48

Gott sei Dank werde ich in der Nacht nicht wach, woraus ich mal schließe, dass er entweder keine Alpträume hatte oder aber ich ihn nicht gehört habe, wobei ich mal hoffe, dass ersteres zutrifft.

Denn egal wie gefährlich ein erneutes zusammentreffen für meine "Jungfräulichkeit" auch gewesen wäre, so ungern hätte ich ihn in seinem Schmerz allein gelassen.

Allerdings scheint Mr. Black dennoch nicht besonders gut geschlafen zu haben, denn als er mir am Sonntagmorgen über den Weg läuft ist er denkbar schlecht gelaunt und unter seinen Augen sind dunkle Schatten zu erkennen.

"Guten Morgen." grüße ich ihn mit einem Lächeln, dass mir allerdings von den Lippen tröpfelt, als er mir mit einem brummigen "Morgen." einen Zettel vor die Nase hält, auf dem ein Haufen Fragen notiert sind.

"Prägen sie sie sich ein. Ich möchte, dass sie diese Dinge in Erfahrung bringen, wenn wir nachher das Hotel besichtigen." knurrt er verstimmt vor sich hin und rümpft die Nase bei meinem Anblick.

"Ich geh frühstücken und mach den Termin klar." teilt er mir mit und verlässt mit finsterem Blick das Zimmer.

"Ach herrje!" seufze ich resigniert auf, nachdem er gegangen ist. Welche laus ist dem denn über die Leber gelaufen?

Wobei ich mir das fast denken kann...

Sein Vater ist noch immer hier und die Wahrscheinlichkeit ihm zufällig über den Weg zu laufen ist immerhin ziemlich groß.

Und wer weiß, vielleicht ist er ja sogar zum Frühstück mit ihm verabredet?!

Für ihn hoffe ich, dass es nicht so ist, aber man kann ja nie wissen.

Seufzend begebe ich mich in mein Schicksal und bereite mich auf den Tag als Mrs. Wellenstein vor.

Dabei hätte ich an einem Sonntag viel lieber einen bequemen Pulli und eine lässige Jeans angezogen, aber da ich nun einmal Arbeiten muss...

Ja, ja...also den grauen Bleistiftrock mit dem passenden Jacket, dazu eine weinrote Bluse und Stöckelschuhe. Die Haare streng zurückgenommen, die Lippen knall Rot geschminkt und mehr Make up als nötig, damit ich nicht zu Jung aussehe, erst dann mache ich mich mit dem Zettel von Mr. Black auf den Weg zum Frühstück.

Während ich esse, präge ich mir einige der Fragen ein, aber eigentlich wüsste ich nicht, warum ich das überhaupt machen sollte, denn wann immer wir bisher irgendwo hingegangen sind, hat er mir einen Zettel mit Fragen in die Hand gedrückt, so wie diesen hier. Nur das ich ihn dann immer zur Hand haben musste, um ihn an die eine oder andere zu erinnern, wenn er mal eine vergessen hatte.

Also wenn er schon meine Position übernimmt, dann kann er auch diesen Teil der Aufgabe übernehmen, ebenso die des "Schriftführers". Ich kann nur hoffen, dass er im Notieren ein klein wenig Übung hat. Nicht dass ich mir selbst Notizen machen muss...sozusagen, denn die wären ja für ihn später.

Leicht genervt schüttel ich den Kopf und verdrehe innerlich die Augen, dann nehme ich den Zettel doch wieder zur Hand und präge mir noch weitere Fragen ein. Nur für den Fall, dass er sich als Sekretär doch nicht so talentiert zeigt.

In Gedanken versunken nippe ich an meinem Kaffee und knabbere an meinem Croissant, als ich von einem leisen Räuspern unterbrochen werde.

"Entschuldigung, Mrs. Wellenstein? Darf ich mich kurz zu ihnen setzen?"

Verwundert hebe ich den Kopf und schaue in das Gesicht von Mrs. Black, die sich unsicher umschaut.

"Aber natürlich. Bitte." ich mache eine einladende Handbewegung und deute auf den Stuhl mir gegenüber, dann rutsche ich meinen Stuhl ein wenig zurecht und sehe sie aufmerksam an.

"Vielen Dank." sagt sie leise und schaut sich noch mal absichernd um, bevor sie sich setzt.

