22
"Hier, für sie." lächelnd schiebt er mir eines der Gläser zu, deren Inhalt wie der aussieht, den ich gerade gelehrt habe.
"Danke!" erleichtert schiebe ich den Sekt zur Seite und nippe an der dunklen Flüssigkeit, die tatsächlich Baccardi enthält.
"Sind sie ganz allein hier?" fragt mich der Mann aufmerksam.
"Nein, meine Begleitung ist irgendwo dort unten." sage ich erklärend und lächel mein Gegenüber belustigt an. "Ich bin übrigens Emely." stelle ich mich vor.
"Aiden Benedict." sagt er ebenfalls lächelnd und reicht mir die Hand.
Er scheint ungefähr in meinem alter zu sein, vielleicht auch etwas älter und trägt einen eleganten, grauen Nadelstreifen Anzug, dessen Jackett er auf die lehne seines Stuhls gelegt hat. Aber auch so muss ihm unendlich warm sein, bei der Hitze. Ich bin wirklich froh über mein leichtes, mit hellblauen Blumen bedrucktes Sommerkleid, denn in meinem üblichen Business Kostüm, wäre es heute definitiv zu warm geworden.
"Und was tun sie hier so allein Aiden?" will ich wissen. Ein junger Mann auf der Party eines sechzigjährigen ist schon ein recht seltener Anblick, wobei... wenn ich mich hier so umschaue ist der Altersunterschied durchaus abwechslungsreich.
"Ich begleite meine Mutter, sie ist immer der Meinung, dass die schönsten Mädchen auf solchen Partys zu finden sind." Belustigt verdreht er die Augen."Sie versucht immer mich zu verkuppeln."
"Ja, das kenne ich." stimme ich ihm Grinsend zu. "Das versucht mein Vater auch ständig."
"Ach, dann sind sie in Begleitung ihres Vaters hier?" fragt er hoffnungsvoll und hebt eine in Form gezupfte Augenbraue, doch genau in diesem Moment schiebt sich eine große, dunkelhaarige Gestalt in mein Sichtfeld.
"Nein, sie ist mit mir hier." sagt Mr. Black mit dunkler Stimme und reicht meinem Sitznachbarn die Hand. "Alexander Black." dann küsst er mich auf die Stirn.
"Hallo Schatz, wie ich sehe, amüsierst du dich ja blendend." sagt er besitzergreifend, und kneift leicht die Augen zusammen als er sich neben mich setzt.
"Bisher schon." drohend funkel ich ihn an und vergrabe meine Fingernägel in der bloßen Haut seines Oberschenkels, was ihn mit zusammen gebissenen Zähnen nach Luft schnappen lässt. Was fällt ihm ein, sich hier als mein eifersüchtiger Liebhaber aufzuspielen?
"Wie war es denn bei meiner Schwester?" frage ich gereizt und nehme die Hand von seinem Bein, wo meine Nägel kleine halbmondförmige Abdrücke in seiner Haut hinterlassen haben.
"Bitte sei nicht böse, aber ich finde, sie ist eine eingebildete Ziege." sagt er respektvoll, doch dabei verdreht er genervt die Augen und presst die Lippen zusammen, was ihn ein klein wenig unglaubwürdig erscheinen lässt. "Und wenn ich das so sagen darf, deine Mutter ist auch nicht viel besser." fährt er dann ungerührt fort.
Prustend versprühe ich die Cola über den Tisch, als ich bei seinen Worten zu lachen beginne.
"Oh Gott! Wie recht du hast." stoße ich röchelnd aus, während ich versuche die Cola aus meinen Lungen zu bekommen.
Wie kann er nur so ernst bleiben, wenn er jemanden beleidigt. Noch dazu, wo es meine Familie ist. Oder ob er weiß, was ich von meiner Mutter halte? Vielleicht nicht, aber es wäre ja möglich, dass er es sich denken kann, so wie sie mich vorhin behandelt hat.
Fürsorglich klopft er mir auf den Rücken und wartet dass ich mich von meinem Hustenanfall erholt habe.
"Würdest du mit mir Tanzen?" wechselt Alexander plötzlich das Thema und schaut mich bittend an, während er sich bereits erhebt und mir einladend die Hand hinhält.
Kurz denke ich über seine Frage nach, dann lasse ich mich von ihm auf die Beine ziehen. "Gern." stimme ich erfreut zu. Getanzt hab ich schon eine Ewigkeit nicht mehr, dabei tue ich das wirklich gerne. "Auf Wiedersehen Aiden." verabschiede ich mich von meinem Sitznachbarn. "Und danke für die Cola." dann lächel ich ihm noch einmal zu, bevor ich Mr. Black zur Tanzfläche folge.
