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Inzwischen lag dieser denkwürdige Abend schon einige Wochen zurück und im Büro hatten wir mehr als alle Hände voll zu tun, obwohl Mr. Black tatsächlich jemanden als Hilfe eingestellt hatte.

Allerdings hatte die Arbeit, mit der wir uns im Moment herum schlugen, nur im weitesten Sinne mit der Konzernverschmelzung zu tun, denn mein Chef hatte sich kurzfristig in den Kopf gesetzt, dass wir ein neues Büro bräuchten, was in Anbetracht meiner Kollegin, die zur Zeit an meinem Schreibtisch saß und ich mich bei Mr. Black oder im Konferenzraum zu schaffen machte wohl auch keine Schlechte Idee war.

Und fehlte einfach ein Zimmer.

Aber wegen dieser nicht unbedeutenden Kleinigkeit, hatten wir noch mehr als ohnehin schon zu tun.

Nachdem ein geeignetes Objekt gefunden war, mussten wir nun unser Büro räumen. Die wichtigsten Sachen Verstauten wir selbst in Kartons, doch den Rest überließen wir einer Umzugsfirma, die mit sage und schreibe ZEHN Mann plötzlich vor unserer Tür standen und in Windeseile unser Büro leerten. Wie ein Schwarm Heuschrecken der über eine Graswiese oder einen ganzen Wald herfiel, so vielen die Arbeiter über uns her.

Dabei war es zwischenzeitlich wirklich schwierig sich durch die vielen Menschen, Kartons, Möbel und Kisten zu schlängeln.

Doch genauso schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder gegangen und mit ihnen unsere gesamte Einrichtung.

Während ich hierblieb, um darauf zu achten, das nichts vergessen wurde, fuhr Mr. Black mit meiner neuen Kollegin in unser neues Büro, um dort ein wachsames Auge auf unsere Sachen zu haben oder besser, um die Tür zu öffnen, denn den Rest überließ er der Umzugsfirma.

Die meiste Zeit hing er am Telefon und managte irgendwas. Was genau das war wusste ich nicht, doch da ständig die Worte Nordland Kompanie, Umstrukturierung, Umbau, Modernisierung und Mitarbeitermeeting fielen, ging ich mal davon aus, dass es mit den neuen Hotels zu tun hatte, die wir uns, sobald hier alles über die Bühne gegangen war, ansehen würden.

Nachdem ich noch lange in unseren geplünderten Räumen gestanden hatte, und mich auch zum wiederholten Male versichert hatte, dass auch wirklich nichts vergessen wurde, hatte ich hinter mir die Tür geschlossen und war in unser neues Büro gefahren, doch irgendwie war es ein komisches Gefühl, zu wissen, dass ich ab jetzt nie wieder an meinem alten Platz sitzen würde, dass ich von nun an ein eigenes Büro hatte und den Platz am Telefon Mrs. Bielen überlassen würde.

Stattdessen würde ich noch mehr am Schreiben sitzen, mich mit den Hotels und ihren Belangen befassen und nicht mehr ganz so viel mit den Terminen, der Post und dem Kaffekochen.

Dafür gab es jetzt Kate.

Kate Bielen.

Ein Name, der mich an jemanden Erinnerte, der ich schon lange nicht mehr gewesen war.

Kate.

Seit dem Tag, an dem ich mich geschlagen hatte, war ich nicht mehr im Club gewesen und manchmal musste ich an Jo denken. Wobei manchmal ganzschön untertrieben war. Eigentlich dachte ich ziemlich häufig an ihn, vor allem dann, wenn ich meinem Hauseigenen Tyrann mal wieder am liebsten eins auf den Deckel gegeben hätte, weil er sich mal wieder vergaß.

Ja, Mr. Miesepeter war zurück!

Und das nicht nur geringfügig. Immer wieder fuhr Mr. Black aus der Haut, brüllte herum, verteilte Schläge unter der Gürtellinie und hatte auch an Mrs. Bielens aussehen, Arbeitsmanier, Geschwindigkeit und dem Geschmack ihres Kaffees etwas auszusetzten.

Die Arme Frau stand schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch und das nach nicht einmal vier Wochen.

Schon öfter hatte sie mich gefragt, wie ich es mit ihm aushielt, woraufhin ich nur mit den Schultern gezuckt und mitleidig gelächelt hatte.

"Sie müssen sich einfach ein dickes Fell wachsen lassen Mrs. Bielen." riet ich ihr, wobei ich ihr lieber verschwieg, dass das auch nicht immer half.

