✰ Epilog ★
Zwei Monate später
»Leute! Ich platze gleich«, beschwert sich Cassie scherzhaft, während sie zur Veranschaulichung eine Hand auf ihren Bauch legt. Madelaine lacht und greift nach den Fingern ihrer Freundin, um sie mit ihren zu verschränken. Dann setzen wir unseren gemeinsamen Weg gut gelaunt fort.
Mein Blick wandert von den beiden zu Ethan, welcher neben mir läuft und ebenfalls über Cassies Kommentar schmunzelt. »Ihr habt nicht zu viel versprochen, es war wirklich das beste Sushi, was ich je gegessen habe«, wendet er sich nun direkt an mich und ich umfasse glücklich seinen Arm, um mich an ihn zu schmiegen.
»Seid ihr sicher, dass ihr nicht mit ins Heartbeat wollt?« Cassie bleibt mitten auf dem Fußgängerweg stehen und blickt erwartungsfroh in unsere Richtung. Obwohl sie meine Antwort schon ahnt, klimpert sie bettelnd mit ihren Wimpern.
»Nope«, sage ich trotzdem wenig überraschend, »wir machen uns einen gemütlichen Abend bei mir.«
Meine beste Freundin zieht eine Grimasse. »Wie langweilig«, schiebt sie lachend hinterher, woraufhin ich nur eine Augenbraue hebe. Zeit allein mit Ethan zu verbringen ist sicherlich vieles, aber nicht langweilig. Diesen Kommentar verkneife ich mir jedoch und grinse stattdessen stumm in mich hinein.
Irgendwann haben wir den grauen Toyota erreicht und ich lasse mich ganz selbstverständlich auf den Beifahrersitz sinken. Cassie und Madelaine nehmen währenddessen auf der Rückbank Platz. Ethan sitzt hinter dem Lenkrad, startet den Motor und wählt vor dem Losfahren einen Song von The Weeknd aus - was auch sonst. Eigentlich eine alltägliche Situation und doch könnte mich genau dieser Alltag nicht glücklicher machen.
Gemeinsame Zeit mit den Menschen, die man liebt, ist kostbar und so schön Träume auch sein mögen, sie vermögen die echte Welt nicht zu ersetzen.
»Können wir nicht zur Abwechslung etwas von Taylor Swift hören?«, jammert Cassie von der Rückbank, woraufhin ich ihr einen tadelnden Schulterblick zuwerfe. Immerhin ist es bei uns normalerweise so, dass der Fahrer über die Musikauswahl entscheidet.
Bevor ich jedoch dazukomme, Ethans Auswahl zu verteidigen, hat dieser tatsächlich zu Anti-Hero von Taylor Swift gewechselt. Kann er eigentlich noch perfekter sein?
Anschließend lenkt er den Wagen routiniert auf die Straße, während Cassie lauthals die Lyrics mitsingt und ich nur lachend den Kopf schüttle. Madelaine sitzt hinter mir, aber ich kann mir ihren Gesichtsausdruck auch ohne Blickkontakt nur zu gut vorstellen.
Nicht viel später lassen wir Cassie und Maddie vor dem Club raus. »Viel Spaß und passt auf euch auf!«, rufe ich ihnen durch das heruntergelassene Fenster zu, woraufhin sie sich erneut zu uns umdrehen, um uns Kusshände zuzuwerfen. Dann stellen sie sich in die Einlass-Schlange und Ethan wendet den Wagen, um unseren Heimweg fortzusetzen.
****
Als wir endlich in meinem Apartment angekommen sind, lasse ich mich augenblicklich auf mein Bett sinken. »Film oder Serie?«, frage ich meinen Freund und greife bereits nach der Fernbedienung, um Netflix zu starten.
»Such du etwas aus«, antwortet Ethan, während er sich lässig neben mir auf die Matratze fallen lässt. Anstatt seinem Angebot zu folgen, lege ich die Fernbedienung jedoch zurück auf den Nachttisch und kuschle mich stattdessen in seine Arme.
