CHAPTER 1
Nur um hier eins klar zustellen. Ich bin nicht die Heldin dieser Geschichte. Ich bin die Antagonistin. Die, die immer böse ist und das Karma am Ende zurückschlägt, nachdem der Protagonist ein paar Mal vorher gescheitert ist.
Aber bevor alles begann, war ich nur Willow Lilian Dane-Chaplin, das elfjährige Mädchen aus Bristol. Hätte jemand gesagt, dass ich am Ende des Tages die Böse sein würde, hätten alle vermutlich laut gelacht.
Ich war das Mädchen, welches die Senioren immer anlächelten und mit der sie sofort ein langes Gespräch über ihre Kindheit begannen.
Ich war das Mädchen, das stets gute Leistungen in allem mit nach Hause brachte. Ich war das Mädchen, das immer höflich war.
Ich war das Mädchen, das sich um ihre Mutter kümmerte.
Ich war das Mädchen, das ...
Nun, so toll war ich vielleicht auch nicht. Schon bevor alles begann.
💚
»Mum? Bist du zu Hause?«, brüllte ich über den Lärm hinweg, der mich zu Hause begrüßte. Was für eine dumme Frage. Natürlich war sie da. Sie war immer da.
»Hier!«, rief Mum laut zurück und steckte ihren Kopf aus dem Badezimmer. Sie hatte ein pinkes Handtuch um ihren Kopf geschlungen und eine weiße Tuchmaske auf dem Gesicht.
»Geld liegt auf dem Wohnzimmertisch. Hol dir eine Pizza«, sagte Mum und verschwand wieder zu ihrer Schönheitssession. Ich seufzte. Entweder hatte sie vergessen, dass sie das Selbe schon seit vier Tagen sagte oder sie kümmerte sich nicht darum, wie es ihrer Tochter ging. Ich hoffte auf das Erste. Das Geld ließ ich dort liegen. Mum würde es vermutlich selber brauchen.
Stattdessen packte ich meine Hefte, Stifte und Bücher zusammen, um in der Bibliothek Hausaufgaben zu machen. Bei diesem Lärm hier war es ja unmöglich. Fast wäre ich dabei über die Briefe ausgerutscht, die Mum nicht aufgehoben hatte.
Seufzend hob ich diese auf. Sicher waren das wieder einmal die Rechnungen, die Mum vergessen hatte, zu bezahlen. Meine Mutter war nicht arm oder so. Es war auch nicht so, dass sie ihre Pflichten immer vernachlässigte. Manchmal hatte sie noch Tage, an denen sie sich auch mit anderen Dingen als mit ihrer Schönheit beschäftigte.
Doch eins der Briefe stach aus den markellos weißen Umschlägen hervor.
Der Umschlag sah aus, als wäre vor sehr langer Zeit Kaffee drüber geschüttelt worden. Außerdem war er mit einem roten Siegel verschlossen. Als ich genauer hinschaute, erkannte ich einen Wappen darauf. Neugierig drehte ich ihn auf die andere Seite und hielt kurz kaum merklich die Luft an, als ich die in geschwungener Schrift draufgeschriebenen Wörter sah.
Willow Lilian Chaplin
zweites Schlafzimmer
Aybrook Street 7A
Marylebone, London
Die Rechnungen fielen zu Boden, doch ich achtete nicht auf sie. Alles, was ich in diesem Moment sah, war dieser Brief. Mit zitternden Fingern fuhr ich über den rauen Umschlag. Während ich den Brief von allen Seiten betrachtete, überlegte ich, wie ich den Brief am besten aufmachen sollte, damit er nicht kaputt ging. Ich bekam nicht oft einen Brief. Eigentlich nie, um genau zu sein. Deshalb war mir dieser so wichtig.
Mit meinen kaum vorhandenen Fingernägeln (laut Mum), versuchte ich, den Brief sauber zu öffnen, gab jedoch nach dem zweiten Riss auf und hoffte beim Aufmachen, dass nichts am Inhalt zerrissen worden war.
HOGWARTS - SCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI
Schulleiter: Albus Dumbledore
(Orden des Merlin, Erster Klasse, Großzauberer,
Hexenmeister, Ganz hohes Tier, Internationale Vereinigung der Zauberer)
Sehr geehrte Ms Chaplin,
wir freuen uns, ihnen mitteilen zu können, dass sie an der Hogwarts - Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände.
Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten ihre Eule spätestens am 31. Juli.
