64 Special


Alexander

Heute ist Mittwoch!

Muss ich mir immer wieder sagen, als ich mit dem Fahrstuhl nach unten in die Tiefgarage fahre.

Mittwoch ist ihr freier Tag!

Ich hasse den Mittwoch! Zumindest seit neuestem. Um genau zu sein, seit dem Tag an dem ich mit ihr diesen Vertrag geschlossen habe, in dem ich ihr zugesagt habe, dass sie an diesem Tag frei hat.

Und wenn ich ganz genau bin...ich hasse nicht nur den Mittwoch! Ich hasse auch diesen Vertrag! Wie konnte sie nur von mir verlangen, die Finger von ihr zu lassen?

Ausgerechnet von ihr, wo sie doch seit Ewigkeiten die erste Frau ist, die mich zu interessieren scheint.

Ach papperlapapp...was heißt hier scheint! Ich bin ihr verfallen, mit Haut und Haaren. Vom ersten Moment an. Dabei glaube ich nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Nicht mal an die Liebe an sich, doch wenn ich an sie Denke, dann...

Wie macht sie das nur?

Wenigstens hat dieser Vertrag auch sein Gutes, denn seither muss sie die Wochenenden mit mir verbringen.

Schmunzelnd streiche ich mir übers Kinn und ziehe den Schlüssel für den Leihwagen aus der Tasche.

Zu schade, dass mein neues Auto erst in einigen Wochen vom Band läuft, wobei mir mein Mercedes wirklich fehlen wird. Tja, doch leider ist mein Baby nur noch ein Wrack.

Gottseidank haben mir die Airbags das schlimmste erspart, doch wenn Emely wüsste, wie schlimm der Unfall wirklich war, dann würde sie vermutlich durchdrehen. Bin ich froh, dass sie nicht mit im Auto saß.

Viel vorsichtiger als sonst fahre ich die Strecke ins Büro, dabei wäre ich auch heute gerne zu Hause geblieben. Noch immer habe ich Kopf schmerzen und selbst die Rippen schmerzen etwas, da wo mich der Sicherheitsgurt aufgehalten hat, doch so schlimm wie gestern ist es nicht mehr. Und außerdem werden die Schmerzmittel den Rest erledigen.

Nur schade, dass Emely nicht da sein wird und auch, dass sie heute Nacht nicht bei mir geschlafen hat ist schade, doch ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht, wenn sie merkt, dass ich noch immer Schmerzen habe.

Nachher schleppt sie mich noch zum Arzt, dabei war ich da gestern schon. Und auch wenn er mich für den Rest der Woche krankgeschrieben hat, werde ich es mir nicht nehmen lassen, sie wenigstens im Büro zu sehen, wenn sie sich schon weigert in mein Bett zu kommen.

An diesem Vertrag muss ich dringend etwas ändern!

Vielleicht sollte ich sie einfach wieder zum Essen einladen und erneute Vertragsverhandlungen mit ihr führen.

Genüsslich denke ich an den Abend, als wir den jetzigen ausgehandelt haben und der sie mir so viel näher gebracht hat. Immer hin wohnt sie jetzt unter mir, doch warum sie mir dann diese dämliche Klausel untergeschoben hat, ist mir ein Rätsel.

Sie steht doch auf mich. Also warum wollte sie damals nicht, dass ich sie berühre?

Ratlos grüble ich vor mich hin und parke den Wagen vor dem Gebäude, dann betrete ich unser Büro, wo Mrs. Gunnar mich bereits erwartet.

"Guten Morgen Mr. Black." sagt sie freundlich, während sie mir eine Tasse Kaffee reicht. Sie stiefelt respektvoll hinter mir her und betet mir den Terminkalender vor, dann reicht sie mir eine Kopie, während ich mich hinter den Schreibtisch setzte.

"Würden sie Jason heute Abend bitte nochmal absagen." sage ich emotionslos und fahre mir über die schmerzenden Rippen, dann schicke ich sie an ihre Arbeit zurück, während ich mich an meinen Rechner setzte.