"Ich wollte mich nur bei ihnen entschuldigen, mein Mann...manchmal...also der Tod unserer Tochter macht ihm noch immer sehr zu schaffen." erklärt sie stockend.

"Sie müssen sich für das Verhalten ihres Mannes nicht entschuldigen." wehre ich ab, doch als mir Alexanders Reaktion von Gestern wieder einfällt, schränke ich meine gegenweht ein. "Zumindest nicht bei mir."

"Ja, also..." unbehaglich rutscht sie auf dem Stuhl hin und her und knetet die Hände im Schoß, dann hebt sie plötzlich den Blick und schaut mich betreten an. "Er ist ein guter Junge, Mrs. Wellenstein. Auch wenn mein Mann etwas anderes behauptet. Bitte kündigen sie ihm nicht. Er wird sie nicht enttäuschen, das versichere ich ihnen." legt sie ein gutes Wort für den Mann ein, der mein Vorgesetzter ist.

Ihre Worte überraschen mich, doch bin ich auch froh, dass wenigstens sie ihn nicht für unfähig und tödlich hält, wie ihr Mann.

"Bitte, Mrs. Black..." beginne ich einfühlsam und lege meine Hand auf ihre, die sie auf den Tisch gelegt hat. "...sein sie versichert, dass ich nichts in dieser Richtung im Sinn hatte. Ich weiß die Arbeit ihres Sohnes wirklich zu schätzen und da würde es schon mehr brauchen, als die haltlosen Anschuldigungen eines niederträchtigen Mannes." erstaunt zieht sie die Augenbrauen hoch und schaut sich erschreckt um, doch als sie sich vergewissert hat, dass wir allein sind, nickt sie mir erleichtert zu.

Auch ich bin etwas erschreckt über meine eigenen Worte. Immerhin rede ich hier mit Alexanders Mutter und gerade habe ich ihren Mann als niederträchtig bezeichnet. Es stimmt zwar, aber deshalb ist es trotzdem nicht richtig sie darauf hinzuweisen.

"Es tut mir leid..." beginne ich mich zu entschuldigen, doch schnell unterbricht sie mich.

"Nein, Mam. Sie haben recht. Mein Mann ist zu weit gegangen. Außerdem ist er ein herrischer Mensch, der oft seine Grenzen übertritt und nicht weiß, wann es genug ist. Ich bin froh, dass sie ihm gestern die Stirn geboten haben." sagt sie mutig, wobei ihr Blick unsicher durch den Raum huscht, als hätte sie Angst, bei etwas verbotenem erwischt zu werden.

"Vielen Dank dafür." sagt sie leise. Dann steht sie langsam auf, doch bevor sie geht, sieht sie mir noch mal in die Augen und nickt mir mit einem Lächeln auf den Lippen zu.

"Ich weiß, dass Alexander seinem Vater manchmal sehr ähnlich ist, aber eines dürfen sie nie vergessen..." sie legt ihre Hand auf meine Schulter und drückt leicht zu. "...wenn er sich einmal für etwas entschieden hat, dann setzt er alle Hebel in Bewegung, um sein Ziel zu erreichen. Und wie es scheint, hat er sich für sie entschieden. Er würde alles für sie tun. Da können sie sich sicher sein."

Dankbar sehe ich sie an und lege meine Hand auf ihre, auch wenn mich ihre Worte doch sehr aus dem Gleichgewicht bringen.

Was genau meint sie denn mit ...er hat sich für mich entschieden...?

Meint sie... also beruflich? Er hat sich dafür entschieden für mich zu arbeiten? Oder meint sie etwas anderes? Nur... was das andere anbelangt, so bin ich mir nicht sicher, für was er sich entschieden haben sollte, denn beim Essen gestern, hat er mich nicht einmal angesehen geschweige denn mit mir gesprochen, also kann seine Mutter daraus auch keine Falschen Schlüsse gezogen haben.

Sie wird wohl wirklich beruflich meinen und nicht Privat und was das Berufliche angeht, so bin ich mir manchmal nicht sicher, ob er sich wirklich für mich entschieden hat, so oft, wie wir aneinander geraten und er an mir etwas auszusetzten hat.

Erst heute Morgen war er mal wieder äußerst mies gelaunt...

