27

Blitzschnell greift er nach meiner Hand und legt seine große über meine kleine, so dass ich sie nicht von seiner Wange nehmen kann und schmiegt sich hinein.

Mit den Augen bittet er mich nicht zu gehen. Und auch seine Worte sind genauso sanft und flehentlich wie seine Berührung.

"Bitte geh nicht." ist alles was er sagt, dabei schaut er mich so eindringlich an, dass mir ganz komisch wird.

Langsam stehe ich auf und entziehe ihm meine Hand, doch anstatt weiterhin auf dem Boden zu knien tut er es mir gleich.

Er ist wirklich groß. Gut einen Kopf größer als ich. Na ja, das ist zwar nicht schwer, aber trotzdem kam er mir bisher nicht so groß vor, weil er immer auf dem Boden gehockt oder nach unten geschaut hat. Ganz anders als jetzt.

Unbehaglich lege ich den Kopf in den Nacken und schaue zu ihm hoch.

"Warum Jo. Was soll ich hier?" will ich lustlos wissen. "Ich kann dir nicht geben, was du brauchst."

"Doch das kannst du. Ich weiß es." sagt er plötzlich sehr bestimmt, mit dunkler Stimme, was mich doch sehr in Erstaunen versetzt.

Von dem unterwürfigen Mann, den ich hier kennengelernt habe und der er eben noch war, ist von einem auf den anderen Moment nicht mehr viel übrig, stattdessen erhasche ich einen Blick auf den Mann hinter der Maske. Den Mann, der er normalerweise ist, wie mir scheint.

"Letztes Mal hast du gesagt ich bräuchte dich nicht schlagen, wenn ich es nicht will." Erinnere ich ihn an seine Worte. "Und ich will nicht Jo. Versteh das doch."

"Letztes Mal, habe ich meine Strafe schon bekommen, aber dieses Mal...Bitte Kate, hilf mir." erneut fleht er mich an, scheint in seine unterwürfige Rolle zurück zu schlüpfen, als hätte er seine Maske wieder aufgesetzt, dabei hat er die, die er trägt und die sein Gesicht bedeckt gar nicht abgenommen, ebenso wenig wie ich.

Doch trotz seiner flehenden Worte bin ich nicht gewillt, ihm gegen meinen Willen, seinen Wunsch zu erfüllen.

"Nein, Jo." sage ich deshalb bestimmt und trete einen Schritt von ihm zurück. "Ich lasse mich nicht zu etwas zwingen, was ich nicht möchte."

"Du belügst dich selbst Kate." wirft er mir brummig vor und kommt wieder einen Schritt auf mich zu. "Warum bist du sonst hier?"

"Jeder kann hier her kommen." sage ich erbost. Warum ist er plötzlich so bestimmend und wie kommt er darauf, dass ausgerechnet ich diejenige bin, die ihm helfen kann? Er kennt mich doch gar nicht.

"Aber nicht jeder kommt HIER her." sagt er energisch und macht eine erklärende Geste mit den Händen, die nicht den Club, sondern dieses Zimmer bezeichnet. "Warum also du? Wenn dir das, was hier geschieht nicht gefällt?" will er mit fester Stimme wissen.

"Weißt du was!" sage ich aufgebracht. "Das frage ich mich langsam auch. Ich war auf der Suche nach Etwas, aber jetzt muss ich einsehen, dass ich es hier ganz sicher nicht finden werde." Irgendwie, wird mir sein aufdringliches Verhalten langsam ein wenig zu viel. Dafür kenne ich ihn einfach nicht gut genug. Auf dem Absatz mache ich kehrt und strebe der Tür zu.

Was habe ich mir nur dabei gedacht hier her zu kommen. Das konnte doch nur schief gehen. So ein Mist!

Ich mein, ich wusste doch von Jo's Vorlieben. Warum also bin ich hergekommen? Wollte ich sehen, wie er geschlagen wird? Oder wollte ich ihn vielleicht tatsächlich selbst schlagen?

Nein! Deshalb bin ich nicht hergekommen. Ich wollte doch nur ein wenig Nähe und Fürsorge. Aber wie es scheint, ist das etwas, das er mir nicht geben kann. Anders als ich gedacht habe.

Zumindest nicht, solange er so widerspenstig ist, wie im Moment.

Letztes Mal war er ganz anders. Unterwürfig, willfähig. Zuvorkommend und nett.

