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Aber sind wir das wirklich? Zu verschieden?
Mal davon abgesehen, dass er manchmal gern geschlagen wird, sind wir bisher doch ganz gut miteinander ausgekommen.
Zumindest dann, wenn wir zusammen waren. Na ja, oder auch nicht.
Schmunzelnd denke ich an unseren Streit am Wochenende, wo er mich dazu bringen wollte ihn zu schlagen und wo ich ihn gefesselt zurückgelassen habe.
Aber wenn ich vergesse, dass er mich mit seinem Wunsch verärgert hat, kann ich doch nicht leugnen, dass ich meinen Spaß hatte.
Seine Küsse, egal ob sanft oder fordernd, fühlen sich einfach unbeschreiblich gut an.
Und auch seine Berührungen lassen mich wünschen, zwischen uns wäre mehr als dieses SUB und DOM Dings, auf das er zu stehen scheint.
Auch wenn ich nicht genau sagen kann, was dieses MEHR eigentlich ist.
Geht es mir nur darum ihn ohne nachzudenken berühren zu können? Oder darum, dass ich nicht immer darüber nachdenken möchte, ob das was ich tue nun eine Strafe oder eine Belohnung ist?
Aber was mich am meisten stört, ist dieses Gefühl, ihn nur Glücklich machen zu können indem ich ihn schlage.
Ich will ihn nicht schlagen!
Nicht mit einer Gerte, nicht mit Gürteln oder sonst wie, dabei weiß ich nicht mal, was genau mich daran stört.
Ich mein, klar! Es tut weh, aber ich verletzte ihn ja nicht wirklich. Nicht, wenn ich ihn nicht so fest schlage, wie mich selbst.
Der leichte rote abdruck, den mein erster Schlag verursacht hat, ist inzwischen schon verblasst und er tut auch nicht mehr weh, ganz im Gegensatz zu dem Zweiten, der bei jedem Schritt schmerzen durch mein Bein schickt.
Und wenn ich ihn einfach nicht mehr schlage? Könnte ich damit umgehen, zu wissen, dass das was ich tue, nicht das ist, was er möchte?
Er hat gesagt, er würde es versuchen wollen, ohne die Strafen auszukommen, aber wenn ich mich auf ihn einlasse und es ihm dann doch nicht reicht, dann...
Emely! Dann bist du genauso gut oder schlecht dran wie jetzt auch.
Nur das du dann ein paar schöne Stunden mehr auf deinem Konto verbuchen kannst.
Ja, oder ein paar schlechte mehr. Ich bin nicht scharf darauf, noch einmal Bekanntschaft mit einer der Gerten zu machen.
Das hast du dir ja wohl selbst zuzuschreiben! Niemand hat dich dazu gezwungen dich selbst zu schlagen.
Ach! Sei still! Was weißt du denn schon!
Mit schwerem Herzen verlasse ich den Club und lasse mich erneut von einem Taxi nach Hause bringen.
Mit dem Alkohol von zwei Baccardi UND zwei Whiskey im Blut, möchte ich dann doch lieber nicht mehr fahren, auch wenn ich dann morgen erneut hier her kommen muss, um meinen Wagen zu holen.
Aber außer, dass die Fahrt meinen Geldbeutel schmälert, stört es mich nicht. Ich hab ja Zeit.
Leider!
Nur lassen mich meine Gedanken einfach nicht zur Ruhe kommen. Ununterbrochen kreisen sie um Jo, seine blauen Augen, seine breiten Schultern, seine kräftigen Hände und Arme. Seine langen, sinnlichen Finger und das Gefühl, das sie auf meinem Bauch und meinen Schultern hinterlassen haben.
Und dann dieser Kuss!
Allein der Gedanke daran lässt mein Herz schneller schlagen, auch wenn er mich seltsamerweise an einen anderen Kuss erinnert, der sich ähnlich intensiv angefühlt hat.
Wie können zwei so unterschiedliche Menschen mich mit einem einfachen Kuss nur so in den Wahnsinn treiben?
Alexanders Küsse machen mich beinahe willenlos, dabei kann ich ihn nicht ausstehen...na ja, meistens zumindest und Jo's sind so verboten, dass es mich reizt ihm einen weiteren zu stehlen.
Aber der eine ist...war mein Chef und ein arrogantes Arschloch und der andere ein ruhiger, hilfsbereiter und zuvorkommender Mann, der aber leider etwas seltsame Vorlieben hat.
