Ein neues Band knüpfen
Ivy sah zu Dreamheart. Er hatte sie gerettet.
Ist er...? Hat er wieder...?
Ohne zu wissen, wie sie reagieren sollte, sah sie ihm entgegen, wie er auf sie zuschritt, langsam und entspannt. Dreamheart blies ihr seinen warmen Atem ins Gesicht und wartete geduldig ab, was sie machen würde.
Sie streckte langsam die Hand aus und berührte seine Backe. Dreamheart ließ es geschehen und sah sie an.
Ohne weiter zu zögern, stand sie langsam auf und ging an seinem Kopf vorbei, legte die rechte Hand auf seinen Rücken und die linke griff in seine Mähne. Bevor sie sich jedoch auf seinen Rücken schwingen konnte, wich Dreamheart zur Seite aus, wandte den Kopf zu ihr und schnaubte, als wenn er sie fragen wollte: "Was machst du da?"
Sie zuckte zurück. Leicht verunsichert sah sie ihn an, dann fand sie ihr Vertrauen wieder und wandte sich von ihm ab und ging zurück auf das Gut, ohne zu bemerken, dass Dreamheart in die entgegensetzte Richtung davonschritt.
Am nächsten Morgen...
Ivy lag noch im Bett, als die Tür ihres Schlafzimmers aufgerissen wurde und Mrs. Chenningway ins Zimmer stürmte.
"Was soll das hier?!?", brüllte sie.
"WAS?! WAS MACHST DU DENN HIER, MUM???", schrie Ivy erschrocken auf, während sie aus dem Bett hochfuhr.
"Die Frage ist ja wohl, was das hier sein und werden soll!"
"Das hier ist mein Zuhause!"
"Dieser... dieser jämmerliche Gutshof?!"
"Ja, dieser 'jämmerliche' Gutshof ist mein Zuhause! Hast du was dagegen?"
"Ja, ich habe was dagegen. Wir sind schwerreich und du lebst wie ein armer... Trottel. So wie Adrian, so lebst du!"
"Dann lebe ich halt so! Mir egal!"
" Dieser... Lebensstil ist vollkommen anders als unserer und liegt unter der Würde und Ehre unserer Familie. Du ziehst uns damit in den Dreck!"
" Gar nicht wahr! Ich sag dir mal was, Mum: Mir ist es scheißegal, wie ich lebe! Hauptsache Dreamheart ist an meiner Seite!"
" Apropos... Dreamheart... dieses Pferd... Ich habe es nirgendwo auf einer Weide gesehen, geschweige denn im Stall. Wo ist der Hengst?"
"Was?!"
Ivy zog sich ihre Reithose, ihr Poloshirt und ihre Reitstrümpfe an, schlüpfte am Hauseingang in ihre Stiefeletten und zog sich im Laufen noch ihre dunkelblaue Reitweste an, während sie aus dem Gutshaus sprintete.
"Adrian! Wo ist Dreamheart? Wann hast du ihn zuletzt gesehen?"
"Ähm... Gestern?"
"Was? Gestern?!?"
"Ja, als du zurückgekommen bist, war er nicht hinter dir hergekommen. Also dachte ich, du hast ihn freigelassen. Immerhin hat dir Annikas Geschichte über ihre Wildpferde gefallen. "
"Dreamheart? Dream? Dreamheart! Dreeeeaaaaammheeeeaaaaaaaarrrt!", rief Ivy verzweifelt durch den Wald, als ein lautes Wiehern ertönte, die Antwort auf ihre Rufe.
"Mum! Das war er! Das war sein Wiehern! ", keuchte Ivy und drückte die Fersen in Wonderhearts Flanken. Der Wallach galoppierte rasend schnell zwischen den Bäumen entlang und es dauerte nicht lange, da sahen sie Dreamheart auf einer freien Wiese stehen. Mrs. Chenningway rümpfte die Nase, während sie aufrecht im Sattel saß, ob wegen Dreamhearts Erscheinung oder seinem Blick, konnte Ivy nicht wirklich einschätzen, doch das war ihr auch egal. Hauptsache, sie hatte ihn wieder bei sich. Ivy glitt von Wonderhearts Rücken und ging mit langsamen Schritten in Ruhe auf Dreamheart zu. Eigentlich hätte sie nicht so vorsichtig sein müssen, denn Dreamheart stand vollkommen entspannt da und schnaubte ihr neugierig entgegen.
"Hey, mein Großer. Ich bin's. Alles okay bei dir?", sprach Ivy leise zu ihm, und Dreamheart antwortete mit leisem Grummeln.