Mails bearbeite, Telefonate führe und Bilanzen studiere. Und mich innerlich auf einen Abend mit Kate freue, wobei ich hoffe, dass sie mich nicht zu sehr fordern wird, nicht dass sie noch merkt, wie angeschlagen ich bin.

Zwischendurch schicke ich Emely eine Mail, allerdings nur um zu hören, wie es ihr geht und nicht um sie mit irgendwelcher Arbeit zu behelligen.

Wie schön es sein könnte, wenn sie jeden Morgen in meinem Bett liegen würde. Mich mit einer Tasse Kaffee weckt oder ich ihr das Frühstück ans Bett bringen könnte.

Der gestrige Morgen war wirklich schön. Nur zu dumm, dass sie mich wieder so zur Weißglut bringen Musste mit diesem dämlichen Vertag! Doch wenn sie glaubt, dass ich sie Kündigen würde, nur um mit ihr ungestört Sex haben zu können, dann hat sie sich geirrt.

Lieber sehe ich sie jeden Tag auf der Arbeit, als den ganzen Tag auf sie zu verzichten, nur um die Nächte mit ihr zu verbringen.

Ich will sie! Am liebsten immer! Doch wenn sie noch nicht bereit dazu ist, zu akzeptieren, wer wir sind und das wir wie für einander gemacht sind, dann werde ich mich gedulden. Aber ich werde das Risiko unter keinen Umständen eingehen, und sie aus diesem Vertrag entlassen.

Wer weiß, nachher weigert sie sich noch, weiter für mich zu arbeiten, wenn ich sie erst einmal gekündigt habe.

Und das könnte ich nicht ertragen.

Ich brauche sie! Seit sie bei mir ist, bin ich ein besserer Mensch. Ok! Ich fahre noch immer viel zu oft aus der Haut, aber seit ich weiß, dass sie Kate ist, kann ich viel leichter ruhig bleiben.

Und auch davor hat sie in mir den Wunsch geweckt mich zu bessern.

Hat nicht schon mein Vater mir eingebläut, dass ich strafe Verdient hätte, wenn ich mich nicht zu benehmen wusste? Also was lag näher, als mich bestrafen zu lassen, wenn ich sie mal wieder zu hart angefasst hatte.

Kassandra war mir dabei eine große Hilfe. Nie im Traum hätte ich jedoch daran gedacht, dass Emely selbst mich bestrafen könnte.

Viel zu liebenswert kam sie mir vor. Zu unschuldig. Und viel zu sanft. Wer hätte gedacht, was für ein kleines Biest in ihr steckt.

Hier auf der Arbeit wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen, sie könnte mich kontrollieren. Mir die Sinne rauben und mich um den Verstand bringen, dabei tat sie genau das.

Mit ihrer ruhigen, unterwürfigen Art, ihren rehbraunen, sanften Augen, die mir mehr als einmal sagten, wie unausstehlich sie mich gerade fand.

Ich versteh es bis heute nicht, warum sie mich nicht verließ? Wie konnte sie es nur mit mir aushalten?

Bis heute? Und das obwohl ich sie nachts weckte, nur um ihre Stimme zu hören, nur um sie aus der Reserve zu locken, um herauszufinden, ob mehr an ihr war, als es nach außen den Anschein hatte.

Und so war es tatsächlich, auch wenn ich anfangs keinen blassen Schimmer hatte, dass sie Kate war. Das hat mir erst der Striemen auf ihrem Oberschenkel klar gemacht.

Gott! Der Abend war der Wahnsinn! Wie konnte sie nur auf den Gedanken kommen mich zu bestrafen, in dem sie sich selbst bestrafte?

Der Hieb muss fürchterlich weh getan haben. Noch nie hat mich jemand derart verletzt. Sicher, auch meine Haut glühte des Öfteren in schillernden Rottönen, doch grün und blau hat mich noch niemand geschlagen. Der Schmerz, der mich durchfuhr, als ich sie auf keuchen hörte war nicht zum aushalten und als ich sie dann in ihrer Wohnung überfiel, wütend darüber, dass sie nicht zur Arbeit kam, da traf mich erneut dieser Schlag, als ich eins und eins zusammen zählte.

