Kapitel 10
»Reez, bitte öffne die Tür. Warum sprichst du nicht mit mir? Warum hast du mich grundlos verlassen, ich dachte, zwischen uns lief es gut?«, hämmerte Elin an meine Wohnungstür. In ihrer Stimme war Verzweiflung zu hören.
Mein Spielende bestand darin, Elin zu verlassen und sie wortlos stehen zu lassen. Mir war klar, dass es sie niederschmettern würde. Im Grunde war es mehr als grausam. Ich warf sie weg, wie eine ausgeleierte Socke.
»Reez, bitte erklär mir, warum du mich verlassen hast. Bitte«, flehte sie mich an. So laut wie sie vor der Tür war, würden die Nachbarn bald die Polizei rufen. Ich hätte das Gewimmen leid sein sollen und ihr erklären sollen, was los war, doch das konnte ich nicht, denn dann würde ich auf Null zurückfallen und das Spiel verlieren. Der ganze Aufwand wäre umsonst gewesen. Genauso wie die Tatsache, dass ich Elin auf jede erdenkliche Weise verletzt hatte.
Ich setzte es einfach aus und wartete, bis ich mir wieder sicher war, dass sie weg war. In Kürze würde verkündet werden, wer das Spiel gewonnen hatte. Sobald ich ankam, würden mir die letzten Punkte angerechnet werden.
Als ich in der Lagerhalle ankam, warteten die anderen bereits auf mich. Es gab eine kleine Siegerehrung und Verabschiedung von unserem Spiel. Ein endgültiger Abschluss.
Oder eher ein Abschluss, den wir geplant hatten.
»Da bist du ja endlich«, seufzte Dawson und reichte mir ein Bier. Ich riss ihm die kühle Flasche aus der Hand. »Bedeutet das, dass ich gewonnen habe und du mieser Dreckskerl nicht gewonnen hast? Platz zwei ist wohl doch nicht so geil«, bemerkte ich mit einem Lächeln und dem Mund an der Öffnung der Bierflasche. Daraufhin erntete ich einen bösen Blick. »Ach, fick dich.«
Collin schlug mir lächelnd auf die Schulter. »Gratulation an den Sieger.« Hinter ihm knallte es und Konfetti regnete herab. »Der Gewinner im Spiel um die Weiber. Der einzige wahre Reez. Mögen dir die wütenden Frauen, die du flachgelegt, benutzt und bitterböse abserviert hast, keine gebrauchten Tampons hinterherwerfen«, johlte Landon, und wir stießen kurz darauf an, nur um anschließend noch mehr zu trinken.
Leicht angetrunken taumelten wir zu den Whiteboards, um uns den Spielstand anzusehen. Es raubte einem den Atem, die Punktzahlen vor sich zu sehen. Ich hätte sehr stolz auf mich sein sollen, aber zu wissen, dass ich auf dem ersten Platz war, ließ mich nur erahnen, was für ein Arschloch ich sein musste.
Dawson rempelte mich an und ging näher an die Tafel mit einigen Aufnahmen von den Mädchen, die wir in unserer Trophäensammlung gesammelt hatten. Er wischte sich nahezu sabbernd über den Mund.
»Kaum zu glauben, dass ich so viele hatte. Es ist so, als würde man eine Ehrenrunde drehen. Ich habe sogar so eine Melodie wie bei den Olympischen Spielen in meinem Kopf«, japste er zufriedener als zuvor.
Ich wäre auch viel glücklicher, wenn ich nicht Erster wäre. Warum war ich so besessen davon, den Sieg anzustreben? Ich war so süchtig, gierig nach Punkten, die keinen Sinn hatten. Hatte ich den Blick für das Wichtige verloren?
»Elin hatte wirklich einen großartigen Hintern«, bemerkte Landon und blickte auf ein Bild in seiner Hand. Ich entriss es ihm und stopfte es in die hintere Tasche meiner Jeans. »Werden wir jetzt nicht gleich launisch. Du wirst sie ja nicht wiedersehen. Das gehört zum Spiel. Niemand darf etwas Ernsthaftes mit seinen Spielfiguren anfangen, obwohl Elin wirklich daran geglaubt hat. Sie wusste halt nichts davon, dass du sie ausgenutzt hast«, erinnerte mich Landon belustigt. Nur fand ich das nicht so witzig und auch eine weitere Meinung hinter mir genauso wenig.
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