Leider schien sie diese Fähigkeit nicht zu haben, so dass wir knapp zwei Wochen nach dem Umzug wieder allein waren.

Deshalb waren wir nun wieder auf der Suche nach einer neuen Mitarbeiterin.

Wenigstens konnte ich ihr zugutehalten, dass sie bis nach dem Umzug bei uns blieb und uns auch am Anfang noch eine große Hilfe war, doch als Mr. Black mal wieder einen Ausraster bekam, weil die Dame der Begleitagentur nicht nach seinen Wünschen war, kündigte sie fristlos, was ich ihr auch nicht verübeln konnte.

Was konnte die arme Frau auch dafür, dass ihm die Nase der jungen Frau, die ihn zu einem Geschäftsessen begleitete nicht gefiel.

Natürlich nörgelte er auch mich an. Warum genau wusste ich nicht, aber vielleicht lag es daran, dass ich mich stur weigerte mit ihm zu einem dieser Essen zu gehen.

Denn ich wollte nicht wieder irgendwo hineingeraten, was mich mal wieder in die Verlegenheit brachte, als seine "Partnerin" zu fungieren.

Neben all dem Arbeits- und Umzugsstress, hatte ich auch zu Hause alle Hände voll zu tun. Meine Wohnung hatte ich inzwischen gekündigt und auch die meisten meiner Sachen waren bereits in Kartons verpackt, doch noch immer konnte ich mich nicht dazu aufraffen, mein Hab und Gut in die neue, wunderschöne, riesengroße, helle, freundliche, mit einem riesen Balkon versehene Wohnung zu bringen.

Ständig nörgelte Mr. Black herum, warum ich mir so viel Zeit damit ließ. Warum ich nicht endlich unter ihm einzog und mit ihm gemeinsam zur Arbeit fuhr.

Ja, manchmal fragte ich mich das auch, aber dann wiederrum, wusste ich nur allzu gut, warum ich lieber nicht so dicht bei ihm sein wollte, denn wenn ich mir vorstellte, dass ich ihm nach einem, der zur Zeit recht häufigen stressigen Tage, auch am Abend noch über den Weg laufen könnten, bekam ich manchmal Zweifel, ob diese Entscheidung richtig gewesen war.

Tja, aber wie "Mr. ich bekomme alles" nun einmal ist, schien er irgendwann einfach die Nase voll zu gehabt zu haben, denn als ich vor einer Woche nach der Arbeit nach Hause kam, war meine Wohnung leer!

Ratzekahl!

Alles war weg und ich wollte schon die Polizei rufen, als mir klar wurde, dass Einbrecher wohl kaum eine ganze Wohnungseinrichtung mitnehmen würden, sondern sich wohl eher an den Wertgegenständen, die ich nicht hatte, zu schaffen machen würden.

Und so hatte ich kurzerhand bei meiner Nachbarin geklingelt und mich von ihr verabschiedet. Sie bedauerte es, dass sie meinen Ersatzschlüssel einfach so den Männern von der Umzugsfirma ausgehändigt hatte, ohne mich vorher zu fragen, doch nachdem ich ihr versichert hatte, dass das schon in Ordnung war, schien sie sichtlich erleichtert.

Wer hingegen etwas zu hören bekommen würde, war mein "neuer" Nachbar!

Woher wusste er überhaupt, dass meine Ex Nachbarin einen Schlüssel für meine Wohnung hatte? Außerdem was fiel ihm eigentlich ein, sich einfach in mein Privatleben einzumischen?!

Doch nachdem ich durch die ganze Stadt und mit dem Fahrstuhl in den vierundzwanzigsten Stock gefahren war und meine neue Wohnung betreten hatte, musste ich erst einmal schlucken.

Nicht, dass ich mir die Wohnung nicht schon einmal angeschaut hätte, aber seit dem letzten Mal hatte sich hier einiges verändert.

Die Wände hatten einen neuen Anstrich bekommen und leuchteten nun in einem freundlichen creme Ton mit fliederfarbigen Akzenten.

Auch standen überall Möbel herum, die definitiv nicht meine waren.

Erstaunt hatte ich mich versichert, dass ich auch wirklich im richtigen Stock war, doch als ich einige meiner Sachen erblickte, musste ich wohl einsehen, dass ich mich in der richtigen Wohnung befand.

Mein Chef hatte es mal wieder gut gemeint, naja, zumindest hoffte ich das.

Erstaunt machte ich mich auf die Suche, nach meinen Restlichen Sachen, aber außer der Kartons, die sich in meinem neuen "Büro" finden ließen, blieben meine Möbel weitestgehend verschwunden.