Nie im Leben hätte ich gedacht, dass meine zarte, sanfte Emely zu so etwas fähig war. Und nicht nur dazu, sich selbst zu schlagen, sondern auch dazu es in Betracht zu ziehen jemand anderen zu schlagen.

Mir war zwar klar, dass sie einiges einstecken konnte, aber dass sie so viel Mut und stärke besaß, war mir neu und weckte in mir ein neues Verlangen.

Ein Verlangen nach ihr. Nach ihr als Person, als Mensch, der mich ebenso beherrschte, wie er sich von mir beherrschen lassen konnte.

Als Kate damals das erste Mal in meinen Raum trat, mit Charlene, war ich wie versteinert. Alles an ihr faszinierte mich. Ihre Haltung, so aufrecht und unbeugsam, so züchtig und doch verführerisch. So klein und zierlich und doch so bestimmend.

Sie wusste was sie wollte, dass merkte ich gleich, doch hätte ich nicht gedacht, dass sie an dem, was sie in diesem Raum sah Interesse finden könnte.

Erst als ich sie vor dem Raum entdeckte, als Kassandra mich bestrafte, erwachte in mir die Hoffnung, sie möge es in Betracht ziehen, mit mir zu spielen.

Wenn ich jetzt daran denke, wie sie mich ansah, wie sie mich berührte, ganz sanft. Entschuldigend. Und mich anlächelte, bekomme ich fast wieder eine Gänsehaut. Umso erstaunlicher finde ich es, dass sie wiederkam.

Und nicht nur einmal.

Mit jedem Mal, an dem ich sie sah, brannte der Wunsch stärker, sie möge mich züchtigen, weil ich jemanden verletzt hatte, der ihr so sehr ähnelte, dennoch hätte ich nie im Traum daran gedacht, Kate könnte Emely sein.

Aber es hätte mir sehr gefallen, wenn Kate mich für etwas bestraft hätte, was ich Emely angetan hatte.

Doch heute bin ich froh, dass sie es nicht getan hat. Denn die Strafe, die sie mir zukommen ließ, stellte meine Welt auf den Kopf.

Sie verweigerte sich mir. Verweigerte mir zu geben, was ich mir am sehnlichsten wünschte und brachte damit einen Gedanken ins Rollen, dem ich bisher keinerlei Beachtung geschenkt hatte.

Körperliche Strafe, Züchtigung, so wie mein Vater mich bestraft hatte, half mir nicht weiter.

Dabei dachte ich immer, wenn ich seine Strafe ertrug, dann würde er mich Lieben. So Lieben, wie er Sophie geliebt hatte. Doch das tat er nicht.

Egal wie hart er mich bestrafte, seine Gefühle für mich blieben die gleichen. Doch das wusste ich nicht.

Ich dachte, wenn ich nur klaglos genug seine Schläge ertrug, würde er mich so sehr lieben wie sie, doch da habe ich mich geirrt, aber das machte mir erst Kates Verhalten klar, die mir verweigerte mich zu bestrafen, mich mit ihren sanften Fingern, den leichten Küssen auf eine ganz anderer Weise folterte und mir zeigte, dass ich ihr wichtig war.

So wie Emely mir zeigte, das egal wie ich mich ihr gegenüber verhielt, sie mich nicht im Stich lassen würde.

Einfach in dem sie blieb und meine Launen ertrug.

Doch seit dem ich wusste, das Emely und Kate ein und dieselbe Person waren, seit dem Kate mir auf ihre ganz eigene Art zeigte, was Strafe bedeutete, brannte in mir der Wunsch, Emely würde mir gehören.

Nie im Traum hätte ich daran gedacht, dass mich dieser dämliche Vertrag so um den Verstand bringen würde.

Doch seit diesem Wochenende wusste auch Emely, wer ich war. Hatte sie scheinbar eins und eins Zusammengezählt, wobei ich mir redliche Mühe gegeben hatte, ihr immer wieder kleine Hinweise zu geben.

Doch..und das machte mich beinahe wahnsinnig...blieb sie Stur bei ihrer Weigerung sich auf mich einzulassen, solange der Vertrag bestand.

Ein leises Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken.

