Kapitel 12/ Variante Legolas
Die Unterhaltung tat mir sehr gut und auch Legolas schien gelöster zu sein. Zumindest bis zum Ende des Pfades.
Die Pferde verließen uns und so beschritten wir zu Fuß den äußerst schmalen Pfad bis zum Eingang einer Höhle.
Legolas las vor, was über dem Eingang stand.:
„Der Weg ist versperrt. Er wurde angelegt von jenen, die tot sind und die Toten halten ihn. Der Weg ist versperrt!"
Der Elbenkrieger sah mir in die Augen und reichte mir seine Hand. Zuversichtlich ergriff ich sie und so betraten wir direkt hinter Aragorn die Höhle. Unser Zwergenfreund hatte genauso viel Angst wie ich und zögerte, ehe er uns folgte. Umso weiter wir hineinliefen, umso dichter wurde der grüne Nebel um uns, der immer mehr Form annahm von menschlichen Skeletten Pferde. Aragorn und Gimli konnten diese scheinbar noch nicht erkennen.
„Die Toten folgen uns." Warnte Legolas, was den Zwerg noch mehr in Panik versetzte. Der grüne Nebel wirbelte um uns herum. Mein Beschützer hielt mich dicht bei sich, während Gimli verzweifelt versuchte die Wolkenfetzten fortzupusten.
„Bleib dicht bei mir!" wurde mir befohlen.
Eine Stimme hallte von den Wänden, drohend und verhöhnend zugleich. Sie wiederholte die Schrift des Eingangs. Legolas hatte also einwandfrei übersetzt.
Die Nebelgestalten rückten immer näher heran, was Legolas zum törichten Versuch veranlasste, sie mit Pfeil und Bogen abzuwehren. Letztendlich war es einzig Aragorns Klinge, die die Toten in Schach hielt. Er forderte das Schattenheer auf, ihm zu folgen, doch die Reaktion war nicht die, die wir uns erhofften. Stattdessen wurde eine Lawine von Totenschädeln auf losgelassen. Legolas handelte blitzschnell und schob mich zum Ausgang. Er bewahrte einen kühlen Kopf und konnte sich auch noch um den Zwerg kümmern, der ohne Unterstützung mindestens genauso aufgeschmissen wäre, wie ich.
Kaum das wir den Ausgang erreichten, offenbarte sich vor unseren Augen auf dem Fluss eine riesige Flotte Korsarenschiffe. Aragorn sank getrübt von unserem Misserfolg in die Knie. Tränen der Verzweiflung standen ihm in den Augen.
Mein Liebster wand sich mir zu, versicherte sich, dass ich unverletzt war und zog mich in eine feste Umarmung. In dem Moment, wo mein Körper und meine Seele seine Geborgenheit bekam, war ich sicher und die Welt mir in dem Moment nicht gefährlich, denn nichts existierte außer er und ich. Doch auch diese Augenblicke endeten viel zu schnell und so ließ er von mir ab, um seinen Freund Trost zu spenden.
Ich spürte einen schaurigen Windzug aus dem Schacht, der mich veranlasste, mich umzusehen. Vor Schreck sog ich die Luft scharf ein, als sich des Schattenheer sichtbar machte.
„Wir kämpfen!" war die einfache, aber unmissverständliche Aussage des Heerführers. Erleichterung machte sich in uns allen breit. Mit einem untoten Heer, war der Sieg uns gewiss, sofern uns noch Zeit blieb, das Schicksal Gondors zum Guten zu wenden und die Eorlinga in ihrem Kampf zu unterstützen.
Die Korsarenschiffe wurden geentert und von dem Schattenheer übernommen. Der Wind war auf unserer Seite und so erreichten wir nach nur zwei Tagen Seefahrt die weiße Stadt Minas Thirith. Als erstes fielen einen die riesigen Olifanten auf und das viele Pferdemenschen in diversen Kämpfen verwickelt waren. Es stand scheinbar nicht so schlecht um Gondor, doch unsere Hilfe kam gerade recht.
Seit bekannt war, dass das grüne Heer uns unterstützen würde, war mein Liebster bedeutend fröhlicher. Er musste nun nicht mehr ganz so sehr um meine Sicherheit fürchten. Das wiederum konnte ich ihm nicht verübeln, denn auch mein Herz war leichter. Am Hafen angekommen mischten wir uns unter das grüne Heer und zogen in die Schlacht. Legolas und Gimli setzten ihr Spielchen fort, während ich versuchte zu überblicken, wie viele Verluste jede Seite zu beklagen hatte. Natürlich hielt ich auch nach meinen Freunden Ausschau. Merry und Pippin würden hier irgendwo in Minas Thirith sein. Gandalf vermutlich mitten im Getümmel, wie auch Eomér.
Doch kein bekanntes Gesicht zeigte sich mir. Einige Kreaturen fielen meiner Klinge zum Opfer, doch es erschöpfte mich kaum, da der tödliche, grüne Nebel binnen von wenigen Sekunden all unsere Feinde tötete.
Legolas ließ es sich nicht nehmen, seine Kampfkunst zur Schau zu stellen und im Alleingang einen Olifanten samt deren Reiter zu töten. Es war ein Spektakel das mit anzusehen und entzückte mich regelrecht. Gimli stand mit offenem Mund neben mir, als der Elb galant vor uns landete.