Dabei hat er gesagt, dass wir darüber verhandeln können. Dass er es versuchen wollen würde, auf die Strafen zu verzichten.
Und wenn wir die Regeln ändern, dann darf ich ihn sicher auch ungestraft küssen und berühren.
Nur, wie weit würde er für mich gehen? Dafür dass ich ihn schlage. Würde er mit mir schlafen?
Würde ich das wollen, wenn ich wüsste, das er es nur tut, weil wir einen Vertrag haben, der dies beinhaltet?
Nein. Ich will keinen erzwungenen Sex.
Wenn er mit mir schlafen wollen würde, dann würde ich es nur können, wenn wir keinen Vertrag hätten, aber das ist es, was er will.
Ein Vertrag, der mir zwar erlaubt, ihn zu berühren, aber der mich auch verpflichten würde Dinge zu tun, die mir nicht recht sind.
Und das kommt für mich nicht in Frage.
Unbehaglich wälze ich mich im Bett hin und her, doch egal wie ich mich auch hinlege, ich finde lange keine Ruhe und jedes Mal, wenn ich mich auf die rechte Seite lege, durchzuckt mich erneut ein unangenehmer Schmerz und erinnert mich daran, warum Jo und ich nicht zusammen sein können.
Irgendwann schlafe ich dann aber doch ein, nur um völlig gerädert am nächsten Morgen aufzuwachen.
Schlaftrunken gehe ich duschen und mache mich fertig, doch als ich mit dem Autoschlüssel in der Hand nach meinem Auto suche, fällt mir erst wieder ein, dass ich ja gar nicht zur Arbeit muss und dass der Wagen noch vor dem Club steht.
Trotz der Hitze, die für heute angekündigt ist, trage ich eine lange Anzughose und eine Bluse. Nur den Blazer bringe ich in die Wohnung zurück, bevor ich mich auf die Suche nach einem Taxi mache, denn da ich keinen Festnetzanschluss habe und das Handy Mr. Black gehört, kann ich mir keines Rufen.
Und so kommt es, dass ich gegen neun mit dem Taxi zum Club fahre.
Verlassen liegt der Parkplatz vor mir, nur mein Auto steht einsam dort, wo ich es zurückgelassen habe.
Ein wenig wehmütig schließe ich ihn auf und steige ein.
Ich habe nicht vor noch einmal hier her zu kommen, auch wenn mir Jo schon jetzt leid tut. Ob er am Sonntag tatsächlich auf mich warten wird?
Vermutlich, aber daran kann ich nichts ändern.
So ist es nun einmal. Leider läuft nicht immer alles so, wie man es sich wünscht.
Im Rückspiegel sehe ich die lange Auffahrt hinter mir liegen, an dessen Ende die Treppe und die Eingangstür gerade noch zu sehen sind, doch dann habe ich die Straße erreicht und verlasse das Gelände.
Vergiss es einfach Emely!
Du musst nach vorn schauen. Dir einen neuen Job suchen. Vielleicht in einer anderen Stadt. Warum nicht zurück nach Hannover?
Du könntest wieder mit Marek und Kora, Ben und Mila um die Häuser ziehen und Spaß haben. Genau wie früher. Oder du könntest ins Ausland gehen. Ein bisschen die Welt kennen lernen. Dein Englisch ist doch gar nicht so schlecht.
Ja, das könnte ich machen. Aber dafür brauche ich zuerst mal ein neues Handy und einen Computer. Die Zeitung wäre auch nicht schlecht. Wegen der Stellenanzeigen.
Und ob ich mich vielleicht auch schon mal nach einer kleineren Wohnung umschauen sollte. Oder nach einer, die etwas weiter außerhalb liegt.
Wir werden sehen.
Aber nachdem ich mir stundenlang einen Haufen technischer Geräten angeschaut habe und mich dennoch nicht für einen Laptop entscheiden konnte, sitze ich nun lediglich mit einem schlichten neuen Smartphone auf meiner Couch und Surfe umständlich durch die Stellenangebote.
Doch der Bildschirm ist für so eine Suche rgendwie nicht ganz das Richtige.
Seufzend beende ich meine Jobsuche für heute und speichere erst mal die Nummern von meinem Dad und meinen Freunden aus Hannover ein, dann wende ich mich der Zeitung zu, die leider auch keine bahnbrechenden Neuigkeiten für mich bereit hält.