"Mr. Black?" ertönt Mrs. Gunnars höflich distanzierte Stimme, während sie die Tür öffnet und beinahe hätte ich sie angefahren, sie solle mich gefälligst in Ruhe lassen, wo ich gerade mit meinen Tagträumen beschäftigt bin, doch Emelys sanftes Lächeln, vor meinem inneren Auge lässt mich inne halten.

"Was gibt es denn Mr. Gunnar?" will ich recht ruhig wissen und schaue sie dennoch finster an.

"Ich habe hier noch einen Brief für sie und ich wollte fragen, ob ich jetzt Mittagspause machen kann?" sie trägt bereits ihr Jackett über dem Arm, sieht mich aber abwartend an.

"Sicher. Gehen sie ruhig." stimme ich ihrer Bitte zu und nehme ihr den schlichten weißen Umschlag ab, den sie mir reicht.

Nachdenklich wende ich ihn hin und her, doch es steht weder ein Absender, noch sonst irgendetwas drauf.

Na super! Jetzt will Mrs. Gunnar auch noch kündigen, dabei hatte ich gedacht, mein Temperament ihr gegenüber einigermaßen im Griff zu haben.

Angespannt seufze ich auf, lasse mir aber nicht anmerken, dass ich weiß, was ich in der Hand halte und entlasse sie mit einem knappen Nicken in die Pause.

Bevor sie geht, sieht sie mich abwartend an, doch als ich sie mit hochgezogener Augenbraue ansehe, wendet sie sich schließlich wortlos ab und verlässt mein Büro.

Wütend pfeffere ich den Schrieb auf den Schreibtisch und rufe meine Personalabteilung an, damit sie eine Stellenausschreibung fertig macht, um Mrs. Gunnar zu ersetzten, dann tigere ich unruhig vor der Fensterfront auf und ab.

Spüre aber wie mich immer mehr diese Wut überkommt. Wut darauf, mal wieder so unertragbar gewesen zu sein, als das es jemand mit mir aushalten hätte können.

So eine verdammte Scheiße!

Und ausgerechnet heute ist Emely nicht da. Sie würde mich bestimmt auf andere Gedanken bringen und mir helfen können nicht gänzlich die Beherrschung zu verlieren.

Schlecht gelaunt greife ich nach dem Telefon. Freier Tag hin oder her! Ich muss ihre Stimme hören, auch wenn sie mich anfunkelt.

Oh, bitte lass sie mich anbrüllen, nur weil ich es wage, sie an ihrem freien Tag zu stören. Ich könnte ihr auch wieder irgend eine dumme Aufgabe geben, nur damit sie mir wiedermal erzählt, dass wir einen Vertrag haben, an den sie sich halten wird und damit sie mir erzählt, das sie frei hat.

Bei den Gedanken an sie muss ich schmunzeln und spüre, wie schnell meine Wut verschwindet. So dass es mir fast egal ist, das Mrs. Gunnar gekündigt hat, solange sie es nicht tut.

Seufzend lege ich das Telefon wieder weg und nehme von den Gedanken Abstand sie zu nerven.

Sie braucht ihre Pause. Eine Pause von mir, damit sie mich den Rest der Woche ertragen kann. Und ich darf auch nicht vergessen, dass sie ja auch noch ihre Arbeit machen muss.

Schnell rufe ich nochmal in meinem anderen Büro an und schiebe einige unwichtige Hotels auf sie ab, so das Emely nicht mehr so viel zu tun hat. Immerhin habe ich es ihr ja schon am Samstag versprochen, als wir über das Hotel verhandelt haben.

Ich möchte ihr nicht zu viel zumuten, denn mit einem hat sie recht.

Sie ist nicht ich und nur weil ich mitunter nächtelang durcharbeite, muss ich ihr nicht auch noch so viel Arbeit aufhalsen, dass sie kaum mehr Luft bekommt.

Als Mrs. Gunnar kurz vor eins aus der Pause zurückkommt, habe ich mich soweit im Griff, um sie ruhig nach den Gründen zu fragen und bitte sie recht höflich vor meinem Schreibtisch Platz zu nehmen.

