38 | Der Feind in meinem Haus

Als Bob und Peter die Treppe hinabstiegen, hörten sie schon Justus und Skinny im Wohnzimmer diskutieren. „Da seid ihr ja endlich", sagte Justus, als er die beiden entdeckte. „Wo wart ihr denn so lange?"

Peter schoss sofort rote Farbe ins Gesicht und Bob grinste bis über beide Ohren. Skinny lachte laut auf, als er die Reaktion der beiden sah. „Ich bin so froh, dass ich heute hier bin, so viel Spaß hatte ich lange nicht", griente er und mit Blick auf Justus ergänzte er: „Dein Gesicht ist das Beste, Sherlock. Du hast so gar keine Ahnung, oder?"

Justus wurde leicht rosa im Gesicht. „Vielleicht möchte ich meinen Freunden auch nur selbst die Entscheidung überlassen, von sich aus etwas zu erzählen, wenn sie bereit dafür sind", sagte er trotzig.

Bob war sehr froh, das von Justus zu hören und sah zu Peter. Der grinste und griff nach Bobs Hand.

„Habt ihr noch was rausgefunden?", fragte Bob, als er und Peter sich wieder an den Tisch gesetzt hatten, nun aber offen ihre ineinander verschränkten Hände auf dem Tisch abgelegt hatten.

„Wir haben darüber diskutiert, warum sich Charles diese ganzen Vornamen gibt und sind zu dem Schluss gekommen, dass er damit sein Selbstwertgefühl steigern will. Caspar ist ein alttestamentlicher männlicher Vorname persischen Ursprungs und geht auf das altpersische Kandschwar zurück, das so viel wie „Schatzmeister" bedeutet. Außerdem war Caspar einer der drei Weisen aus dem Morgenland", referierte Justus.

„Collin ist eine Kurzform des griechischen Namens Nikolaus. Nik bedeutet dabei sowas wie „Sieg". Auch Caesar und Charles reihen sich in die Reihe von Vornamen berühmter Persönlichkeiten ein, bedenke man Julius Caesar und Karl den Großen, Charles, den Prinzen von England..."

„Ja, ja, Justus, schon verstanden! Der Junge ist größenwahnsinnig", fasste Peter zusammen.

„Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass das Unternehmen Collins und Jackell in einer familiären Verbindung zu Charles steht. Vielleicht heißt Charles auch mit Nachnamen Jackell", überlegte Justus laut.

„Es spielt ja auch eigentlich keine Rolle mehr, die Polizei wird sich schon um Mr. C. J. kümmern", meinte Peter, der froh war, dass sie zumindest endlich das Geheimnis des Briefes und seiner Unterschrift gelöst zu haben schienen.

„Apropos, es wird auch langsam Zeit, das wir aufbrechen", meinte Justus mit Blick auf die Uhr.

Als Justus und Peter noch ein paar Sachen in ihren Rucksäcken verstauten, zog Bob Skinny kurz beiseite. „Was gibt es Andrews? Willst du mich auch verführen?", grinste er. Bob überging den Kommentar. „Ich wüsste nur gerne, warum Charles mich ausgewählt hat und warum er mir Avancen gemacht hat. Woher wusste er, dass ich auch auf Männer stehe?"

Skinny war diese Unterhaltung sichtbar unangenehm. „Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht in jeden Schritt vom Boss eingeweiht gewesen", versuchte er, sich rauszureden.

„Bitte, Skinny", flehte Bob. „Er muss ja irgendwas geahnt haben und ich will wissen, was er sonst noch über mich weiß."

Skinny war hin und her gerissen. Wenn er jetzt mit offenen Karten spielte, könnte er vielleicht Bobs Vertrauen gewinnen und sie könnten sowas wie Freunde werden. Aber wenn er ihm sagte, dass er Bob für zu vertrauensselig hielt, konnte seine Offenheit auch das genaue Gegenteil bewirken und ihre beginnende Freundschaft zerstören.

Dann fiel ihm etwas ein. „Wir haben vor dem Diner auf euch gewartet und Charles hat euch bis Rocky Beach verfolgt. Er hat dich und Peter beschattet und wohl etwas in deinem Auto gefunden", berichtete er, was er aus Charles Erzählungen erfahren hatte.

„Moment", sagte Bob erschrocken, „Charles weiß, wo ich wohne und war in meinem Auto?"

„Klar, weiß er wo du wohnst und er kennt auch Peters Haus", sagte Skinny nüchtern.

„Dann lässt er uns also doch beschatten, oder?", fragte Bob aufgeregt und war froh, dass sie Vorsichtsmaßnahmen getroffen und alle Fenster verdunkelt hatten.

Skinny lachte. „Natürlich lässt er euch beschatten", sagte er nun so laut, dass sich auch Peter und Justus zu ihnen umdrehten. „Den ganzen Nachmittag und Abend schon", lachte Skinny und schaute dann in die Runde. Bob starrte ihn mit offenem Mund an, Peter griff vor Sorge instinktiv nach Bobs Hand und Justus sah als Einziger gefasst aus.

„Das hätte ich euch auch sagen können, Kollegen", verkündete Justus.

„Aber wer ist es", fragte Peter aufgeregt.

„Ich, du Idiot", lachte Skinny.

„Wann wirst du losfahren?", fragte Peter an Bob gewandt, als sie sich im Flur verabschiedeten. Skinny war schon vor ein paar Minuten aufgebrochen und Justus war bereits aus der Tür getreten.

„Kurz nach 11 Uhr. Und keine Sorge, ich werde vorsichtig sein", setzte er nach, als er in Peters besorgtes Gesicht blickte.

„Mach bitte keine Dummheiten! Und wenn du es dir anders überlegst, ist es auch okay, dann brechen wir ab. Und wenn Charles dir zu nahe kommt..."
„Peter!", unterbrach ihn Bob. „Es wird schon gut gehen!"

„Versprich es", bat Peter.

„Versprochen", hauchte Bob und beugte sich vor. Dann küsste er Peter zärtlich auf seine weichen Lippen. Am liebsten hätte sich Bob seinen Freund geschnappt und sich für die nächsten Stunden mit ihm in seinem Zimmer eingeschlossen. Aber für den Moment musste dieser kurze Abschiedskuss reichen.

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