Kapitel 12/ Variante Eomér
Die umstehenden Krieger verteilten sich und bereiteten den Aufbruch vor. Theodén hatte sich mit Eowyn entfernt und übrig blieben einzig mein Mann und ich.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich eine wahrhaftige Chance hatte, dein Herz für mich zu gewinnen." Gestand der Eorlinga.
Verständlich.
Lernte er mich doch kennen, weil ich eine Mission ausführte um um jeden Preis zu Legolas zu gelangen.
„Schon bei unserer ersten Begegnung hatte ich Schmetterlinge im Bauch. Legolas und ich hatten eine lange Vergangenheit ... Er ist mir wichtig und ich denke, ich bin es auch für ihn... Dennoch haben unsere Herzen nie im Einklang geschlagen."
Lächelnd und mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich an. „Er wird mich umbringen ... ."
Lachend gab ich ihm einen Klaps auf die Schulter.
„Er könnte es versuchen... ."
„Du ahnst nicht, wie oft ich von dir träumte."
Nun war ich es, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und schiefen Lächeln anschaute.
„Nein – nicht davon. Es waren die normalen, alltäglichen Dinge... neben dir wach werden... jeden Tag, bis ans Ende unseres Lebens. In meinen Träumen warst du so wunderschön, auch im hohen Alter mit grauen Strähnen im Haar. Ich war natürlich trotz meiner weißen Haare immer noch unwiderstehlich." Schloss er seine Erzählung und ging lachend voraus.
Er machte alles richtig. Die bedrückende Stimmung würde uns noch früh genug einholen, also warum nicht etwas albern sein und lachen?!
„Du weißt schon, dass ich die einzige Frau sein werde, die du pflügst?!" rief ich ihm neckisch hinterher.
„Das hätte ich vor meinem Eheschwur wissen müssen." Antwortete er gespielt empört.
„Das bedeutet, der Elbenprinz ist für dich tabu." Alberte er weiter. Mein Augenrollen wurde gesehen und brachte ihn noch mehr zum Lachen.
Bei den Pferden angekommen, half mir mein Mann auf. Fest im Sattel überblickte ich das ganze Gewusel um mich und atmete tief durch, als ob ich damit etwas Ruhe in dem Tumult bringen könnte. Eomér saß neben mir im Sattel auf seinem Pferd Feuerfuß. Er gab den Befehl zum Aufbruch, woraufhin aus allen Winkeln Hörner erklangen. Die Berge warfen das Echo zurück und so klangen sie noch eine Weile nach. Von Eowyn konnte ich mich nicht verabschieden, ebenso wie von Merry, der bei unserer Hochzeit zuletzt gesehen wart. Sicher waren sie bereits gen Edoras aufgebrochen.
Die letzten Sonnenstrahlen, die ich für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen würde, wärmten mir den Rücken. Die kleine Wohltat, bekam jetzt eine ganz andere Bedeutung, da mir Kälte nun mehr ausmachte. Das Sammellager lag weit hinter uns und das Ziel rückte ebenso wie die Dunkelheit näher.
Die donnernden Hufe der tausenden Pferde hallten mir Tag und Nacht in den Ohren und hielten uns alle wach. Gerastet wurde selten, längere Pausen gab es nur einmal für ein wenig Schlaf. Bereits der Ritt nach Minas Thirith war eine reine Tortur, doch ich hielt dem stand. Eomér war immer in meiner Nähe und wärmte mich bei den wenigen Pausen, die wir nicht auf dem Pferd verbrachten. Die Luft hatte sich verändert, ebenso wie das Gemüt der Krieger. Keine Gespräche wurden mehr geführt, keine Mimik verzogen. Doch wer glaubte, dass die Eorlinga ängstlich waren, der irrte. Rohan galt im Allgemeinen als ein raues Land mit einem einfachen Volk. Doch was man vergaß zu berichten ... wie stolz sie auf ihr Land waren und was sie alles dafür tun würden, um Land und Leute zu verteidigen.
Sie waren verlässliche Menschen mit dem Herz am rechten Fleck, allerdings nicht übermäßig schlau. Niemand würde das Kommando vom König oder Hauptmann hinterfragen – sie folgten dem mit blindem Vertrauen. Die Männer waren groß und von kräftiger Statue und erstaunlich wendig für ihre Größe und Masse. Die Frauen waren wahre Talente. Sie konnten jedes Handwerk beherrschen, wie die Männer. Sie waren es gewohnt, dass die Männer oft auf Kriegszügen waren und hielten alles am Laufen. Sie waren hübsch und landestypisch blond oder mit hellbraunen, langen Haaren deutlich von den dunkelhaarigen Menschen aus Gondor zu unterscheiden. Mein Erscheinungsbild passte eindeutig zu diesem Land, dass ich mir nun als Heimat erwählte und für das nun auch ich kämpfen würde.