"Ich finde es wirklich schade, dass sie uns verlassen wollen, Mrs. Gunnar. Darf ich sie nach den Gründen fragen? Sind sie mit der Arbeit hier nicht zufrieden?" schlage ich hoffnungsvoll vor, denn wenn es ihr hier nur nicht gefällt, dann bin ich wenigstens nicht der Grund dafür, warum sie geht, doch ihr verwirrter Gesichtsausdruck, verursacht mir regelrechtes Herzklopfen.

"Ich weiß nicht wovon sie sprechen Mr. Black." sagt sie mit gerunzelter Stirn und sieht mich aufmerksam an, doch als ich auf den Brief deute schüttelt sie entschuldigend den Kopf.

"Der ist nicht von mir. Emely hat ihn mir gestern gegeben und mich geben ihn ihnen zu geben." sagt sie ratlos, was mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.

"Dann war das ein Missverständnis." bringe ich erstickt heraus und muss mich erst mal räuspern, um sie aus meinem Zimmer zu entlassen.

Doch kaum schließt sie die Tür hinter sich stürze ich mich auf den Brief und reiße ihn auf.

Bitte nicht! Flehe ich stumm. Das kann sie mir nicht antun!

Doch es steht genau das drin, was ich befürchtet habe. Schon das erste Dickgedruckte Wort reißt mir die Beine weg und ich sinke kraftlos auf meinen Stuhl.

Mit zitternden Fingern lese ich ihre Kündigung.

Sehr geehrter Mr. Black,

mit dem größten bedauern muss ich ihnen mitteilen, dass ich unter den gegebenen Umständen nicht mehr für sie arbeiten kann....

Der Rest verschwimmt hinter einem blutroten Schleier, der sich ebenso wie diese unbändige Wut durch meinen Körper frisst.

Erregt knülle ich den Wisch zusammen und donnere die Faust auf den Tisch.

"VERDAMMTE SCHEIßE!" brülle ich los und springe auf, wobei der Stuhl mit einem lauten poltern nach hinten umfällt, dann wische ich mit einer wütenden Geste sämtliche Papiere, Stifte, das Telefon, meine Tastatur, den Monitor und all die Dinge, die auf meinem Schreibtisch Platz finden zu Boden.

Doch das kann mich nicht beruhigen und so stürme ich aus meinem Zimmer, vorbei an Mrs. Gunnar, die mich mit vor schreck weit geöffneten Augen fassungslos anstarrt, vorbei in Emelys Zimmer.

"Mrs. Stone!" brülle ich schon beim öffnen, bleibe dann aber wie angewurzelt stehen, als ich ihr verlassenes Büro erblicke. Auf dem Absatz mache ich kehrt und stürme zurück.

"WO IST SIE!" brülle ich Mrs. Gunnar an, die mich gefasst betrachtet, ganz so als wäre sie vorgewarnt worden.

War ja klar, dass Emely ihr was sagt, mir aber nicht!

"Mrs. Stone hat heute frei." sagt sie zurückhaltend und fährt auf ihrem Stuhl ein Stückchen zurück.

"DAS WEIß ICH SELBER! ALSO! WO IST SIE!" schreie ich sie an und durchbohre sie mit blicken.

"Es tut mir leid Sir, ich weiß es nicht." versichert sie mir, was mich noch weiter auf die Palme bringt.

"LÜGEN SIE MICH NICHT AN! ICH WEIß, DASS MRS. STONE IHNEN ETWAS GESAGT HAT!" Aufgebracht raufe ich mir die Haare dann wirbele ich herum, wo ich mit der Faust gegen die Wand donnere, was einen heftigen schmerz durch meine Knöcheln schickt. Doch das ist mir egal. Wieder und wieder schlage ich auf die Wand ein, bis Mrs. Gunnar es wagt mich zu unterbrechen.

"Mr. Black. Bitte beruhigen sie sich." sagt sei einfühlsam, "Alles was Mrs. Stone mir gesagt hat, ist, das ich ihnen den Brief geben soll. Mehr nicht. Ich weiß nicht mal was drin steht." sagt sie ruhig, was mich stutzig macht.

"Sie hat ihnen nicht gesagt, dass sie kündigen will." knurre ich mit zusammengebissenen Zähnen und sehe sie ungläubig an.

