1 | Der Große Maverick
My Beitrag zum Wettbwerb "Two Notes - A Thousands Stories" von Grazia_Nera
Notes:
1. Zeitreise / 2. Teleportation
Update:
Zweiter Platz
DER GROSSE MAVERICK
„Was ist das?"
„Eine Tür!"
„Und wo führt diese Tür hin?"
„Das ist die richtige Frage, Zweiter! Leider wissen wir das erst, wenn einer von uns hindurchgeht."
„Ernsthaft? Ich meine, es ist nur eine Tür, oder?"
„Eine Tür, die zu einem Schrankkoffer gehört!"
„Dann führt sie in den Schrank!"
Justus umrundete nun schon zum dritten Mal den mannshohen Koffer, den Onkel Titus von der Versteigerung mitgebracht hatte und der nun in der Nähe der Freiluftwerkstatt auf dem Gebrauchtwarencenter der Familie Jonas stand.
„Und du sagtest, der Koffer mit der Tür gehörte einem Magier?", hakte Bob nach und ließ seine Finger über die schwere Eichentür wandern.
„Ja, einem gewissen Maverick irgendwas", meinte Peter, der mal wieder nur mit halbem Ohr hingehört hatte. „Können wir jetzt bitte den Koffer „Koffer" sein lassen und zum Strand fahren? Ich habe Jeffrey versprochen, dass wir mal wieder Surfen gehen!"
„Jeffrey, ja?!", grinste Bob und warf Peter einen vielsagenden Blick zu.
„Wir müssen doch wenigstens wissen, was es damit auf sich hat. Am besten, einer von uns geht einfach mal durch diese Tür und wenn er dann wieder herauskommt, fahren wir an den Strand. Einverstanden, Kollegen?"
„Einverstanden!", nickten Peter und Bob.
„Peter, willst du nicht den Anfang machen?", schlug Justus vor.
„Wieso immer ich?", maulte Peter und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Weil du gerne zum Strand und zu Jeffrey möchtest", stichelte Bob. Peter schnaubte. „Nun gut, aber nur damit ihr mit dem Quatsch aufhört und wir baden gehen können", sagte er und öffnete die Tür am Koffer. Sie war schwerer, als er gedacht hatte.
Als er hineinsah, sah er: Nichts. Nur eine schwarze Rückwand, die den Koffer verkleidete. „So, hier ist nichts!", sagte er und wollte gerade wieder umdrehen, als Justus ihm den Weg versperrte.
„Der Große Maverick hat die Tür immer verschlossen, bevor er verschwunden ist. Ich muss die Tür jetzt auch schließen, Zweiter, sonst funktioniert der Trick nicht."
„Ernsthaft?"
„Denk an Jeffrey!", säuselte Bob und Peter rollte die Augen. „Also schön, mach die Tür zu!"
Justus grinste und nur eine Sekunde später stand Peter in der völligen Dunkelheit des engen Koffers. „So, du kannst die Tür wieder aufmachen, Just." Ein paar Sekunden vergingen, in denen nichts passierte. „Du kannst die Tür wieder öffnen!", sagte Peter nun etwas lauter und suchte mit den Händen nach einer Türklinke oder etwas Ähnlichem. Doch er konnte nichts ertasten. Langsam wurde es ihm unheimlich. „Justus? Bob? Könnt ihr mich hören?"
Peter lauschte, doch nichts war zu hören. Oder doch, hinter ihm, wo sich die Rückwand des Koffers befand, hörte er ein vertrautes Krächzen. War das etwa Blacky? Peter drehte sich um und berührte mit den Fingern die Rückwand des Koffers. Doch statt einer harten Verschalung, ließ sich das Schwarz leicht beiseiteschieben und plötzlich öffnete sicher Vorhand vor ihm.
„Was zum...?" Peter stand plötzlich in ihrer Zentrale auf dem Schrottplatz. Vor ihm hing Blacky wie gewohnt an der Decke des alten Wohnwagens und krächzte eintönig vor sich hin. Peter drehte sich um und realisierte, dass er gerade aus ihrer Dunkelkammer getreten war, dessen Schleuse mit einem dicken schwarzen Vorhang abgedunkelt war. Als Peter den Vorhang beiseite zog, lag dahinter jedoch nicht der Koffer, sondern nur die Dunkelkammer.
„Was ist hier los?", murmelte der zweite Detektiv und zweifelte kurz an seinem Verstand. Ob Bob und Justus noch draußen standen? Eilig machte sich Peter auf den Weg, um nachzusehen. Den Weg zur Freiluftwerkstatt legte er im Laufschritt zurück. Als er seine Kollegen erspähte, war Justus gerade dabei, die schwere Tür zu schließen.
0Wollen wir ihn ein bisschen darin schmoren lassen?", fragte Justus grinsend an Bob gewandt, der leise lachte. „Ich glaube er musste heute schon genug leiden, weil ich ihn immer mit Jeffrey aufziehe", meinte Bob abwehrend. „Lass ihn lieber wieder raus!"
