Woche 5, Tag 4 - Filmeabend

Draco wachte auf, und der erste Gedanke, bevor er überhaupt noch richtig wach war, war: Nutz jede Sekunde alleine mit Hermine, verdammt nochmal!
Und dann wurde er wieder unsicher, und er hasst es unsicher zu sein, weil das so oft geschah in letzter Zeit. Sollte er nun um sie kämpfen oder es aufgeben? Er würde gerne sagen, er hätte nichts zu verlieren, aber das stimmte ja nicht. Würde er nämlich versuchen, ihre Gunst doch noch zu erlangen, könnte sie ihm das Messer, das sie ihm am letzten Abend in die Brust gerammt hatte, tiefer hinein drücken. Und dadurch könnte er seinen gesunden Menschenverstand verlieren, befürchtete er mittlerweile - denn er spürte gerade, wie sich jemand sehnsüchtig von hinten an ihn presste.

Er schnappte erschrocken Luft ein. Erst keimte der Gedanke in ihm auf, Harry könnte es in der Nacht zu kalt geworden sein, aber Harry war in seinem jetzigen Zustand nicht einmal einen Meter groß und dafür zu klein, um seine Arme und Beine ganz um Dracos Körper schlingen zu können.

Also gab es nur eine Möglichkeit.

„H-H-Hermine?"

Sie regte sich ein wenig, schien aber nicht aufzuwachen. Draco hielt angestrengt die Hitze und Röte zurück, die in sein Gesicht steigen wollten, und versuchte langsam, sich aus der Umarmung zu lösen. Dann stoppte er abrupt. „Nutz jede Sekunde alleine mit Hermine, verdammt nochmal!", hallte es in seinem Kopf, und er entspannte sich sofort.

So blieb er lange liegen. Mit der Zeit bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht und er freute sich auf ihr Gesicht, wenn sie aufwachen würde - und dann war es soweit.

Er hört sie gähnen -
Ihre Decke raschelte -
Ihr entfuhr ein hörbar überraschter Laut -
Und dann wurde es für kurze Zeit still.

Irgendwann konnte Draco es sich nicht mehr verkneifen. „Ich glaube, ich brauche nicht fragen, ob du gut geschlafen hast."

Hermine kreischte erschrocken auf, ließ ihn los und krabbelte rückwärts. Er unterdrückte ein Grinsen, als er sich aufsetzte und sich mit verwuschelten Haaren und zerknittertem Oberteil zu ihr umdrehte.

„D-Du bist wach? Warum hast du nichts gesagt - ich dachte -", stotterte sie. Dann fing sie sich wieder und ihr schien einzufallen, wer und wo sie war, und dass sie sich beim erschrocken-rückwärts-krabbeln fast auf Harry gesetzt hatte.

Der gähnte jetzt auch und blickte dem grinsenden Draco bald mit seinen großen Augen ins Gesicht. „Guten Morgeeen! Ich hab gut geschlafen!", rief Harry, lächelnd wie die Sonne, und Draco biss sich auf die Lippe. „Ja, Hermine auch", merkte er frech an und beobachtete ihre Reaktion.

„Du -" Sie hielt inne und sah ihn bedrohlich an. Dann wurde sie aber rot und drehte sich zu Harry. „Das ist schön, Kleiner. Hast du Hunger?", fragte sie fürsorglich und bald hatten sie das Zelt und was darin war weggehext und liefen zur Hütte.

„Donnerstag ist es schon ...", seufzte Draco und ging ins Bad, un sich seine Zahnbürste zu schnappen, „Die Zeit vergeht wirklich schnell."
Er begann zu putzen und lehnte sich nachdenklich gegen das Waschbecken.

Hermine stand in der Tür, strich eine Strähne hinter ihr Ohr und betrachtete ihn mit wild pochendem Herzen.

Wie konnte sie all die Jahre nicht merken, wie elegant und geschickt er sich bewegte; wie seine Augen funkelten; wie seine Haare ihm in der Früh vor dem Frühstück ins Gesicht fielen; ...

Hermine starrte ihn immer noch an. Plötzlich aber sah Draco nicht mehr in die Luft, sondern direkt sie an, und Hermine zuckte leicht zusammen, wollte aber ihren Blick nicht lösen.
Er putzte seine Zähne zu Ende und spülte seinen Mund aus. Dann sah er sie offen an.

„Siehst du mich schon lange so an?", flüsterte er irgendwann vorsichtig, während er immer noch in ihre Augen sah.

Hermine knabberte an ihrer Lippe und sah ihn immer noch schüchtern an. „Ich weiß nicht, wie lange", murmelte sie zurück.

Er reagierte nicht mehr auf ihre Antwort, bis sie den Blickkontakt unterbrach. Dann musste er leicht lächeln und ging mit pochendem Herzen an ihr vorbei aus dem Bad zu Harry, um ihn für die Kindergruppe bereit zu machen.

*

Nach dem Unterricht trafen Hermine und Draco sich vor dem Raum der Wünsche, da sie in der vorigen Stunde in verschiedenen Klassen unterrichtet worden waren. Hermine wurde leicht rot als sie ihn sah und beeilte sich, Harry zu holen. Anscheinend beruhigte es sie, wenn sie nicht mit Draco alleine war.

Als sie zu Hause ankamen, geschah nicht mehr viel. Ausnahmsweise verlief alles reibungslos. Harry aß brav, putzte gehorsam seine Zähnchen und zog sich sogar ohne Aufforderung um. Er kuschelte sich ins Bett und Hermine und Draco waren extrem verblüfft, als er nach zehn Minuten eingeschlafen war.