"Nein Sir." sagt sie mit großen Augen "Nur das sie etwas schlechte Laune haben könnten." musternd sieht sie mich an, dann beginnt sie zu grinsen. "Ich glaube, damit hatte sie wohl recht." fügt sie leise hinzu, was ihr von mir einen tödlichen Blick einbringt, der sie erstaunt die Stirn runzeln lässt.

"Hmpf." stoße ich erregt die Luft aus, "Sorgen sie dafür, dass sie in fünf Minuten hier auf der Matte steht!" verlange ich das Unmögliche von ihr, dabei weiß ich, dass, wenn Emely nicht gewillt ist herzukommen, sie auch nicht kommen wird. Trotzdem stapfe ich, ihren Protest ignorierend in mein Zimmer und knalle die Tür hinter mir zu.

Wie ein Tiger im Käfig renne ich immer wieder hin und her, bleibe unschlüssig vor meinem Schreibtisch stehen und starre ihn an, nur um einsehen zu müssen, dass es keine so gute Idee war, meinen Rechner zu schrotten.

Scheiße! Verdammte! Jetzt kann ich ihr nicht mal eine E-Mail schreiben!

Was hat sie sich nur dabei gedacht?! Sie kann mich doch nicht einfach verlassen! Das geht nicht! Ohne sie bin ich aufgeschmissen!

Energisch hebe ich das Telefon auf und knalle es auf den Schreibtisch, dann wähle ich ihre Nummer.

Das kann sie nicht mit mir machen! Sie ist mir wenigstens eine Erklärung schuldig!

Ungeduldig warte ich darauf, dass sie abnimmt, doch...nichts!

Hörer auf die Gabel knallen, Handy zur Hand nehmen und es erneut versuchen, sind eine einzige Bewegung, doch auch hier nimmt sie nicht ab.

Bleibt nur noch mein anderes Handy...Jo's Handy.

Ob sie da wohl dran geht?

Doch wieder nichts!

Na, warte, du kannst was erleben, wenn ich dich erwische!

Mit einem Ruck reiße ich mein Jackett von der Wand und stürme aus der Tür, wo ich beinahe mit Mrs. Gunnar zusammen stoße, die scheinbar gerade zu mir kommen wollte.

"Hoppla!" stößt sie erschreckt aus und weicht schnell vor mir zurück, wobei ihr ein Umschlag aus der Hand fällt.

"Müssen sie hier so dämlich im Weg rum stehen!" fahre ich sie an und stürme an ihr vorbei. "Haben sie Emely erreicht?!" rufe ich ihr über die Schulter zu, während ich die Eingangstür aufreiße.

"Ja, hab ich." sagt sie schnell und stoppt damit kurzfristig meine überstürzte Flucht.

"Wirklich?" staune ich ungläubig "Und kommt sie?" will ich wissen, wobei ich es nicht verhindern kann fürchterlich hoffnungsvoll zu klingen, doch als Mrs. Gunnar mit zusammengepressten Lippen bedauernd den Kopf schüttelt lodert erneut diese hilflose Wut in mir auf.

"Tut mir leid Sir." sagt sie mitfühlend und bückt sich nach dem Umschlag. "Aber sie hat gesagt, dass ich ihnen das hier geben soll."

Ratlos hält sie mir den Brief hin, von dem ich nicht weiß, ob ich ihn lesen will, dabei erinner er mich dezent an eine Bewerbungsmappe und so beschließe ich kurzerhand sie zu öffnen. Doch wenn ich gehofft hatte, eine Bewerbung von Emely zu finden, dann habe ich mich geirrt.

Dafür stecken in dem Umschlag trotzdem zwei Bewerbungen und ein Handschriftlicher Brief von ihr.

Ihre vertraute Handschrift lässt mein Herz höher schlagen, doch ihre Worte frieren es ein. Wie kann sie glauben, ich könnte sie so schnell ersetzten? Und woher hat sie so schnell diese Bewerbungen?

Hat sie alles von langer Hand geplant?