Sicher! Sein Verhalten war zwar nicht gerade normal, aber was ich hier wollte war auch nicht normal.

Wie konnte ich nur glauben, dass man Liebe...oder zumindest das Gefühl, das sie auslöst...hier finden kann.

Nähe und Geborgenheit findet man nicht in einem Swingerclub. Zumindest nicht, wenn man wie ich, allein hier her kommt. Die findet man nur in einer Beziehung. Aber für Beziehungen habe ich keine Zeit.

Beim letzten Mal wollte ich Sex. Das ist es auch was es hier gibt. Sex. Puren Sex. Und dafür ist der Club ja auch gedacht. Um hier Spaß zu haben. Als Paar oder auch als Single.

Doch das was ich diesmal wollte, finde ich hier definitiv nicht.

Ich war so Naiv!

Energisch setzte ich einen Fuß vor den anderen, doch ich bin noch nicht weit gekommen, als Jo meinen Arm packt und mich zu sich herum wirbelt.

"Was soll das!" fahre ich ihn erbost an. "Lass mich los!"

"Ich will das du bleibst." sagt er bestimmt, mit fester Stimme.

"Schön für dich! Aber ich will nicht! Also lass mich los!" meine Stimme wird ein klein wenig schrill, weil mich sein Verhalten ziemlich ärgerlich macht, trotzdem schaue ich ihn finster an.

Sein Augen werden noch eine Spur dunkler und nehmen fast die Farbe des Nachthimmels an, als er schlicht sagt . "Nein." Dann legt er seinen Arm um meine Taille und zieht mich mit einem Ruck zu sich heran, dann presst er seine Lippen auf meine und nimmt meinen Mund in Besitz.

Vollkommen perplex lasse ich die Berührung einen Moment zu, doch dann stoße ich ihn von mir und hole mit der Hand aus.

Laut klatschend landet sie in seinem Gesicht. Verdammt! Wieso kann ich mein aufbrausendes Temperament nicht unter Kontrolle halten. Ich wollte ihn nicht schlagen und jetzt habe ich es trotzdem getan. Dieser Idiot hat mich doch tatsächlich dazu getrieben, obwohl ich genau das nicht wollte!

"Was fällt dir ein!" schreie ich ihn an. "Fass mich nicht an!"

Sofort lässt er mich los und senkt den Blick.

"Ja Herrin. Es tut mir leid. Ich wollte nicht respektlos sein." sagt er geknickt, aber ich sehe das Lächeln, dass auf seinen Lippen liegt.

Dieser kleine Fiesling!

Tickt der noch ganz richtig!? Er kann mich doch nicht einfach küssen! Ich dachte jedwede Sexuelle Handlung ist tabu? Das hat Kassandra doch gesagt. Aber sie hat auch gesagt... solange er nicht zustimmt. Nur, falls das hier gerade seine Zustimmung gewesen sein sollte, so hätte er mich wenigstens mal fragen sollen, was ich davon halte! Oder ist es egal, was ich darüber denke? Na schön! Soll er halt sehen, was er davon hat!

"Ist es wirklich das was du willst?!" schreie ich ihn aufgebracht an? Und lasse meinen Blick kurz zu den Gerten und Peitschen an der Wand schweifen. Ich bin so wütend, dass ich es tatsächlich in Betracht ziehen könnte meine Wut an ihm auszulassen, doch...

"Ja. Herrin. Ich habe es verdient." sagt er mit einem ehrfürchtigen Lächeln. Na, das wird ihm noch vergehen!

"Gut! verdammt noch mal!" fahre ich ihn an, dann gehe ich zur Wand, greife mir eine der Gerten und trage sie zu der Bank hinüber.

"Komm her." sage ich mit kalter Stimme und knalle die Gerte auf das Leder.

Langsam scheint er doch etwas unsicher zu werden, wenn ich seinen Blick richtig deute. Gut so! Er bekommt was er verdient und wenn er meint, mich provozieren zu müssen, dann wird er sehen, was er davon hat.

"Wirds bald!" knurre ich ihn an, als er mich weiterhin nur mit großen Augen anstarrt. "Oder soll ich nachhelfen!" erneut schlage ich mit der Gerte auf die Bank, was ihn dann doch dazu veranlasst sich meinem Befehl zu beugen.