Okay, das könnte auch an dem Mist von gestern gelegen haben aber naja...

Und so bedanke ich mich einfach mal bei ihr, auch wenn ich nicht genau weiß, worüber sie eigentlich spricht.

"Vielen Dank, Mrs. Black. Ich weiß die Arbeit ihres Sohnes wirklich sehr zu schätzen. Weshalb sie sich absolut keine Sorgen machen müssen, was seinen Job angeht."

Bei meinen Worten vertieft sich ihr Lächeln und lässt sie um Jahre jünger aussehen, doch dann schüttelt sie leicht den Kopf.

"Das meine ich zwar nicht Mrs. Wellenstein, trotzdem bin ich froh, dass sie wissen, was sie an meinem Sohn haben. Und natürlich wird er sie was die Arbeit angeht auch weiterhin in allem unterstützen und sie nicht im Stich lassen. Was das andere angeht..." erneut schaut sie sich nach allen Seiten um, dann bleibt ihr Blick an etwas hängen, was hinter mir zu sein scheint "...er scheint sie wirklich gern zu haben. "

Kurz schaut sie mich noch mal an, drückt meine Schulter, dann lässt sie mich mit einem leisen "Auf Wiedersehen." allein.

Mit gerunzelter Stirn drehe ich mich langsam zu ihr um und schaue ihr nach. Doch als sie kurz vor der Tür verharrt und mit jemandem spricht, bekomme ich zuerst einen kleinen Schreck, weil ich den Mann für Mr. Black Senior halte. Doch als sie die Hand hebt und sie ihm an die Wange legt und er ihr einen Kuss auf die ihre gibt und mich anschließend lächelnd anschaut, erkenne ich MEINEN Mr. Black, der mir um einiges lieber ist, als der Mann, der sein Vater ist.

Den Blick über die Schulter seiner Mutter auf mich gerichtet, steht er einen Moment da und redet mit ihr, doch dann gibt er ihr einen weiteren Kuss auf die Wange und scheint sich von ihr zu verabschieden.

Kurz flackert es traurig in seinen Augen auf, als sie geht, doch als er sich mir wieder zuwendet und zu mir an den Tisch kommt, sieht er eigentlich wieder recht freundlich aus.

Nachdenklich mustert er mich, mopst sich einen streifen Paprika von meinem Teller und beißt hinein.

"Da hinten steht eine ganze Schüssel voll...also nur für den Fall, dass sie noch hungrig sind." sage ich grinsend und hebe skeptisch eine Augenbraue.

"Nein, vielen Dank. Das was auf ihrem Teller liegt reicht mir völlig." erwidert er mit vollem Mund. "Was wollte meine Mutter denn von ihnen?" will er neugierig wissen, nachdem er den Bissen hinuntergeschluckt hat, hebt nun seinerseits eine Augenbraue und sieht mich forschend an.

"Mr. Black, vielleicht sollten sie ihr respektloses Verhalten unterlassen, wenn sie nicht möchten, dass unsere Tarnung auffliegt, denn ich bin mir fast sicher, dass es sich nicht schickt, wenn sie als mein Angestellter von meinem Teller essen." tadele ich ihn grinsend, während er sich ein Stück Gurke klaut.

Ungerührt steckt er sich die Gurke in den Mund, sieht mich verschmitzt grinsend an, bevor er sich auch noch eine Kirschtomate stibitzt.

"Und? Was wollte meine Mutter?" fragt er erneut, bevor er die Tomate verspeist.

"Sich entschuldigen." sage ich kopfschüttelnd und nehme dann einen Schluck von meinem Kaffee, bevor ich meinen Teller zu ihm hinüberschiebe und ihn belustigt anschaue.

"Und mich bitten sie nicht zu feuern." füge ich dann noch hinzu.

Ein betretenes lächeln breitet sich um seinen Mund aus, während er meinen Teller zu sich herüberzieht und sich auf seinem Stuhl zurücklehnt.

"Darf ich fragen, wie sie sich entschieden haben?"

"Ich überlege noch." teile ich ihm mit, während ich nachdenklich den Kopf schief lege und ihn eingehend mustere.