Nein, das kann nicht sein! Das will ich nicht glauben. Erst Montag war sie so froh mich zu sehen und auch am Dienstagmorgen hatte ich nicht das Gefühl, sie wäre unglücklich darüber, dass ich mich zu ihr ins Bett geschlichen habe, obwohl sie mich anschließend versucht hat dazu zu bringen sie zu kündigen.

Ob es da wohl einen Zusammenhang gibt?

Wollte sie, das ich sie Kündige, damit sie nicht Kündigen musste, oder gibt es da noch einen anderen Grund.

Ach verdammte scheiße! Woher soll ich das denn wissen!

Langsam kehre ich in mein Büro zurück, wobei ich immer und immer wieder ihre Worte lese...

Sehr geehrter Mr. Black,

es tut mir wirklich leid, ihnen mit meiner Kündigung einige Unannehmlichkeiten zu bereiten. Damit sie aber bald wie gewohnt ihrer Arbeit nachgehen können, habe ich mich bereits um einen Ersatz bemüht.

Bitte treffen sie die beiden Bewerberinnen heute Abend um 18 Uhr in eben jenem 4 Sterne Restaurant, in dem wir unseren Vertrag ausgehandelt haben.

Ich bin sicher, eine der Damen wird ihnen zusagen. Und ich drücke ihnen die Daumen, dass keine der Beiden eine solch verwirrende Klausel in den Vertrag einbinden möge wie ich es seiner Tage getan habe.

Einen schönen Abend Mr. Black

Ihre

Emely Stone

Erschlagen sitze ich in meiner erschütterten Welt und verstehe nur noch Bahnhof.

Ich verstehe einfach nicht, warum sie mir gekündigt hat. Ausgerechnet jetzt, wo es eigentlich doch so gut zwischen uns beiden gelaufen ist.

Ich meine zwischen Kate und Jo läuft es doch bestens und auch zwischen ihr und mir war alles gut. Na, ja, bis auf diese eine, kleine, etwas einschränkende Kleinigkeit, die ich nur zu gern geändert hätte.

Oder habe ich mir das alles nur eingebildet? Hat sie nur mit mir gespielt?

Nein, Verdammt! Das glaube ich nicht!

Diese Hingabe und Leidenschaft kann man nicht spielen! Diese Erleichterung, gestern, als ich plötzlich wieder da war!

Und diese Spannung zwischen uns, dieses Knistern, das habe doch nicht nur ich gespürt! Sie empfindet etwas für mich, so wie ich etwas für sie empfinde, das bilde ich mir doch nicht ein!

Energisch springe ich auf.

Ich muss sie sehen!

"Mrs. Gunnar!" sage ich erregt. "Wenn sie wissen, wo Emely steckt, dann sagen sie es mir!" fordere ich sie bestimmt auf, dabei klopft mir das Herz bis zum Hals.

Wenn sie mir wirklich Kündigen will, dann soll sie es mir ins Gesicht sagen.

"Tut mir leid Sir. Ich weiß es wirklich nicht. " teilt sie mir bedauernd mit und sieht mich betreten an. "Aber wenn ich ihnen einen Rat geben darf Mr. Black..." mitfühlend sieht sie mich an, bevor sie fortfährt. "Hören sie auf Emely. Sie wird schon wissen, was sie tut." sagt sie zuversichtlich und legt mir eine Hand auf den Arm. "Außerdem hat sie gesagt, dass es wichtig ist, dass sie dort hingehen." erklärend deutet sie auf den Brief, den ich noch immer in der Hand halte.

"Wissen sie Mrs. Gunnar. Sie haben sicher recht, aber ich kann und will diese Kündigung nicht akzeptieren." sage ich bestimmt, dann verlasse ich zielstrebig das Haus. Fahre mit dem Auto zurück und mit dem Fahrstuhl in den vorletzten Stock, wo ich ein wahres Klingelkonzert veranstalte, das leider ohne Wirkung bleibt.

Wutschnaubend renne ich die Treppe hoch zu meiner Wohnung, weil der Fahrstuhl irgendwo in den Unteren Stockwerken aufgehalten wird und hole den Ersatzschlüssel, mit dem ich mir zutritt in ihre Wohnung verschaffe, doch sie ist nicht da.

"Wo bist du?!"

