Kapitel 8



Mit einem erleichterten Seufzen schloss ich die Haustür hinter mir, wo mich sofort eine angenehme Kühle einhüllte. Die Jalousien waren fast ganz heruntergelassen, sodass nur ein kleiner Lichtstrahl in die Zimmer drinnen gelangte und ich sogar im Vorraum nach dem Lichtschalter tasten musste, um etwas erkennen zu können und nicht über die gefühlt tausend unausgepackten Umzugskisten zu stolpern.

Als erstes ging ich in die Küche, um meinen besten Freund, den Kühlschrank, nach etwas Essbarem zu durchstöbern. Doch um etwas Gesundes zu nehmen, wie zum Beispiel einen Apfel, wanderte mein Blick viel zu schnell zu dem leckeren Kompott, das meine Mutter wohl vor ihrer Arbeit angerührt haben musste.
Ich füllte mir ein kleines Schälchen ab und kaschierte so gut es ging meine Spuren, indem ich die aufgewühlte Oberfläche mit dem Löffel wieder glatt strich.

Mit meiner Beute suchte ich mein Zimmer auf, wo ich mich noch schnell in gemütlichere Klamotten, Jogginghose und ein viel zu großes T-Shirt von meinem Vater, schmiss.

Die Tasche warf ich achtlos neben meinen Schreibtisch, den ich dieses Wochenende zusammengebaut hatte. Na ja, ich hatte versucht, es allein hinzubekommen, aber Papa musste mir dann zum Schluss doch noch etwas helfen.

Ich genoss das kühle Kompott, während ich die aktuellsten WhatsApp-Nachrichten las.

Ich musste grinsen, als ich sah, dass die neuste Nachricht von Michelle kam.

Wir waren zusammen mit der überfüllten und stickigen Bahn nach Hause gefahren, sind erneut gut ins Gespräch gekommen und haben uns noch ein Stück besser kennengelernt. Es stellte sich heraus, dass wir Beide, abgesehen von unserer großen Tierliebe und unserer Musikbessesenheit, ziemlich viele gemeinsame Interessen hatten.

Michelle: Na du? :)

Ich: Naaaaa? :D Was ist los?

Abgesehen von Michelle hatte ich einen weiteren neuen Chat. Ich war in eine Gruppe mit dem kreativen Titel: 'Game of Phones' hinzugefügt worden. Wow! Ich klatschte mir lachend die Hand an die Stirn. - Na das konnte ja was werden...
Ich ging auf die Kontakte. Neben Michelle, die ich sofort als solche unter meinen Kontakten abgespeichert hatte, waren noch drei andere Nummern in der Liste. Eine davon gehörte bestimmt Vincent. Die anderen zwei konnte ich nicht zuordnen.

Michelle: Im Moment gar nichts. Was machst du so? ^^

Ich: Nicht viel... :D

Die Tiefgründigkeit unseres Gespräches war wirklich beeindruckend.

Ich begann noch ein paar Kartons auszupacken. Größtenteils irgendwelches Schreibtischzeugs, das ich in der nächsten Zeit sicherlich noch zur Genüge brauchen würde.
Nach kurzer Zeit wurde mir das aber unter den hohen Temperaturen zu anstrengend und ich nahm stattdessen eine kühle Dusche, welche allerdings nicht von langer Wirkung war, da ich durch die stickige Luft in meinem Zimmer sofort wieder auf meine Ursprungstemperatur hochgeheizt wurde. Ich suchte Zuflucht in den unteren Räumlichkeiten, die deutlich kühler waren und vertrödelte den Nachmittag, ohne etwas wirklich Sinnvolles getan zu haben.

Irgendwann kamen dann meine Eltern von der Arbeit nach Hause und wollten selbstverständlich alles über die neue Schule, die Lehrer, meine Kurskameraden und indirekt auch über potentiellerweise süße Jungs wissen, worauf wir alle zu lachen anfingen, weil meine Eltern eigentlich auch wussten, dass ich den Jungs nicht so hinterher rannte und mit dem erst besten etwas anfing.
Ich half meiner Mutter beim Abendbrot zubereiten und Papa hatte bezüglich seiner Arbeit noch einiges am Schreibtisch zu erledigen. Das Abendbrot ließ er sich aber nicht entgehen.

„Das sieht aber wirklich sehr lecker aus", lobte er uns. Sein Lächeln verschmälerte sich ein wenig, als sein Blick auf die Schale mit den Oliven fiel. - Er hasste Oliven!
Meine Mutter und ich grinsten uns schadenfroh an. - Wir liebten Oliven!

Ich stocherte in meinem Salat rum. „Nun habe ich so viel von mir erzählt, aber ich weiß gar nicht, wie euer erster Arbeitstag gelaufen ist", stellte ich fest.

„Absolut fantastisch", erwiderte mein Vater verschmitzt. „Die Klimaanlage war kaputt. Wir wurden von den Rechnern, die uns ständig heiße Luft ins Gesicht gepustet haben, förmlich gegrillt."