Aufmerksam begutachtet er die Auswahl auf meinem Teller, nimmt dann eine Scheibe Käse zusammen mit zwei Weintrauben, wickelt sie in ein Salatblatt ein und beißt hinein.

"Ach so?" kauend sieht er mich wieder an und hebt forschend eine Augenbraue, dann schluckt er seinen Bissen hinunter. "Ich hoffe doch, dass die Worte meiner Mutter sie nicht dazu verleiten mir doch noch zu kündigen."

"Die Worte ihrer Mutter sicher nicht. Ihr respektloses Verhalten hingegen könnte mich durchaus in Versuchung bringen, es mir nochmal zu überlegen." Mit gerunzelter Stirn schaue ich ihn an, dann schnappe ich mir schnell die letzte Weintraube, bevor er auch diese noch vernichtet.

Schmunzelnd wischt er sich mit den Fingern über den rechten Mundwinkel und versucht vergeblich einen klecks Frischkäse zu beseitigen.

"Warten sie." unterbreche ich seine Bemühungen und fahre ihm mit dem Daumen über die Lippen, wobei ich seinen Blick auf mir spüre.

"So, jetzt ist es weg." sage ich verlegen lächelnd und ziehe meine Hand zögernd zurück, dabei schlägt mir das Herz mal wieder bis zum Hals.

Mit leicht zitternden Fingern greife ich nach meinem Kaffee, nehme einen Schluck und versuche mich zu beruhigen. Den Blick auf die braune Flüssigkeit gerichtet frage ich mit leicht belegter Stimme.

"Und wann beginnt nun unser Rundgang?"

"Sobald sie fertig sind." sagt er leise, mit weicher Stimme, die mich dazu veranlasst, ihn wieder anzusehen, wobei das keine so gute Idee war. Denn als ich in seine strahlend blauen Augen blicke, bleibt mein Herz mal wieder stehen, so intensiv ist die Farbe und so warm der Ausdruck, der in ihnen liegt.

"Ich bin fertig." bringe ich krächzend hervor und muss mich erst einmal kräftig räuspern, damit ich den Kloß in meinem Hals loswerde, dann stehe ich zögernd auf.

"Na, dann kommen sie Mr. Black. Wir wollen das Hotelpersonal doch nicht unnötig lange warten lassen." ich versuche meine Stimme ganz besonders locker klingen zu lassen, aber ganz sicher, ob es mir gelungen ist, bin ich nicht, denn Mr. Black schaut mich mit einem rätselhaften Blick an, dann schüttelt er langsam den Kopf und steht auf.

"Wenn ich bitten darf, Mrs. Wellenstein." auffordernd deutet er Richtung Tür "Man erwartet sie in der Hotellobby."

Ein klein wenig angespannt, mache ich mich auf den Weg dorthin. Ich kann nur hoffen, dass unser Schauspiel überzeugend wirkt, doch da wir auch seinen Vater scheinbar überzeugen konnten, sollte es bei den Angestellten hier auch kein Problem sein.

Fast drei Stunden wandern wir durch alle möglichen Kellerräume, Zimmer, die Küche und Lagerräume. Schauen uns alle möglichen Technischen Geräte an und wälzen anschließend einen Haufen Akten.

Und während ich die akkurate Geschäftsfrau spiele, macht sich auch Mr. Black als Sekretär gar nicht mal schlecht, was bei mir die Frage aufwirft, ob er diesen Job vielleicht wirklich mal innehatte. Also, bevor er so erfolgreich ins Immobiliengeschäft eingestiegen ist.

Am frühen Nachmittag haben wir die Arbeit dann endlich erledigt und natürlich waren die Anschuldigungen von Mr. Black Senior alle mehr oder weniger unbegründet, denn außer, dass die Matratzen tatsächlich mal wieder erneuert werden könnten, war überall, wo wir hinkamen alles Tipp Top, was den ersten Eindruck vom Hotel nur bestätigte.

Natürlich gab es auch Sachen, die erneuert werden mussten, doch diese befanden sich im Großen und Ganzen im Keller oder wurde nicht genutzt.

Irgend so ein Teil vom Pool, der für die Wasseraufbereitung zuständig ist, war kaputt, wie uns der Hotelltechniker mitteilte und außerdem hatte es vor einiger Zeit einen Rohrbruch gegeben, auf Grund dessen einige Zimmer zur Zeit nicht bewohnbar waren. Aber ansonsten war das Hotel wie zu erwarten gut in Schuss.