Mit ruhigen Bewegungen ergriff sie sein Halfter und zupfte leicht daran, um ihm zu bedeuten, dass er ihr folgen sollte. Dann ging sie langsam vor und wartete, bis Dreamheart zu ihr aufschloss.
Während sie Dreamheart so in Ruhe führte, folgte ihr Wonderheart entspannt, wie als wäre es selbstverständlich, von alleine, wenn auch mit etwas Abstand, da er zwischendurch die Gelegenheit ergriff, vereinzelte Grasbüschel weg zu rupfen.
Als Dreamheart an Ivy vorbei auf die Weide schritt, klopfte sie ihm den Hals, allein durch diese Geste war ihre Mutter sehr überrascht.
Er lässt sich wieder von dir berühren. Sie hast du das gemacht?"
"Ich habe ihm gegeben, was er brauchte und ihr ihm nicht geben wolltet."
"Abstand und Freiheit, aber auch Zeit. In einer Box fühlte er sich zu sehr gefangen. Also... ist er ausgebrochen und als er wieder zurückkehrte, war er wie ausgewechselt.
Mittlerweile ist die Box auch kein Gefängnis mehr für ihn. Er weiß, dass er jeden Tag wieder herauskommt."
"Okay...", Mrs. Chenningway sah Ivy an."Mag sein, dass der Unfall seine schlechte Seite zum Vorschein gebracht hat, aber er war vorher anders. Jetzt, wo du etwas verändernkonntest, kann ich sehen, dass er nicht so verloren und unberechenbar ist, wie er eine Zeit lang war. Das heißt nicht, dass das, was du geleistet hast, reicht oder dafür sorgt, dass Dreamheart wieder auf Turnieren starten kann. Aber du hast meine Unterstützung. Mag sein, dass dein Vater dir nicht die Hand reichen, oder auch nur etwas Geld geben wird. Ich bezweifle, dass er hier hinein investieren wird.
Aber ich würde dir so viel Geld geben, wie du brauchst, um hier ein paar Kleinigkeitensofort zu ändern. Dafür brauche ich aber ein gutes Konzept von dir. Da du bald 14 wirst, denke ich, dass du fähig genug bist, den Plan deines Konzepts aufzustellen. Vorher jedoch würde ich gerne wissen, woran du so dachtest. Was du für die Zukunft so geplant hast."
"Ich dachte, Beritt und Pension wären eine gute Idee. Ich hatte geplant, die Hälfte des Stalls mit eingestellten Berittpferden und die andere Hälfte mit Pensionsgästen zu halten. Also jeweils 10 Boxen erstmal nur zu Anfang, damit ich das unter einen Hut kriege, bevor wirklich der gesamte Stall voll sein wird. Zusätzlich werde ich auf Turniere gehen, damit ich alle Kosten notfalls mit den Preisgeldern ebenfalls decken könnte, da die Preisgelder als Reserve angespart werden."
"Ich muss sagen, meine junge Tochter ist ein Genie!
Ivonne Chenningway wird sich sicherlich sehr gut vermarkten."
Ivy senkte leicht frustriert den Kopf. Ihre Mutter schon wieder! Sie denkt auch nur ans Verkaufen!
"Ivy-Schätzchen, wir werden zusammen ein neues Band knüpfen. Ich überweise dir morgen 100.000 £ und dann kannst du neue Zäune bauen, das Haus von Malern verschönern und die Scheune auffüllen lassen.
Tja, und sicher kannst du noch Futter vom Rest kaufen."
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alea jacta es = Die Würfel sind gefallen.
Hey, das mit dem alea jacta es bitte nicht beachten. Ist nur ein kleiner Anstoß auf das, was noch kommt. Sozusagen ein Hinweis.
In den Ferien habe ich ja keine Kapitel veröffentlicht, da fehlte mir einfach die Zeit und auch die Kapitel, aber aktuell schreibe ich wieder sehr fleißig, da ich wieder Ideen habe, um wieder auf eine Situation hin zu schreiben, die wirklich passiert ist. Vielleicht wundert euch es, dass die strenge Mutter von Ivy plötzlich gewillt ist, zu helfen, aber das hat noch einen Hintergrund im späterem Verlauf. Ihr werdet sehen, dass das Geld von Bedeutung sein wird.
Außerdem ist dieses Kapitel etwa 400 Wörter als im Durchschnitt länger, sozusagen als kleine Entschädigung.
LG MG13
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