Kapitel 2
Larena
Müde trappte ich die Treppen runter und hob mir gähnend die Hand vor den Mund. Ich hatte mich eben noch ein wenig frisch gemacht für die Schule, die Augenringe hatte ich zum Glück gut verdecken können.
Einigermaßen wach betrat ich die Küche, nahm mir zwei Müsliriegel, die auf dem Tisch lagen und ein paar Trauben, die ich kurz auf dem Weg zur Haustüre aß. Meine Müsliriegel verstaute ich schnell in meine Tasche und zog mir dann meine Schuhe an.
Mein schwarzer, kuscheliger Mantel durfte auf keinen Fall in dieser Jahreszeit fehlen, genauso wenig auch meine dunkelgrauen Ohrwärmer.
Nach einem kurzen Blick auf meinem Handy, packte ich meinen Rucksack, verließ das Haus und machte mich auf den Weg zur Schule.
Bei der Kreuzung, die drei Straßen von meinem Zuhause entfernt war, sah ich schon ein mir all zu bekanntes Gesicht.
Grinsend lief ich ein wenig schneller, überquerte kurz die Straße und umarmte meinen besten Freund.
Ich hatte ihn vermisst, denn er lag die letzte Woche krank im Bett, weshalb ich den Weg zur Schule die gesamte Woche alleine laufen konnte.
Ich löste mich kurz darauf aus der Umarmung und betrachtete ihn. Seine braunen Augen funkelten mich freudig an und seine Lippen zierte ein warmes Lächeln. Seine rabenschwarzen Haare hatte er ein wenig hoch frisiert, was ihm wirklich gut stand.
Alles in einem sah er wieder gesund aus, was mich wirklich sehr freute.
>>Na, Quietscheentchen, was geht?<<, fragte er mich frech grinsend. Und schon wünschte ich, dass er wieder im Bett liegen und mich nicht nerven würde.
Ich warf ihm einen genervten Blick zu und lief dann ohne etwas zu sagen weiter.
>>Larena, jetzt warte doch! Ich finde 'Quietscheentchen' ist ein süßer Spitzname, den besitzt auch nicht jeder!<<, rief er mir entgegen, dabei hörte man das amüsierte Grinsen deutlich aus seiner Stimme heraus.
>>Und ich finde ihn schrecklich, das habe ich dir aber auch schon etliche Male gesagt, Noel!<<, entgegnete ich seufzend.
Ich hasste diesen Spitznamen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, warum er mich so nannte. Ich wusste nur, dass es etwas mit unserer Kindheit zutun hatte. Was es auch war, ich wünschte es wäre nie passiert, denn dann gäbe es auch nicht diesen blöden Namen für mich.
>>Interessiert mich aber nicht, das habe ich dir auch schon etliche Male gesagt<<, grinste er zuckersüß.
>>Arschloch<<, murmelte ich, doch als Noel mich böse ansah, grinste ich ihn unschuldig an.
Seufzend legte er einen Arm um mich und so legten wir den Weg bis zur Schule schweigend fort.
Still betraten wir die Schule und liefen zu unserem Klassenzimmer. Dort angekommen sah ich auch schon Rebecca, welche ungeduldig auf uns wartete.
Als sie uns sah, grinste sie plötzlich und lief uns entgegen. Kurz darauf lag sie in Noel's Armen, welcher zuvor seine Arme ausgebreitet hatte, damit Rebecca ihn umarmen konnte.
Rebecca, Noel und ich waren das Klischee unter den besten Freunden. Wir kannten uns alle drei schon seit klein an und waren schon ziemlich immer beste Freunde gewesen.
Naja, nicht seit Anfang an, denn als wir im Kindergarten waren, da hat mich Rebecca immer geärgert und als ich dann mal wegen ihr geweint hatte, hatte sich Noel eingemischt, er meckerte sie an und meinte sie solle sich sofort bei mir entschuldigen.
Daraufhin hatte Becca auch angefangen zu weinen und Noel hatte Ärger bekommen, weil er sie zum weinen gebracht hatte und Rebecca hatte Ärger bekommen, weil sie mich damals so sehr geärgert hat. Schließlich hatte sich Noel dann bei ihr entschuldigt, sie sich bei mir und ich hatte mich bei Noel bedankt, seit dem waren wir dann auf einmal beste Freunde und nichts hatte uns seit dem trennen können.
>>Du bist endlich wieder da! Oh Gott, Chemie ist so schlimm, ohne dich! Ich hatte die ganze Woche niemanden, bei dem ich abschreiben konnte und das war richtig schlimm!<<, brabellte die 18-jährige schon drauf los.
Sie löste sich von ihm und umarmte sogleich auch mich, wobei mir ihre blonden Haare ins Gesicht fielen und ich diese sogleich weg pustete.
>>Hey, Larena, oh Gott, ich muss dir unbedingt etwas erzählen! Ich habe vorhin einen Flyer in die Hand gedrückt bekommen, von irgendeinem Schüler, die wollen ein Theater aufführen und suchen noch Leute! Wollen wir uns anmelden?<<, redete sie aufgeregt und hoffnungsvoll sah sie mir in die Augen.