Mit freundlichen Grüßen,
Minerva McGonagall,
stellvertretende Schulleiterin
Enttäuscht pfefferte ich den Brief mit den Rechnungen auf den Esstisch. Ich bekam meinen ersten Brief-und er war ein Joke. Vor lauter Frust griff ich doch nach dem Geld und ging doch Pizza holen. Musste heute sein.
💚
Heute war eins der guten Tage von Mum. Schon heute morgen war sie gut gelaunt gewesen und nun war sie seit drei Stunden mit ihrem neuen Freund weg. Ich lag schon im Bett, als es klingelte. Müde stöhnte ich auf. Konnte Mum keinen Schlüssel mitnehmen?
Noch halb im Schlaf taumelte ich zur Tür und drückte die Klinke hinunter. Das Erste, was ich sah, waren schwarze Schnürstiefel. Okay, definitiv nicht Mum. Meine Mutter konnte nichts anderes als weiße Nikes oder Stöckelschuhe tragen. Mein Blick wanderte höher. Zerrissene, ebenfalls schwarze Hose, fingerlose Handschuhe, rotes Top, sehr langer Umhang mit silbernen Knöpfen. Herzförmiges Gesicht. Und oh mein Gott, lilane Haare.
Kurz starrte ich die Frau vor mir nur an. Sie war genau das, was meine Mutter meidete.
Ich zwang mich, die Spucke herunterzuschlucken und mich aufzurichten.
»Ehm Hallo?«, sagte ich unsicher. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich mit etwas festerer Stimme. »Tatschächlich nicht«, grinste sie. »Wenn du Willow Chaplin bist, bin ich hier, um dir zu helfen. Nicht umgekehrt.«
»Wer sind Sie?«, stieß ich nach einem kurzen Schweigen aus. »Was wollen Sie von mir?«
»Oh, wie unhöflich von mir. Ich habe mich nicht vorgestellt? Nun, mein Name ist Nyphandora Tonks. Ich bin hier, um dich dahin zu bringen, wohin du gehörst. Wow, du siehst ja wirklich exakt so aus, wie Carys Chaplin ..«
»Wer ist Carys Chaplin? Ich meine- um mich dahin zu bringen, wohin ich gehöre?« Perplex starrte ich sie an. »Ich verstehe nicht .. ich gehöre hier hin. Hier lebe ich schon, seit meiner Geburt!«
»Ach echt? Als ich meinen Auftrag bekommen habe, meinte man, dass ..«, die Frau stoppte, als sie mein Gesicht sah. »Sorry«, sie räusperte sich. »Du wirst es früher oder später schon erfahren. Muss ja nicht unbedingt von mir sein«, meinte sie. Ihr Blick schweifte über unser Wohnzimmer. »Kann ich reinkommen? Nicht, dass noch Muggel mithören«, sie zwinkerte mir zu. »Sonst bin ich meinen Job los, bevor der richtig angefangen hat.«
»Ähm«, ich zögerte. Mum würde Leute wie sie niemals in unserem Haus dulden, aber sie schärfte mir auch immer ein, wie höflich ich zu Anderen sein sollte. Und war es nicht absolut unhöflich, sie einfach draußen stehen zu lassen?
»Natürlich«, erwiderte ich deshalb. Neugierig beäugte die Frau unsere Wohnung. Hatte sie etwa noch nie eine Wohnung gesehen. »Wollen Sie einen Tee? Oder Kaffee?«, fragte ich vorsichtig. »Nein, danke«, murmelte sie. Ich folgte ihrem Blick und dieser blieb an dem Breif hängen.
»Wusste ich es doch!«, rief sie, woraufhin ich zusammen zuckte. »Wie bitte?«
»Der Brief. Du hast ihn schon bekommen!«, bemerkte sie. »War der etwa von Ihnen? Tut mir leid, aber ich falle nicht auf sowas rein«, sagte ich trotzig.
Für einen Moment lang schaute sie Willow nur fragend an. Dann brach sie ein schallendes Gelächter aus.
»Tut mir leid«, lachte sie, »jetzt hab ich's verstanden. Du glaubst das Alles nicht. Achsoo, sag das doch gleich.«
Willow verstand noch weniger, als die Frau noch etwas vor sich hinmurmelte. Unschlüssig scharrte sie mit ihren Schuhen auf dem Holzparkett, bis sie plötzlich ein vertrautes Klackern hörte. Als sie aufschaute, war der Blick der fremden Frau starr zur Tür gerichtet.
Willow begriff noch, bevor sie selber zur Tür blicken musste. Ihre Mutter war nach Hause gekommen.
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