Schreibe ich ihr eine Nachricht, da sie ja ohnehin nicht mit mir telefoniert.

"Nicht zu Hause."

Antwortete sie mir. Gott sei Dank! Erleichtert atme ich auf. Das ist das erste Mal, dass sie heute auf mich reagiert und allein das macht mich ruhiger.

"Ich weiß, denn ich bin in deiner Wohnung."

teile ich ihr mit, um sie zu reizen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie es nicht gut findet, dass ich einfach so in ihre Wohnung eindringe.

"Ich hatte mir schon fast gedacht, dass du mich nicht kampflos gehen lässt."

"Ich lass dich überhaupt nicht gehen, weder Kampflos noch irgendwie anders!"

"Das wirst du müssen."

"Nein! Ich akzeptiere deine Kündigung nicht." wütend starre ich auf mein Telefon und bin mal wieder kurz davor es an die Wand zu schmeißen, doch dann kann ich überhaupt nicht mehr mit ihr reden und so lasse ich es lieber bleiben und warte stattdessen auf ihre sturen Wiederworte.

Allerdings ist "Vertrau mir" alles was sie schreibt, bevor sie jede weitere Nachricht von mir ignoriert. Nicht auf meine Anrufe reagiert, weder auf meine, noch auf Jo's Nachrichten antwortet und auch sonst keine Lebenszeichen mehr von sich gibt.

Und so bleibt mir letzten Endes nichts anderes Übrig, als das zu tun, warum sie mich gebeten hat, dabei fällt es mir alles andere als leicht.

Gegen fünf vor sechs übergebe ich den Leihwagen an einen der Parkboys und betrete das Restaurant, wo mich einer der Kellner höflich begrüßt und mich dann zu einem Separaten Raum führt.

Um genau zu sein, ist es nicht irgendein Raum, sondern genau DER Raum, in dem Emely und ich unseren letzten Vertrag ausgehandelt haben, was ich mehr als makaber finde, denn dieser Raum hat für mich eine ganz besondere Bedeutung.

Auch wenn es beim letzten Mal nicht ganz so gelaufen ist, wie ich es mir erhofft habe.

Unruhig setzte ich mich an den Tisch und harre der Dinge, die da kommen mögen. Langsam rückt der Zeiger meiner Uhr voran. Erst ist es drei Minuten vor sechs und ich spüre wie langsam meine Hände anfangen zu schwitzen...

Dann sind es nur noch zwei Minuten, bis der lange Zeiger die Zwölf erreicht und mit jeder Sekunde, die der Sekundenzeiger hinter sich bringt, schlägt mein Herz schneller.

Doch als die letzten Sekunden der letzten Minute verstreichen, frage ich mich immer öfter, was ich hier eigentlich tue.

Ich will keine andere Sekretärin! Ich will nur eine und dass ist Emely!

Und als die Zeiger meiner Uhr die volle Stunde anzeigen halte ich es nicht mehr aus und stehe auf, um den Raum zu verlassen, doch in eben diesem Moment geht die Tür auf und eine zierliche, dunkelhaarige Frau in schwarzem Kleid und Blazer kommt in den Raum gestolpert.

Wie damals.

Wie vor ungefähr zwei Jahren.

Nein.

Es sind auf den Tag genau zwei Jahre wird mir bewusst, als sie langsam den Kopf hebt und mich grinsend ansieht.

"Guten Abend Mr. Black. Mein Name ist Emely Stone." stellt sie sich höflich, mit weicher Stimme vor, wobei sie mir einen schüchternen Blick zuwirft und ihr Kleid glattstreicht unter dem sie schwarze ...ich hoffe mal halterlose Strümpfe trägt.

"Guten Abend. Mrs. Stone." sage ich von Gefühlen überwältigt. "Wollen sie sich nicht setzten?" deute ich auf den Platz mir gegenüber und setzte mich auf meinen Stuhl zurück um sie mit den Augen zu verschlingen, während sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen auf mich zu kommt und sich mir gegenüber nieder lässt.

Und wenn ich auch den ganzen Nachmittag in der Hölle geschmort habe, jetzt bin ich im siebten Himmel und von hier oben holt mich auch so schnell keiner wieder runter!

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