Kapitel 7

Cherry fühlte sich nach der Nacht im Wald wie neu geboren, die frische Luft hatte ihr gut getan und auch ihre Gefühle waren etwas runtergekühlt.

Sie hatte ihren kleinen Ausflug genutzt um sich vorzustellen, wie sie Miranda brutal ermordete und dann festgestellt, dass ihr der Gedanke nicht so viel Spaß machte wie sie eigentlich erwartet hätte. Dann hatte sie sich gefragt, ob sie vielleicht gar nicht auf Miranda, sondern auf Big P sauer war, was ihr im ersten Moment zwar komisch vorkam, sich aber im Laufe der Nacht als überaus plausibel herausgestellt hatte.

Sie war sogar verdammt wütend auf ihn. Sie hasste es, dass er ihr überhaupt erzählt hatte, dass da was lief. Sie hasste es, dass es sie so wütend machte und sie hasste es wie arrogant er dabei gewesen war.

Als sie am späten Morgen zurückgekehrt war hatte sie sich allerdings vorgenommen sich nichts mehr anmerken zu lassen, Big P würde das wahrscheinlich eh nur falsch interpretieren und denken, dass sie auf ihn stand, wenn er das nicht sowieso schon glaubte.
Sie öffnete die Flügeltüren zum Speisesaal und sah sich kurz um. Erheitert musste sie feststellen, dass Ice Cube an seinem eigenen Tisch saß. Im nächsten Moment wurde sie von einer stürmischen Umarmung fast umgerissen, Detroits gekräuselte Haare kitzelten ihre Wange, sie musste kurz ein bisschen auflachen, diese Idioten hatten sich tatsächlich Sorgen um sie gemacht. Ihr Blick ging über Drumsticks Schulter, sie hatte freie Sicht auf Ice' Tisch, wo er sich grade mit seinen Kumpels kaputt lachte, der eine, sie vergaß ständig seinen Namen, deutete böse grinsend auf sie, Ice lachte erneut, sie bleckte wütend die Zähne, er machte einen gespielten Schmollmund, Cherry verdrehte die Augen und sah weg, sie hasste ihn. Jede Sekunde eines jeden Tages mehr.

„Wir haben uns solche Sorgen gemacht!" Kam es jetzt von Detroit, Drumstick nickte, endlich wurde sie losgelassen, sie grinste verschmitzt.

„Ich lebe noch, keine Panik. Aber ich brauche was zu essen!" Das stimmte tatsächlich, ihr Magen knurrte fast so schlimm wie gestern Abend. Gemeinsam mit den beiden Jungs, die jetzt wie überfürsorgliche Beschützer um sie herum schwirrten, ging sie zum Buffet und lud sich zwei Teller voll.

„Fast dachte ich, Ice könnte mit seiner Leichenfundtheorie Recht haben, mach sowas nie wieder." Brummte Big P müde, als sie sich ihm gegenüber setzte, er trank einen Schluck Kaffee, sie grinste schief.

„Bevor ich Ice einmal Recht haben lasse, stehe ich sogar als Leiche wieder auf, ich bitte dich."

Das entlockte sogar dem Morgenmuffel P ein Lachen und schon war das Eis gebrochen, sie redeten und lachten, als wäre ihr Ausraster gestern Nacht nie passiert, Cherry war erleichtert, bisher hatte sich ihre Wut noch nie ernsthaft gegen einen ihrer Freunde gerichtet und irgendwie hatte sie befürchtet sie könnten es ihr krumm nehmen.

„Was machen wir heute?" Fragte Detroit, Cherry exte ihren noch viel zu heißen Schwarztee und musste kurz Husten, dann wedelte sie mit ihrem Handy.

„Ich schneide die Videos von gestern Abend und lade es dann auf YouTube hoch." Zustimmung seitens der Band, sie lächelte. „Vielleicht kriegt ihr ja noch mehr Gigs, wenn die sehen, wie begeistert das Publikum war!"

Drumsticks Augen leuchteten.

„Ich hatte noch nie so viel Spaß wie gestern Abend, ich muss unbedingt nochmal vor Leuten stehen und singen, die haben uns einfach geliebt! Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich das Gefühl hatte, etwas Echtes zu machen, versteht ihr?" Detroit war ganz aufgeregt, seine schokoladenbraunen Augen strahlten obwohl das Licht fahl war, der Himmel draußen hatte sich zusammen gezogen, mit Sicherheit würde es heute noch regnen.

