Tiefe Wunden und große Schwäche
Die große Stute versuchte die Tür der Hütte zu öffnen, doch sie schaffte es nicht. Die Tür war abgeschlossen.
Als Ivy die Tür fast erreicht hatte, hörte sie Annika leise sprechen: "Sunny, es ist alles gut. Ich komm gleich raus. Es ist alles gut. Ich komm gleich raus."
Ivy ahnte, dass Annika das aber nicht ohne ihre Hilfe schaffen würde und schien zu überlegen.
Nach wenigen Sekunden hatte Ivy sich nicht nur längst entschieden, sondern auch eine Lösung für das Problem.
Sie nahm eine Haarspange aus ihren ordentlich aufgesteckten Haaren und steckte sie in das Türschloss. Nach einigem Herumstochern hatte sie es schließlich geschafft, die Tür schwang auf.
Ivy stürzte in die Hütte und befreite Annika von ihren Fesseln. Völlig aufgelöst vor lauter Aufregung fragte sie Annika: "Was hat er mit dir gemacht?!"
Annika schüttelte den Kopf. "Nichts, nur gefesselt."
"Hattest du denn keine Angst um dein Leben?"
"Ein bisschen.", gab Annika widerstrebend zu, und vor ihrem innerem Auge spielte sich ihre Panikattacke wieder ab.
Die Tür fiel ins Schloss, es klackte und sie war allein.
Allein in der Dunkelheit der kleinen Hütte, in der sie gefesselt auf einem Stuhl saß und sich nicht befreien konnte.
Die Angst machte sich in ihr breit, ein eiskalter Schauer kroch ihren Rücken hoch und sie konnte kaum noch atmen.
Keuchend rang sie nach Luft, doch es fühlte sich an, als würde ihr Brustkorb immer enger werden. Sie konnte nicht mehr atmen und zu ihrem Unglück kamen in der Dunkelheit die Wände der Hütte näher.
Sie sagte sich, es sei nur Halluzination, dass sie sich das einbilde, doch es kam ihr so echt vor, dass sie sich nicht wehren konnte und panischer wurde.
Nach einer Weile fiel ihr ein, dass sie etwas gespürt hatte. Etwas Vertrautes. Etwas Heimisches. Etwas Liebevolles.
Und nach kurzem Nachdenken wurde es wieder besser, die Wände gingen wieder auseinander, ihr Brustkorb öffnete sich und sie konnte wieder atmen. Es war, als wäre nie etwas geschehen, dank Sunshines Gegenwart in der Nähe.
Sie stand zitternd auf, als Ivy ihre Fesseln gelöst hatte und als sie losgehen wollte, stolperte sie über ihre eigenen Füße und fiel fast zu Boden, doch Sunshine war schnell da und stand bei ihr, während Annika sich an ihrem Pferd abstützte. Langsam ging sie an Sunshines Seite zur Tür und stellte fest, dass die Tür durch Sunshines wuchtigen Körper versperrt war.
"Sunny, ich will raus.", keuchte Annika und drückte kraftlos mit der Hand gegen Sunshines Brust.
Langsam ging Sunshine vorsichtig rückwärts. Währenddessen stützte sich Annika an ihr und kam langsam hinterher. Als Annika draußen war, wollte Adrian ihr helfen und sie stützen, doch sie winkte ab. "Geht schon. Sunny hilft mir."
Die große Stute schnaubte und senkte den Kopf zu Annika. Annika lehnte ihre Stirn an die ihrer Stute und seufzte. "Danke, dass du immer da bist, wenn man dich braucht."
Sunshine schnaubte Annika ins Gesicht.
Leise lächelnd flüsterte Annika Sunshine etwas ins Ohr und Sunshine legte sich auf den Boden, damit Annika aufsteigen konnte. Annikas Beine gaben schnell nach und sie musste schon fast den halben Meter krabbeln, um sich auf Sunnys Rücken zu schwingen.
Ivy sah besorgt zu Annika. "Wir hätten sie niemals verdächtigen sollen, sie hat sogar versucht, uns immer noch zu helfen.", sagte sie an Adrian gewandt.
"Und sie hat Dreamhearts Tod sicher etwas hinausgezögert.", erwiderte er zerknirscht.
Ivy nickte. "Das hat sie bestimmt." Damit war sie sich sicherer als zuvor mit der Aussicht, dass sie einen lebendigen Dreamheart finden werden.
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