Zuhause

Mara

"Wieso, sag es mir, verdammt nochmal bist du weggerannt. Der Typ war voll okay! Er war nett, freundlich, alles was ein Mädchen sich wünscht. Und ignoriere mich nicht die ganze Zeit! Das nervt!", schreit Nils und wird dann leiser als Mum von oben klopft, dass wir leiser sein sollen. Seitdem ich weggerannt bin habe ich kein Wort mit ihm gesprochen, ihn ignoriert, und das ist bei ihm noch nie vorgekommen. Ich kann es einfach nicht fassen, dass er sich mit ihm verbündet hat. VERRÄTER! "Geh weg!", schnauze ich und schiebe trotzig meinen Unterkiefer vor. Ich weiß, dass ich jetzt wie ein behinderter Dackel aussehe, doch ich kann es mir nicht nehmen lassen Nicks wütendes Gesicht zu sehen. Er ist tatsächlich knatschtrot angelaufen und ballt die Fäuste. "Was denn?", frage ich unschuldig und setze mich auf mein Sofa. Vorsichtig nippe ich an dem noch heißen Tee und setze die Tasse wieder ab. "Versuch es mir doch wenigstens zu erklären!", verlangt Nick leise und msetzt sich neben mich auf das weiche Polster. "Der Typ war..." Ich zögere "...irgendwie gruselig. Er weiß ziemlich viel über mich, findest du nicht?"
"Er steht zu dir, Mara, es ist ihm egal. Er gibt sich Mühe und du lässt ihn einfach stehen? Das ist mies. Wenigstens solltest du ihm eine Mail schicken, um ihm das zu erklären. Ich hab ihm gesagt, dass du dich bei ihm melden wirst!"
"Wieso?!", unterbreche ich seinen Redeschwall und greife nach meinem Laptop.
"Weil er zu dir steht!"
Ich seufze und Klappe es auf. Dann tippen meine Finger wie automatisch:

Marc, es tut mir leid. Wirklich-dich ich bin mit diesem Druck nicht klargekommen. Du musst wissen, dass ich bisher immer sehr nach der äußeren Hülle eines Menschen gegangen bist, und du... ...du warst ziemlich beeindruckend, wie du so alleine auf uns zugekommen bist. Das war angsteinflößend, weißt du? Ich habe gezittert und dachte mir, dass es vielleicht besser wäre den Kontakt abzubrechen, doch Nick hat mir gezeigt, dass du nichts für meinen kleinen Tick kannst. Klein-naja... Er hat sich ziemlich vergrößert und das macht mir Angst. Was passiert, wenn es sich nochmal vergrößert. Für mich unvorstellbar, doch man merkt es. Jetzt schon. Es tut mir wie gesagt schon leid. SORRY! Aber. Ich muss weg, sorry.
Bis dann, wenn du unbedingt einer verrückten schreiben willst.

Ich drücke auf senden.
"Halt, Prinzessin! Wieso hast du nicht mehr geschrieben. Er wird sich Sorgen machen. Das weiß ich. Schreib was dazu. Du bist gemein-das ist gemein! Sonst bist du doch auch nicht so assozial; oder bist du jetzt zum Club der miesen Assozialen gegangen?" Er seufzt und tigert unruhig in meinem Zimmer umher. Ich stürze vom Sofa auf und Stürme nach draußen. Nick ist nur selten so gestresst, aber wenn das der Fall ist, sollte man ihn nicht wütender machen, als er sowieso schon ist.
Eilig Eile ich nach draußen, knalle die Türe zu und klettere auf den großen Baum im Hintergarten, der mir schon früher als Versteck gedient hat. Auf einem der obersten Äste hat mein Dad ein Seil angebracht, sodass ich mich daran bis zur Baumkrone entlang angeln kann.  Ich stehe ganz oben und lasse mir den Wind durch die Haare wehen. Es tut gut auf das Haus und meine Straße hinunterblicken zu können; den Überblick zu haben. Wenigstens einmal im Leben über irgendetwas stehen zu können. Eine Weile lang bleibe ich dort sitzen, dann höre ich ein rascheln. "Hi!", Maddie, meine Cousine, steht vor mir und lächelt mich an. "Ich hab dich von unten gesehen... Störe ich?" Sie zieht ihre linke Augenbraue hoch und blickt mich fragend an. Maddie war schon immer gut, wenn es darum ging zu erkennen, wie es anderen geht. Kurz bin ich nahe daran ihr alles zu erzählen, das mit den Briefen und Marc, doch dann ist der Gedanke plötzlich wieder weg, so wie eine Spinne meistens und ich schweige vor mich hin. Sie lässt ihre Beine baumeln und holt einen Zettel aus ihrer bunten Fransentasche.
Flohmarkt in der alten Fuchsenmühle
Donnerstag; 16 Uhr
"Hast du Lust mit mir hinzugehen?", fragt sie mich und legt einen Arm um mich. "Benny muss mit seiner Klasse hin." Benny ist Maddies kleiner Sohn und er ist ziemlich knuffig. Wenn er nicht so klein wäre, und mit mir verwandt wäre, würde ich ihn heiraten wollen, aber das ist eben nicht so. Ich nicke und setze mich. "Ich komme mit!", bestätige ich ihre Frage und baumle auch mit den Füßen. Die Zeit raßt praktisch vorbei, während ich mit Maddie über die Welt plaudere und alles andere vergessen. Erst, als Mum zum Abendessen ruft, klettern wir lachend vom Baum und betreten den Flur. Am Abendessen herrscht zwischen mir und Nick eisiges Schweigen, dass Maddie und Mum mit ihrem Geschwafel über den neusten Klatsch lautstark übertönen.

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