„Ich fand euch auch fantastisch, ich war nur etwas abgelenkt." Gab Cherry zu, ihr Magen zog sich zusammen, als sie daran dachte, wie sie dort auf diesem Sofa gesessen hatte und Ice zu ihr gekommen war – ihr etwas zu trinken brachte ... Sie erschauderte, wenn er je wieder nett zu ihr war, würde sie ihm den Hals umdrehen, sie kam damit nicht klar.

„Wovon denn? Doch nicht von Ice Cube, oder?" Detroit wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und Cherry verdrehte die Augen.

„Nicht so wie ihr denkt. Er kam nur zu mir rüber und war ... nett. Zum Kotzen." Sie widmete sich ihrem Brötchen, sie hatte mehrere Scheiben Salami drauf gelegt.

„Ice war nett zu dir? Vielleicht ist er ja krank, wer weiß." Big P warf den anderen beiden Jungs einen Blick zu, den Cherry nicht deuten konnte, doch es war zu früh und sie hatte kein Auge zugetan, also beschloss sie nicht weiter nach zu fragen.

„Kommst du später zu uns? Wir haben Weed besorgt." Big P grinste sie an und Cherrys Herz begann zu hüpfen, mit den Jungs zu kiffen war vermutlich ihre Lieblingsbeschäftigung.

„Blöde Frage, wehe ihr fangt ohne mich an!" Erwiderte sie wie aus der Pistole und sie lachten wieder.

Ihre Laune war auf der Höhe. Cherry schlenderte auf dem Weg zu ihrem Zimmer durch den Mädchentrakt und summte die Melodie von Sweet Child O' Mine, sie liebte den Song.

Summend stieß sie die Tür zu 2.11 auf, nur um direkt genervt zu sein.

Painting und ihre ganze Gefolgschaft saßen im Zimmer verteilt rum, hörten laut Musik und lachte sich dumm und dämlich, war ja mal wieder typisch, Cherry knurrte wütend in sich hinein.

„Oh, hey Cherry ... Oh mein Gott, was ist mit dir passiert?" Painting starrte sie entgeistert an, die Musik wurde ausgemacht, alle Blicke lagen auf ihr, Cherry seufzte. Eine Minute. Sie hatte eine Minute gute Laune gehabt und jetzt das, ihr war auch gar nichts vergönnt.

„Nichts was dich angeht. Verschwinde von meinem Bett, Grey!" Grey sprang wie von der Tarantel gestochen auf, Cherry stapfte vor sich hin fluchend durch den Raum und riss ihren Kleiderschrank auf. Der winzige Spiegel in ihrer Tür zeigte ihr zwar nur ihr Gesicht, doch das reichte um Paintings Frage zu verstehen, sie sah schlimmer aus als Harley Quinn in Suicide Squad.

„Könnt ihr euer Kaffeekränzchen nicht in eurem eigenen Zimmer abhalten?" Fauchte sie, ohne eine der fünf Mädchen anzusehen.

„Für den Fall, dass du es noch nicht mitbekommen hast, ist das hier unser Zimmer, zumindest das von Fem und mir." Erwiderte Painting geduldig, noch etwas was Cherry auf die Palme brachte, wieso um alles in der Welt musste Painting nur immer so gut drauf sein?

„Dann geht in das von der anderen Hälfte von euch." Cherry wischte sich mit einem Taschentuch den Lippenstift aus dem Gesicht und suchte sich frische Klamotten raus. Ein paar karierte Shorts und ein übergroßes Bandshirt von Guns N' Roses, wie überaus passend zu ihrem Ohrwurm.

„Warum hast du denn jetzt schon wieder schlechte Laune? Bist du etwa ohne einen ersten Shot Ice Cube über den Weg gelaufen oder was?" Fauchte Rose Rock hinter ihr, Cherry musste sich auf die Lippe beißen, um nicht laut zu Fluchen.

„Nein. Nein, nein, nein. Fang du mir nicht auch noch mit diesem Typen an!" Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und stürzte förmlich zu den Duschen, warum redeten alle von Ice Cube? Das würde sie eines Tages noch verrückt machen.

Sie zog ihre verdreckten Klamotten aus und schmiss sie achtlos in die Ecke ihrer Duschkabine. Das Wasser stellte sie so kalt wie möglich ein, sie musste klar im Kopf werden, eine Nacht im Wald hatte eindeutig doch nicht ausgereicht um ihre Wut wieder in den Griff zu bekommen, ihre gute Laune war instabil und schon beim ersten Anstoß wieder zusammengebrochen.

