Kapitel 17: Die Ruhe vor dem Sturm
Der Junge schaute ihr nicht in die Augen. Annabeth hasste es, wenn Menschen ihr nicht ins Gesicht sahen. Entweder waren sie von der falschen Sorte oder in ihren Worten steckte kein Funke Wahrheit, beides war ihr zu wider.
"Mein Name ist Tristan, Sohn der Athene".
"Sohn der Athene? Ja, wahrscheinlich".
Tristan sah ihr und ihren Geschwistern überaus ähnlich, leicht gewelltes, blondes Haar, graue Augen, intelligent aussehende Gesichtszüge. Doch irgendwas stimmte da nicht, er verhielt sich nicht auf die Weise, wie er Kinder der Weisheit taten.
"Du bist relativ alt fürs Camp! Woher und warum kommst du?", fragte sie bissig.
"Ich dachte Leute wie ich seien hier willkommen?! Ich weiß gar nicht, was du so...", er suchte nach den richtigen Worten, "lästig bist"
Annabeth war fest im Glauben, er habe was viel Schlimmeres sagen wollen, den funkelnden Augen nach.
Es war eines ihrer Talente, Menschen zu lesen, eine Fähigkeit, die ihr und ihren Freunden oftmals aus so manch gefährlicher Situation gerettet hatte. Doch aus diesen Jungen wurde sie nicht schlau. Manche Menschen laß sie wie ein offenes Buch, er aber war wie eins, wo alle Seiten, Wörter und Buchstaben vertauscht waren: verwirrend.
Er war ihr gegenüber Abweisend, als würde es einen Hintergrund geben, einen Groll, den er gegen sie hegte, jedoch war sie sich ziemlich sicher, dass sie sich noch nie begegnet waren.
„Kennen wir uns?"
Ihr Gegenüber lachte trocken. "Nein, Schande über mein Haupt!"
Mit gerunzelter Stirn strich sie sich kurz die Haare aus dem Gesicht, seufzte anschließend auf und schüttelte den Kopf. "Nun gut, ich bin Annabeth Chase, ebenfalls Kind der Athene. Es ist schon spät, wir sollten Chiron jetzt nicht mehr belästigen. Ich nehme dich mit in unsere Hütte, da sind im Moment viele Betten frei. Wir hatten zwar keinen besonders guten Start, aber dies ändert sich hoffentlich".
Freundlich streckte sie den Jungen ihre Hand entgegen, welcher sie erst missbilligend betrachtete, anschließend aber doch zögerlich einschlug. "Auf gute Zusammenarbeit".
Und so kam es, dass Annabeth und Tristan zusammen den Waldweg zum Camp hinunter nahmen, umgeben von dem angenehmen Summen und Fiepen allerlei Insekten, die ihren Platz im Schutz der Bäume gefunden hatten. Annabeth liebte das Biotop dieses Geländes, es war einfach wunderbar, die Natur in ihrem Einklang zu beobachten. Früher hatte sie oft hier gesessen, eine Gewohnheit, in die sie seit Percy's Verschwinden zurückverfallen war. Manchmal saß sie einfach da, an einem Baum gelehnt und die Augen geschlossen, lauschte sie den Gesang der Tiere, im Wissen, um genau welche Art es sich bei jedem handelt.
Kurzerhand wanderte ihre Aufmerksamkeit zu ihrem Begleiter, woran er wohl gerade dachte?
Überrascht stellte sie fest, dass er seltsam gefasst war. Die Meisten, die das Camp zu ersten Mal betraten, steckten in einer Gefühlslage zwischen Angst, Faszination und Euphorie, doch noch nie hatte sie jemand einfach gelangweilt erlebt. Es schien eher so, als würde er an einen verhassten Ort zurückkehren. Annabeth würde ihn im Auge behalten müssen.
"Ist das Camp immer so still?"
Die Blonde hatte gar nicht bemerkt, dass sie schon das Ziel ihrer Begierde erreicht hatten, ihr Blick etwas zu lange auf Tristan legend.
"Nur nicht im Sommer, wo alle frei haben und ihre Ferien im Camp verbringen".
Verwundert hob er eine Augenbraue, eine Fähigkeit, die sie schon bei Percy bewundert hatte. Oft hatte sie sich daran versucht, jedoch vergeblich. "Warum bist du dann hier? Du gehst doch auch zur Schule, nicht?"
Annabeth wollte nichts antworten, wollte diesem Thema ausweichen, so wie sie es immer tat. Sie war nie jemand gewesen, die Mitleid wollte, niemand, der oft weinte. Aber etwas in diesen Augen gab ihr das irrationale Verlangen, sich in Tristans Arme zu schmiegen und ihre Tränen im freien Lauf zu lassen, Tränen, die sie mit aller Macht gehalten hatte. Es war dieses Funkeln, diese Mischung aus Lebensfreude und Wut, die sie im strahlenden Grau erkannte, so Ähnlich zu den Ausdruck in Percy's Augen.
Beim Gedanken an Percy brach der Damm, die die Fluten aus Gefühlschaos abhielt, Annabeth in ihnen zu ertränken. Doch nun schreitet das Wasser voran, unaufhaltsam und gefährlich, bis sie das verzweifelte Mädchen erreicht hatten und diese unterging.
Ihre Beine begannen zu zittern, alle Kraft aus ihrem Körper gewichen, immer wieder murmelnd:
"Komm zurück, verzeih mir, Percy..."
Langsam gaben ihre Beine nach, ihre Gedanken drehten sich im Kreis, sie musste schlafen, musste wach bleiben, falls Percy zurück kam, musste für sie beide stark sein, musste...
Plötzlich legten sich zwei starke Arme um sie, hob sie sanft hoch und trug sie zur Athene Hütte, sanft ihren Rücken streichelnd und immer wieder beruhigende Worte flüsternd. Annabeth wusste nicht wieso aber es war ihr im Moment egal: Sie fühlte sich zu Hause.
Die Ruhe vor dem Sturm.
***
Percy hielt die schlafende Annabeth in den Armen, nicht wissend, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Verfluchend tat er sich, sich und seine Gefühle.
Wieso riskierte er alles, nur um ihr zu helfen? Nach alldem, was sie ihm angetan hatte?
Hätte er nicht einfach zusehen können, wie sie weinte, hätte es ihm nicht egal sein sollen? So wie ihr es egal wie, wie er sich nach ihrem Verrat die Seele aus den Leib geheult hat? War er nicht über sie hinweg, mit Moros glücklich?
Und doch fand er sich in dieser Situation wieder, sie in ihren Armen, sanft ihr Haare streichelnd.
Die Tatsache war, es hatte ihm das Herz gebrochen, Annabeth weinen zu sehen. Früher hätte er jeden, der sie verletzt hätte die Fresse poliert, aber nie hatte er sich in dieser Position gesehen.
Zweifel säen sich in seinem Herzen, hätte er die richtige Entscheidung getroffen? Hätte er sie damals ausreden lassen sollen?
Verzweifelt schüttelte er den Kopf, als ihm eins bewusst wurde:
Er liebte sie immer noch, hatte nie damit aufgehört.
Percabethshippers, wo sei ihr? Are u proud of me? XD
Naja, hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen, voted und kommentiert<3
See u tomorrow
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