Kapitel 6/ Variante Legolas

Wie alle, die nicht vor Erschöpfung zusammenbrachen, machte ich mich nützlich. Verwundete wurden versorgt, so dass sie den Weg nach Hause antreten konnten. Dabei unterstütze mich Naira, die mir von dem Anfang der Schlacht erzählte. Gezielt erkundigte ich mich nach Legolas. schmunzelnd berichtete sie:

„Was erwartest du. Er war ein hervorragender Krieger, unerschrocken, unbeeindruckt, ein Mann ohne Gnade. Doch ich sah ihn, als du mit dem Heer kamst. In seinen Augen war Angst zu erkennen. Er hatte all die Stunden davor nicht einmal Unsicherheit gezeigt... Es ist doch ganz klar, warum er diese Gefühle hat... denk nach Gil!"

Sie musste zu einem anderen Patienten und ließ mich mit diesem Rätsel allein.

„Du gehörst zu mir!" ertönte die Stimme des Prinzen hinter mir. Mit gerunzelter Stirn sah ich ihn an.

„Du meintest, du weißt nicht, wo du hin gehörst... du gehörst zu mir Gil!" seine Augen waren sanft und versöhnlich.

„Das weiß ich schon seit vielen Jahren..."

Schnell kam er zu mir und nahm meine Hand. „Gil, ... ich ...." Legolas geriet ins stottern und wusste entweder nicht so recht, was er mir sagen wollte oder, wie er es mir sagen sollte.

Seine Berührung war eine Wohltat, ich genoss es einfach, auch wenn ich mir wahrscheinlich gleich wieder eine Predigt anhören musste.

Überraschenderweise war auf einmal sein Gesicht meinem sehr nahe. Seine Hand legte er vorsichtig an meine Wange und kam mir noch näher, bis sich unsere Lippen berührten. Der Kuss war wunderschön und sprach in dem Moment Bände.

„Ich liebe dich Gil! Lange habe ich versucht diese Gefühle zu leugnen, doch das gelingt mir nun nicht mehr! Du warst es schon immer ... mein Herz ist nicht gebrochen von ... Tauriel... Doch es wird brechen, wenn dir etwas geschieht. Nun kennst du die Wahrheit! Ich erwarte nichts von dir, nach der ganzen Misere, die ich dir angetan habe! Aber ich musste es einfach loswerden, bevor es zu spät dafür ist!" langsam entfernte er sich mit hängendem Kopf von mir. Er ging, ohne sich umzudrehen.

„Legolas!" rief ich laut hinterher, was ihn zum Stehen brachte. Er blieb genauso – mit dem Rücken mir zugewandt. Langsam ging ich um ihn herum.

„So viele Jahre habe ich darauf gewartet... Ich habe auf dich gewartet – Legolas!" Nun war ich es, die sich ihm entgegenstreckte und sanft küsste.

Zu meiner Überraschung schlang er seine Arme um meine Körpermitte und zog mich an sich heran, den Kuss vertiefend. In diesem Moment blieb die Welt um uns herum einfach stehen. Einzig der Kuss, der schöne Mann, der ihn vertiefte – zählte für mich. Langsam trennten sich unsere Lippen. Mit nach wie vor geschlossenen Augen flüsterte ich leise: „Ich liebe dich – schon so lang..."

„Ich weiß Gil. Es tut mir leid ... dass du so lange darauf warten musstest. Immer wenn sich unsere Wege trennten, hoffte ich, dass deine Gefühle zu mir durch jemand anderen ersetzt wurden und gleichzeitig fürchtete ich den Gedanken mehr als alles andere."

Der Prinz führte mich auf 's Schlachtfeld. „Sieh, wie viele ihr Leben ließen. Du bist eine talentierte Kämpferin ... immerhin habe ich dich ausgebildet... Doch das Risiko, dich zu verlieren ist viel zu groß. Bitte Gil ... bleib in Sicherheit und fern von der nächsten Schlacht!"

