Kapitel 17


»Von den drei Mädchen, die neben Elin einen Grund haben, uns zu verabscheuen, sind Allison, Heaven und Mona«, zählte Landon vom Beifahrersitz aus. Ich war ausnahmsweise der Fahrer, weil Collin aufgrund des Tages instabil war und Dawson einen nervösen Magen hatte.

Wir standen mit dem Auto gegenüber dem Café, in dem Allison arbeitete. Sie war eine von Collins Spielfiguren. Er hatte sie gerne gewonnen und wollte sie als Freundin haben. Das entsprach jedoch nicht den Spielregeln. Andererseits hatte sie auch einen guten Grund, mit ihm Schluss zu machen, denn Collin hatte ihre Katze überfahren und dann so getan, als wäre sie aus dem Fenster gefallen.

Genau, er hat die Leiche der Katze das Wohnungsgebäude hochgetragen und dann aus dem Fenster geworfen. An dem Tag war sein Verstand so überfordert, dass er die Reifenspuren auf dem Fell übersehen hatte.

»Collin, du musst zu ihr rein. Tote Katze hin oder her, wir haben unsere alten Flamen auch die Stirn geboten. Du kleiner Tiermörder kannst dir das hier nicht ausreden, selbst wenn du Emo schiebst, weil du es mit ihr verbockt hast«, murmelte Dawson nicht gerade sanft.

Ich wandte mich Collin zu, der Allison vom Autofenster aus beobachtete. Ich erkannte seinen vor Sehnsucht triefenden Blick. Als ich Elin damit ansah, hatte ich den auch. Nur war meiner überhäuft von Bedauern.

Allison hatte ein schwarzes Haarband, das ihre Strähnen aus dem Gesicht hielt. Dadurch wurde ihr schmales Gesicht betont. Es war, als wüsste sie, dass sie heute der Star des Tages war - die letzte verflossene Flamme.

Man konnte meinem verbitterten Freund ansehen, dass er sie mochte. Sie war tatsächlich sehr nett und hatte es nicht verdient, Teil unseres Spiels zu werden. Aber im Grunde hatte es keiner.

»Ich versuche mit ihr zu reden, aber ich glaube nicht, dass sie mit mir sprechen will. Nicht nach ihrer Katze Mimi«, seufzte Collin mit traurigem Blick. Sein Körper sackte in sich zusammen.

»Probiere es einfach aus, eine von diesen Miststücken muss doch irgendetwas haben, um uns weiterzubringen«, maulte Landon angefressen herum und kaute an an einem Kaugummi, welche gegen das Rauchen sein sollte. Nur verlangte seine Lunge schon nach den Giftstoffen, was man an seiner gereizten Laune bemerkte.

Allison fegte im Café, als Collin seufzend aus dem Wagen stieg. Man konnte ihm an den gesenkten Schultern ansehen, dass ihm der Mut verließ. Doch im Wohle der Gemeinschaft, hatte er keine andere Wahl.

Vom Wagen aus konnten wir die Tragödie beobachten. Sogleich, als Collin eintrat und Allison sich umdrehte, um den Kunden zu begrüßen, verzog sich ihr Gesicht zu einer angewiderten Miene. Im Grunde hatten alle unsere Ex-Partnerinnen diesen Ausdruck gemein. Und das natürlich begründet.

Kurze Zeit später saß Collin mit Allison an einem Tisch und sie schienen ein Gespräch zu führen, das sich nicht nur auf unser Anliegen beschränkte, wie man an der Länge der Unterhaltung erkennen konnte.

Nachdem sie dann fertig waren und wir stumm dabei zugeschaut hatten, wie Collin innerlich zerbrach, ging unser Freund an unserem Wagen vorbei und machte einen Spaziergang alleine.

Wir fuhren ihn langsam mit dem Wagen nach. Collin behielt den Kopf gesenkt. Er bereute, wie sein Verhältnis mit ihr geendet hatte.

Später erfuhr ich von ihm, dass er sich miserabel wegen Allison fühlte und sie ihm sogar einen Kaffee gebracht hatte, obwohl sie das Servieren hätte verweigern sollen. Doch das hatte ihn nicht so sehr getroffen wie die Information, dass Allison in einer glücklichen Beziehung war.

