Woche 3, Tag 5 - Der wundervollstschönste Tag

"Draco! Draco! DRAAACOOO!"

Erschrocken schlug Draco die Augen auf, sprang aus dem Bett und wollte schon nach seinem Zauberstab greifen, da bemerkte er, dass eine verdattert aussehende Hermine direkt neben ihm am Boden saß. Anscheinend hatte er sie von sich geschmissen, als er so panisch aufgesprungen war, und da war sie am Boden gelandet.

"Oh nein, Prinzessin! Tut mir Leid, hab ich dir weh getan?" fragte Draco besorgt, und nahm Hermine in den Arm. Die lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. "Alles gut!" krähte sie.

Harry, der von dem Tumult nur wenig mitbekommen hatte, drehte sich im Schlaf auf die Seite.

Nun etwas leiser, um Harry nicht zu wecken, fragte Draco Hermine verwundert: "Sag mal, warum bist du denn so früh schon so gut gelaunt?"

Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Seine Überaschung, der Wald, der durchgedrehte Zentaur Insanus, und Dracos Versprechen. Zu Schrecken des Slytherins sprach Hermine seine Gedanken auch grinsend aus: "Wir machen heute alles was ich will!", strahlte sie, und dann sah sie Draco belehrend an. "Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen!" erklärte sie ihm.

Geschlagen nickte Draco, und musste schmunzeln. Das war klar, dass sie sein Gelübde nicht vergessen hatte. Kinder vergaßen so etwas nie - er war schließlich auch einmal eines gewesen, nur war das jetzt schon länger her. Wobei - Draco blinzelte verwirrt. Eigentlich war er erst vor einer Woche ein Kind gewesen. Verrückt.

"Fangen wir an!" rief Hermine plötzlich laut, sodass Draco sie beinahe nochmal fallen ließ. "Shhh!" zischte er mit einem Seitenblick auf Harry.

Nach einem Frühstück - das für Hermine Kekse und Milch bedeutete, da Draco ihr diesen Wunsch nicht ausschlagen durfte - war auch Harry endlich wach. Oder besser gesagt: er war in der Küche. Ganz wach wirkte er nämlich nicht.

Als auch Harry fragte, warum Draco und Hermine so unausstehlich fröhlich waren (wie er es ausdrückte), erzählte Hermine ihm freudig von Dracos Versprechen. Dafür kassierte die Schlange einen Blick von Harry, der entweder Viel-Glück-beim-sterben oder Was-hast-du-dir-nur-dabei-gedacht bedeuten sollte.

Nach einiger Zeit verabschiedete Harry sich. Zu Draco sagte er, dass er bei dieser Katastrophe nicht dabei sein wollte, und zu Hermine, dass er Ginny besuchen würde.

Und dann fing die (von Harry so betitelte) Katastrophe an.

"Kucheeeen!"

Draco hatte noch nie in seinem Leben einen Kuchen gebacken. Kochen, ja, das konnte er gewissermaßen, aber ... backen?
Was brauchte man dafür überhaupt? Hermine gab Draco die Antwort.

Ein Kochbuch. Wow, in den fünf Minuten, in denen er über backen nachgedacht hatte, hatte er nicht einmal an ein Kochbuch gedacht. Das konnte noch lustig werden.

*

Einige Stunden, mehrere Anläufe, und viele Runden voll UNO war der Kuchen endlich fertig. Und als Bonus dazu hatte Draco ein neues Hobby gefunden - auch wenn Hermine es komischerweise in jeder Runde geschafft hatte, ihn zu besiegen.

Also mampften die beiden um zehn Uhr Morgens fröhlich den kleinen Schokokuchen, und Draco ahnte jetzt schon, dass Hermine nichts zum Mittag essen könnte.

Jetzt hatten sie aber ein klitzekleines Problem: Vom backen war in der Mehlpackung nur ein bisschen Mehl übriggeblieben, das man für wahrscheinlich gar nichts mehr benutzen konnte. Doch Hermine hatte anscheinend eine Idee, denn auf einmal grinste sie verschlagen, und kletterte auf die Bank, um ungehinderten Zugriff auf das Mehl zu haben.

"Dreh dich um!" kicherte sie, und als Draco sie argwöhnisch anblickte, schlug sie ihre kleinen Hände vor den Mund, um absolut seriös zu wirken, und nicht wieder loszukichern.

Langsam drehte Draco sich um, und machte sich bereit auf - was auch immer, da, plötzlich schoss Mehl an beiden Seiten seines Gesichtes vorbei, und rieselte langsam zu Boden. Geschockt sah Draco auf die kleinen Häufchen Mehl am Boden.

Hinter ihm schrie Hermine glücklich: "Mehlschlaaaacht!"

"Na gut", meinte Draco ruhig, wischte sich über seinen Hinterkopf , und drehte sich mit seinem verschlagensten Slytherin-Grinsen wieder zu Hermine um, "du hast es so gewollt, Prinzessin ..."

Dann griff er blitzschnell in die Mehlpackung, und ließ es über Hermine schneien. Die störte das überhaupt nicht. Kindlich glucksend patschte sie sich auf den Kopf, und verrieb das Mehl schön in ihren (zuvor) braunen Haaren.

Dann startete der Rachefeldzug gegen den Rachefeldzug. Hermine griff sich die Packung, hüpfte damit auf den Boden - womit bereits ein wenig Mehl auf der Bank und am Tisch verteilt wurde - und warf die Packung auf Draco. Jedenfalls wirkte Bewegung so, in Wirklichkeit schoss nur das Mehl daraus hervor, und trotz Hermines Körpergröße traf sie Draco voll im Gesicht.

