retten.
Ich bin immer wieder überrascht, wie viel in diese Rucksäcke reinpasst. Zuerst holt Jonas den Handx heraus, dann die BTS-Aufkleber, ein Stückchen Beethässchenfell, High Herls, den essbaren Sprengstoff, eine Anleitung für den perfekten Autounfall, drei heiße und brandgefährliche rote Stifte, eine Familienpackung Snakeres, einen dicken Bassast und noch einen Haufen anderen Kram. Thomas runzelt die Stirn. „Dass du das alles tragen konntest!"
Als dann aber auch noch eine Blamierraupe zum Vorschein kommt, und ein Keileraltar, den ich sicher nicht eingepackt hatte, beginnt die Sache, komisch zu werden. Immer tiefer greift er hinein, bis sein Kopf ganz verschwunden ist. „Dunkel hier drinnen... AUA!"
Ein Einhörnchen springt aus dem Rucksack und verschwindet in der Dunkelheit. Jonas hält sich fluchend den blutenden Finger.
„Lass mich mal." Thomas schiebt ihn zur Seite und steckt eine Pfote hinein. Diesmal passiert nichts, aber nach einer Weile konzentrierten Herumwühlens zieht er schließlich etwas heraus, dass wie ein kleines Tablet aussieht. „Da haben wir's. Ein Wurmloch!"
„Cool", ruft Jonas, „Zeig mal!"
Er nimmt ihm das Ding aus der Hand und schaltet es ein.
„Es öffnet Wattpad... Ich mach mal das Update."
„Nein!", ruft Thomas und versucht, seine Hand wegzuschlagen, aber es ist zu spät.
„Jetzt hast du es kaputt gemacht... Wurmlöcher sind sehr sensibel!"
Jonas versucht, seine Hand durch den Bildschirm zu stecken, aber es funktioniert nicht.
„Siehst du", sagt Thomas enttäuscht.
„So ein Mist, tut mir leid..."
„Macht nix, passiert mir ständig. MK, kannst du es vielleicht mal der Fallmanagerin schicken? Vielleicht kennt die sich ja damit aus."
„Warum soll sich ausgerechnet die Fallmanagerin damit auskennen? Wurmlöcher sind nicht gerade ihr Fachgebiet. Ich weiß noch nicht mal, ob sie überhaupt vor hat, ihre Karriere weiterzuführen."
„Natürlich sind sie das." Und dann erklärt Thomas mir ewig lang etwas über kausale Wurmlöcher, in die ein Fall fallen kann, wenn die Autoren nicht aufpassen. Der Genitiv zum Beispiel fällt sehr leicht in Wurmlöcher, die nach Bielefeld führen, und da kommt er nie wieder raus. Also ist die Fallmanagerin eigentlich eine Fall-anti-Fall-Managerin und ab diesem Punkt verstehe ich dann gar nichts mehr.
Ich bin froh, als Eira endlich angeflogen kommt und seinen Redeschwall mit ihrem üblichen genuschelten „Whattupguys" unterbricht. Sie kann wirklich nicht gut Englisch, aber sie gibt sich alle Mühe.
„Sorry, I'm late, ich musste noch einen biologytest vorbereiten."
Thomas verdreht die Augen. „In richtigem Deutsch, hoffe ich?"
„Of course in richtigem Deutsch."
„Wofür brauchen wir einen Biologietest?", frage ich überrascht.
„Because der Professor for Lebewesen in other worlds wollte wissen, wie much employers something about Biologie wissen. The test is freiwillig, everybody kann try ihn."
„Es heißt employees", sagt Jonas, „Kannst du nicht einfach Deutsch sprechen, Eira?"
„Heißt es not, my Englisch is supergut!"
Ich muss zugeben, dass ich mir auch nicht ganz sicher bin. Dabei habe ich das doch erst gestern noch gebraucht. Eira verwirrt mich einfach mit ihrer Sprache. Die Denglischexpertin würde sofort tot umfallen.
„Zeig doch mal deinen Test", versucht Thomas, einen Streit zu verhindern.
Eira lässt ein Blatt Papier auf den Tisch flattern.
Biologietest
Dieser Test ist freiwillig und dient rein statistischen Zwecken. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme.
1. Was tun Beethässchen vor dem ersten Schnee?
2. Wo befindet sich der bevorzugte Schlafplatz von Einhörnchen?
3. Mit welchem Virus können rosablassblau karierte Quallen Reisende infizieren und wie befreit man sich davon?
4. Auf welchem Pfad wurden die ersten Auarufungszeichen gesichtet?
5. Welches Tier kann oft in Funkgeräten stecken bleiben?
6. Beschreiben Sie grob die äußeren Merkmale eines Wölfs.
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Challenge: Beantwortet die Fragen aus dem Biologietest in einem separaten Kapitel oder Buch (am besten ihr markiert mich dort, damit ich es mitbekomme). Mithilfe von „Wattpad Fails des Todes" könnt ihr alle Fragen beantworten.
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