Mit einem Nicken zeigte ich ihm mein vorzeitiges Einverständnis.

Hand in Hand gingen wir stumm zu unseren Freunden. Gimli grinste. „Unser Elebnprinzchen lässt nach... er hat weniger Orks und Uruks auf dem Gewissen als ich." Legolas verdrehte die Augen.

„Ich habe dir lediglich einen kleinen Vorsprung für die nächste Schlacht gelassen." verhöhnte er den Zwerg. Aragorn, der eben noch mit Haldir und Eomér sprach, umarmte mich freudig.

„Endlich Gil... Legolas braucht dich mehr als er zugeben will." Bestätigend klopfte er seinen Freund auf die Schulter. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Eomér der ein wenig missgünstig aussah. Unsere Blicke trafen sich. Mein Lächeln wurde mit einem zustimmenden Nicken entgegnet.

„Legolas, Gil ... es freut mich sehr, dass ihr nun endlich zueinander gefunden habt! Eure Zeit wird kommen. Nun müssen wir aufbrechen nach Edoras – kommt!" Gandalfs Worten folgend, brachen wir auf. Den größten Teil des Weges ritten wir stumm nebeneinanderher. Nicht weil wir uns nichts zu sagen hatten, sondern weil alle erschöpft und müde waren, ihre letzten Kräfte für diesen Ritt aufbrachten. Das ein oder andere Mal sackte ich in einen kurzen Schlaf und schrak dann wieder auf – Gefahr laufend, vom Pferd zu fallen. Bei einer kurzen Rast lehnte mein Kopf auf Legolas Schulter – sofort schlief ich ein.

„Wir müssen weiter." weckte er mich sanft. Unelegant wie ein Troll, schwang ich mich auf Grafenstein. Überrascht war ich, als der Elbenprinz ebenfalls auf mein Tier stieg und hinter mir saß. „Gib mir die Zügel. Ruh dich aus, ich pass auf dich auf." Ohne zu zögern, nahm ich sein Angebot an und ließ mich an seine Brust ziehen. Mein Kopf fiel auf seine Schulter. Kaum dass meine Lieder verschlossen waren, versank ich in meine Träume.

„Gil ... wach auf!" seine sanfte Stimme drang in mein Ohr und weckten mich erneut.

„Wo sind wir?" fragte ich verwundert. Nur eine kleine Schar zu Pferd stand vor einem riesigen Turm. Wo war der Rest? Was machten wir hier?

„Isengard" antwortete mein Begleiter knapp. Ich kam nicht weiter zu Wort, da in diesem Moment wir Merry und Pippin vorfanden. Legolas erzählte mir bereits den Verlauf der Geschichte, seit sich unsere Wege trennten. Boromirs Tod betrauerte ich angemessen und war froh, keine weiteren Verluste ertragen zu müssen.

Den beiden Hobbits ging es prächtig – sie waren mit reichlich Nahrung und Pfeiffenkraut versorgt. Von letzteren konnten sie sich nur schwer trennen, weshalb sie sich einen großzügigen Vorrat einpackten. Beide wurden auf die Pferde von Kriegern gezogen und in Sicherheit gebracht, bevor Saruman sich zeigte.

Gandalf versuchte Informationen aus Saruman zu bekommen, was sich als schwierig gestaltete. Zumal der böse Zauberer anfing seinen Handlanger und geborenen Eorlinga – Grima zu beleidigen. Ermutigt von Theodéns Worten stach der einstig treue Diener auf seinen Herren ein, was Legolas dazu veranlasste Grima mit einem Pfeil zu erschießen. Doch es war zu spät und letztendlich beide Tod. Ich spürte die Anspannung des Elbenkriegers, weil sein Handeln nichts ausrichten konnte. Beruhigend umfasste ich mit meiner Hand seine, was ihn ein wenig besänftigte. „Du konntest nicht mehr tun." Bestätigte ich ihn.

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