"Sie...Du kannst mich jetzt wieder los lassen." sage ich leise, doch er tut es nicht, stattdessen legt er meinen Hand auf seinen Arm und zieht mich dichter an sich.
"Man weiß nie, wer einen beobachtet." sagt er lächelnd und geleitet mich weiter zur Tanzfläche. "Bedenke nur, deine Mutter würde denken, zwischen uns würde es krieseln. Sie käme bestimmt auf die Idee mich mit Phyllis zu verkuppeln. Und das würde ich lieber vermeiden wollen."
"Du meinst sicher Philippa." kichere ich belustigt über sein Desinteresse.
"Wie auch immer. Aber ich würde deine Gesellschaft der ihren jederzeit vorziehen.". Verschmitzt grinsend zwinkert er mir zu, dann dreht er mich zu sich herum, hält mir einladend die Hand entgegen und macht eine kleine Verbeugung.
"Wenn ich bitten darf." sagt er galant und zieht mich dicht zu sich heran als ich meine Hand in seine lege.
"Sie dürfen." sage ich schüchtern und lasse mich von ihm über die Tanzfläche führen.
Eine Zeitlang tanzen wir schweigend, doch als die Musik von einer recht poppigen Melodie zu einer ziemlich ruhigen, romantischen Nummer wechselt, und er mich noch dichter an sich zieht, wird mir die ganze Sache erneut ein wenig unangenehm.
"Mr. Black?" frage ich leise.
"Ja, Miss Stone?" seine Stimme klingt angenehm warm und der Ausdruck seiner Augen ist ganz weich, als er mich aufmerksam betrachtet.
"Warum tun sie das?" will ich mit gerunzelter Stirn wissen.
"Was meinen sie?"
"Na das hier. Mit mir tanzen, nett sein, mich nicht anbrüllen. All das? Sie können mich doch gar nicht leiden." sage ich ein klein wenig verstimmt.
"Wer sagt denn das?" fragt er erstaunt, was mich zu einem ungläubigem kichern veranlasst. Wie kann er nur denken, dass sein handeln einfach so an mir vorbeizieht?
"Alexander, " sage ich, weil gerade ein anderes Paar an uns vorbeikommt, "das muss mir niemand sagen, du schreist mich ständig an, bist gemein und nie mit dem zufrieden was ich mache. Da liegt es doch auf der Hand, dass du mich nicht ausstehen kannst. Deshalb habe ich mich gefragt, warum du den Tag heute mit mir verbringst und dann auch noch so freundlich zu mir bist. Wolltest du nicht eigentlich das Hotel inspizieren?"
"Im Hotel kann ich auch morgen noch nach dem Rechten sehen und der Grund warum ich hier bin... du hast mich eingeladen." sagt er schlicht, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das alles ist. Außerdem ist er auf meine Vorwürfe nicht mal eingegangen und nur weil ich ihn eingeladen habe, muss er mich doch nicht so freundlich behandeln. Zudem war der ganze Tag heute irgendwie eigenartig.
"Ich verstehs trotzdem nicht. Wie kannst du dich nur so verstellen?" sage ich resigniert und schaue zu ihm auf.
"Ich spiele halt gern, das musst du nicht verstehen. Und wenn ich das sagen darf, du bist eine Exzellente Partnerin. Ich bin sicher, niemand wird unsere List durchschauen." sagt er mit einem glücklichen Lächeln, dann beugt er sich zu mir hinab und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er mich an seine breite Brust zieht.
"Dein Vater schaut uns zu." sagt er mit belegter Stimme und legt seine Wange auf meinen Kopf.
Schnell tue ich so, als würde es für mich nichts schöneres geben, als genau hier zu sein, in seinen Armen, den Kopf an seiner Brust. Und tatsächlich fühlt es sich gar nicht mal schlecht an, mich an ihn zu schmiegen, ich darf nur nicht daran denken, wer er ist und wie er mich normalerweise behandelt. Vielleicht sollte ich tatsächlich versuchen den Tag heute als eine Art... ich weiß auch nicht... vielleicht als Geschenk zu sehen, das er mir macht, weil ich so viele Überstunden gemacht habe.
Mit klopfendem Herzen und ein wenig weichen Knien, bringe ich die letzten Takte des Liedes hinter mich.
"Würdest du gern etwas essen?" fragt Alexander mich aufmerksam als wir die Tanzfläche verlassen und weil ich tatsächlich hungrig bin nicke ich zustimmend.
