13 | Versteckte Öffnung
Es war kurz nach Mittag, als Justus endlich die dunklen Räume der Holman Building wieder verlassen konnte. Er hatte sich eigentlich nur kurz umsehen wollen, doch die Nachricht, dass die verschwundenen Schätze aus dem Archiv nun Teil einer Lösegeldforderung waren, hatte sich schnell herumgesprochen.
Leider kam den Beamten, die vor dem Tresorraum postiert waren, ein Junge, der sich nur aus Neugierde in genau diesen Tresorräumen umsehen wollte, sehr verdächtig vor. Es hatte ewig gedauert, bis Justus bei Cotta durchgekommen war und dieser den Beamten erklärt hatte, wer Justus war und was er wollte.
Nach weniger als 5 Minuten hatte Justus die versteckte Tür in der Wand des Tresorraumes gefunden, die sowohl der alte Mr. Francis, als auch die wenig erfahrenen Beamten nicht entdeckt hatten. Während diese nun die Lage besprachen, eilte Justus nach draußen, wo Patrick schon ungeduldig wartete.
„Du erklärst deinem Onkel nachher, warum ich seine Möbel nicht abholen konnte", sagte er etwas missmutig, als sie wieder ins Auto stiegen und zum Haus von Mr. Allen weiterfuhren. Der Himmel hatte sich langsam zugezogen und die Wellen waren höher geworden. Justus machte sich ernsthaft Sorgen um seine Detektiv Kollegen, als sie plötzlich Bobs gelben Käfer am Haus von Mr. Allan parken sahen.
„Halt an, Patrick!", rief Justus und sprang aus dem Auto, ehe es komplett angehalten hatte. Er wusste nicht, wie weit Bob und Peter schon gekommen waren, aber er hatte das dringende Gefühl, dass es für sie gefährlich werden könnte, wenn sich seine Vermutungen aus seiner Recherche bestätigen. So schnell er konnte, rannte er auf die Klippen zu.
Bob und Peter waren die steile Treppe zum Strand hinunter gestiegen und standen jetzt vor dem mit einer schweren Eisentür versperrten Eingang zu den Höhlen. Ein dickes Schloss hing in dem Ring, der die Tür mit dem Felsen verband und auch Peters Versuche mit dem Dietrich blieben erfolglos.
„Das ist ein Sicherheitsschloss, Masterlock, mindestens Stufe 8. Ohne passenden Schlüssel kommen wir hier nicht weiter", resümierte er.
„Aber wie sollen dann die Verbrecher hier reingekommen sein? Oder gibt es einen anderen Eingang?", überlegte Bob und sah sich genauer um. Von der Seeseite schien dies die einzige Öffnung zu sein und auch von oben hatten sie keinen Schacht oder Öffnung gesehen.
„Das ist mir wirklich ein Rätsel", meinte Peter. „Vielleicht müssen wir doch an einer anderen Stelle..."
„Sieh mal!", rief Bob plötzlich, als er etwas oberhalb der Felsen eine Bewegung wahrgenommen hatte. „Ist das nicht..."
„Ein Hund?!", vollendete Peter den Satz. „Was macht der da oben? Vielleicht kommt er allein nicht wieder runter!"
„Komm, das sehen wir uns mal an", schlug Bob vor und stellte sich mit dem Rücken zum Felsen. Mit den Händen formte er eine Räuberleiter. „Du zuerst", sagte er zu Peter, der nur ein paar Sekunden brauchte, um sich mit Bobs Hilfe am Felsen hochzuziehen.
„Hallo, mein Kleiner", begrüßte er den Hund, der schwanzwedelnd auf Peter zukam und sich bereitwillig streicheln ließ. „Wie bist du denn hier rauf gekommen?", fragte er und sah sich um. Die Stelle, an der Peter mit dem Hund hockte, war Teil eines schmalen Pfades, der sich einige Meter weit über dem Felsvorsprung entlang wand und dann im Nichts endete. Zur anderen Seite sah Peter, dass in einiger Entfernung eine Art steinerne, natürliche Treppe dem Hund den Aufstieg ermöglicht haben musste.
Er sah zu Bob hinunter und zeigte auf die Stufen, die er entdeckt hatte. „Da muss er hochgekommen sein", schrie er fast gegen den Wind an. Bob machte sich gleich auf den Weg, um Peter zu folgen. Während Peter sich weiter umsah, schnüffelte der Hund am Boden und schien großes Interesse an einem Busch zu haben, der ein Stück entfernt auf dem Pfad mit der Sackgasse wuchs.
„Hast du was gefunden, mein Kleiner?", fragte Peter neugierig und untersuchte die Stelle. Dabei fiel ihm auf, dass der Hund kein Halsband trug. „Bist du etwa ein Streuner?", fragte er liebevoll und der Hund leckte ihm sofort die Hand. Peter lächelte. Am liebsten würde er den Hund mit nach Hause nehmen.
Als Bob die Anhöhe schließlich erreicht hatte, ließ er seinen Blick kurz über das Meer schweifen und entdeckte ein Boot, das nicht weit entfernt vor Anker lag. „Sieh mal", machte er den zweiten Detektiv darauf aufmerksam. „War das Boot eben auch schon da?"
Das Motorboot war grau und hob sich nur unmerklich von der dunklen See ab. Bob meinte, ein paar Schatten auf dem vorderen Teil des Bootes erkennen zu können. „Ob die nur zufällig hier sind?", sinnierte Bob.
„Oh mein Gott!", rief Peter plötzlich aus. Bob schenkte nun seine ganze Aufmerksamkeit dem zweiten Detektiv, der mit den Händen einen dicken Zweig von einem Busch beiseite geschoben hatte und nun auf ein Loch im Boden zeigte, das dunkel und unheimlich vor ihnen lag.
„Peter!", sagte Bob aufgeregt. „Ich glaube du hast den Eingang zur Höhle des Drachen gefunden!"
Justus wollte gerade die steilen Stufen zum Strand hinunter klettern, als er kurz vor der Küste ein Leuchten wahrnahm. Angestrengt blickte er auf das Meer hinaus und machte ein Boot aus, das ziemlich nah vor Anker lag. Der erste Detektiv kramte kurz in seinem Rucksack, der alles für eine mögliche Observierung enthielt, so auch ein Fernglas..
Als er hindurch sah und nach dem Boot suchte, entdeckte er auf einer schmalen Anhöhe vor den Höhlen seine beiden Detektiv Kollegen. Er wollte noch nach ihnen rufen und sie warnen, aber in dem Moment war Peter auf einmal wie vom Erdboden verschluckt worden.
Er sah genauer hin und konnte erkennen, wie sich nun auch Bob das lange Seil um den Körper schlang und das andere Ende an einem Ast festband. Hilflos musste er mit ansehen, wie auch Bob in das Loch im Boden sprang und in dem Moment, wo er wahrscheinlich unten angekommen war, der Ast abbrach und das Seil mit seinen Freunden in der Öffnung verschwand.
Justus richtete sein Fernglas wieder auf das Wasser und musste mit Schrecken feststellen, dass ein kleines Beiboot mit vier schwarz gekleideten Männern direkt Kurs auf die Höhlen nahm.
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