„Nicht nötig!", meldete sich plötzlich Peter zu Wort, der nun direkt hinter seinen Freunden stand. Erschrocken drehten sich Bob und Justus um.
„Wo kommst du denn jetzt her, Zweiter?", fragte Justus und sein Blick wanderte zwischen dem Koffer und dem zweiten Detektiv hin und her.
„Aus der Dunkelkammer der Zentrale", antwortet Peter leicht außer Atem. „Wie bist du da so schnell hingekommen?"
„Durch den Koffer!"
„Nie im Leben!", sagte Justus und zog den Koffer auf. Er war leer. Justus betrat den Raum vor ihm und ehe Peter ihn daran hindern konnte, zog er die Tür hinter sich zu. Als er sich umdrehte, nahm er einen schwachen Lichtschein wahr, der sich am Ende eines Tunnels zu befinden schien. Vorsichtig und gebückt schlich der erste Detektiv vorwärts, bis er an eine Wellblechklappe kam, die ihm seltsam bekannt vorkam. Er schob sie beiseite und stand plötzlich in der Freiluftwerkstatt. Als er sich umdrehte, erkannte er, dass er geradewegs aus Tunnel II gekommen war.
„Wie geht das?", überlegte der erste Detektiv laut. Er hätte schwören können, dass Peter sich einen Scherz mit ihnen erlaubt und durch die Rückwand des Koffers entkommen war. Aber nun war ihm etwas Ähnliches passiert. Eine Art Teleportation?
„Wieso immer ich?", hörte er Peter aus der Ferne maulen und gleich darauf Bobs grinsende Antwort: "Weil du gerne zum Strand und zu Jeffrey möchtest."
Justus spähte an der Wand der Werkstatt vorbei und sah den Schrankkoffer von hinten. ‚Perfekt', dachte er, da er vermutete, dass Peter doch irgendwie unbemerkt durch die Rückseite entkommen war und dann den Tunnel II in die Zentrale genommen hatte.
„Nun gut, aber nur damit ihr mit dem Quatsch aufhört und wir baden gehen können", hörte er Peter sagen, bevor dieser die Tür öffnete.
Den nächsten Satz hörte er nur gedämpft. Und dann vernahm er seine eigene Stimme:
„Der Große Maverick hat die Tür immer verschlossen, bevor er verschwunden ist. Ich muss die Tür jetzt auch schließen, Zweiter, sonst funktioniert der Trick nicht."
„Denk an Jeffrey!", säuselte Bob und Justus wusste, dass er nun die Tür schloss.
Während die Konversation zwischen ihm und Bob weiter ging spähte Justus über den Schrottplatz. Tatsächlich. In der Ferne sah er Peter im Laufschritt auf sie zukommen. Er hatte also die Wahrheit gesagt. So schnell konnte keiner von dem Koffer über den Tunnel, in die Zentrale und wieder zurück auf den Schrottplatz kommen. Fasziniert beobachtete Justus wie Peter sich offenbarte und seine Geschichte erzählte. Er wusste, dass er jede Sekunde in den Koffer verschwinden würde.
Es schien ihm, als hätte der Koffer eine Art Zeitschleife erschaffen und nun war er ein paar Minuten in die Vergangenheit gereist, genau wie vor ihm Peter. Um nicht seinem früheren Ich über den Weg zu laufen, wartete Justus, bis sich die Tür zum Koffer wieder geschlossen hatte. Dann trat er aus seinem Versteck und ging auf seine Freunde zu.
„Justus?", wunderte sich Bob, als er den ersten Detektiv auf sich zukommen sah. „Wo kommst du denn jetzt so schnell her? Du bist doch gerade erst im Koffer verschwunden."
„Peter hat recht", erklärte Justus und Peter sah ihn erstaunt an. Es passierte äußerst selten, dass Justus ihm in einer Sache zustimmte.
„Dieser Koffer scheint eine Art Tor zu sein. Ein Tor, das einen sowohl an einen anderen Ort als auch ein Stück weit in die Vergangenheit bringt."
„Nun hör aber auf", lachte Bob unsicher. „Das ist doch nicht euer Ernst."
„Ich fürchte schon", bestätigt Peter. „Ach komm, ihr wollt mich doch bloß veräppeln", meinte Bob und öffnete die schwere Eichentür. Der Koffer war erneut leer.
„Alles klar, Kollegen, auch wenn ich mir total dämlich vorkomme, möchte ich, dass ihr mich auch einschließt."
„Und wenn der Koffer dich dieses Mal irgendwo anders hinbringt?", wand, Peter ein.
„Die letzten Male hat er uns auf dem Schrottplatz wieder ausgespuckt", meinte Justus zuversichtlich. „Ich glaube nicht, dass er Bob zu weit von uns wegschickt."
„Also los, jetzt mach die Tür hinter mir zu."
„Viel Glück, Kollege", sagte Justus und schloss die Tür hinter Bob.