Als er sich auf der Bank niederkniet, wirft er mir kurz einen recht nervösen Blick zu, der mich kurz verunsichert, doch so schnell ich kann, verschließe ich mich davor.

Er hat es nicht anders gewollt!

"Du wolltest diese Strafe?" fauche ich ihn an, während ich die Handschellen um seine Handgelenke schließe.

"Ja. Ich habe sie verdient. Aber..." sagt er unsicher, doch ich lasse ihn nicht ausreden.

"Kein aber! Jo! Du wolltest diese Strafe! Du hast sie verdient, hast du gesagt! Also ertrag sie wie ein Mann!" ich bin ganz schön wütend, dass er mich hierzu getrieben hat, dass er mich so weit gebracht hat ihn zu schlagen. Aber er hat es nicht anders gewollt. Allerdings, wenn er denkt, ich würde jetzt noch mit ihm verhandeln, dann hat er sich geschnitten!

"Wie viele Jo?" will ich wissen und fahre ihm mit der Gertenspitze über den bloßen Rücken.

"Fünf oder zehn?"

"Z...Zehn, Herrin." sagt er stockend.

"Gut dann Zehn." kurz knie ich mich vor ihn nieder, hebe mit der Gerte sein Kinn an und schaue ihm fest in die Augen.

"Das hier war dein Wunsch." sage ich leise, aber mit fester Stimme "Du hast dich daneben benommen und jetzt bekommst du deine Strafe."

"Was immer du für angemessen erachtest, ich werde es ertragen." sagt er ehrfürchtig und schließt in Erwartung dessen, was gleich auf ihn zukommt sammelnd die Augen. Doch meine Wut hat sich bereits deutlich abgekühlt, so dass es mir mittlerweile recht schwer fällt nicht zu grinsen. Seufzend atme ich einmal tief aus, dann straffe ich entschlossen die Schultern.

"Gut." sage ich mit fester Stimme, doch da ich nicht ganz selbstlos bin und auch einen kleinen Gewinn aus dieser Situation ziehen möchte, beuge ich mich zu ihm vor und gebe ihm einen federleichten Kuss auf die Lippen.

Ja, ja, Ok, ich weiß zwar, das sexuelle Handlungen jedweder Art untersagt sein sollten, aber in Anbetracht dessen, das er mich zuerst geküsst hat, darf ich wohl auch eine Ausnahme machen. Außerdem hat mir sein Kuss durchaus gefallen. So besitzergreifend und fest er auch war, so sehr hat er auch meinen Puls in die Höhe gejagt. Genau wie dieser hier. Und wenn ich seinen erstaunten Blick richtig deute, dann hat er auch gegen diesen zweiten Kuss nichts einzuwenden.

"Danke das du mit mir Spielst." sagt er lächelnd und senkt den Blick, als ich mich aufrichte. Mit der Hand streiche ich über seinen breiten Rücken, während ich mich hinter ihn stelle. Fahre mit den Fingerspitzen die Linien seiner Muskeln nach, die sich in seiner Boxershorts verlieren, doch auf den letzten Zentimetern, bevor seine Hose beginnt fahre ich die Krallen aus und ziehe sie ihm als kleine Strafe über die nackte Haut, was ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Ja, das kann ich. Und das gefällt mir auch. Bewundernd schaue ich die feinen roten Linien an, die meine Nägel auf seiner Haut hinterlassen haben, doch ich kann auch noch einen keinen Schritt weiter gehen.

"Das ist deine Strafe dafür, dass du mich dazu gebracht hast dich zu schlagen Jo." sage ich lächelnd, dann gebe ich ihm mit der Hand einen recht sanften Klaps auf den Po. Anschließend beuge ich mich nochmal über ihn und hauche ihm einen Kuss auf die Schulter.

Ich weiß, dass das was ich hier tue nicht unbedingt dem entspricht, was er von mir erwartet, aber ich bin auch nicht hergekommen um seine Erwartungen zu erfüllen.

Dabei tut er mir schon ein klein wenig leid.

Mit den Händen stütze ich mich auf seinem Rücken ab, während ich ihm leise ins Ohr flüstere, "Man sieht sich."

Dann richte ich mich auf und wende mich von ihm ab. Jo verharrt regungslos auf der Bank. Scheint auf irgendwas zu warten, doch als er endlich begriffen hat, was meine Worte bedeuten reißt er erschreckt den Kopf hoch und dreht ihn in meine Richtung

"WAS! Kate! Das kannst du nicht machen!" sagt er empört.