Ein fauliger Geruch, der immer stärker wurde, war das sichere Zeichen, dass unsere Reise sich dem Ende neigte. Mein Mann ritt neben mir und sah mich eindringlich an.
„Du kommst mit mir zur linken Flanke! Gib gut auf dich acht meine Frau! Ich liebe dich - jetzt und bis in alle Ewigkeit!"
„Ich liebe dich mein Mann – in diesem und im nächsten Leben!" antwortete ich ernst.
Die Eorlinga glaubten an ein Leben nach dem Tod jenseits dieser Welt und wir Elben glaubten an eine Wiedergeburt... Woran auch immer man glaubte, es verschaffte Trost.
Das Schlachtfeld erstreckte sich vor uns. Mordor war in der Übermacht und dabei die Stadt samt Bewohner und Krieger zu vernichten.
Der Anblick war schaurig, doch mir nicht unbekannt. Eomér gab das Signal und die Hörner kündigten unser Kommen an. Der Feind registrierte das und bildete prompt eine Angriffslinie.
Der Hauptmann und König ritten aus der Formatierung hervor, während ich in der ersten Linie bei den Männern blieb.
Der König hielt eine Ansprache, bewegend, ehrlich und motivierend. Für ein Eorlinga war der Tod in der Schlacht die größte Ehre und Auszeichnung. Dementsprechend Feuer und Flamme waren sie. Sobald der König sein Pferd in Gang setzte, folgten seine Männer mit lauten Getose und Gebrüll.
So erschöpft die Pferde auch sein mussten, man merkte es ihnen nicht an. In kraftvollen, großen Galoppsprüngen stürmten sie dem Feind entgegen. Eine Welle von mehreren tausend Reitern überrannte die Ungeheuer von Mordor. Ein paar Pfeile trafen zwar wenige Reiter, doch nicht alle fielen aus dem Sattel und konnte die Wucht keineswegs abmildern.
Eomérs Kampfschrei war laut und voller Tatendrang. Seine Männer folgten dem Beispiel und so wurden mit lautem Gebrüll gekämpft und das sehr erfolgreich. Ich bevorzugte meinen ruhigen, stillen und sehr effektiven Kampfstil.
Schon nach kurzer Zeit gewannen wir die Oberhand über das Schlachtfeld und wurden beinahe übermütig.
Doch wir wurden schnell eines Besseren belehrt, als uns von hinten eine Horde Olifanten mit einem Heer der Haradrim auflief. Nun mussten wir erneut eine Angriffslinie bilden und uns gegen den neuen Feind verteidigen.
„Gilenya, du bekämpfst weiter die Orks!" lautet der Befehl des Hauptmanns. Nun, es war tatsächlich sinnvoll, unserem Heer den Rücken freizuhalten und gleichzeitig wollte er verhindern, dass die Olifanten mir gefährlich werden konnten.
Mit Bewunderung konnte ich sehen, wie mein Mann mit nur einem Speerwurf den Führer eines Tieres tötete und das Tier durch den toten Körper, der das falsche Signal gab in ein anderes hineinlief und somit gleich zwei Olifanten zu Fall gebracht wurden. Er war einfach ein beeindruckender Krieger, dem niemand so schnell das Wasser reichen konnte. Meine Kämpfe zogen mich immer mehr in das Getümmel Richtung Stadt und so verlor ich ihn aus den Augen. Seit geraumer Zeit kämpfte ich nicht vom Pferd aus, sondern am Boden – mein treues Tier wurde tödlich verletzt, mein Zorn kannte keine Grenzen.
Meine Kleidung war blutverschmiert und den ein oder anderen Kratzer bekam ich auch ab, was aber nicht weiter störte. Niemand entkam meiner tödlichen Klinge.
Ein markerschütternder, spitzer Schrei erfüllte die Luft und kündigte einen Nazgul an. Nichts konnte mich so schnell in Angst versetzen, doch diese Kreaturen taten es. Wie sollte man etwas besiegen, dass nicht mal richtig lebendig war?
Der Hexenmeister von Angmar landete unweit von mir und hatte es auf den König abgesehen. Eomér war nicht in seiner Nähe, doch jemand anderes aus dieser Familie – Eowyn. Mit Entsetzen wollte ich zu ihr, um sie zu unterstützen, doch meine Gegner waren zu zahlreich und versperrten mir den Weg.
Die Schildmaid köpfte das Tier und befand sich nun im ungerechten Zweikampf mit dem Hexenmeister.
Ich büßte für den Moment meiner Unachtsamkeit und ein harter Schlag ließ mich zu Boden fallen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich den tödlichen Hieb der Waffe abwehren. Doch es gab keine Chance, mich wieder aufzurappeln.
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