"Was möchtest du denn?" einen Arm um meine Schulter gelegt führt er mich zum Buffet hinüber, wo er mir einen Teller reicht.
Nachdem er mir hilfsbereit bei der Auswahl, die mich schier erdrückt, geholfen hat, trägt er unsere Teller an einen der vielen Tische und rückt mir galant den Stuhl zurecht.
"Darf ich dir etwas zu trinken bringen?" fragt er freundlich und lächelt mich zaghaft an.
"Ja, gern. Ich nehme noch einen Baccardi und einen doppelten Whiskey mit Eis bitte."
Ich brauche dringend irgendetwas, um meine Nerven zu beruhigen, denn noch immer flattert mein Herz ungewohnt in meiner Brust und auch meine Hände tun nicht immer das was sie sollen, so zittrig sind sie, seit Alexander seinen Arm von meinen Schultern genommen hat.
"Ich bin gleich wieder da. Darf ich auch etwas trinken?" will er bittend wissen, was ich überaus seltsam finde.
"Ähm, sicher." verdutzt schaue ich ihn an. "Aber du musst mich doch nicht um Erlaubnis fragen, Alexander. Das ist doch deine Entscheidung."
"Mir ist es aber lieber. Ich weiß ja nicht wie dein Vater dazu steht." sagt er schüchtern. Dabei huscht sein Blick unauffällig zu meinen Augen. Irgendwie scheint er sich plötzlich nicht mehr sicher zu sein, ob er mich ansehen darf, was mich etwas verwundert.
"Wie du meinst." sage ich kopfschüttelnd, doch weil er mich immer noch nicht anschaut, seufze ich einmal tief auf.
"Würdest du mich bitte ansehen?" frage ich ein klein wenig ungehalten, worauf er sofort meine Augen fixiert.
Die seinen sind wunderschön blau. Dunkel und tief. Wie der Himmel über uns.
Überwältigt von der intensiven Farbe atme ich einmal tief ein. Ich spüre, wie mein Puls in die Höhe schießt und mein Herz einen Schlag aussetzt.
"Du...du kannst dir auch etwas zu trinken mitbringen." sage ich stockend, dabei ist es nicht dass was ich eigentlich sagen wollte. Nur will mir bei dem strahlenden Lächeln, das sein Gesicht erhellt, beim besten Willen nicht mehr einfallen, was das war.
"Vielen Dank Emely." er macht eine kleine Verbeugung und geht zur Bar, wobei er mich verwirrt und sprachlos zurücklässt.
Oookayyy? ! verwirrt kneife ich kurz die Augen zusammen und versuche mich zusammen zu reißen. Wie kann er sich nur so normal und dann wieder so sonderbar verhalten, das ist doch verrückt!?
Sollte ich mir vielleicht Gedanken machen? Also, ob ich in seiner Gegenwart vielleicht in Gefahr bin?
Was wenn er gänzlich überschnappt und plötzlich...ich weiß auch nicht... versucht mich umzubringen oder mich zu vergewaltigen.
Ach Emely! Nun mach aber mal einen PUNKT!
Du arbeitest jetzt sein über einem Jahr mit ihm zusammen und bis auf das er dich angeschrien und heruntergemacht hat, hat er dich nicht mal ansatzweise belästigt.
Alles was in diese Richtung ging, hast du dir eingeredet! Also nimm sein Verhalten einfach hin und sehe es wie er sagt als Ausnahmefall.
Sicher wird er schon morgen wieder ganz der Alte sein, wenn ihm klar wird, dass er dein Boss ist und er sich nicht mehr verstellen muss.
Na gut.
Vergessen wir Mr. Black für heute und versuchen Alexander so kennen zu lernen, als wüsste ich nicht, wer er ist. Oder besser. Ich tue so, als wäre er wirklich mein Freund, denn dafür sollen ihn ja alle halten. Und mein Freund mag es halt, wenn ich ihm erlaube etwas zu trinken. PUNKT
Da ist doch nichts dabei.
Als ich sehe, wie Alexander mit den Getränken auf mich zukommt atme ich noch einmal tief durch, dann lächel ich ihm freundlich entgegen.
"Du darfst dich neben mich setzen." gebe ich ihm erneut die Erlaubnis, nachdem er die Getränke auf den Tisch gestellt hat, was ihn dazu veranlasst mich erst verdutzt, dann begeistert anzulächeln.
"Vielen Dank Emely." sagt er ehrfürchtig und lässt sich elegant auf den Stuhl neben meinem sinken.
Belustigt nehme ich einen großen Schluck von meinem Drink und mache mich dann über mein Essen her.
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