Ich war jetzt nicht wirklich ein Fan von Theater, aber dagegen hatte ich auch nichts, weshalb ich nach kurzem Überlegen - und natürlich nach einem Hundeblick von Becca - zustimmte. Freudig fiel sie mir um den Hals und ich musste aufpassen nicht umzufallen.
Aber dafür hatte ich Noel, denn er stellte sich hinter mich und hielt mich fest, denn wir hatten schon einige Situation, in denen ich schon dank diesem hibbeligen Mädchen umgefallen war und das nicht gerade sanft.
Ich drehte meinen Kopf und lächelte Noel dankend an. Dieser zwinkerte nur und sah dann zu Rebecca.
>>Beccs, es reicht, lass Larena noch am Leben, sonst hast du nichts mehr vom Theater mit ihr.<<
Lachend ließ sie mich los und sah mich kurz entschuldigend an, doch sah dann zu Noel und grinste ihn teuflisch an. Die pure Schadenfreude stand in ihren braunen Augen geschrieben. Sie hatte eine sadistische Ader, die komischerweise nur für Noel bestimmt war. Sie liebte es ihn zu ärgern und zu nerven.
>>Du wirst auch mit machen, ob du willst oder nicht, das habe ich schon entschieden!<<, posaunte sie raus und auch ich fand diese Idee, nach kurzem Überlegen, gut.
>>Oh, ja! Dann wird es schon gleich viel lustiger!<<, rief ich begeistert und sowohl unsere beste Freundin, als auch ich grinsten uns gegenseitig an.
Voller Qual sah er uns aus seinen großen, braunen Augen an, doch wir gingen nicht darauf ein und drehten uns zu unserem Klassenzimmer, wo gerade der Lehrer kam und uns die Tür auf schloss.
Glücklich ging ich der Lehrerin hinter her. Ich liebte Kunst, weshalb Kunst hier mein lieblings Fach war.
Hinter mir hörte ich ein verzweifeltes "Ich hasse euch manchmal so sehr!" und ein tiefes seufzen.
Ich sah zu Rebecca, die mich mit einem frechen Lächeln ansah und dann zwinkerte.
Oh ja, wir liebten es Noel auf die Nerven zu gehen. Es war unsere Spezialität, etwas was wir besser konnten, als alles andere auf dieser weiten Welt.
-
Gerade hatte die Mittagspause begonnen, weshalb ich mich auf dem Weg zur Mensa machte.
In der Mensa holte ich mir kurz was zum Essen und suchte nach Rebecca und Noel. Ich lief zu dem Tisch, an dem die beiden saßen, als ich sie gefunden hatte, und setzt mich dann seufzend neben Rebecca.
Gähnend hielt ich mir die Hand vor dem Mund und sah dann müde auf mein Essen.
Biologie war wirklich anstrengend gewesen und dass ich in der Nacht nur wenig geschlafen hatte, machte die Situation nicht besser.
Ich sah auf, als ich zwei Blicke auf mir spürte und sah, wie sowohl meine beste Freundin, als auch mein bester Freund mir besorgte Blicke zu warfen.
>>Was ist?<<, murmelte ich und stach in meinem Essen herum, worauf ich mir dann einen Löffel vom Besagtem in den Mund steckte.
Kauend sah ich sie fragend an.
>>Schon wieder in der Nacht aufgestanden?<<, fragte mich Noel.
Seufzend nickte ich und senkte den Blick. Ich wollte nicht darüber reden und dass wussten sie auch, weshalb sie nicht weiter nach hakten.
Ich war wirklich müde und diese Träume machten mich fertig, denn ich wusste nicht, was sie zu bedeuten hatten oder warum ich sie überhaupt träumte.
Es war wirklich schwer, aber ich musste durchhalten, alles hatte doch schließlich einen Grund oder nicht?
Ich versuchte wirklich nicht verrückt zu werden, schließlich raubten mir diese Träume und dieser wenige Schlaf alle meine Nerven und ich musste mich eigentlich auf die Schule konzentrieren, es war schließlich mein Abschlussjahr.
>>Du weißt, wir sind immer für dich da und du kannst immer mit uns reden!<<, beteuerte Rebecca ehrlich, dabei schenkte sie mir ein aufmunterndes Lächeln.
Dankend lächlte ich sie beide an und war wirklich froh solche Freunde zu haben.
Ich liebte sie beide, sie waren einfach die Besten und ich konnte nicht sagen, wie dankbar ich ihnen war. Sie hatten so viel für mich getan und dafür liebte ich die Beiden so sehr.
>>Dankeschön!<<, flüsterte ich und brachte ein kleines Lächeln zu stande.
Mitfühlend drückte Becca meine Hand, während Noel mir einmal sanft über meinen Arm Strich. Beide gaben sie mir das Gefühl der Ruhe und Geborgenheit, sie gaben mir das Gefühl, dass alles wieder gut werden würde.
Still widmeten wir uns unserem Essen und hingen unseren Gedanken nach.
Ich wusste, es würde noch so vieles auf uns zukommem, das hatte ich einfach im Gefühl.
Es war erst der Anfang von etwas wirklich großem.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top