17. Kapitel


Mit neuer Energie startete ich meine Woche ziemlich ausgeglichen. Es war Montagmorgen und ich wollte noch niemandem ins Gesicht springen. Bis jetzt. Im Büro begrüßte ich meine Chefin, die mir direkt die ersten Angebotsspiegel hinlegte, und danach wieder verschwand.
So setzte ich mich still an meine Bestellungen.

Nach der Arbeit traf ich Anna in einem kleinen Café. Wir begrüßten uns herzlich und tauschten die neusten Infos aus. Sie erzählten mir von ihrem neuen Freund Aron und wie ich beide kennengelernt haben. Ich freute mich für sie und wünschte ihr selbstverständlich von ganzem Herzen alles Gute. So saßen wir ungefähr 3 Stunden in diesem kleinen und gemütlichen Cafe und redeten. Sie von ihrer Schule und ich von meiner Ausbildung. Es tat gut zuzuhören und auch mal die Dinge von der Seele zu sprechen. 

Da Anna noch mit Aron verabredet war, tratt ich langsam meinen Heimweg an. Im Zug traff ich noch auf Sören. Er umarmte mich zur Begrüßung bevor er ein Grinsen aufsetzte.
"Sag mal, du hast nicht zufällig etwas damit zu tun dass Steven und Kati nicht mehr zusammen sind?" Gespielt traurig schüttelte ich meinen Kopf.
"Nein, sorry. Ich weiß von ihm dass sie sich getrennt haben, aber nicht warum."
"Jaja Tanja. Lüg nicht." Ich grinste einfach nur, bevor ich uns auf freie Plätze setzen.
"Wollten uns jetzt mal treffen für eine Runde Therme."
Sören lachte, hob seine Hände hoch und machte mit seinen Fingern Anführungszeichen, während der "Therme" wiederholte.
Ich lachte nur und boxte ihn gegen den Bizeps. Wir redeten noch über belangloses wie Schule und Ausbildung, bevor ich aus dem Zug ausstieg und nach Hause lief.

Als am Wochenende der Tag der Therme bevor stand, suchte ich ca. 10 Minuten lang einen passenden Bikini. Ich fand einen pinken mit Blumen als Strasssteinen. Ich zog ihn mir an und ein luftiges Sommerkleid drüber. Packte meine Tasche und stellte mich vor die Tür. Er bog mit seinem BMW um die Ecke und ich stieg ein.
Er lächelte über beide Ohren. "Na"

"Hey", ich versuchte ihn zur Begrüßung zu umarmen was durch den Platz eher beschränkt ausfiel. Die Fahrt verlief ruhig, da ich nicht wusste was ich sagen sollte.
Als wir im Schwimmbad ankamen und jeder seine Kabine bezogen hatte zum umziehen, trafen wir uns vor dem Becken. Ich kannte ihn zwar schon nackt, dennoch war es mir total peinlich sodass mein Kopf die Farbe einer Himbeere annahm.

Wir stiegen in das lauwarme Becken und schwammen nach draußen. Wir nahmen auf den Liegen im Wasser Platz und schauten gen Himmel, wo gerade die Sonne unterging.
"Es tut gut mal zu entspannen.", sagte er mit einem tiefen Seufzer.
Ich blickte auf. "Seit deinem Abitur machst du nichts anderes."
Er schüttelte den Kopf. "Nein so meinte ich dass alles nicht. Ich meinte es eher so dass man mal die Zeit anhält und den Moment wahrnimmt und auch erlebt."
Ich hob mein Kinn leicht an. "Hört, hört. Steven wird sentimental." Ich musste ihn einfach necken. Ich konnte einfach nichts anders.
Sofort packte er in meinen Hüftspeck und kitzelte mich. "Halt doch die Klappe, Stinki!"
"Schon gut. Ich ergebe mich. Ich bin dir einfach überlegen."

Nachdem wir draußen waren, wollte ich unbedingt in den Strudel. Der Strudel war ein kreisförmiges Becken in dem das Wasser, mithilfe von Düsen, zum drehen gebracht wurde. Als kleines Kind hatte ich immer Angst vor den Düsen, aber mittlerweile bin ja schon fast erwachsen. Im Februar wurde ich endlich 18. Ich sprang einfach und ohne zu fragen auf den Rücken von Steven und ab in die wilde Fahrt. Während der Tour lachten wir und ich feuerte ihn an schneller zu machen, obwohl er darauf keinen Einfluss hat.
Zum Abschluss entschieden wir uns noch eine Runde in den Whirlpool zu gehen. Und er war verdammt heiß. Wir setzen auf 2 freie Plätze und sahen den Blubberblasen zu.

Ich lächelte wie ein kleines Kind, während ich diese Blase beobachtete. Es stimmte mich irgendwie fröhlich. Steven strich mir eine nasse Haarsträhne hinter das Ohr, worauf ich ihn anblickte. Er lächelte schwach, aber dennoch ehrlich. Er beugte sich vor und küsste mich. Es war nur ein kleiner zärtlicher Kuss, aber in aller Öffentlichkeit. So etwas hatte er bisher noch nie getan. Stumm schaute ich ihn an, aber er lächelte nur.
"Komm lass uns gehen. Es ist spät geworden."

...


Bereits seit einem Monat arbeitete ich nun als Azubine. Es war erstmal eine große Umstellung von dem Luxus Leben als Schülerin zu dem Leben im Beruf. Mir machte die Arbeit Spaß und laut meiner Ausbilderin war ich auch ein richtiges Arbeitstier. Die Zeit verging und auch der Kontakt zu Steven wurde weniger. Entweder schrieb er nicht oder ich.
Und dann las ich seinen neuen Status: "Ich sehe 1000 Menschen. Ich kenne 100 Menschen. Ich mag 10 Menschen. Aber ich will nur 1."
Ich spürte schon das Messer in meinem Herzen und die aufkommende Übelkeit. Ich schnappte erstmal nach Luft.
Als ich mich geschafft hatte, schrieb ich ihm eine Nachricht ob er eine Freundin hat. Seit neustem. Ohne es mir zu sagen. Keine Antwort. Auch nicht am nächsten Tag.
Danke für nichts.
Und dann entschied ich mich zu ihm zu fahren und zur Rede zu stellen. Ich hatte diese Spielchen langsam satt. Seine Puppe, die er immer dann anrufen konnte, wann immer er ess wollte.
Ich legte mich ins Bett und wollte morgen direkt zu ihm fahren.

Verzweifelt umklammerte ich den Griff meines Regenschirmes. Gleich würde der Zug halten, und ich müsste aussteigen. Aussteigen und zu einem Haus gehen mit dem ich eigentlich schon längst abgeschlossen hatte.Der Zug kam zum stehen und Menschen stiegen ein und auch aus. Ich atmete die kühle Luft ein, die für Ende Oktober sogar schon zu kalt war.

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es bereits 18:43 Uhr war, er müsste also daheim sein. Ich lief los und mit jedem Schritt mit dem ich mich vom Bahnhof entfernte wurden meine Beine schwerer. „Nein!" schrien sie, als ob sie wussten was mich dort erwarten würde. Meine Hände zitterten als ich in Klingel drückte. Es war alles dunkel. Eigentlich wollte ich wieder gehen da mir niemand öffnete, aber ich hörte plötzlich wie die Tür hinter mir aufging.

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