Eine plötzliche Welle der Aggression überkam sie und Cherry schlug gegen die geflieste Wand. Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch die Hand, doch das störte sie gar nicht, Schmerz war gut. Schmerz half ihr, sich wieder daran zu erinnern, wer sie war. Also schlug sie nochmal zu, diesmal fester.

Ein paar Tropfen Blut mischten sich am Ausfluss auf dem Boden mit dem Wasser und wurden im nächsten Moment schon wieder davon gespült.

Sie betrachtete ihre bereits geschwollene Hand, die Knöchel waren aufgeplatzt und gerötet, sie wusste nicht wieso, aber sie mochte diesen Anblick.

Schnell schäumte sie ihre Haare ein, wusch alles Shampoo aus und trockene sich anschließend ab. Ihre Haut war noch bleicher als sonst und war dunkelviolett marmoriert, doch sie fror nicht.

Nachdem sie sich angezogen hatte und ihre nassen Haare zu einem unordentlichen Dutt hochgebunden waren ging sie zurück in ihr Zimmer. Painting und die anderen waren noch immer da, doch bei ihrem Anblick wurden sie direkt wieder stumm.

Schnell setzte sie sich an ihren überfüllten Schreibtisch und setzte ihre Kopfhörer auf, es wurde Zeit das Video vorzubereiten.

Es kostete sie mehrere Stunden um alles perfekt hinzubekommen, sie versah es sogar noch mit Texten und einigen Effekten, doch als sie fertig war, war sie zufrieden mit sich und der Welt. Sie lud es hoch und drehte sich um, niemand da. Die anderen mussten wohl in das Zimmer von V, Rose und Grey umgezogen sein, sie zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg zu den Jungs.

Inzwischen war es später Nachmittag und draußen wütete ein Gewitter, die Flure waren dunkel und verlassen, durch die Fenster zuckten die Blitze und ließen die Gänge unheimlich aufleuchten, der starke Wind drückte den Regen gegen die Scheiben, nun bekam Cherry doch wieder gute Laune, es gab nichts was sie mehr liebte als dieses Wetter.

Sie klopfte an die Tür des Zimmers 2.29, von drinnen kam ein aufforderndes Brummen, sie trat ein und erstarrte.

Außer Ice Cube war niemand da, zum wiederholten Male an diesem Tag sank ihre Laune in den Keller, er sah nicht glücklicher aus, seine hellen Augen blitzten wütend auf.

„Sie sind nicht hier." Sagte er zu Begrüßung und sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Das sehe ich, wo sind sie?" Ice Cube zuckte zur Antwort mit den breiten Schultern und wandte den Blick wieder auf sein Handy, unentschlossen stand sie in der Tür und überlegte, was sie jetzt tun sollte.

„Also entweder du kommst rein oder du gehst, hör auf dumm rumzustehen und mach die Tür zu." Knurrte Ice ohne den Blick zu heben, sie fluchte leise und machte einen weiteren Schritt in den Raum.

„Ich hatte gehofft du würdest gehen." Er sah sie immer noch nicht an, sie stöhnte genervt auf.

„Und ich hatte gehofft du wärst gar nicht hier."

Sie ließ die Tür mit einem Tritt ins Schloss fallen und steuerte auf Big P's Bett zu, überlegte es sich dann doch anders und ließ sich auf Drums fallen, Ice ließ ein kleines, gehässiges Lachen hören, sie schoss ihm einen wütenden Blick entgegen. „Was?!"

„Nichts." Sagte er, doch er hatte schon wieder so ein dummes Grinsen auf den Lippen, Cherry spürte förmlich wie ihr das Blut zu kochen anfing.

„Sag schon, du Idiot."

Er schüttelte noch immer grinsend den Kopf. „Es ist nur ... Du setzt dich nicht auf sein Bett, sonst schon. Das find' ich halt lustig."

„Was ist daran bitte lustig? Drums Bett ist am weitesten von dir entfernt, das ist mir grade aufgefallen."

„Ja, das ist der Hauptgrund ..." Antwortete er und nickte einsichtig, doch in seinen Augen blitzte es noch immer belustigt, Cherry biss die Zähne fest zusammen, jetzt bloß nicht wieder ausrasten.

Sie zückte ihr Handy und schrieb Detroit eine wütende Nachricht, er und die anderen sollten sich sofort hierher begeben.

