Kapitel 26: Wie du mich gerettet hast
Percy erwachte, spürte die angenehm warme Luft seine Haut umschmeicheln, fuhr sich durch die zerzausten Haare. An den klaren Boden abstützend, in welchem sich die Sterne über ihn spiegelten, setzte er sich auf, müde, als wäre von einem langen Schlaf erwacht.
Vor ihm ragte ein Schloss empor, gemacht aus Mamor und Elfenbein, umleuchtet vom hellem Licht der Morgenröte. Eine Zugbrücke führte in das märchenhafte Innere, das strahlende Wasser überquerend.
Erst jetzt sah Percy die schlanke Gestalt, die sich ans Burgtor lehnte, die Gestalt, die ihn aus liebevollen Augen musterte. Voller Trauer erwiderte er den Blick und beiden begannen sich gleichzeitig in Bewegung zu setzen. Erst kurz bevor sie endlich einander erreichten, wurden die Klänge der Schritte langsamer und unsicherer, bis sie schließlich ganz verstummten.
"Percy...ich..."
"Bitte sag nichts, bitte nicht um Verzeihung", kam Percy ihn zuvor, strich mit einer Hand die Konturen seiner scharfen Züge entlang.
Moros schluchzte laut auf, nahm den Schwarzhaarigen in die Arme. "Sag mir, womit habe ich das verdient?"
"Vielleicht hasst du das gar nicht, aber wer verdient schon wirklich irgendwas? Ich möchte nur endlich ohne Groll leben, möchte endlich akzeptieren und verzeihen, nach vorne blicken in eine schönere Zukunft. Ich möchte wieder Gutes tun".
Nachdenklich kratze sich der Gott am Hinterkopf, murmelt: "Also wirst du die Wiedergeburt wählen?"
Percy nickte nur leicht.
Schluckend sank der Weißhaarige den Blick, bevor er sagte: "Aber dann wirst du Annabeth nie wieder sehen, wie kannst du damit leben?"
"Ich werde nicht damit leben müssen, ich werde sie einfach vergessen"
Der Halbgott fühlte sich mies. Schon wieder war er egoistisch. Er würde sie vergessen, doch sie ihn niemals. Wahrscheinlich hasste sie ihn, wollte ihn so Tod sehen, wie er eben war, doch mit diesem Gedanken konnte er keinen Frieden finden.
Moros sah die Trauer in den Augen Percy's, fühlte sich noch mehr schuldig. Entschlossen griff er den Jungen an die Schultern und atmete tief durch.
"Percy...dies hier ist nicht das Elysium, es ist mein neues Zuhause. Ich glaube, die Götter haben sich am Ende doch schuldig gefühlt und so schenkten sie mir neues Leben. Hades hatte mich gehen lassen...", kurz zögerte er, "aber ich möchte, dass du lebst an meiner Stelle, ich möchte, dass du zu deinem Mädchen zurückkehrst und endlich wieder glücklich wirst. Ich will, dass du so lächelst, wie ich dich nicht zu Lächeln bringen konnte, denn du hast das alles so viel mehr verdient".
Dem Schwarzhaarigen stockte der Atem, überrascht. "Moros, Nein! Du hasst so lange gelitten, gib nicht diese Chance auf! Nicht für mich, für so ein Unbedeutendes Leben! Du bist es mehr Wert als jeder andere, gerettet zu werden!"
"Du hasst mich schon gerettet, mir gezeigt wieder zu Leben, mich aus dieser erdrückenden Einsamkeit befreit. Ich verweile nicht länger hier, wo ich wieder alleine bin. Aber du, auf dich warten Menschen, geliebte Menschen, die es nur vergessen haben. Du sollst leben, weil...ich dich liebe", seine Augen waren feucht und seine Stimme zitterte, "ich...ich weiß, du liebst sie, hast es immer getan. Aber vielleicht gehört dein Herz auch ein kleines bisschen mir und unserer kurzen gemeinsamen Zeit, also nimm bitte dieses Dankeschön an. Lass mich dich retten..."
Percy schluchzte gerührt auf und drückte Moros näher an sich, dessen freie Schulter bereits von Tränen benetzt war.
"Natürlich gehört mein Herz auch dir, warum sonst würde es so sehr schmerzen? Wie dumm du doch immer bist..."
Der Größere lachte erstickt auf, legte seine Hände auf Percy's Wangen. "Lass mich dich küssen, ein aller letztes Mal!", dann vereinten sie ihre Lippen.
Der Kuss war weniger ein Tanz der Lippen als ein verzweifeltes Festklammern. Keine Zunge, kein Verlangen, nur das simple aufeinander liegen zweier Lippen, die letzten Momente zweier Menschen. Moros Geschmack vermischte sich mit dem salzigen Wasser, welches aus dessen Augen drang, doch Percy spürte schon, wie er selbst begann, sich aufzulösen. Er konnte nicht mehr das Summen der Insekten auf der Wiese hören, die Sonne auf seiner Haut prickeln fühlen. Sollte das ihr Ende sein?
Voller Wehmut fragte Percy leise: "Werden wir uns Wiedersehen?"
Doch er war verschwunden, bevor der Gott eine Antwort geben konnte, aber manchmal brauchte man diese nicht, da alle die Antwort schon wussten.
Mit einem Lachen auf dem Gesicht drehte er sich um, schritt wieder ins Schloss hinein, nur um mit diesem zu verschwinden, sich langsam aufzulösen.
Der Weißhaarige war nun endlich bereit, der Welt sich selbst zu überlassen und auf die Liebe zu vertrauen.
Und alles nur wegen diesen schönen meergrünen Augen...
Leute, ich hatte so feelings bei diesem Kapitel...
Ich liebe Mercy so sehr, aber ich glaube, dass war ein gutes Ende für die Beiden. Für alle, die vielleicht ein bisschen mehr von Moros und Percy sehen wollen, werde ich nach dem Epilog noch ein paar Specials machen zum Thema, wie genau sich beide "verliebt" haben. Diese Kurzgeschichten werden noch mehr auf Moros Gefühle eingehen, da es in der Main Story ja mehr um Percy ging. (Sie werden jedoch eher unregelmäßig geupdated)
Was haltet ihr von der Geschichte von Moros?
Wie schätzt ihr Moros als Charakter ein?
Mögt ihr ihn und könnt ihn verstehen?
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