Nachdem wir alles erledigt hatten, packten wir unsere Sachen und traten den Heimflug an, was für mich alles andere als unwillkommen war.

Endlich konnte ich die Last von meinen Schultern nehmen und sie wieder an Mr. Black übergeben, der sie zu tragen schien, als wöge sie nichts.

Wie machte er das nur? Mir wurde dieses ganze Geschleime nach wenigen Stunden schon zu viel! Immer dieses "Ja, Mam...sehr wohl Mam, ganz wie sie wünschen...darfs noch ein Kaffee sein..."

Bla Bla Bla... echt widerlich! Da konnte ich fast verstehen, warum sich Menschen, die viel hatten, immer mit Menschen trafen, die ebenfalls viel hatten. Denn dann mussten sie sich nicht immer dieses Unterwürfige herumscharwenzeln gefallen lassen.

Erschöpft ließ ich mich im Flieger in den Sitz sinken und schloss müde die Augen.

Genoss die entspannende Wärme und fast ungestörte Ruhe, die uns heute in der First Class umgab.

Denn außer uns war nur noch ein Passagier hier und der schien irgendwelche Unterlagen auf seinem Laptop durchzulesen, denn außer gelegentlichen klacker Geräuschen, wenn er etwas schrieb, blieb es ruhig.

Nach einer Stunde Flug stiegen wir ins Taxi und nach weiteren zwanzig Minuten stand ich endlich vor meiner Wohnungstür.

"Schlafen sie gut Mrs. Stone." wünscht mir Mr. Black, während er mit einer Hand den Fahrstuhl daran hinderte die Türen zu schließen. "Sie haben ihre Sache wirklich gut gemacht."

"Sie auch Mr. Black. Falls sie mal mit dem Gedanken spielen, und sich einen neuen Job suchen... ich würde sie jederzeit einstellen." Schnell verstecke ich eine Gähnen hinter meiner Hand und lächel ihn entschuldigend an.

"Gute Nacht Mr. Black." sage ich müde und öffne meine Tür. Doch bevor ich sie hinter mir schließe, werfe ich ihm noch einen nachdenklichen Blick zu und präge mir sein müdes Lächeln ein, dass sich bei meinen Worten auf sein Gesicht geschlichen hat.

Ja, auch er sieht müde aus, was mich mal wieder daran erinnert, dass er in der Vergangenen Nacht wohl nicht besonders gut geschlafen hat. Und auch wenn er nach seiner anfänglichen schlechten Laune vor dem Frühstück den Rest des Tages eigentlich ganz friedlich war, mache ich mir ein klein wenig sorgen, wie es um seine Nachtruhe bestellt ist.

Hoffentlich kann er heute Nacht besser Schlafen. Oder überhaupt.

Langsam schließen sich die Aufzugtüren und hindern mich daran, ihn weiter anzuschauen, was vielleicht auch besser ist, wer weiß, sonst würde ich wohl hier im Flur einschlafen.

Da er jetzt jedoch weg ist, ziehe ich mich in meine Wohnung zurück und verschwinde schnellstmöglich in mein Bett, um mich von dem anstrengenden Tag zu erholen.

Die nächsten beiden Tage verfliegen in Windeseile und endlich ist Mittwoch! Mein erster freier Tag seit langem und auch wenn Mr. Black mich am Morgen noch zur Arbeit abholen wollte und mich somit um viertel nach sieben aus dem Bett geschmissen hat, konnte ich ihn doch recht schnell davon überzeugen, dass es keinen Sinn machte mich überreden zu wollen trotzdem mit zur Arbeit zu kommen. Jetzt wo ich schon mal wach war.

"Mr. Black!" hatte ich geknurrt und ihn verstimmt angefunkelt. "Wollen sie etwa schon wieder an meinem Vertrag rütteln? Denn wenn ja, frage ich mich langsam, in wie weit ihre Verträge überhaupt bestand haben und ob ich mich wirklich daran halten muss, wenn sie es doch auch nicht tun."

Mit gerunzelter Stirn hatte er mich angesehen und mir dann einen schönen Tag gewünscht... naja, zumindest habe ich es mir denn mal so übersetzt, denn seine Worte waren...