Dafür fand ich auf meinem Küchentisch einen Strauß roter Rosen, mit einer Einladung zum Abendessen im fünfundzwanzigsten Stock und der Bitte um zwanzig Uhr dort zu sein.

Doch was mich am ehesten dazu verleitete ihm nicht den Kopf abzureißen, war die gemütliche Chaiselongue auf dem Balkon, auf der ein handschriftlicher Zettel lag.

"Herzlich willkommen in ihrem neuen Zuhause. Genießen sie die Aussicht, aber bitte sein sie Vorsichtig. AB"

Seufzend hatte ich mich an die Brüstung gestellt und tatsächlich erst einmal die Aussicht genossen, die zugegeben noch immer einfach traumhaft war, bevor ich in meine neue Wohnung zurückkehrte.

Doch von diesem Tag an, holte mich Mr. Black jeden Morgen ab und fuhr mich zur Arbeit.

Was ich zwar nicht gerade angenehm fand, in Anbetracht dessen, dass wir aber denselben Weg hatten, wohl mehr als berechtigt war.

Das Abendessen, hatte ich eigentlich ablehnen wollen, letzten Endes ging ich dann aber doch, weil ich wissen wollte, wo meine Sachen abgeblieben waren und was er sich mal wieder dabei gedacht hatte, über meinen Kopf hinweg zu entscheiden.

Er hatte sich damit entschuldigt, das er dachte, dass ich wegen der vielen Überstunden, die wir wegen des Büroumzuges machen mussten nicht dazugekommen wäre, meinen eigenen Umzug in die Wege zu leiten und er mir damit einen Gefallen hatte tun wollen.

Ich hatte nur geseufzt, die Augen verdreht und mich der Pizza gewidmet, die er bestellt hatte und war anschließend in meine Wohnung zurückgekehrt.

Doch als ich im Schlafzimmer den begehbaren Kleiderschrank geöffnet hatte, musste ich mich überwältigt von dem Anblick, erst einmal auf mein Bett setzten, denn obwohl ich ihm gesagt hatte, dass ich nicht wollte, dass er meine Garderobe stellte, hatte er mir eine überwältigende Auswahl an Kleidern, Röcken, Blazern und Anzügen vor die Nase gesetzt, die ich jetzt entweder entsorgen oder verkaufen müsste, wenn ich sie wieder loswerden wollte.

Per Mail hatte ich ihm die Leviten gelesen, doch außer einem "Sie müssen die Sachen ja nicht anziehen." kam von ihm nichts zurück.

Na Super!

Nach dem ich für meine eigenen Sachen einen Platz gefunden hatte, was zugegeben nicht ganz einfach war, war ich schlafen gegangen und hatte den nächsten Tag, der ein Sonntag war, damit verbracht, mich einzurichten.

Doch wie gesagt, war auch mein Umzug inzwischen schon eine Woche her und ich hatte auf der Arbeit alle Hände voll damit zu tun, unsere neue Mitarbeiterin einzulernen.

Blieb nur zu hoffen, dass sie bessere Nerven hatte als Kate.

Mrs. Gunner machte sich für den Anfang nicht schlecht, auch Mr. Black blieb äußerst höflich, was mich doch sehr verwunderte. Aber in Anbetracht dessen, das wir von nun an, an den Wochenenden oder gelegentlich auch unter der Woche in der Weltgeschichte herumfliegen würden, war das auch besser so.

Immerhin brauchten wir jemanden, der hier die Stellung hielt.

Gottseidank entpuppte sich Mrs. Gunner, die etwa um die fünfundvierzig war, als hartgesottene und durchaus zuverlässige Sekretärin, die sich von Mr. Black so schnell nicht unterkriegen ließ, als er sie nach knapp einer Woche das erste Mal zur Schnecke machte.

Als er gegangen war, warf sie mir nur einen belustigten Blick zu, hob kopfschüttelnd eine Augenbraue und arbeitete dann unberührt weiter.

Na, Gott sei Dank! Aber hundertprozentig davon überzeugt, dass wir sie schon allein lassen konnten, war ich nicht.

Dennoch blieb uns nichts anderes Übrig, denn die Flüge waren gebucht, die Hotelzimmer ebenso und auch sonst war alles für unseren ersten heimlichen Kontrollbesuch vorbereitet.

Ich hatte Mrs. Gunner angewiesen, die Zimmer auf meinen Namen zu Reservieren, damit man nicht gleich merken würde, wer wir waren.

