18. Kapitel
"Ja?", ertönte seine Stimme hinter mir.
Langsam drehte ich mich um.
"Ja hey. Hast du kurz Zeit?" "Warum?"
War das sein Ernst? Er fragte mich allen Ernstes noch nach dem Warum?
"Wollte mit dir reden!". Er wiegte seinen Kopf hin und her bevor er zu gab:" Hmm hab eigentlich Besuch. Aber komm kurz rein."
Ich öffnete das silberne Gartentürchen und schritt Richtung Haustür. Er bat mich herein und so standen wir in seinem Hausflur. Distanziert und kälter denn je.
"Was ist dein Problem mit mir? In einem Moment bist du absolut herzlich zu mir und legst mir fast die Welt zu Füßen und im nächsten Moment bist du absolut kalt. Wen hast du diesmal kennengelernt? Mit wem bist du jetzt zusammen? Und lüg mich nicht an! Ich kenne dich mittlerweile ganz genau." Ich hatte Mühe meine Tränen zu unterdrücken, die sich langsam ihren Weg nach oben bahnten. Meine Kehle schnürte sich zu und ich umklammerte den Griff meines Regenschirmes immer fester. Den Blickkontakt den wir hielten, brach ich ab.
"Ich hab wen kennengelernt. Mit ihr bin jetzt zusammen. Wäre besser wenn wir keinen Kontakt mehr haben." Ich lachte gehässig.
"Ja, ist wohl besser so. Man sieht sich."
Ohne ihn noch einmal zu Wort kommen zu lassen machte ich auf dem Absatz kehrt und verschwand in Richtung Bahnhof.
Erst als ich ein Stück von dem Haus entfernt war, lies ich meinen Tränen freien Lauf. Ich hasste es so schwach gesehen zu sehen. Zu wissen, dass jemand meine Schwachstelle kennt. Am Bahnhof setzte ich mich auf eine kleine Bank. Ein junger Mann, ich schätzte ihn auf 21, setzte sich neben mich. Wortlos reichte er mir ein Taschentuch. Ich lächelte schwach bevor er sprach:" Sag mal weinst du oder ist dass der Regen, der von deiner Nasenspitze tropft?"
Automatisch musste ich lachen. "Hätte nicht gedacht dass Männer auch so Schnulzenlieder hören."
Automatisch lächelte er mit. "Du wärst erstaunt zu was Männer alles in der Lage sind. Schlechten Tag gehabt?" Bei dieser Frage zog sich wieder mein Herz zusammen. Da ich einem Fremden nicht einfach meine Lebensgeschichte erzählen wollte, nickte ich einfach nur stumm.
"Ich bin übrigens Dennis. Und du bist?" "Tanja. Freut mich. Und nochmal vielen Dank."
Er lächelte mir freundlich zu und man merkte ihm an, dass er mich am liebsten in den Arm nehmen würde, es aber nicht tat. Wir waren Fremde. Vor 10 Minuten erst kennengelernt und dennoch hatte ich dieses eine Gefühl. Dieses Gefühl als würde ich ihn schon ewig kennen.
"Tanja?" Nervös schaute ich von meinen Schuhen in sein Gesicht. "Hättest du was dagegen wenn wir Nummern austauschen. Vielleicht hast du nach Lust auf einen Kaffee sobald du einen besseren Tag hast."
"Aber klar." Und so gab ich ihm meine Nummer und stieg in den Zug, der mittlerweile den Bahnhof erreicht hatte. Da er seinen Bruder abholte, stieg er nicht mit ein.
Kurz vor meinem Zuhause vibrierte mein Handy. Es war schon die erste Nachricht von Dennis
D: Hoffe du kamst gut Heim :)
T: Ja vielen Dank. Auch für das Taschentuch.
D: Aber gerne doch. Hoffe du hast Schokolade daheim :)
T: Nein. Aber Essen allgemein hilft immer :)
D: Dann viel Spaß. Wir fahren jetzt zu meinen Pferden :)
T: Wie? Du hast Pferde?
D: Ja, haha. 3 Stück. Und meine eine Stute ist trächtig.
T: Oh nein, wie süß :)
D: Ich nehm dich bald mal mit.
T: Ja bitte! Und jetzt viel Spaß.
Nach einer Dusche und ein paar Nachos legte ich mich in mein Bett und kuschelte mich in die warme Decke. Langsam schloss ich meine Augen und hörte noch das Vibrieren meines Handys, aber es interessierte mich nicht mehr.
...
Am nächsten Morgen der auch ein Samstag war, schlief ich erst einmal in aller Ruhe aus. Nachdem ich Dennis geantwortet hatte, verabredeten wir uns für heute Abend in einem kleinen Cafe am Marktplatz. Ich stürzte mich zur Ablenkung in mein Training und selbst stolz auf meine Ergebnisse. Ich duschte mich im Studio und zog mir eine hübsche helle Hose an mit einem Oberteil, welches einen weichen und fließenden Stoff besaß der meine Figur betonte. Dazu meine weißen Chucks.
Mit dem Zug fuhr ich in die Stadt um ihn dort am Bahnhof zu treffen. Er umarmte mich zur Begrüßung, bevor ich uns auf den Weg machten. Zusammen unterhielten wir uns über unser gemeinsames Hobby: Reiten
Er erzählte mir von seinen 2 Stuten. Eine war trächtig und bekam im Mai ihr Fohlen, während seine andere Stute fast blind war. Trotz ihrer Blindheit trat er mit ihr noch auf Springturnieren an bei denen sie auch recht erfolgreich war. Bei dem kleinen Cafe angekommen, bestellten wir uns zunächst mal heiße Getränke. Während wir uns mit den Getränken von innen aufwärmten lernten wir uns besser kennen.
Nach unserem Date begleitete er mich noch mit zum Bahnhof. Zum Abschied umarmten wir uns noch bevor er in mein Ohr sprach:" Dich würde ich sehr gerne nochmal sehen."
Ich kicherte vor mich hin, nickte ihm zu und verschwand dann auch schon in meinem Zug.
Man soll ja bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist.
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