Danach starrte sie das nutzlose Ding eine halbe Ewigkeit an, ohne das er antwortete, sie schrieb auch Drum, dann Big P, keiner schrieb zurück.

Die Stille wurde allmählich drückend, sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, also stand sie auf und öffnete das Fenster, es war ihr egal, dass es reinregnete, sie brauchte Luft.

„Warum interessiert es dich eigentlich mit wem Big P schläft? Ist es weil ihr euch geküsst habt?" Fragte Ice Cube plötzlich und irgendetwas in seiner Stimme verriet ihr, dass ihm diese Frage auf der Seele gebrannt hatte.

„Es interessiert mich rein gar nicht." Sagte sie und kehrte zu Drums Bett zurück.

„Das sah gestern Abend aber irgendwie anders aus." Ice legte sein Handy weg und sah sie mit schief gelegtem Kopf an, sie ließ sich schwer seufzend gegen die Wand fallen.

„Warum fragst du überhaupt? Was geht dich das an?"

„Nichts, ich find's nur merkwürdig, dass dich das so wütend macht, oder was auch immer. Das ist alles."

Sie hob eine Augenbraue. „Was ist daran so merkwürdig? Er ist mein bester Freund und ..."

„Ist er das?" Unterbrach er sie, sein Unterton war kalt.

„Ja? Natürlich ist er das." Cherry verdrehte die Augen, wie konnte man nur so dämlich sein.

„Er ist dein bester Freund und hin und wieder macht ihr rum und sobald er eine andere hat, kannst du dich nicht mal mehr auf sein Bett setzen, gesunde Beziehung." Er starrte sie an, seine hellblauen Augen scannten sie ab, auf der Suche nach einer Schwachstelle, doch sie zuckte nur mit den Schultern. „Keine der Beziehungen in Folster sind sonderlich gesund, wir sind alle gestört, schon vergessen?"

„Du lenkst vom Thema ab." Sagte Ice daraufhin nur und Cherry musste sich schon wieder auf die Lippe beißen, was war nur los mit ihm?

„Es geht dich rein gar nichts an, was das mit Big P und mir ist. Aber nur damit du es weißt: Er kann schlafen mit wem er will und ich würde niemals mit ihm zusammen kommen wollen, das wäre ... Unnatürlich."

Ice erhob abwehrend die Arme. „Okay, okay. Schon verstanden. Nur so als kleiner Tipp: Wenn du willst das man dir das auch wirklich glaubt, solltest du vielleicht das nächste Mal, wenn er mit jemanden ins Bett will nicht durchdrehen wie eine eifersüchtige Irre, ja?" Er hatte mit Sicherheit belustigt klingen wollen, doch aus einem merkwürdigen Grund, klang er nur wütend.

Grade als Cherry ihm eine giftige Beleidigung an den Kopf schmeißen wollte, wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und Big P, Detroit und Drumstick trudelten irre lachend ein, Cherry machte ein finsteres Gesicht.

„Oh ... Du bist schon hier?" Fragte Detroit und ließ den Blick zwischen ihr und Ice Cube hin und her springen, sein Grinsen verschwand schlagartig.

„Du bist schon hier und ihr habt euch nicht die Köpfe eingeschlagen? Ich bin sprachlos." Setzte er hinzu.

„Dann hör' auf zu reden." Sagte Ice gereizt und stand von seinem Bett auf, er überragte alle Anwesenden um mindestens einen Kopf, Detroit grinste gezwungen. „Okay, du hast schlechte Laune, schon kapiert."

„Ich bin weg." Brummte Ice und verschwand im selben Moment, alle Blicke gingen zu Cherry, diese zuckte nur mit den Schultern.

„Was hast du getan? Er sollte mit uns kiffen!" Beschwerte sich Big P und Cherry stand ebenfalls auf. Das machte bei ihr allerdings nicht so viel Eindruck wie bei Ice, denn im Gegensatz zu ihm war sie mindestens einen Kopf kleiner als der Rest der Anwesenden.

„Ich habe gar nichts getan, er fing an mir komische Fragen zu stellen und meine Antworten haben ihm wohl einfach nicht gefallen. Und warum sollte er mit uns kiffen? Er macht die Stimmung doch nur kaputt!" Sie verschränkte wütend die Arme und P verdrehte die Augen.

„Hol ihn zurück, du hast ihn verärgert, das heißt du musst ihn auch wiederholen. Geh."

