Kapitel 9: Verrat
Keuchend trat Percy vor den Thronsaal der Götter, ein unangenehmes Gefühl nagte in seinen Bauch. Da er bereits viele Demigotterfahrungen hatte, wusste er, was es für ein Gefühl war: Unheil.
Der Schwarzhaarige wartet nur auf den Moment, wo zum Beispiel ein riesiges Krokodil aus einem Teich sprang oder er von einem Riesenhuhn überrascht wurde.
Schon auf den Weg zum Olymp war ihm aufgefallen, dass es ungewöhnlich still war. Normalerweise drangen sich hier Nymphen und andere magische Wesen dicht an dicht, doch bis jetzt hatte er nicht mal ein Schatten zu Gesicht bekommen. Seine Anspannung wuchs von Sekunde zu Sekunde.
Selbst aus dem Saal hörte man keinen einzigen Laut, nur Hestias Feuer glaubte er brutzeln zu hören.
Als Percy schließlich all seinen Mut zusammennahm und die Tür aufriss, entwich ihn sofort ein Aufschreien. Es war nicht Hestias Feuer, was er gehört hatte, nein. Vor ihn brannte ein riesiges Feuer und niemand anderes als Annabeth thronte darauf. Sein Herz zog sich zusammen, als er seine Prinzessin gefesselt und hilflos sah, während die roten Krallen immer näher kamen. Sofort schossen ihn Bilder von Sally in den Kopf. Ihren ruhelosen Blick als sie sich von ihm verabschiedet hatte fand er nun in Annabeths Sturmgrauen Augen wieder. Ihre Augen, die er zu lieben gelernt hatte, schauten nun mit einem Blick auf ihn hinunter, den er nicht deuten konnte. Er konnte sehen, wie sich ihre Lippen bewegten, jedoch verstand er nicht. Er wollte auch nicht verstehen, denn in diesen Moment zählte nur, dass sein Mädchen gerettet wird.
Panisch sah er sich nach brauchbarem Wasser um und entdeckte das Objekt seiner Begierde am Ende des Raumes.
Kopflos rannte Percy drauf zu, als er auf einen gut im Boden versteckten Auslöser trat. Um seine Handgelenke legten sich feste Fesseln und zerrten ihn zu Boden. Voller Verzweiflung sah er zu Annabeth, gefasst auf den Anblick sie sterben zu sehen.
Aber das Feuer war verschwunden und die Tochter der Weisheit stand unversehrt da, mit einem entschuldigenden Blick im Gesicht.
Neben Percy flimmerte es, die Olympier tauchten nach und nach auf und umzingelten ihn. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, die einzigen Worte die kreuz und quer durch seien Kopf tanzten waren Verrat, Verrat und Verrat.
Die Person, Annabeth, die er am Meisten liebte, hatte ihn verraten. „Sie stellt sich auf die Seite der Mörder meiner Familie, sie lässt mich im Stich...", dachte Percy verzweifelt.
Der Damm, der seine Gefühle tagelang aufgestaut hatte, brach. Warme Tränen kullerten seine Wangen hinunter, seine Brust fühlte sich zerrissen an. Wieso war er bloß so naiv gewesen? Er hatte sich Hoffnungen gemacht, er dachte wirklich, er würde geliebt werden.
Sieh dich an, du bist armselig, wer würde dich lieben?
Percy schluckte, doch der dicke Kloß in seinen Hals verschwand nicht. Er versuchte es wieder, doch es brachte nichts. Ein Schluchzen drang aus Kehle. Auf einmal war es viel zu Anstrengen, es war zu anstrengen Annabeth weiter in die Augen zu sehen, zu anstrengend die Tränen zu unterdrücken.
Er ließ seinen Kopf hängen flüsterte leise unter Tränen vor sich hin:
„Nie wieder"
Lesenacht (1/3)
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