Sie rieb es Collin sogar unter die Nase, wie glücklich sie war, dass sie durch ihn einen Fehler gelernt hat, ihre Entscheidungen zu überdenken und somit jemanden Würdigen gefunden hat. Es ging sogar so weit, dass sie Collin komplett aus ihrer Erinnerung radiert hatte, weil sie so überaus zufrieden mit ihrem Neuen war. Nichts war beschissener, als zu wissen, dass die Ex ohne einen weitermachen konnte.

Das gab Collin den Rest, denn er konnte Allison nicht vergessen. So wie ich Elin nicht. Die Umstände mögen verschieden gewesen sein, aber der Schmerz war derselbe.

Er bereute genauso wie ich die Spiele, an denen wir uns zu lange beteiligt hatten.

Nach Durchführung aller Besprechungen konnte festgestellt werden, dass keines der Mädchen etwas mit Elins Verschwinden zu tun hatte. Unser Hinweis hat uns also nicht weitergebracht. Uns blieb also nichts anderes übrig, als nach Hause zu gehen und noch einmal gründlich darüber nachzudenken.

Ich öffnete gerade meine Wohnungstür, als ich eine Nachricht auf meinem Handy bekam.

Elin: Ich habe wohl 10 Punkte verdient.

Was zum...

Elin: Vermisst du mich? So ganz allein in der Wohnung, nachdem du verzweifelt meine Spuren verfolgt hast. Es ist süß, dass du den Sherlock Holmes gespielt hast, aber Halloween ist schon vorbei.

Für einen Moment wäre mir das Handy beinahe aus der Hand gefallen.

Elin: Habt ihr euch zerstritten, dass ihr alle nach Hause gegangen seid? Sonst seid ihr doch immer zusammen?

Das ist unmöglich, Dawson hat ihr Handy zerstört. Wie kann das sein?

Elin: Habt ihr euch wegen mir gestritten? Waren die Mädchen für die anderen genauso wichtig wie ich für dich? War ich nicht deine große Liebe? Du hast mir das doch immer gesagt. Nun ja, jetzt reicht es sogar bis ins Jenseits 😉

Diesmal ließ ich mein Handy aus der Hand fallen. Mir blieb die Spucke weg. Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus, als hätte mich ein Geist gestreift. Schweiß bildete sich unter meinen Händen und Achselhöhlen. Ein kalter Schauer überkam mich. Ich griff dennoch nach meinem Handy. Es glitt mir aus der Hand, sodass ich es auffangen musste.

Ich: Das ist nicht witzig, wer bist du?

Aus irgendeinem unerklärlichen Grund überkam mich plötzlich Panik. Ich hätte die anderen sofort informieren sollen, aber das Ganze war so absurd und unglaubwürdig, dass ich es nicht tat.

Elin: Mache ich dich etwa nervös, mein Liebster? Würde mir das jetzt etwa 20 Punkte einbringen? Fürchtest du, dass ich dein Leben in den Ruin stürzen könnte?

Ich schnappte schwer nach Luft.

Elin: Es hat mich wirklich gekränkt, dass all deine Freunde ihre verflossenen Freundinnen besucht haben. Du bist aber nicht zu mir gekommen. Bin ich dir nicht wichtig genug? Bin ich dir nach allem, was passiert ist, nicht im Gedächtnis geblieben, Reez? Deine ganzen Nachrichten an mich sagen jedoch etwas anderes.

Mein Herz setzte aus. Ich hatte niemandem erzählt, dass ich während der gesamten Zeit, in der Elin im Koma lag, mein Herz vor ihr ausgeschüttet hatte. Ich sagte ihr, wie wichtig sie mir war. Und das über WhatsApp.

Elin: Vertraue mir, Liebster. Ich werde kein Wort sagen. Sei jedoch versichert, dass wir uns wiedersehen werden... Zumindest, wenn du mich findest. Ansonsten weiß ich jederzeit, wo du bist.

Meine Mundwinkel sackten nach unten und die Kraft verließ mich. Es war mir nicht klar, ob ich das als Fiktion oder Drohung aufnehmen sollte. Auf eine seltsame Art schien es sogar wie eine schräge Anmache. Ich wusste nicht, welches zustimmte.

In welch ein umgekehrtes Spiel war ich geraten?

Was für eine Ironie...




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