Leicht verstört sahen die Beiden sich an und Draco murmelte: „Ich will nicht wissen, was er heute angestellt hat, um jetzt so brav zu sein. Oder ist er einfach so müde?"

Hermine zuckte mit ihren Schultern und schloss die Tür. „Ich bin jedenfalls nicht müde. Und Hausübungen habe ich keine ..."

Draco nickte. „Ich auch nicht. In zehn Tagen ist das ganze Projekt schon vorbei, vielleicht sind die Professoren deshalb so nett. Naja ... Was machen wir jetzt?"

Hermine sah ihn mit undeutbarem Ausdruck an und meinte dann: „Also ich gehe lesen." Damit ging sie schon los, doch Draco erwischte ihren Ärmel und zog sie zurück. Er sah ihr in die Augen.

„Ich will dich nicht dazu zwingen, mit mir zu reden, irgendwas zu sagen oder was auch immer. Aber renn nicht vor mir weg. Lass uns einen Film schauen oder so. Bitte."

Hermine starrte ihn mit großen Augen an. „E-einen Film? Wir?" Draco schmunzelte. „Nein. Ich geh jetzt Harry aufwecken und schicke dich weg. Natürlich wir, Sherlock."

„Du kennst Sherlock Holmes?", lachte sie und sah ihn lächelnd an. „Na gut."

Fünf Minuten später bereute Hermine ihren Entschluss. „Nein, Draco! Wir werden nicht Titanic sehen!", fluchte sie und er grinste breit. „Oooh doch. Komm schon. Ich will Rose sehen."
Er sah Hermine genau an und beobachtete ihre Reaktion.

Sie kaute leicht an ihrer Unterlippe herum und starrte schlecht gelaunt auf den Laptop, der vor ihr auf dem Sofa lag.
„Na schön", flüsterte sie irgendwann, „Aber nur, weil Jack von Leonardo gespielt wird."

Sie ließ sich leicht schmollend auf die Couch fallen und Draco lachte zufrieden. Er setzte sich neben sie und grinste sie breit an. „Was gibts da zu lachen?", fauchte sie und er biss sich auf die Lippe und sah weg. „Eh nichts. Mach den Film an."

Hermine zögerte kurz, sah ihn kurz an und stand dann auf. Sie ging ums Sofa herum und aus dem Zimmer. Draco drehte sich um und lehnte sich an die Couchlehne. „Hermine? Wohin gehst du?"

„Bin gleich wieder da", vernahm er nur mehr.

Nur kurze Zeit später kam Hermine mit zwei Gläsern und einer Weinflasche zurück. „Sonst überstehe ich den Abend nicht", erklärte sie murrend und setzt sich wieder im Schneidersitz neben Draco.

*

Einige Zeit später mussten die beiden einen Zauber über das Zimmer legen, um bei "My heart will go on" nicht Harry zu wecken.

Hermine bemühte sich noch, die richtigen Töne zu treffen, doch Draco schien das nicht mehr so wichtig. Er hatte sich bei Hermine ein und schwenkte hin und her, als wäre es ein Seemanns- und nicht Liebeslied, das er da grölte.

„Eeeevery night in my dreams, I see you, I feeeel you!" Hermine lachte ausgelassen und schenkte sich noch etwas Wein ein. „Sei still, Draco, die Szene ist so süß, ich will mich konzentrieren!"

„Du bist auch süß.", grinste er sie völlig zusammenhangslos an und sie wurde leicht rot, kicherte aber wie ein verknallter Teenager. „Du auch.", murmelte sie fast unverständlich und rückte näher an ihn heran.

*

„Autsch! Hermine, krall dich nicht so fest!", zischte Draco und löste ihre Finger von seinem Arm. Dann bemerkte er plötzlich, dass stumme Tränen ihre Wangen hinunterliefen und sah sie besorgt an. „Nimmt dich der Film so sehr mit?", fragte er erstaunt und sie nickte wild und winselte leise auf, als Jack und Rose einen Jungen retten wollten, der in dem Chaos mit dem sinkenden Schiff zurückgelassen worden war.

Sie drückte sich eng an ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. „Der arme kleine ...", schluchzte sie und Draco streichelte ihr glücklich über die Haare. „Schon gut, Mine. Es wird ja alles gut."

*

„Dieses verdammte Arschloch!", knurrte Hermine, und Draco konnte es ihr nachempfinden.

„Caledon ist echt ein Schwein", schnaubte er und sah wütend den Bildschirm an. „So selbstsüchtig, ich könnte kotzen."

Hermine nickte zustimmend und gähnte kurz. Draco musste lächeln und sah sie an.

Sie lag mittlerweile voll an ihn gekuschelt da, und hatte seinen Arm umschlungen. Draco kribbelte es schon im ganzen Körper, und Hermine schien die Nähe auch zu genießen.

*

„Hermine? Hermine, komm schon.", murmelte er und stieß sie leicht an. Sie murrte und umarmte ihn gleich noch fester. „Wasdenn?", murmelte sie und gähnte wieder.

„Wir sollten ins Bett gehen. Es ist spät.", hauchte er und sie nickte müde und setzte sich langsam auf.

Endlich im Bett angekommen sah sie ihn sehnsüchtig an, als sie dachte, er hätte seine Augen geschlossen. Er sah es aber durch die Dunkelheit und lächelte sie liebevoll an. Langsam breitete er seine Arme aus und Hermine zögerte gar nicht mehr und kuschelte sich an seine Brust.

Beide schliefen nur wenige Minuten seelig lächelnd ein.

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