Blieb nur zu hoffen, dass Mr. Blacks Äußeres nicht schon überall bekannt war und man ihn somit erkennen würde.

Doch was mich noch immer verwunderte, so länger ich den neuen Vertrag hatte, war die Tatsache, dass bisher keine Geheimnisse offenbart wurden, von denen ich bisher nicht auch schon gewusst hätte.

Während der letzten Tage, blieb mir nur wenig Zeit, mir über all dass, was passiert war Gedanken zu machen und auch an das was Mr. Black mir erzählen wollen könnte, verschwendete ich keine Zeit. Viel zu sehr war ich mit den Umzügen, den neuen Mitarbeitern, der schlechten Laune meines Vorgesetzten und meinen verworrenen Gedanken an Jo beschäftigt.

Immer wieder hatte ich darüber nachgedacht, in den Club zugehen, nur um mich dann am Morgen aus dem Bett zu hieven, weil ich vor lauter Erschöpfung einfach eingeschlafen war.

Aber auch wenn ich nicht in den Club fuhr, so dachte ich immer wieder darüber nach, ob ich tatsächlich mit Jo einen Vertrag schließen sollte.

Einen Vertrag, der was weiß ich was alles, beinhalten würde.

Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, was in solchen Verträgen vereinbart wurde.

Also, nicht dass ich nicht auch "Fifty Shades of Grey" gelesen hätte, aber ich hielt diese Geschichte mehr für die Erfindung einer durchaus begabten Schriftstellerin, als dass ich mir vorstellen konnte, dass ein Vertrag im wahren Leben tatsächlich so Sachen wie Analfisting, bleibende Verletzungen oder auch Urin beinhalten könnten. Allerdings hatte ich bisher auch nicht geglaubt, dass mir mal jemand unterkommen würde, der mich bitten würde ihn zu schlagen.

Also... alles war möglich.

Nur war ich mir noch immer nicht sicher, ob ich mit Jo so einen Vertrag würde aushandeln wollen.

Zumal der Vertrag, den ich mit Mr. Black vereinbart hatte, zwar nach meinen Wünschen verändert wurde, ich aber irgendwie kaum ein Wörtchen mitzureden hatte.

Sicher, ich musste nicht in die Wohnung ziehen und ich musste auch die Sachen, die in meinem neuen Kleiderschrank hängen nicht anziehen, aber ich habe es trotzdem getan. Und auch wenn er eine zweite Sekretärin eingestellt hat, so bin ich mir inzwischen nicht mehr sicher, ob das ganze überhaupt meine Idee gewesen war, denn Mrs. Bielen stand keine zwei Tage nach unseren Vertragsverhandlungen vor unserer Tür, so dass ich annehme, dass er ohnehin jemand neues hatte einstellen wollen.

Tja, und was soll ich sagen... ich lasse mich auch weiterhin von ihm in den Salon schleifen und trainiere mit Jason, obwohl ich an den Tagen nur noch erledigter bin, als ohnehin schon.

Dafür tut sich langsam etwas. Sowohl auf der Waage, als auch an meinem Äußeren. Zumindest kommt es mir so vor, als würden die Röcke etwas lockerer sitzen.

Heute ist das erste Wochenende, an dem wir unsere Besichtigungstour starten und seit knapp einer Stunde sitzen wir im Flieger.

Eigentlich müssten wir bald da sein, doch noch lümmel ich mich in dem behaglichen Sitz der First-class und döse vor mich hin.

Vielleicht werde ich am Mittwoch, wenn ich endlich meinen freien Tag habe mal wieder in den Club fahren. Nicht zwangsläufig um Jo zu treffen, aber nach dem ganzen Stress, der letzten Zeit, könnte ich es mir durchaus mal wieder vorstellen, mich mit einem netten Mann zu amüsieren.

Und wenn Jo zufälligerweise da sein sollte, ergibt es sich ja vielleicht auch, mal wieder mit ihm zu sprechen. Er ist ja nicht immer der Mann, der mich bittet, ihn zu schlagen, sondern auch der einfühlsame Mann, der durchaus weiß, was Frauen wollen...was ich will... und wenn ich an seine Küsse denke, wird mir ganz warm...

"Mrs. Stone? Mrs. Stone!" reißt mich die leise Stimme meines Vorgesetzten aus meinen schönen Träumen und holt mich zurück in die Wirklichkeit.

"Wir sind gelandet. Kommen sie. Wenn wir im Hotel sind, können sie sich ausruhen." sagt er mit einem kleinen Lächeln, dass ich nur deshalb sehe, weil mein Kopf auf seiner Schulter liegt.