Ich schließe für einen Moment die Augen, in vollkommener Dankbarkeit für diesen Menschen in meinem Leben.
Er ist perfekt. Perfekt für mich.
Letztendlich ist alles so gekommen, wie es sein musste. Davon bin ich fest überzeugt. Auch wenn der Weg hierher oft nicht leicht war, bereue ich keine Sekunde. Genaugenommen würde ich jederzeit erneut all die Komplikationen durchstehen, nur um am Ende an Ethans Seite zu landen.
Seit unserer Aussprache sind mittlerweile zwei Monate vergangen. Zeit, in der unsere Beziehung und alles, was damit verbunden ist, wachsen konnte. Gemeinsame Unternehmungen, Spaziergänge am Strand und Gespräche, durch die Nacht hinweg bis zum Sonnenaufgang haben unsere Verbindung zueinander weiter gestärkt.
Ethan hat zum Glück keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigungen zurückbehalten, weshalb er auch ohne Probleme wieder sein Studium aufnehmen konnte. Dadurch, dass seine Universität nur etwa eine Stunde Fahrtzeit von mir entfernt liegt, können wir uns sogar mehrmals die Woche sehen. Manchmal bleibt er auch einfach über Nacht und fährt am nächsten Morgen von hier aus nach Georgetown.
Seine Eltern leben nach wie vor in Ocean City, wo wir ebenfalls schon gemeinsam zu Besuch gewesen sind. Sie haben mich voller Wärme in die Familie aufgenommen, wofür ich ihnen unendlich dankbar bin. Natürlich kommt auch immer wieder meine Arbeit im Krankenhaus zur Sprache und ich kann gar nicht zählen, wie oft sie sich bei mir für die gute Pflege bedankt haben. Ethans Mom hat ironischerweise schon ein paar Mal angemerkt, wie sicher sie ist, dass uns das Schicksal zusammengeführt hat.
Oh, sie hat ja keine Ahnung, wie richtig sie damit liegt.
Auch Ethans besten Freund Dave habe ich mittlerweile kennengelernt. Die beiden sind bereits seit Ewigkeiten befreundet – genauso wie Cassie und ich. Dave ist ein lustiger Kerl, ihn muss man einfach mögen. Ich durfte die beiden auch schon zu einem Surfausflug nach Ocean Beach begleiten und erinnere mich gerne an diesen Tag zurück. Allerdings lässt es Ethan aufgrund der Vorkommnisse etwas ruhiger angehen und so kam es dazu, dass wir eigentlich die gesamte Zeit über gemeinsam im Sand gesessen haben, während Dave mit dem Surfbrett im Wasser war, um uns eifrig seine Künste zu präsentieren.
Von Ian habe ich tatsächlich nichts mehr gehört, aber durch verschiedene Soziale Medien habe ich mitbekommen, dass er sich ebenfalls in einer neuen Beziehung befindet. Ich freue mich aufrichtig für ihn und muss ehrlich zugeben, dass sich mein schlechtes Gewissen dadurch ein wenig beruhigt hat. Wenn ich etwas an der Vergangenheit ändern könnte, würde ich früher einen Schlussstrich ziehen. Es war ihm gegenüber nicht fair, die Beziehung weiterlaufen zu lassen, obwohl ich emotional schon lange damit abgeschlossen hatte.
Mit Nick ist zum Glück auch alles in bester Ordnung. Er hat mir unseren Kuss nicht übelgenommen und es ist auch nicht komisch, wenn wir uns auf dem Campus über den Weg laufen. Ob er aktuell jemanden datet, weiß ich nicht, aber ich wünsche ihm nur das Beste.