"Sie wissen doch sowieso nicht, was sie ohne die Arbeit machen sollen!"

Auf jeden Fall hatte ich ihm lediglich geantwortet "Ich wünsche ihnen auch einen schönen Tag." und ihm dann die Tür vor der Nase zugeknallt, dann war ich ins Bett zurückgekehrt, wo ich dummerweise nicht wieder einschlafen konnte.

Nach dem Frühstück, dass ich auf dem Balkon einnahm und einer heißen Dusche war ich ruhelos durch meine Wohnung getigert, hatte hier und da etwas aufgeräumt und auch einige Kartons ausgepackt, doch letzten Endes war ich in meinem Büro gelandet und hatte meine Mails gecheckt.

Fragte Mrs. Gunner nach den Terminen für die nächsten Tage, beantwortete einige Anfragen von einem der Hotels und tat, was ich auch im Büro getan hätte, wenn ich denn zur Arbeit gegangen wäre.

Nur eines versuchte ich tunlichst zu vermeiden... Mr. Black zu schreiben, oder ihm in irgendeiner Weise den Hinweis zu geben, dass er recht hatte und ich ohne die Arbeit nichts mit mir anzufangen wusste.

Doch nachdem ich alles erledigt hatte, was ich von hier aus erledigen konnte, rief ich meinen Vater an, quatschte mit meinen Freunden aus Hannover und machte mich am späten Nachmittag auf in die Stadt um ein bisschen shoppen zu gehen und meinen Kühlschrank zu füllen.

Leider quoll mein Kleiderschrank, dank Mr. Shoppingking, zwar über, aber das hinderte mich nicht daran, mir das eine oder andere Teil zu kaufen.

Das meiste, was sich in meinem Schrank befand, war ohnehin Arbeitskleidung, auch wenn sich die vielen Anzüge, Röcke, Blusen und Blazer durchaus auch so anziehen ließen, stand mir der Sinn mal wieder nach einer gemütlichen Jeans, nach einem schlichten T-Shirt und einfachen, bequemen Turnschuhen und nicht nach Stöckelschuhen und Businesskostüm.

Und so kam ich am Abend mit einigen Tüten bewaffnet, in lässiger Freizeitkleidung und Pferdeschwanz in der Tiefgarage an.

Gerade hievte ich eine vollbeladene Tüte aus meinem Kofferraum, als jemand an mir vorbei griff und mir die Tüte abnahm.

"Hey!" empöre ich mich und drehe mich mit einem Ruck um, nur um mich wenige Zentimeter entfernt von einer breiten Brust in dunklem Jackett wiederzufinden.

"Selber Hey!" grüßte mich Mr. Black mit ruhiger Stimme, ganz so als hätte ich ihn freundlich gegrüßt und nicht ihn angemeckert, was mich etwas verlegen macht.

"Oh, guten Abend Mr. Black." langsam hebe ich den Blick und schaue in seine strahlend blauen Augen, die mir mal wieder viel zu dicht sind und mir somit den Atem rauben.

"Sie waren also Shoppen?" kommentiert er meine Tüten und wirft einen Blick in diejenige, die er mir gerade abgenommen hat.

"Ähm, ja!" sage ich erschreckt und schnappe ihm die Tüte aus der Hand. Gott, wie peinlich! Hoffentlich hat er nicht gesehen, was darin war, denn als ich vorhin an einem etwas...na ja, wie soll ich sagen... anrüchigem Geschäft... vorbeigekommen bin, konnte ich es mir nicht verkneifen, mir ein neues Outfit für den Club zu besorgen, denn ich habe mir fest vorgenommen, heute Abend dorthin zurückzukehren.

Einfach um ein wenig Spaß zu haben und meinen überaus hilfsbereiten Vorgesetzten, der gerade die letzten Tüten aus dem Kofferraum hebt zu vergessen.

Vielleicht ist seine Anziehungskraft ja nur so stark, weil ich schon wieder so lange keinen Sex hatte, dabei war der Sex, den ich beim letzten Mal im Club hatte für mich auch nicht besonders befriedigend und mein Traum... naja... bei dem Gedanken, muss ich doch tatsächlich schmunzeln, weil der Mann, der gerade meine Taschen zum Aufzug trägt in diesem Traum vorkam.