Er hustete, hockte sich aber sofort auf den Boden und wischte mit seinen Händen das Mehl auf, um es danach gründlich Hermine ins Gesicht zu reiben.

Auf einmal klickte das Türschloss, Hermine hörte auf zu kichern und blickte zur Tür, und auch Draco hielt in seiner Bewegung inne.

Dann öffnete sich die Tür, und Ginny und Harry traten ein, wild in einer Diskussion verwickelt.

"Nein, im Ernst, Harry, das glaube ich dir nicht. Das hat er ihr niemals versprochen!" redete Ginny auf Harry ein, der jedoch bloß mit offen stehendem Mund in Richtung Küche blickte.

Ginny wedelte vor seinem Gesicht herum. Keine Regung. Dann blickte auch Ginny fragend in Richtung Küche, und auch ihr stockte der Atem.

Die Küche war voller Mehl, eine leere Packung lag am Boden, Hermine und Draco waren von oben bis unten beschmiert, und ein angemehlter Schokokuchen stand am Tisch.

"Glaubst du mir jetzt?" fragte Harry erstickt, und auf einmal prustete Ginny laut los.

"Das gibt es doch nicht!" lachte sie, und sank lachend auf ihre Knie. Dort verbrachte sie an die fünf Minuten, während Draco, Harry und Hermine sie beobachteten.

Als Ginny sich endlich beruhigt hatte, wurde sie erst einmal von Hermine begrüßt.

"Hallo Ginevra! Warum lachst du so viel?" strahlte Hermine, und Ginny grinste.

"Alles in Ordnung Süße. Du und Draco, ihr seid nur so süß!" schmunzelte Ginny, und zwinkerte Draco verschlagen zu. Der riss ertappt die Augen auf, und schüttelte wild mit dem Kopf.

Die nächste Aussage Hermine schlug jedoch alle um: "Ja, ich hab ihn sehr gern!"

Harry versuchte nicht loszuprusten, Ginny musste sich ein 'Awwwww!' verkneifen, und Draco lief rot an. Das steigerte sich sogar noch, als Ginny ihn unverblümt fragte: "Und Draco? Magst du Hermine auch?"

Draco war knapp am verzweifeln. Was wollten sie nur alle von ihm? Hermine war eben ein süßes, kleines Kind! Natürlich mochte er sie!
Aber das zu sagen, würde wieder nicht richtig klingen. Verdammt!

Erschlagen seufzte er. "Ja, ich mag dich auch Hermine."

Hermine umarmte sein Bein, grinste ihn fröhlich an, und zeigte dabei ihre weißen Zähnchen. Was hatte sie nochmal erzählt? Ihre Eltern waren Zahnheiler? Interessanter Beruf, er musste ihre Eltern unbedingt mal kennenlernen.
Gedanklich schlug er sich auf die Stirn. Merlin sei Dank hatte er das nicht laut gesagt, das hätte die peinliche Situation - eine sich-an-ihn-klammernde Hermine, eine seelig lächelnde Ginny, einen stumm lachenden Harry - nur verschlimmert.

"Draco?", riss Hermine alle wieder aus ihren Gedanken. "Können wir zum Spielplatz gehen?" Draco grinste sie an, froh über Ablenkung.

"Warum fragst du noch? Ich darf es dir heute ja nicht verbieten." lachte er, und hob Hermine hoch. "Kommt ihr mit?", wandte er sich an Harry und Ginny, und damit war das vorige Gespräch offiziell beendet.

"Ich gehe zurück zu Blaise - und Ron natürlich. Blaisi schafft das sonst nicht ohne mich." lächelte Ginny, und bemerkte nicht, dass sie einen äußerst peinlichen Spitznamen für den Slytherin verwendet hatte. Jetzt war es an Draco zu grinsen, und obwohl Ginny nicht verstand warum, verabschiedete sie sich einfach von den dreien.

Der restliche Tag am Spielplatz verlief zu Dracos Gunsten ohne jegliche Anspielungen. Dafür forderte Hermine alles von ihm und Harry - fangen spielen, verstecken, dann sangen sie etwas zu dritt, sodass andere Hogwartsschüler mit den Kleinkindern sie verstört anstarrten.

Für Draco und Hermine war das Highlight jedoch, als Harry in der kurzen Rutsche steckenblieb, und nur mit hoher Kraftanstrengung wieder freikam.

"Voldemort ist eine kleinere Bedrohung als diese Spielplätze" lautete Harrys gelachter Kommentar dazu, als er wieder mit beiden Beinen am Boden vor ihnen stand.

Draco musste zugeben, dass sie so viel Spaß gehabt hatten, dass alle drei nicht bemerkten wie dunkel es plötzlich war. Die Sonne war bereits untergegangen, und Hermine taumelte jetzt müde und ausgelaugt auf Draco zu, der sie hochhob. Hermine gähnte, klammerte sich erschöpft an Dracos Schulter und lehnte ihren Kopf an ihm an.

So gingen sie nach Hause, und ohne sich noch viel Mühe beim umziehen zu machen - nämlich gar keine Mühe - legten sie sich ins Bett, Harry auf der einen Hälfte, und Draco und Hermine auf der anderen.

"Draco?" murmelte Hermine plötzlich gegen seine Wange, und erstaunt sah er sie an. "Ja, Prinzessin?"

Hermine gähnte erneut. "Das war der wundervollstschönste Tag überhaupt."

Dann kuschelte sie sich verstärkt an Draco, und war eine Sekunde später eingeschlafen.

Auch dem Slytherin fiel das nicht schwer. Sanft lächelnd glitt er ins Land der Träume.

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