Auch mit meinem Studium läuft es deutlich besser und wenn nicht wieder etwas dazwischenkommt, werde ich nächstes Jahr endlich meinen Abschluss in den Händen halten – genauso wie Cassie. Nebenbei arbeite ich noch immer in dem kleinen Café, obwohl ich schon ein paar Mal darüber nachgedacht habe, doch wieder zurück ins Krankenhaus zu wechseln. Meine beste Freundin hat sich übrigens ebenfalls einen anderen Job gesucht. Es wäre irgendwie komisch gewesen, wenn sie trotz ihrer Beziehung zu Madelaine weiter dort gearbeitet hätte. Stattdessen hilft sie nun zweimal in der Woche in einer nahegelegenen Tagesklinik für Menschen mit psychischen Problemen aus. Dort gefällt es ihr so gut, dass sie bereits darüber nachdenkt, dort nach dem Studium fest anzufangen.
Ethan und ich haben noch immer keine Ahnung, wie die Angelegenheit mit dem Schicksal genau funktioniert. Eins steht jedoch fest: Irgendwie hat das Universum das zusammengeführt, was zusammengehört. Er vermutet, dass ich ihm als eine Art Seelenverwandte geschickt wurde und er den Unfall nur überleben konnte, weil ich existiere. Mittlerweile haben wir aber aufgehört, es zu hinterfragen – eine rationale Antwort werden wir darauf sowieso niemals finden.
Trotzdem erzählt er mir gerne von seinen Träumen. Denn es ist noch immer so, dass ihm manchmal spontan Traumsequenzen einfallen, die er dann sofort aufschreibt – damit sie nicht wieder in Vergessenheit geraten. Unmittelbar nach dem Koma hatte er keinerlei Erinnerung an seine Träume – weder an die aus seiner Zeit im Koma, noch an jene vor dem Unfall. Umso schöner, dass die Erinnerung daran im Laufe der Zeit langsam wiedereingesetzt hat. Natürlich ist nicht alles vollkommen präsent, aber grundsätzlich sind unsere Begegnungen in seinen Träumen ähnlich gewesen. Einen großen Unterschied gibt es allerdings schon: Er hatte zuvor niemandem davon erzählt – nicht mal seinem besten Freund.
Außerdem haben wir uns darauf geeinigt, unsere Geschichte nicht an die große Glocke zu hängen. Lediglich Cassie, Madelaine und mittlerweile auch Dave kennen die Wahrheit. Ganz davon abgesehen, dass die meisten Menschen uns wahrscheinlich sowieso nicht glauben würden.
»Dein Herz schlägt aber schnell«, merke ich irgendwann leise an. Ich liege noch immer in seinen starken Armen, den Kopf gegen seinen Brustkorb gelehnt und lausche seinem pochenden Herzschlag.
»Das liegt wohl an dir«, erwidert er schmunzelnd, woraufhin ich den Kopf hebe, um ihn ansehen zu können. »Ohne dich klopft mein Herz nur halb so stark«, ergänzt er lächelnd und anstelle einer Antwort, umfasse ich seinen Nacken, um ihn zu mir heranzuziehen. Als sich unsere Lippen berühren, wird mein Körper sofort von einer durchdringenden Wärme durchflutet. Seine Hände, die sanft über meinen Rücken wandern, während sich die Intensität unseres Kusses ins Unermessliche zu steigern scheint.
Irgendwann lösen wir uns atemlos voneinander und blicken uns tief in die Augen, woraufhin die Schmetterlinge in meinem Bauch mal wieder verrücktspielen. Es fasziniert mich tatsächlich immer wieder aufs Neue, was für körperliche Reaktionen seine Anwesenheit bei mir hervorrufen.
»Ich liebe dich, Ethan Marsh«, hauche ich noch immer nach Luft schnappend und das Grübchen, was sich durch sein Lächeln zeigt, raubt mir erneut den Atem. Ob sich das jemals ändern wird? Wahrscheinlich nicht.
»Ich liebe dich noch viel mehr, Allie Bennett«, flüstert er liebevoll, bevor er mich erneut in eine leidenschaftliche Umarmung zieht.
Was ich aus unserer Geschichte gelernt habe?
Träume haben manchmal das Potential, sich zu deinem ganz eigenen Märchen zu entwickeln.
Ende
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