Das machte Cherry so wütend, das sie spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, doch anstatt etwas dazuzusagen stürmte sie einfach raus, das konnte ja wohl nicht wahr sein. Jetzt musste sie den Idioten auch noch zurückholen, obwohl sie nicht mal Schuld an seiner Scheißlaune hatte.

Sie sah zuerst im Aufenthaltsraum nach, doch dort waren nur seine Kumpels, die sie böse ansahen und sich dann wieder dem Kickertisch widmeten.

Cherry kannte Ice Cube ziemlich schlecht wenn man bedachte wie lange sie schon zusammen hier waren, wenn sie es sich recht überlegte war er sogar die Person in Folster die sie am längsten kannte, ausgenommen von Jeff natürlich.

Und dennoch wusste sie nicht wo er hinging wenn er nicht grade beim Essen oder im Zimmer ihrer besten Freunde war. Es hatte sie nie sonderlich interessiert wo er war oder was er tat, solange er weit weg von ihr war, war es ihr recht gewesen.

Also zog sie ohne Plan durchs Heim und überlegte wo er hingegangen sein könnte.

Während sie so lief ging sie nochmal ihr Gespräch von eben durch, sie hatte keine Ahnung was ihn so sauer gemacht haben könnte und eigentlich war es ihr auch egal, doch was sie wirklich wunderte, war sein plötzliches Interesse an ihrer Person.

Er hatte sie noch nie so viele Fragen gefragt wie in diesen paar Stunden. Und was er wegen Big P gesagt hatte wunderte sie noch mehr, doch gleichzeitig zeigte es ihr einmal mehr, dass sie dringend aufhören sollten sich ständig zu küssen, denn, völlig gleich ob sie es wollten oder nicht, es hatte etwas zu bedeuten, auch wenn sie es nicht gerne zugab.

Sie liebte Big P nicht auf eine romantische Art und dennoch störte sie der Gedanke, dass er etwas mit einem anderen Mädchen hatte. Es war als ob Cherry ihn sich freihalten wollte, bis sie sich sicher war, was sie wollte, sie blieb geschockt stehen.

Das war es, sie hielt ihn sich frei. Und jetzt wo er jemand anderen wollte, drehte sie durch. Sie fasste sich entsetzt an die Stirn, das musste sofort aufhören.

Sie wollte grade zurück zu Drum und den anderen gehen um sich bei Big P zu entschuldigen, als sie weißblonde Haare sah.

Ice Cube saß mit dem Rücken an der weißen Wand und starrte auf den Boden vor sich, die Knie angewinkelt.

Sie stand nur wenige Meter von ihm entfernt, doch er sah sie nicht an. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt sehen konnte.

„Was willst du hier?" Also hatte er sie doch gesehen, sie räusperte sich.

„Naja, also ... Big P will das du zurück kommst, sie wollen dich dabei haben und weil ich angeblich Schuld an deinem Verschwinden bin, sollte ich dich zurückholen. Also, kommst du?" Cherry versuchte einen möglichst gelangweilten Ton aufzulegen, doch ihre Erkenntnis brachte sie etwas aus der Fassung, er blickte zu ihr auf.

„Nein, ich komme nicht. Aber du kannst Big P sagen, dass es ausnahmsweise mal nicht deine Schuld ist, okay?"

Sie seufzte genervt auf. „Das wird er mir nicht glauben, geh einfach zurück, ich werde nicht dabei sein, sollte das dein Problem sein." Sie wusste nicht warum sie das sagte, doch es kam ihr so leicht über Lippen, das es sich richtig anfühlte.

Ice runzelte die Stirn. „Wieso nicht?"

Cherry zuckte mit den Schultern. „Mir ist die Lust vergangen und ich ... Ich bin grade mit dem Kopf woanders."

Er grinste leicht. „Ich hab dich also doch verunsichert, wusste ich's doch." Sofort bereute Cherry ihm auch nur irgendetwas gesagt zu haben, sie setzte ihre finsterste Miene auf und verschränkte die Arme.

„Nein, rein gar nicht und jetzt schwing deinen Arsch hoch, sonst killt mich Big P." Sie wartete nicht darauf, dass er aufstand, sie ging einfach wieder und bog in den Mädchentrakt ein, wo sie schließlich in ihr noch immer leeres Zimmer kam und sich tot aufs Bett fallen ließ, sie brauchte dringend Schlaf. Außerdem konnte sie ihre Gedanken grade nicht ertragen. Bevor sie sich die Decke über den Kopf zog, nahm sie noch einen Schluck von ihrer Notfallfalsche Tequila unterm Bett.

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