Sobald es dunkel war, drehte Bob sich zur Rückseite des Koffers und tastete mit den Händen an der Wand entlang. Sie war recht fest und wahrscheinlich aus Holz. Als er dagegen drückte, passiert nichts. Er klopfte, und es klang dumpf zurück. ‚Komisch', dachte er und drehte sich erneut um. ‚Die beiden wollen mich doch verarschen', ging es ihm durch den Kopf. ‚Wahrscheinlich stehen sie gerade draußen und lachen mich aus.'
Gerade wollte Bob gegen die Tür drücken, um aus dem Koffer herauszukommen, als sich die Tür wie von Zauberhand selbst öffnete. Licht drang von außen in den Koffer und eine Stimme sagte gerade: „Und nun liebe Damen und Herren, sehen Sie das der Koffer nun leer ist!" Schwungvoll glitt die Tür auf. Bob stand noch immer in dem Koffer und starrte von einer kleinen Bühne aus auf ein paar Reihen mit Stühlen, auf denen augenscheinlich Publikum saß. Die Männer Frauen und Kinder fingen an zu lachen und der Mann, der neben dem Koffer stand, sah sich irritiert zu Bob um. Mit einem Aufschrei sprang er zu Seite.
„Das ist unmöglich!", entkam es ihm. „Wer bist du?"
Bob stieg aus dem Koffer und sah sich um. Er stand tatsächlich auf einer kleinen Bühne, die in einem Zirkuszelt aufgebaut war. Der Mann neben ihm hatte einen spitzen Hut auf dem Kopf und trug einen Umhang mit Sternen darauf.
„Seid ihr große Maverick?", frage Bob und der Zauberer nickte heftig. „Kennen wir uns?"
Bob wollte fast sagen, dass es unmöglich sei, weil Maverick ja tot war. Doch er traute sich nicht, dem armen Mann sein Schicksal zu verraten. „Nein, ich denke nicht", sagte Bob stattdessen. „Wie kommst du denn in meinen Koffer?", fragte Maverick erstaunt.
„Ich bin hineingegangen", sagte Bob.
„Nein", sagte der Zauberer und schüttelte vehement seinen Kopf. „Ich habe eine Frau hineingesteckt, aber die ist nur nicht mehr da."
„Das tut mir leid", sagte Bob. „Meine Freunde, Justus und Peter sind auf dem Schrottplatz wieder rausgekommen, aber dort scheine ich nicht zu sein. Wo befinde ich mich?"
„Du bist in Santa Monica."
Die Menge wurde bereits unruhig, als sie das absurde Gespräch auf der Bühne verfolgten. „Wo ist denn meine Frau?", fragte ein Herr aus dem Publikum.
Der Zauberer setzte ein Lächeln auf. „Ihr wollt sie also wieder haben?", fragte er, und die Menge lachte. Der Zauberer schloss den Koffer und Bob sah zu, wie einen Zauberspruch sprach und den Koffer dann wieder öffnete. Eine hübsche Frau trat heraus und hatte von dem missglückten Zauber davor anscheinend nichts mitbekommen.
„Könnt ihr mich wieder zurückschicken?", fragte Bob, nachdem die Frau wieder mit ihrem Mann vereint war. „Ich werde es versuchen", meinte der Zauberer. „Wo möchtest du denn hin?"
„Zum Gebrauchtwaren Center T. Jonas in Rocky Beach", gab Bob an.
„Meinst du etwa diesen Schrottplatz von Titus Jonas?"
„Es heißt Gebrauchtwarencenter", korrigierte Bob automatisch.
„Nein", sagte der große Maverick entschieden, „ich weiß genau, dass Titus einen Schrottplatz hat und ihn auch so nennt."
„Er hat den Schrottplatz umbenannt in Gebrauchtwarencenter", sagte Bob bestimmt. „Und das schon vor ein paar Jahren", fügte er hinzu.
Maverick zog seine Augenbrauen zusammen und fragte Bob, dann eine ungewöhnliche Frage:
„Weißt du, welches Jahr wir haben?"
„1987", sagte Bob selbstsicher. Marek nickte. „Mein lieber Junge, du hast da zwei Zahlen verdreht. Wir schreiben das Jahr 1978." „Sicher nicht", sagte Bob. Maverick nickte abermals.
„Ich werde dich wieder zurückschicken. Geh bitte in den Schrank."
Bob stieg abermals in den Koffer und der Zauberer verabschiedete ihn unter großen Applaus von der Menge, ehe er die Tür schloss. Sofort wurde es still um Bob. Plötzlich vernahm er von draußen Stimmen, die ihm bekannt vorkamen. Er drückte gegen die schwere Tür und stand auf einmal wieder im Freien auf dem Schrottplatz.
„Komisch", sagte Peter, „bei Bob scheint es nicht geklappt zu haben."
„Stimmt das?", fragte Justus. „Warst du die ganze Zeit im Koffer?" Bob schüttelte nur den Kopf. „Das würdet ihr mir sowieso nicht glauben."
Und dann erzählte er von seiner Reise durch Raum und Zeit.
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