Sucht die Wahrheit

Ivy lag im Krankenhaus. Eigentlich hätte sie heute entlassen werden sollen, doch sie hatte über drei Tage so gut wie nichts gegessen, war schwach und hatte innerlich längst aufgegeben. Die Ärzte sorgten sich so sehr um sie, dass immer zwei Ärzte in der Nähe der Tür standen und in zwei Sekunden für sie da sein konnten, natürlich war das das Werk von Ivys Eltern, aber man musste auch bedenken, was es in den Nachrichten aktuell für einen Wirbel um sie gab. Jornalisten versuchten alles herauszufinden, was mit Ivy passiert war, seitdem Dreamheart mit voller Wucht gegen den Bus gekracht ist. Weil nur über ihn berichtet wurde, mussten sie sich nun auf Ivy stürzen, damit sie alles erfuhren. Aber Ivys Eltern schützten ihre Tochter ebenso wie die Privatärzte und Adrian. Am Krankenbett saß eine Krankenschwester, ebenfalls privat angestellt und nur für Ivy. Die Sonderbehandlung gefiel Ivy nicht, aber ihre Eltern würgten ihre Proteste immer mit einem:"Du weißt nicht, was du da redest. Vielleicht bist du psychisch aktuell sehr angeschlagen, du solltest dich lieber ausruhen." ab.
Als wäre sie ein kleines Kind. Ihre Eltern merkten nicht einmal, worum es ihr ging. Warum sie sich aufgegeben hatte. Dabei hätte es nicht offensichtlicher sein können. Adrian hatte es bereits verstanden und gab sich deshalb auch die Schuld. Aber er konnte nicht dafür, zumindest, wenn  man es wie Ivy sieht und entscheidende Details nicht kennt.

Adrian

Ich wusste, sie glaubt es nicht, aber es war meine Schuld. Ich bin in die Reithalle und habe das Tor nicht geschlossen. Aber nicht nur das... ich habe ihn auch nicht lange gesucht.
Verzweifelt raufte ich mir meine Haare und sah frustriert zu Boden.
Das konnte doch nicht sein. Das konnte es nicht sein. Wieso habe ich bloß abwarten wollen, dass er zurückkommt und wieso habe ich geglaubt, er würde nicht auf die Straße laufen???
Ivy sagte gerne mal diesen einen Spruch:"Dummheit tut weh.", damit traf sie vollkommen ins Schwarze,  auch wenn ihr der Spruch von Annika beigebracht worden war.
Er hatte einen schlimmen Fehler gemacht und wusste es. Aber ändern konnte er nichts mehr. Dreamheart wurde erschossen. Es war bereits zu spät, um irgendwas noch zu versuchen. Das Einzige, was ihm blieb, war das Schweigen. Wenn er ihr die Wahrheit sagen würde, dann hätte er keine Chance mehr bei ihr, geschweigedenn noch einen Job. Aber er brauchte das Geld dringend. Denn ansonsten landet er auf der Straße.

Annika

Mit einem gesatteltem Wonderheart ging ich in Richtung Straße, das erste Mal hatte ich das bereits am Vortag ausgetestet, um zu sehen, ob er denn überhaupt an eine Straße so gewöhnt war wie ein Freizeit- und Geländepferd. Ich kannte ihn ja nur als Turnierpferd, da war es überaus klug, auf solche Dinge zu achten und sich selbst das nochmal richtig anzuschauen. Aber Wonderheart hatte gestern keine Probleme gemacht. Er war ein alter Meister in Sachen Ausritte und Straßen. Deshalb saß ich vorm Tor auf, ritt im Schritt an und wir ließen es gemütlich über die Schnellstraße gehen, nicht auf dem Asphalt, nur am Rande  wo ein schmaler, erdiger Pfad zu sehen war.
Ich hatte bereits gestern entschieden, nachzuforschen. Denn wenn Dreamheart vor einer Woche ungefähr wirklich erschossen wurde, sowie es in den Nachrichten zu sehen war, aber nicht erwähnt wurde, dann war da etwas faul. Wenn man sieht, wie ein Jäger zum Schuss anlegt, aber nicht gezeigt und auch nicht gesagt wird, dass das Tier erlegt wurde, dann musste da etwas nicht stimmen. Zu dem Schluss bin ich zumindest gekommen, nachdem ich gestern ankam und Dreamheart nicht auf der Weide gefunden hatte. So viel dazu.
Ich sah auf dem Pfad keine weiteren Hufabdrücke, was ich auch nicht erwartet hatte. Ich wusste, ein Pferd, das panisch oder vor Angst wegläuft, achtete nicht auf den Weg, vor allem nicht, wenn es um den Untergrund geht.

Als Wonderheart bereits warm war, trabte Annika an und entdeckte plötzlich an einer Straßenecken, auf einem Fleckchen Rasen ein paar Hufspuren, die zeigten, dass da über den Rasen ein Pferd schnell und hektisch rübergaloppiert ist.
Ohne lange nachzudenken, presste sie ihre Hacken in die Flanken des Wallachs und er raste ebenfalls die Straße entlang, wie Tage zuvor Dreamheart.
Annika erkannte schnell die Bushaltestelle, wo Dreamheart nur wenige Meter vor dem Schild auf der Straße lag, wo er dem Tode so nahe war.
Was war mit Dreamheart passiert? Wurde er weggebracht? Annika überlegte. Sie wusste, es gab eine Möglichkeit, durch die sie auf Hinweise stoßen würde, auf Hinweise  die sie zu Dreamheart führten.
Sie wendete Wonderheart ruckartig, galoppierte an und ritt in Richtung Krankenhaus.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top