Weder steht ein verlockendes Jobangebot drin, noch ist eine der Wohnungen auch nur ansatzweise bezahlbar.
Dafür fällt mir eine andere Anzeige ins Auge.
Kurzerhand rufe ich dort an.
"Hallo Jason. Ich bins Emely."
"Hey Emely" tönt Jasons atemlose Stimme durch die Leitung.
"Stör ich gerade?" will ich wissen und streiche vorsichtig über den blauen Fleck auf meinem Bein, der seltsamerweise irgendwie die gleiche Farbe hat wie Jos Augen.
"Du störst doch nie." sagt er freundlich.
"Dann ist ja gut. Ich wollte für heute Nachmittag nur absagen." sage ich in Gedanken versunken und fahre mit dem Finger um den Abdruck.
"Oh, wie schade. Ich hatte mich schon gefreut dich zu treffen." er klingt ein wenig enttäuscht aber nur kurz. "Sag mal, weißt du schon was wegen Samstag?" will er wissen.
"Samstag?" frage ich verwirrt nach und runzele nachdenklich die Stirn.
"Ja, wegen dem Freibad."
"Oh! Hab ich ganz vergessen." lache ich auf, doch da ich ja jetzt Zeit habe, kann ich ihm auch zusagen. Das wird bestimmt nett. "Aber, wie es aussieht hab ich Zeit. Wann wollen wir uns denn treffen?"
"Sagen wir um zehn vor dem Schwimmbad?" höre ich seine begeisterte Stimme.
"Klar. Ich bin da." versichere ich ihm freudig. Endlich mal ein kleiner Lichtblick nach dem ganzen Grau des letzten Tages.
"Super! Ich freu mich."
"Ich mich auch Jason. Bis dann. Ciao." mit deutlich besserer Laune lege ich mein Neues Handy beiseite, dann koche ich mir seit langer Zeit mal wieder etwas zu essen.
Und als sich der Tag dem Ende neigt, fällt es mir schon nicht mehr ganz so schwer einzuschlafen.
Trotzdem hängen meine Gedanken noch eine Zeit lang bei meinem Chef, der heute das erste Mal seit Jahren ohne eine Assistentin auskommen musste.
Hoffentlich hat alles geklappt mit der Begleitagentur und dem Meeting mit den Underwoods, das für heute vereinbart war.
Ich kann nur hoffen, dass er schnell eine neue Sekretärin findet, die es mit ihm aushält. Ob sich wohl schon jemand auf meine Anzeige gemeldet hat?
Vielleicht sollte ich morgen mal im Büro vorbeischauen, ob alles in Ordnung ist...
Nein, lieber nicht. Aber ich werde endlich seine Geräte zur Post bringen. Nicht das er noch denkt, ich würde sie behalten wollen...
Erneut brauche ich ziemlich lange, bis ich endlich einschlafe und so ist es wohl auch nicht weiter verwunderlich, dass ich um neun noch immer im Bett liege, wo ich doch schon Gestern zu wenig Schlaf bekommen habe.
Gerade öffne ich zum ersten Mal die Augen, als mich eine zorniges schrillen der Türklingel aus dem Bett treibt.
Wer auch immer draußen steht, muss es ganz schön eilig haben.
Immer wieder drückt mein Besucher auf den Knopf und veranstaltet ein wahres Klingelkonzert.
"Ich komm ja schon!" schimpfe ich genervt und ziehe mir meinen leichten Morgenmantel über mein kurzes Nachthemd.
Noch immer ziemlich verschlafen und mit zotteligen Haaren drücke ich auf den Summer für die Tür unten, dann öffne ich auch meine Wohnungstür, um auf meinen Besuch zu warten, doch dass dieser bereits davor steht, damit hatte ich nicht gerechnet.
"Mr. Black!" rufe ich erstaunt aus, während er mich mit finsterem Blick und dunkler Stimme anfährt.
"Mrs. Stone!" schnauzt er los, kaum dass er mich erblickt "Was denken sie sich eigentlich!" mit der Hand stößt er die Tür auf und drängt mich in meine kleine Wohnung.
"Ich... es tut mir leid Sir. Ich wollte ihnen die Sachen ja zurück geben...aber" sage ich zerknirscht und trete einen Schritt zurück.