Ups!

Irgendwie muss ich mich im Schlaf umgedreht haben, denn ich kann mich noch daran erinnern, dass ich aus dem Fenster geschaut habe, bevor ich eingeschlafen bin.

Verlegen setzte ich mich auf und spüre, wie ich rot werde, doch da Mr. Black sich bereits erhebt und mir mein Handgepäck reicht, bleibt mir nichts anderes übrig, als es ihm abzunehmen.

Als wir das Flughafengebäude verlassen, ist es draußen bereits dunkel.

Mit dem Taxi fahren wir ins Hotel und beziehen unsere Zimmer, wobei Zimmer in der Mehrzahl leider nicht der Tatsache entspricht, denn obwohl ich darauf bestanden habe, dass wir getrennte Zimmer haben, entpuppt sich dieser Wunsch mal wieder als hinfällig, denn wie mir die Dame an der Rezeption erklärt, wurde unsere Buchung diesbezüglich geändert. Von wem kann sie mir nicht sagen, aber eigentlich kommen nur zwei in Frage.

Mrs. Gunner oder Mr. Black. Wobei, wenn Mrs. Gunner die Buchung geändert haben sollte, wird der Auftrag Wohl oder Übel von Mr. Black in Auftrag gegeben worden sein. Und das er es selbst veranlasst hat, das kann ich mir fast nicht vorstellen. Aber möglich ist bei ihm alles, weshalb ich ihm auch einen überaus finsteren Blick zu werfe, während wir mit dem Fahrstuhl nach oben fahren, denn leider ist es nämlich nicht möglich mir ein eigenes Zimmer zu geben, da irgend so eine dämliche Messe in der Stadt stattfindet und alle Zimmer ausgebucht sind.

Na Toll!

Das einzig Positive, an der ganzen Sache ist, dass auch diese Suite, Gott sei Dank, mehr als ein Schlafzimmer hat. Und so mache ich ihm einfach die Tür vor der Nase zu, nachdem ich mit dem Duschen fertig bin.

Soviel denn dazu, dass er sich an Verträge hält.

Ja ne, ist klar!

Ich weiß nicht genau warum, aber als wir am nächsten Morgen gemeinsam zum Frühstück gehen, bin ich regelrecht schlecht gelaunt, dabei ist der Kaffee frisch und lecker, die Brötchen noch warm und auch die Auswahl an Aufschnitt, und sonstigen Frühstücksutensilien beinahe überwältigend.

Speck, Eier, Omelettes, egal ob mit Käse, Speck oder Zwiebeln, werden frisch vor meinen Augen zubereitet.

Es gibt Würstchen, Pfannkuchen, Waffeln, Kuchen, Salate, Obst, Joghurt, Müsli, Milch, Saft, Wasser und sogar Sekt. Selbst die Üblichen Kaffeespezialitäten wie Cappuccino, Milchkaffee, Espresso und Latte Macchiato sind zu bekommen und was ich ganz besonders lobenswert finde, ist die Maschine, die vor meinen Augen, die Orangen auspresst und mir einen frischen Orangensaft ins Glas spuckt.

Son Ding hätte ich gern zu Hause.

Tja, und was das Hotel anbelangt, so hält es was es verspricht. Das Personal ist freundlich und gut geschult. Und selbst, als wir uns nach einem Mietwagen erkundigen lässt man uns nicht im Regen stehen und bietet uns an, sich um alles zu kümmern, wenn wir einen bräuchten.

Nach dem Frühstück machen wir uns getrennt auf den Weg um uns auch vom Rest des Hotel einen Überblick zu verschaffen.

"Würde es ihnen etwas ausmachen, wenn sie den Aufenthaltsraum genauer unter die Lupe nehmen? Ich würde mich dann um die Bar und die anderen Freizeitangebote kümmern. Sie wissen ja, worauf sie achten müssen." verlangt Mr. Black nicht unhöflich, doch mit einer gewissen schärfe in der Stimme. "Wenn sie damit fertig sind, treffen wir uns im Park hinter dem Hotel. Sagen wir in einer Stunde?"

"Wie sie wünschen." sage ich knapp und lasse mir den letzten Schluck O-Saft schmecken.

"Sie wissen ja, worauf sie zu acht..." beginnt er mal wieder seine Belehrung, dabei hat er mir das schon was weiß ich wie oft mal gesagt, weshalb ich ihn auch unterbreche.

