Annika wartete einen Moment ab, dann gab sie Sunshine das Signal. Die Stute stand auf und lief langsam hinter Ivy her, die sich immer wieder zu Dreamheart wandte und auch schaute, ob Annika auf Sunshine gut klar kam. Annika, der noch etwas schwindlig von der engen Hütte und der dort verstaubten Luft war, ging es langsam etwas besser. Ihr zuvor etwas verschwommener Blick wurde wieder klarer und sie setzte sich auf Sunny gerade auf, um den richtigen Reitersitz zu halten. Als Ivy sah, dass Annika wieder richtig da war, sagte sie:" Wir haben keinen Pferdeanhänger dabei."
Annika sah sie an. "Jetzt im Ernst?", fragte sie ungläubig.
Adrian erwiderte:" Wir hatten es ziemlich eilig. Und hätten wir einen Anhänger mitgenommen, hätte es uns viel Zeit gekostet, und Dreamheart wäre tot und du wärst wahrscheinlich irgendwo im Wald verscharrt worden. Nachdem die dich erschlagen hätten."
Annika nickte. "Okay, mag sein. Und was machen wir jetzt? Ihr meint doch nicht, dass er sich reiten lässt?"
Ivy schüttelte den Kopf. "Deine Sunny hatte auch alleine hergefunden. Sie musste nicht mit Anhänger gebracht werden. Und einen Schlachttransporter will ich nicht benutzen.", erklärte sie.
Annika seufzte. " Es läuft wohl auf meine Hilfsbereitschaft aus. "
Ivy sah sie hoffnungsvoll an. "Bitte, Annika."
Annika nickte. "Ich habs doch geahnt.", und seufzend meinte sie:"Okay. Ausnahmsweise, seil es sowieso nicht anders geht und anders viel zu umständlich wäre."
Ivy riss die Arme in die Luft. "JA! Danke! Danke, danke, danke!" Dreamheart zuckte zusammen und versuchte etwas Abstand aufzubauen, so gut es am Strick irgendwie ging. Adrian nahm Ivy Dreamhearts Strick ab und gab ihn an Annika weiter, der Hengst kam ihm ein Stück nach, doch dann blieb er stehen und prustete. Er kannte Sunshine noch nicht wirklich und wollte sie gerade erst etwas besser kennenlernen. Annika ließ geduldig zu, dass Dreamheart sich Sunny vorsichtig und misstrauisch näherte. Neugierig sog der Hengst Sunnys Geruch ein und am Ende schnaubte er ab. Als er soweit war, wendete Annika Sunshine vorsichtig und gab ihr leicht die Fersen in die Flanken. Die Stute setzte sich in Bewegung und der Hengst folgte ihr vollkommen ruhig. Sunshines ruhiger Atem und ihr ruhiger Blick hatten ihm Sicherheit gegeben und er schien Vertrauen zu fassen.
"So, wir machen schon mal los. Ihr kommt mit dem Auto nach.", meinte Annika und ritt los. Ivy stand in ihrem Rücken und erwiderte:" Okay, bis später." Annika hob die Hand zum Abschied, um noch zu zeigen, dass sie Ivy gehört hatte.

Trabend lief Sunshine den Weg entlang und Dreamheart folgte ihr in lockeren, ausgreifenden Trabschritten. Entspannt lief er hinterher und Annika merkte, wie er sich wieder in den alten Dreamheart verwandelte, der er wohl schon vor dem Unfall gewesen war. Zufrieden mit dieser Aussicht, dass er wieder eines Tages der Alte sein könnte, lächelte sie und schnalzte mit der Zunge. Sunshine wechselte vom Trab in den Arbeitsgalopp und Dreamheart folgte augenblicklich im gleichem Tempo.
Annika ritt auf dem Feldweg entlang und als sie beim Wald ankam, parierte sie durch in den Schritt, um den Pferden eine Verschnaufpause zu gönnen und sich nicht im Wald zu gefährden, da sie den Wald nicht kannte. Prustend trabte Sunny mit hocherhobenem
Haupt vor Dreamheart den Waldpfad entlang und als es weiter entfernt laut quietschte, riss Sunny sogleich erschrocken den Kopf hoch, tänzelte hin und her und auch Dreamheart wurde panisch. Er riss sich vom Strick los und galoppierte donnernd in die Richtung, aus der das laute Quietschen zuvor gekommen war. Doch Sunny galoppierte ihm nicht genauso panisch hinterher. Sie weigerte sich, auch nur einen Schritt weiterzugehen. Annika konnte Sunny nicht dazu überreden und entschied, dass sie zu Fuß schneller war. Sie stieg ab und ging zitternd alleine weiter, während Sunny laut wiehernd nach ihr schrie und sie auf ihre herzzereißende Art darum bat, nicht weiterzugehen, sondern zu ihr zurückzukehren. Tänzelnd führte sich Sunny an der Stelle, wo sie angehalten hatte, auf versuchte, eine Lösung für ihr Problem zu finden und schien gar nicht begeistert, dass sie nur Annika folgen konnte, wenn sie nicht alleine sein wollte.
Gequält wieherte Sunshine noch ein letztes Mal, laut und aus voller Kehle. Sie stand dabei mit hocherhobenem Kopf, stolz gestreckter Brust aufrecht auf ihren vor Angst steif stehenden Beinen und versuchte, die Starke zu mimen.
Annika jedoch ignorierte Sunny vollkommen und joggte entspannt hinter Dreamheart her. Es war schneller und sie konnte ihn so eher einholen, als dass sie sprintete und nach 10 Metern nicht mehr konnte.