"Kommen sie Mrs. Stone." reißt er mich aus meinen Gedanken, was mir die Röte ins Gesicht treibt, als ich einen nicht unbedeutenden Teil meiner erotischen Träume, mit lüsternem Blick mustere.

"Komme schon!" rufe ich ihm zu und verschließe meinen Wagen, dann packe ich die Tüte, mit meinem neuen schwarzen Negligé fester und eile zu ihm in den Aufzug, den er wartend für mich aufhält.

"Danke!"

Lächelnd sieht er auf mich hinunter und mustert mich eingehend.

"Das sie sich so auf die Straße trauen..." sagt er schmunzelnd und stellt die Tüten auf dem Boden ab, während der Fahrstuhl nach oben fährt.

"Was soll das denn heißen?!" will ich verstimmt wissen und funkele ihn mit verengten Augen an.

"Jeans und Pulli? Ich bitte sie Mrs. Stone? Haben sie nichts vernünftiges anzuziehen?" missbilligend presst er die Lippen zusammen, dann greift er meinen Pferdeschwanz und wickelt ihn sich um den Finger.

"Sie sehen aus wie ein Kind." tadelt er mich.

"Und sie wie ein Spießer!" kontere ich. "Sie haben wohl nichts anderes, als diese dummen, dunklen Anzüge." unwillig entziehe ich ihm meine Haare und gehe in die hintere Ecke, um einen Fahrgast hereinzulassen, der im siebten Stock zu uns steigt. Dabei sieht er in seinem schicken Anzug einfach zum anbeißen aus.

"Tja, aber mir gehört auch keine Hotelkette." sagt er leise, nachdem er sich neben mich gestellt hat. "Ich kann rumlaufen wie ich will."

"Mr. Black!" beginne ich mit aufgebrachter Stimme, aber ebenfalls so leise, dass unser Mitfahrer nicht allzu viel verstehen dürfte.

"Ich bin nicht im Dienst und deshalb bin ich lediglich Sekretärin und als solche kann ich anziehen, was ich will! Und wenn ich im Schlafanzug zur Tankstelle gehe, dann ist das allein mein Problem!"

Kurz zieht Mr. Black eine meiner Tüten aus dem Weg, als weitere Fahrgäste einsteigen, doch dann rückt er noch dichter an mich heran.

So dicht, dass sich unsere Arme berühren und mir eine Gänsehaut verpasst. Wobei das auch von der Elektrisierenden Spannung kommen kann, die zwischen uns herrscht.

"Oh, ich hoffe doch, wenn sie das nächste Mal den Wunsch verspüren, des Nachts zur Tankstelle zu fahren, dass sie mir dann Bescheid sagen. Das würde ich um kein Geld der Welt verpassen wollen." raunt er mir leise zu.

"Das hätten sie wohl gerne!" zische ich zurück und weiche einen Schritt zur Seite, um den Kontakt zu unterbrechen.

"Ganz recht Mrs. Stone." flüstert er verschmitzt grinsend. "Ich finde nämlich ihre Nachtwäsche deutlich ansprechender als das was sie jetzt gerade tragen...wobei..." schmunzelnd sieht er mich an und streicht sich nachdenklich übers Kinn.

Langsam wandert sein Blick über meine enganliegenden Jeans, die meine weiblichen Rundungen durchaus positiv zur Geltung bringen, dann über den tief ausgeschnittenen Pulli.

"Wenn ich es mir genau überlege... hat auch diese Hose so seine Vorzüge."

Anzüglich wackelt er mit den Augenbrauen.

Moooment!

Woher weiß er denn, was ich nachts anhabe? Hat er mich etwa beim Schlafen beobachtet? Oder hat er vielleicht doch gesehen, was in meiner Tüte steckt?

Mit hochrotem Kopf beiße ich mir verlegen auf die Lippe und schaue zu Boden.

Wie gut, dass der Fahrstuhl gerade erneut hält und die letzten Fahrgäste aussteigen.

Und was noch viel besser ist, ist das es nur noch drei Stockwerke sind, bis wir im vierundzwanzigsten Stockwerk ankommen.

