41 | Falsche SMS

Als Bob wenig später den Käfer am Tor zum Eingang von Mr. Allens Haus geparkt hatte, war von Charles noch nichts zu sehen. Bob war ein wenig früher dran als verabredet und sah sich schon mal um. Als sein Handy vibrierte, sah er die Nachricht von Justus.

Bin im Haus von Mr. Allen. Sehe dich. Charles ist noch nicht da. Die Polizei und ich haben dich im Blick. Pass auf dich auf. Lösche diese Nachricht!

Bob löschte die Nachricht und sah die SMS an, die Justus davor geschrieben hatte:

Bob, deine Neigung zu Männern passt nicht zu unserem Detektivbüro. Ich bin da einer Meinung mit Peter und schließe dich bis auf Weiteres von unseren Ermittlungen und von den Drei ??? aus. Ich kann dir gerne eine Adresse von einer guten Ärztin geben, die auf dein Krankheitsbild spezialisiert ist. Vielleicht kann sie dir helfen. Justus

Bob drehte sich der Magen um. Auch wenn diese Nachricht rein fiktiv und mit Justus abgestimmt war, so tat es ihm trotzdem in der Seele weh, dass es tatsächlich Menschen gab, die dachten, Homosexualität wäre „heilbar".

Auch die zweite Nachricht von Peter, die er kurz vor Justus abgeschickt hatte, diente nur dem Zweck, Charles in dem Glauben zu lassen, dass Bob tatsächlich allein hier sein würde:

Ich bin geschockt! Wir haben in einem Bett gelegen und von der gleichen Cola getrunken! Hätte ich gewusst, dass du so einer bist, hätte ich mich nicht von dir wiederbeleben lassen! Ich muss jetzt erstmal mit Kelly rummachen, um zu verdauen, dass ich all die Jahre in der Schule neben dir gesessen habe... P.

Bob hätte über diese Nachricht eigentlich nur lachen können, wäre nicht einem Mitschüler von ihnen vor ein paar Jahren genauso eine Nachricht nach seinem Outing zugekommen. Bob beschloss diese Nachrichten so schnell es ging nach ihrem Fall wieder zu löschen, damit er diesen Blödsinn erst gar nicht an sich ranlassen musste.

Als er das Handy gerade wieder einstecken wollte, hörte er hinter sich leise Schritte. Als er sich umdrehte, entdeckte er Charles. Er hatte ihn gar nicht kommen gehört.

„Hey, was schleichst du dich denn so an?", grinste Bob.

„Ich habe mein Auto an der falschen Stelle abgestellt und musste dich erstmal suchen. Aber dein Käfer ist ja auffällig genug", grinste er.
Bob erschauderte. Charles hatte seinen Käfer noch nie gesehen. Zumindest nicht offiziell. Weder in der Disko, noch beim Eisessen hatte er ihm davon erzählt und er war auch beide Male nicht mit dem Auto gekommen. Aber auf diesen Fakt durfte er Charles keineswegs ansprechen. Er sollte glauben, dass Bob ihm blind vertraute.

„Ich habe alles dabei, wollen wir los?", fragte Bob und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgeregt er war. Auch wenn Charles grade recht harmlos aussah, so hatte er doch auch Respekt vor dem, was ihn vielleicht erwarten konnte.

„Alles gut?", fragte Charles plötzlich und war ihm auf einmal sehr nahe. „Du siehst nervös aus. Oder traurig?", vermutete er.

Bob war dankbar für die zweite Option. Damit konnte er seine Aufregung hoffentlich ein wenig kaschieren. Er seufzte laut und zog sein Handy aus der Tasche. Dann hielt er Charles die SMS von Peter hin.

„Er hat uns beim Eisessen beobachtet", erklärte er, während Charles die SMS las.

Charles grinste innerlich. Dieses kleingeistige Arschloch, das sich sein bester Freund nannte, hatte doch tatsächlich seine Freundschaft gekündigt, weil sein langjähriger Kollege sich mit einem anderen Mann auf ein Eis getroffen hatte.

Er versuchte ein mitfühlendes Gesicht zu machen und fragte der Vollständigkeit halber: „Und Justus?"

„Ließ selbst", meinte Bob traurig und rief die SMS von Justus auf.

„Woah!", meinte Charles, als er auch Justus' Nachricht gelesen hatte. „Sei bloß froh, dass du die beiden los bist!" Bob nickte und schulterte den Rucksack.

„Komm, lassen wir den Tag mit einem kleinen Abenteuer ausklingen", meinte Charles und legte seinen Arm um Bobs Schultern. In seinen Gedanken feierte er innerlich, dass er es geschafft hatte, die Drei Fragezeichen auseinanderzubringen. Um Justus und Peter würde er sich später noch kümmern. Vielleicht war es auch Strafe genug, wenn sie die sterblichen Überreste ihres Kollegen später in den Höhlen finden würden und ihnen das schlechte Gewissen noch jahrelang nachhängen würde.

Als sie vor der verschlossenen Höhlentür standen, hatte Bob noch eine Überraschung. „Soll ich dich über die Schwelle tragen?", fragte er grinsend an Charles gewandt.

„Hast du denn einen Schlüssel?", fragte dieser irritiert.

Bob zwinkerte Charles zu. „Der Inspektor hat eine unglaubliche Unordnung in seinem Büro. Er denkt wahrscheinlich, er hätte ihn einfach nur verlegt", erklärte er und machte sich am Schloss zu schaffen. In Wahrheit hatten die drei Freunde den Inspektor überredet, ihnen den Schlüssel zu geben, damit auch die Polizei durch den Haupteingang in die Höhlen gelangen konnte und nicht auch durch das Loch hinabsteigen musste.

Charles war überrascht, dass Bob den Schlüssel vom Inspektor geklaut hatte und fragte sich kurz, ob Bob eventuell mit ihm mitkommen würde, wenn er ihn fragte, ob er mit ihm eine kriminelle Laufbahn einschlagen würde.

Doch nachdem, was er bereits über die Drei Detektive erfahren hatte, glaubte er nicht wirklich daran, dass einer von ihnen ernsthaftes Interesse an etwas anderem als der Verbrechensbekämpfung haben würde.

„Bitteschön", sagte Bob und ließ Charles als erster die Höhlen betreten. „Was hast du eigentlich in dem Rucksack", fragte Bob, als ihm auffiel, dass Charles einen dabeihatte.

„Das wird eine Überraschung", grinste Charles und zwinkerte Bob unverschämt zu. Bob zündete die kleine Laterne an, die er als Lichtquelle mitgenommen hatte und gab sie Charles. Er selbst nahm die Taschenlampe, als sie in die Dunkelheit der Höhle eintauchten. Er hoffte nur, dass Justus sein geheimes Zeichen mit der Lampe gesehen hatte und sich nun mit der Polizei auf den Weg machte.


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