"Ja Mr. Black, das haben sie mir jetzt schon drei Mal gesagt!" sage ich brummig. "Sauberkeit! Ausstattung! Darauf achten, ob die Technik einwandfrei funktioniert! Nicht zu vergessen, stets darauf achten, ob die Mitarbeiter freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend sind! Sonst noch was?! Hab ich vielleicht irgendwas vergessen?!" meckere ich vor mich hin, während ich ihn mit gerunzelter Stirn anfunkle und gereizt die Luft durch die Nase ausstoße.

"Nein, das wärs im großen." sagt er finster und steht auf, doch bevor er geht, bleibt er noch mal stehen und sieht mich an. "Allerdings wäre ich ihnen dankbar, wenn sie sich langsam mal wieder beruhigen könnten! Genießen sie die Arbeit und tun sie nicht so, als wäre es das Schlimmste, was ihnen passieren könnte! Immer hin werden wir nicht immer in einem fünf Sterne Hotel mit Spa Bereich wohnen."

"Mr. Black!" halte ich dagegen. "Vielleicht würde ich das ja, wenn sie es mir nicht so schwer machen würden! Ich wollte getrennte Zimmer!" nörgel ich wie eine fünfjährige "Und jetzt trampeln sie unseren Vertrag erneut mit Füßen! Und das schon beim ersten Mal!"

"Sie haben doch ihr eigenes Zimmer! Also wo ist das Problem?" will er ungehalten wissen, verschränkt die Arme vor der Brust und beißt sich verärgert auf die Lippe.

"Mein Problem ist, ganz gleich wo ich hingehe, da sind sie! Gehe ich in die Dusche, ist es möglich, dass sie da sind, will ich Fernsehen, sitzen sie auf der Couch, und wenn es mir zu warm wird kann ich mich nicht ausziehen, weil ich Angst haben muss, dass sie irgendwo im Zimmer sind und mich beobachten! Ich will einfach meine Ruhe! Und nicht ununterbrochen mit ihnen zusammen sein!" werfe ich ihm vor, dabei ist mein Problem eher, dass ich mit ihm zusammen sein möchte. Einerseits. Andererseits möchte ich lieber so weit weg wie möglich sein, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme.

Deshalb stoße ich ihn lieber vor den Kopf um ihn zu verärgern, damit er mich in Ruhe lässt.

"Keine Angst, Mrs. Stone. Nach unserem Meeting im Garten, haben sie Zeit genug um sich von meiner Anwesenheit zu erholen! Und jetzt gehen sie an die Arbeit!" blafft er mich an, dann wiederholt er noch mal seine Zeitangabe für das Meeting. "In einer Stunde im Garten! Und sein sie pünktlich!"

"Ja, Sir." knurre ich in meinen Bart und stehe auf, dann folge ich meinem Chef, der mit energischen Schritten den Raum verlässt.

Gott! Er ist so...so...arrr! Ich hasse ihn!

Nein, tust du nicht und das ist das Problem. Aber das hast du dir selbst zuzuschreiben, Emely. Du hättest ihm diesen Müll, von wegen...das hier muss aufhören...ja nicht sagen brauchen. Mir wäre das auch lieber gewesen. Kannst du mir glauben! Wir hätten so viel Spaß haben können!

Ach, was weißt du schon. Bestimmt wären wir längst arbeitslos, wenn ich mit ihm eine Affäre begonnen hätte. So ist es besser!

Ja, nee...ist klar!

Mal wieder schürzt mein mini Me besserwisserisch die Lippen und nickt sarkastisch mit dem Kopf.

Blöde Kuh!

Aber irgendwie hat sie recht. Ein klein wenig bereue ich meinen Entschluss tatsächlich, doch da mir endlich klar ist, woher meine Schlechte Laune kommt und wie ich sie bekämpfen kann, fühle ich mich deutlich besser.

Und so begebe ich mich in den ersten von drei Aufenthaltsräumen, um mir einen Überblick zu verschaffen.

Doch auch hier ist alles Pikobello.

Die Sitzmöbel sind ordentlich und gepflegt, nichts ist durchgesessen oder beschädigt. Der Fernseher funktioniert und sie haben sogar eine extra eingerichtete Spielecke für Kinder, wo ein eigener Fernseher hängt, in dem Disneyfilme in Dauerschleife bereitstehen. Also per Festplatte. Und am liebsten hätte ich es mir auf dem knuddeligen Sitzsack bequem gemacht und hätte mich den beiden Mädels angeschlossen, die gerade "Die Schöne und das Biest" anschauen.

Doch leider, leider muss ich ja arbeiten und so inspiziere ich auch noch die Anderen beiden Räume.