"Was fällt ihnen eigentlich ein, mich zu beobachten, wenn ich schlafe!" werfe ich ihm aufgebracht an den Kopf, kaum dass wir allein sind und ich mich wieder einigermaßen im Griff habe.

Denn um ehrlich zu sein, ist das immer noch besser, als wenn er das aufreizende Teil in meiner Tüte gesehen hat. Und daran möchte ich lieber gar nicht erst denken, doch leider...

"Das würde mir im Traum nicht einfallen. Wäre ja möglich, dass ich mehr zu sehen bekomme, als ich verkraften könnte." sagt er schelmisch grinsend. "Aber wenn ich sie daran erinnern darf, habe ich sie bereits einmal in Unterwäsche gesehen und dieser Anblick verfolgt mich noch immer. Leider...wie ich sagen muss."

"Gott! Sie sind so...!"

Ja! Er ist einfach mal wieder absolut unausstehlich!!!

Auch wenn seine Stimme scheinbar höflich ist, so sind die Worte, die er verwendet einfach zum Kotzen!!!

Was soll denn das heißen? Mein Anblick verfolgt ihn noch immer? So schrecklich ist mein Körper ja nun auch wieder nicht!

"Bitte Mrs. Stone. Darf ich sie daran erinnern, dass ich ihr Vorgesetzter bin und sie sich auch an ihrem Freien Tag nicht gänzlich aus der Verantwortung ziehen können. Deshalb achten sie doch bitte darauf, was sie sagen." sagt er mit dunkler Stimme.

"Ich soll darauf achten, was ich sage!?" fahre ich ihn an "Als mein Vorgesetzter sollten sie nicht mal über die Unterwäsche ihrer Angestellten nachdenken geschweige denn darüber reden!"

"Vielleicht hätte ich das ja gar nicht, wenn sie mir nicht gerade eine so freizügige Modenschau liefern würden." sagt er mit Blick in meinen Ausschnitt.

Eilig ziehe ich mein Pulli etwas hoch, so dass der Ansatz meiner Brust nicht mehr zu sehen ist.

"Ach und noch Etwas, Mrs. Stone..." belustigt über meine Reaktion oder was weiß ich, beißt er sich auf die Lippe und verzieht vergnügt das Gesicht, dann beugt er sich ein wenig in meine Richtung und raunt mir vertraulich zu.

"Wenn sie mich das nächste Mal zwingen ihre Tüten zu tragen, dann sollten sie vielleicht ihre Reizwäsche etwas weiter unten verstauen."

Verdutzt reiße ich die Augen auf. Also hat er doch das Teil in meiner Tüte gesehen, als er im Keller einfach hinein geschaut hat.

Gott! Wie peinlich!

Doch am liebsten würde ich ihm für seine dreisten Worte eine runter hauen...von wegen ich hab ihn gezwungen! Er hat sie mir ja quasi aus der Hand gerissen!... aber da wir gerade in meinem Stockwerk angekommen sind, beschließe ich ihn einfach mit einer bissigen Antwort abzuspeisen.

"Vielleicht sollten sie beim nächsten Mal einfach nicht so neugierig sein und in fremdem Eigentum herumwühlen, wer weiß, was sie sonst noch alles zu Gesicht bekommen könnten. Wir wollen doch nicht, dass sie der Anblick erneut nicht wieder loslässt."

Eilig schnappe ich mir meine Einkäufe und verlasse den Fahrstuhl, doch bevor ich in meiner Wohnung verschwinde drehe ich mich noch mal um.

"Es ist aber gut zu wissen, dass sie allein bei dem Anblick dieses bisschen Stoffs schon auf dumme Gedanken kommen, denn so kann ich mir sicher sein, dass es auch meinem Freund gefallen wird, wenn ich ihn nachher treffe. Guten Abend Mr. Black!"

Und damit drehe ich mich schwungvoll um, werfe meinen Pferdeschwanz über die Schulter und stolziere hoch erhobenen Hauptes, mit aufreizendem Hüftschwung zu meiner Tür und schließe sie auf.

Inzwischen haben sich die Türen des Fahrstuhls wieder geschlossen, doch kann ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, bei dem verblüfften Gesicht, dass er gemacht hat, als ich das mit meinem Freund gesagt habe.

Shakka! Ich habs immer noch drauf!

Yaeh Baby!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top