"Doch! Ich kann." sage ich, während ich die Gerte an ihren Platz zurück bringe. "Und ich werde!" Langsam öffne ich die Tür, doch bevor ich gehe, drehe ich mich noch einmal zu ihm um und schaue ihn belustigt an. "Vielleicht solltest du dir beim Nächsten Mal vorher überlegen, mit wem du dich anlegst, Jo."

"Kate!" ruft er mir noch einmal nach und ich höre, wie er an den Handschellen zerrt. Ich bin schon fast draußen, als ich es mir nicht verkneifen kann noch einmal stehen zu bleiben.

"Danke, dass du mit mir gespielt hast." sage ich grinsend und ziehe die Tür ins Schloss.

Dann gehe ich zügigen Schrittes in den Umkleideraum.

Anschließend bezahle ich am Empfang meinen Drink und bitte Charlene in zwei Minuten nach Jo zu sehen und mir ein Taxi zu rufen.

Sie schaut mich erstaunt an, doch als ich ihr erkläre, dass er nicht auf mich gehört hat und dass das seine Strafe ist, nickt sie verstehend mit dem Kopf und grinst mich an.

"Bis zum nächsten Mal Kate." verabschiedet sie mich.

"Mal sehen." entschuldigend lächel ich sie an, bevor ich den Club verlasse und vor der Tür auf das Taxi warte.

Es dauert nicht lange bis es kommt und so befinde ich mich nur wenige Minuten nachdem ich Jo verlassen habe auf dem Weg nach Hause.

Schon wieder ist der Abend in diesem Club nicht so gelaufen, wie ich es erwartet habe, trotzdem fühle ich mich irgendwie gut.

Der Streit mit Jo macht mich irgendwie glücklich. Nur warum weiß ich nicht. Kommt es vielleicht daher, dass ich ihm verweigert habe, was er wollte? So wie Alexander mir verweigert hat was ich wollte?

Vielleicht. Aber vielleicht ist es auch dieses Gefühl der Macht, das ich hatte, als Jo mir so hilflos ausgeliefert war.

Möglich, dass das mich so zufrieden macht.

Schmunzelnd denke ich die Fahrt über daran, wie empört er mich angesehen hat, als ich gegangen bin, ohne das er mich aufhalten konnte und ohne das er bekommen hat, was er wollte.

Oh, ja!

Ich weiß sehr gut, wie er sich gefühlt haben muss.

Gerade als er dachte, er würde bekommen was er wollte und dann... zack wurde es ihm verwehrt.

Hoffentlich ist er mir nicht allzu böse.

Ach was, kann mir doch egal sein. Ich werde ihn vermutlich eh nicht wiedersehen.

Als ich an diesem Abend in meinem Bett liege ist von diesem fürchterlichen Gefühl, dass mir mein elendiger Vorgesetzter beschert hat nichts mehr da, dafür, muss ich ununterbrochen an Jo denken, wie er mich angesehen hat und wie sich seine Lippen auf meinen angefühlt haben.

Und auch den "fesselnden" Anblick, wie er an die Bank gebunden, hilflos mir ausgeliefert war, verfolgen mich noch bis in den Schlaf.

Schon seltsam, wie sehr mir dieses Machtgefühl gefallen hat. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.

Vielleicht könnten Jo und ich ja einen Kompromiss finden.

Uns irgendwo in der Mitte treffen.

Na ja, nur für den Fall, dass er mich überhaupt noch sehen will, nachdem, was ich ihm angetan habe.

Was für mich mehr als fragwürdig ist.

Aber war es nicht sein Wunsch erniedrigt zu werden? Und was ist, bitte schön, erniedrigender als eine Zurückweisung?

Für mich war es jedenfalls nicht gerade angenehm von Alexander zurückgewiesen zu werden. Vielleicht reicht ihm das ja auch? Vielleicht muss ich ihn ja gar nicht schlagen, damit er zufrieden ist?

Na, wir werden sehen.

Jetzt muss ich erst mal die nächste Woche überstehen, dann kann ich mir weiter über Jo Gedanken machen.

Denn vor dem Wochenende werde ich sicher nicht in den Club zurückkehren.

Wenn überhaupt.

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