Ich konnte mir bei dieser Vorstellung das Lachen leider nicht ganz verkneifen.

Mein Vater hatte es leider mitbekommen. „Das ist nicht witzig junges Fräulein. Wir alten Herrschaften kennen so etwas wie Hitzefrei oder verkürzten Unterricht gar nicht. Da rackert man sich ab und die junge Generation vertreibt sich die Zeit im Schwimmbad."

„Schwimmbad", meine Augen wurden groß. „Vielen Dank für den Hinweis, wird morgen sofort nachgeholt."

„Jaja", grollte mein Vater und pickte sich eine Tomate von dem Teller, wobei er einen großen Bogen um die in der Nähe gelegenen Oliven machte. 

„Das können wir sehr gerne machen", schaltete sich meine Mutter nun ebenfalls ein, „Ich habe morgen auch frei. Eine Abkühlung wäre bei diesem unerträglichen Wetter ganz fantastisch. Morgen soll es ja noch wärmer werden." Da meine Mutter im Restaurant arbeitete und innerhalb der Woche die Kundschaft nicht so hoch war und dementsprechend weniger Arbeitskräfte benötigt wurden, würde es in Zukunft sicher das eine oder andere Mal vorkommen, dass sie frei hatte. Dafür würde es an den Wochenenden kritisch werden, wo sich viele Leute mal einen schönen Abend bei einem gemeinsamen Essen gönnen wollten.

„Super", lachte ich begeistert und gab meiner Mutter ein High-Five. Viele Bekannte konnten es überhaupt nicht verstehen, dass wir so locker und eher freundschaftlich miteinander umgingen. Ich genoss es sehr und schämte mich auch kein Stück.

Mein Vater zog einen breiten Schmollmund. Am liebsten hätte er sich jetzt beleidigt hinter seiner Zeitung verzogen, die aber außer Reichweite auf dem Sofa lag und er so sein durchaus verärgertes Gesicht nicht verstecken konnte. 

„Ach Andreas, jetzt guck doch nicht so!" Meine Mutter gab mir ein Zeichen. „Hol doch schnell den Nachtisch aus dem Kühlschrank. Ich glaube dein Vater braucht jetzt ein Frustessen."

Ich wurde ein wenig blass. Sie meinte doch nicht etwa das Kompott, das ich vorhin freundlicherweise schon einmal probiert und ordentlich dezimiert hatte.
Ich zog die Frischhaltefolie ab. Leider hatte ich den Krater doch nicht ganz so gut kaschieren können, wie ich bis eben noch geglaubt hatte, da ich erst jetzt bemerkte, dass die dekorierten Erdbeeren wohl in einem speziellen Muster angeordnet gewesen waren und nun, durch meinen Eingriff, etwas in Schräglage gelangt waren.
Mein Vater erkannte meine Unterschrift und nun war er es, der mich auslachen konnte. „Ich glaube, es war ein Elefant in unserem Kühlschrank. Übrigens, ein entzückendes T-Shirt hast du da an. Das vermisse ich schon seit einiger Zeit in meinem Schrank. Weißt du eigentlich, wie lange ich das gesucht habe?"

Nach dem Essen und dem damit verbundenem Abwasch pflanzten wir uns auf die Couch und suchteten noch ein paar Serien auf Netflix.

Ich sah ganz viele neue Nachrichten auf meinem Handy aufploppen. Wie ich mir bereits gedacht  hatte, stammten sie aus der Gruppe: ‚Game of Phones'. Ich kam immer noch nicht auf den nicht mal ansatzweise lustigen Gruppennamen klar.

Im Schnelldurchlauf überflog den Chat. Natürlich ging es um die geplanten Streiche, an denen ich mich eigentlich nicht wirklich beteiligen wollte.
Ich verließ WhatsApp und stellte das Handy auf stumm, um nicht von der tollen Serie abgelenkt zu werden.

Mein Vater schnarchte drüben bereits wie ein Sägewerk. Mit ihm war es einfach nicht möglich, einen vernünftigen Filmabend zu genießen. Nach spätestens einer halben Stunde waren seine Lichter aus.

Langsam wurden meine Augen ebenfalls schwer und wir brachen ab. Immerhin mussten wir morgen wieder früh raus.





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Nach einer sehr langen Pause endlich wieder ein neues Kapitel. :)  Es ist jetzt nichts Spektakuläres, aber ich glaube, ich muss mich erst mal wieder  in die ganzen Geschichten reinfinden.😅
Die Uni ist ein bisschen stressig und da kommt man leider nicht zu so viel. ^^ Dieses Problem werdet ihr in ähnlicher Form sicherlich auch kennen...
In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen tollen Tag! 😊

Frage an euch: Mögt ihr Oliven, ja (👍🏻😋) oder nein (👎🏻🤮)?

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