In dem einen gibt es einen Flippertisch, Billard und Tischkicker und der dritte ist mit Computern, Zeitungen, Zeitschriften und Schreibtischen ausgestattet, so das einem entspannten Arbeiten nichts im Wege steht.

Technisch ist alles einwandfrei und selbst da wo sich bei mir zu Hause die Staubmäuse allzu schnell heimisch fühlen ist hier alles Tipp Top! Besser kann es nicht sein.

Nach einer knappen Stunde, die ziemlich schnell vergangen ist, schlendere ich gemütlich nach draußen und setzte mich auf einen der Liegestühle um auf Mr. Black zu warten, der allerdings, kaum dass ich sitze hinter mir auftaucht.

Leicht heben sich seine Mundwinkel, als er sich auf den Liegestuhl neben mich setzt, doch er scheint sich noch nicht ganz sicher zu sein, wie es um meine Laune bestellt ist.

"Und? Welchen Eindruck haben sie?" frage ich ihn recht freundlich und versuche mich an einem kleinen Lächeln, was ihn dazu veranlasst sich nachdenklich über sein zur Zeit glatt Rasiertes Kinn zu streichen. Zu gern würde ich es ihm nachmachen, doch leider...

Konzentrier dich Emely!

"Ich denke, dieses Hotel war sein Geld wert. Mir ist bisher nichts aufgefallen, woran ich viel auszusetzten hatte. Alles wirkt sauber und gepflegt, selbst der Garten kann sich sehen lassen." entspannt lässt er den Blick über die liebevoll angelegte Anlage schweifen. Der Rasen ist akkurat geschnitten, ebenso die Hecken und kugeligen Bäume. Alle Wege sind geharkt und nirgends liegt Müll herum. Und selbst der See, der zum Hotel gehört, lädt mit einem seichten Einstig zum Baden ein.

"Wollen wir ein Stück gehen?" will ich wissen und deute mit dem Kopf in diese Richtung.

Statt einer Antwort erhebt sich mein Gegenüber und reicht mir die Hand, doch anstatt sie zu ergreifen erhebe ich mich mit einem entschuldigenden Lächeln und verschränke die Hände hinter dem Rücken.

Körperkontakt ist definitiv keine gute Idee!

Leicht verstimmt fasst er mit zusammen gepressten Lippen neben mir schritt und wartet auf meinen Bericht.

"Ich denke auch, dass die Hotelleitung hier alles im Griff hat. Egal, wo ich bisher gewesen bin... ich konnte auch nichts entdecken, was irgendwie nicht so war, wie es sein sollte. Viel eher könnte ich mir vorstellen, hier tatsächlich mal Urlaub zu machen." teile ich ihm meine Ansicht mit.

"Freut mich, dass zu hören Mrs. Stone. " sagt er lächelnd und wirft mir einen nachdenklichen Blick zu, dann streicht er sich mal wieder übers Kinn.

Seite an Seite gehen wir am See entlang und lassen uns die frische Brise um die Nase wehen, die mir seinen unwiderstehlich guten Duft zuträgt.

Genüsslich atme ich tief ein und schließe die Augen. Leicht wende ich meine Kopf in seine Richtung und würde am liebsten noch dichter an ihn herantreten, doch als ich die Augen öffne und in seine Strahlend blauen Augen blicke, steigt mir mal wieder das Blut zu Kopf.

"Es riecht wirklich herrlich hier. Nicht wahr?" fragt er schmunzelnd und deutet auf einen großen Rhododendronstrauch, der ganz in der Nähe seine Blütenpracht im Wind wiegt.

"Oh, ähm...ja. Es duftet wirklich herrlich hier." sage ich verlegen und verliere mich mal wieder in seinen Augen. "Der Busch ist wirklich schön." versichere ich ihm, ohne besagten Busch auch nur eines Blickes zu würdigen.

"Komm Eme... Mrs. Stone, lassen sie uns doch mal sehen, ob diese Paddelboote dort auch einsatzbereit sind." warm lächelt er mich an, dann nimmt er mich leicht am Arm und dirigiert mich zu einem kleinen Anleger, an dem drei kleine Ruderboote befestigt sind.

Da soll ich rein?! Ach herrje! Na, wenn das mal gut geht! Das letzte Mal, als ich in ein Ruderboot steigen wollte, bin ich prompt im Wasser gelandet. Bleibt nur zu hoffen, dass es heute anders wird.

Unsicher stehe ich auf dem Steg und schaue Mr. Black an, der mir hilfsbereit die Hand hinhält, während er bereits in dem wackeligen Bötchen steht.