"Was?!" erstaunt schaut er mich an, lässt seinen Blick über meine dürftige Bekleidung wandern und bleibt schließlich an meinen Beinen hängen. Bei meinem Anblick werden seine Augen rund wie Mühlsteine und nehmen einen verletzten Ausdruck an.
"Sie...ich...sind sie verletzt?" fragt er schockiert.
Verwirrt blinzele ich ihn an und ziehe die Stirn in Falten, dann folge ich seinem Blick, der noch immer auf meinem Oberschenkel ruht.
"Nein Sir. Ich hab mich nur gestoßen. Das ist alles." unbehaglich versuche ich den langen, blauen Fleck mit meinem Morgenmantel zu verdecken, doch um ihn gänzlich zu verdecken ist er zu kurz. Trotzdem scheint es zu reichen, um ihn von meinem Bein abzulenken.
Doch als er mir ins Gesicht sieht, wirkt er mehr als mitgenommen. Sprachlos öffnet er den Mund und schließt ihn wieder, schaut auf mein Bein, dann wieder in mein Gesicht. Unsicher hebt er die Hand, scheint mich berühren zu wollen, streicht sich dann aber doch nur durch die Haare.
Verwirrt hebe ich den Karton mit seinen Sachen vom Boden auf und halte sie ihm hin.
"Ich wollte sie ihnen schon früher geben...aber..." verlegen zucke ich mit den Schultern und schaue zu Boden, als er mir Wortlos den Karton aus den Händen nimmt und mit großen Augen vor mir zurück weicht.
"Was ist das?" fragt er schließlich, nachdem er sich geräuspert hat, doch seine Stimme klingt unheimlich kraftlos und heiser.
"Ihr Laptop und das Tablet, ebenso wie ihr Smartphone." erkläre ich niedergeschlagen. "Ich hatte wirklich nicht vor die Sachen zu behalten." versichere ich ihm.
"Warum..." beginnt er verletzt und runzelt die Stirn. Noch immer huscht sein Blick zwischen meinem Gesicht und meinem Bein hin und her, was mich doch etwas verstört. So schlimm ist der blaue Fleck nun auch wieder nicht.
"Sie haben mich gekündigt, Sir." erinnere ich ihn unbehaglich.
"Hab ich? Oh." sagt er lahm. "Ja, also...ich...gut." erneut räuspert er sich, dann tritt er den Rückzug an. "Ich geh dann mal. Auf wieder sehen Mrs. Stone."
"Auf Wiedersehen Mr. Black." sage ich traurig und schaue ihm in die Augen. Unschlüssig steht er im Türrahmen und sieht mich nachdenklich an, dann schaut er auf den Karton in seinen Händen, dann wieder auf mein Bein.
"Gute Besserrung." stößt er gepresst hervor, dann dreht er sich mit einem Ruck um und lässt mich stehen.
Verwirrt schaue ich ihm nach. Selbst als ich unten die Eingangstür zuschlagen höre, stehe ich noch immer an der geöffneten Tür und kann mir keinen Reim aus seinem seltsamen verhalten machen.
Doch als meine Nachbarin fünf Minuten Später ihre Tür öffnet und mich erstaunt anschaut, ziehe ich mich langsam in meine vier Wände zurück.
Das wars dann wohl. Jetzt ist es amtlich. Ich bin Arbeitslos, ganz offiziell.
Erneut macht mich diese Tatsache ziemlich fertig und ich muss mich erst mal setzten, um den Schock zu verdauen.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich noch immer gehofft, dass er es sich anders überlegen würde und mir den Job zurück gibt.
Ja, klar Emely!
Nach dem was du dir geleistet hast, kannst du froh sein, dass er bisher davon abgesehen hat, dich zu verklagen. Aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch.
Na schönen Dank auch!
Den Rest des Tages verkrieche ich mich vor dem Fernseher und versuche meine hilflose Wut auf mich selbst nicht überhand nehmen zu lassen, doch als langsam die Sonne untergeht, beschließe ich dann doch noch mal die Nase vor die Tür zu stecken.
In einem knielangen, buntbedrucktem Sommerkleid öffne ich die Tür und währe fast über einen Karton gefallen, der direkt davor steht.
Verdutzt hebe ich ihn auf und lese die wenigen Worte, die jemand auf die Pappe geschrieben hat.
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