„Der zählt trotzdem nur als einer." Kommentierte der Zwerg grantig.
Lächelnd ignorierte der Prinz den Kontrahenten und widmete sich ganz mir.
„Es ist noch nicht vorbei aber dieser Sieg ist bedeutend für das Schicksal Mittelerdes." Nickend bestätigte ich seine Aussage und ging gemeinsam mit ihm zur weißen Stadt. Vorbei an vielen Leichen ... Menschen wie Orks.
„Ich habe Eomér gesehen – er ist wohl auf." Sagte der blonde Krieger beinahe beiläufig und mied dabei meinen Blick.
Meine Erleichterung schlecht verbergend, nickte ich nur.
Wir fanden auch andere bekannte Gesichter und halfen verwundete zu den Heilern zu bringen, ehe wir selbst uns in eine Unterkunft begaben.
Es blieb uns etwas Zeit zum Ruhen aber nicht für Zweisamkeit, die ich nur allzu gerne in Anspruch genommen hätte.
Bei einer Ratsversammlung hatte ich Gelegenheit, Eomér zu begrüßen. Er freute sich, mich gesund wieder zu sehen.
„Du hast es geschafft Elbin." Sagte er und drückte mich an sich.
„Nur aus reinem Interesse... bist du noch vergeben." Scherzte er und klopfte Legolas auf die Schulter, als er neben uns stand.
„Gilenya ist nach wie vor mit mir liiert – ja. Bedaure Eomér, ich fürchte, uns kann nur der Tod trennen."
„Scherze nicht darüber mein Freund. Sie wäre unglücklich und niemand vermag sie zu trösten." Antwortete der Eorlinga ehrlich.
„Aber gewiss würdest du es versuchen." Konterte Legolas lachend und gab dem neuen König Rohans einen Klaps auf die Schulter.
„Natürlich." Posaunte der Mensch heraus und stimmte in das Lachen mit ein. Augenrollend kehrte ich beiden Kindsköpfen den Rücken zu. Das würde vermutlich niemals enden und dennoch schätzten sie einander. Legolas hatte eigentlich seinen Frieden geschlossen, dass zwischen Eomér und mir ein freundschaftliches Band bestand. Dennoch kam hier und da die Eifersucht hervor.
Das alles war schnell vergessen, nachdem in der Versammlung besprochen wurde, dass die verbliebenen Krieger vor das Tor Mordors aufmarschieren würden, um Frodo einen Vorteil zu verschaffen.
Bei diesem Vorhaben gefror mir das Blut in den Adern. Die Versammlung löste sich auf und alle führten ihre Aufgaben aus, um den Aufbruch nach Mordor vorzubereiten.
Legolas widmete sich ganz mir.
„Gil, du wirst nicht mitkommen!" sprach er liebevoll, aber deutlich.
Bevor ich zetern konnte, erweiterte er seinen Befehl, während wir zu unserem Gemach liefen.
„Sollten wir scheitern ... schlag dich nach Bruchtal durch ... Elrond wird bestimmt mit dir und Arwen noch auf ein Schiff nach Valinor gelangen!"
Er machte eine kurze Pause, hielt an und sah mir mit seinen blauen Augen tief in meine Seele.
„Sollte ich scheitern ... Eomér aber nicht. Fühle dich frei, dein Glück mit ihm zu finden. Du sollst wissen, dass du dafür meinen Segen hast."
Sofort, ihn auf die Lippen küssend, unterbrach ich ihn. „Ich bin auf ewig Dein! Heirate mich jetzt – sofort und besiegle unseren Bund der Liebe für alle Zeiten!" flehte ich ihn an.
„Du würdest es nicht mal in Erwägung ziehen?" fragte er unsicher aber mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Nein!" sagte ich entschieden.
„Ich wäre dazu nicht in der Lage – Legolas. Ich weiß nicht einmal ob und wie lange ich die Nachricht von deinem Tod überleben würde. Vermutlich würde ich deinen Vater aufsuchen, um gemeinsam mit ihm über den Verlust zu trauern."
„Nach all dem, was du mit mir erlebtest, würde ich das niemals von dir verlangen -Liebste." Beteuerte er.
„Das brauchst du nicht. Wie lautet deine Antwort?" hakte ich schüchtern nach.
„Ich werde Gandalf suchen. Er allein ist ermächtigt, uns zu ehelichen."
„Nun, ich würde das auch tun. Es wäre mir eine Ehre." Mischte sich eine mir bekannte Stimme ein.
„Eomér?" Legolas war zurecht verwundert.
„Ich bin der König von Rohan und ebenso wie Zauberer, dürfen Könige Ehepaare trauen. Wenn ihr das wünscht, wäre es mir eine Ehre." Eindeutig machte er keine Schmerze und sah uns wohlwollend an. Kein Zweifel, er hatte die Unterhaltung gehört und seine Schlüsse gezogen.
Mein Zukünftiger und ich sahen uns tief in die Augen und nickten einverstanden.
„Ich erwarte euch in der Königshalle." Sprach der Mensch und verließ uns.
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