"Kommen sie. Ich helfe ihnen." bietet er an und ergreift meine Hände.

Ein klein wenig ängstlich umfasse ich fest seine Hände, dann wage ich den Schritt und natürlich kommt es wie es kommen musste und ich falle mehr schlecht als recht ins Boot. Doch wenigstens lande ich nicht im Wasser, sondern nur in seinen Armen, die er fest um meinen Rücken legt.

"Entschuldigung." stammel ich verlegen und senke den Blick, dann setzte ich mich vorsichtig auf eine der Bänke und klammere mich leicht an die Bordwand, während er sich schmunzelnd an dem Halteseil zu schaffen macht.

"Vielleicht hätte ich lieber meine Schuhe ausziehen sollen." versuche ich meine Unbedarftheit zu erklären. Und so ganz weit hergeholt ist das vielleicht gar nicht mal, denn auf den Stöckelschuhen, bin ich selbst an Land manchmal schon unsicher auf den Beinen. Dass ich da dann in einem schwankenden Boot den Halt verliere, ist wohl nicht weiter verwunderlich.

"War mir ein Vergnügen." wehrt er meine Entschuldigung ab und lässt die Paddel ins Wasser gleiten, dann steuert er uns auf den See hinaus.

Schweigend schließe ich die Augen und genieße das sanfte Schaukeln, den leichten Wind und die wärmenden Sonnenstrahlen und versuche mal wieder meinen erhöhten Puls zu beruhigen. Leise plätschernde Geräusche begleiten unsere Fahrt, bei jedem Schlag mit dem Mr. Black unser Boot weiter auf das Wasser befördert.

"Mrs. Stone. Sehen sie!" unterbricht er nach einer Weile meinen entspannten Zustand.

Zögerlich öffne ich die Augen und schaue seinem Finger nach, mit dem er auf ein Schwanenpärchen deutet, dass ganz in unserer Nähe über das Wasser gleitet.

Einträchtig schwimmen die beiden nebeneinander her, umkreisen sich und Tauchen die langen Hälse ins Wasser, um nach irgendwelchen Pflanzen zu Tauchen, doch als sie uns immer näher kommen, entdecke ich auf dem Rücken des einen Tieres, seltsame graue Punkte.

"Was hat denn das Tier da?" wende ich mich erstaunt an meinen Chef.

"Welches meinen sie?"

"Na das da? Das Linke. Auf dem Rücken..." weiter komme ich nicht, denn in diesem Moment, beginnt sich das kleine graue Etwas zu bewegen und entpuppt sich als Küken.

"Och wie süß!" stoße ich leise aus, als nach und nach immer mehr kleine Federkugeln in dem weißen Gefieder auftauchen und sich ins Wasser fallen lassen.

"Ja, wirklich niedlich." stimmt Mr. Black mir mit sanfter Stimme zu, doch als ich den Kopf wende und ihn mit strahlenden Augen ansehe, ist sein Blich nicht auf die Tiere gerichtet, sondern auf mich.

Doch sein liebevoller Blick ruft mir mal wieder unser gemeinsames Abendessen in den Sinn und das ich von ihm verlangt habe, sich von mir fernzuhalten, weshalb ich den Blickkantakt auch unterbreche.

Mit heftigen Herzklopfen wende ich mich wieder den Schwänen zu, die sich nun langsam von uns entfernen.

"Mr. Black?" frage ich, als die Vögel meinen Blicken entschwunden sind.

"Hmmh?" macht er nachdenklich, unterbricht sein Rudern aber nicht, dass er inzwischen wieder aufgenommen hat.

"Ich habe mich nur gefragt, was es mit den Vertraulichen Informationen auf sich hat." bringe ich ein Thema zur Sprache, dass mich schon seit geraumer Zeit beschäftigt.

"Ach das. Ja, gut das sie das sagen. Ich wollte auch mit ihnen darüber reden." sagt er zögerlich. "Zumal ich sie morgen mal wieder darum bitten muss, ein Spiel mitzuspielen, von dem ich nicht weiß, was sie davon halten werden." betreten sieht er mich an, während sich ein Stein in meinem Magen bemerkbar macht.

Verdammte Scheiße! Seine Spiele sind mir inzwischen durchaus bekannt und aus diesem Grund bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll.

"Worum genau handelt es sich denn, Sir?" will ich neuerlich, leicht gereizt, wissen.

Wenn ich mal wieder seine Freundin spielen soll, dann kann er das vergessen! Darauf lasse ich mich nicht noch mal ein.

Ich bin doch nicht lebensmüde!

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