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Ich bin in der Hölle.

Wortwörtlich.

Mit Leib und Seele.

Mit Haut und Haaren.

Nur das in meiner persönlichen Hölle kein Feuer vom Himmel rieselt und Satan mich nicht höchst Persönlich, und wie der Teufel durch die Gegend jagt.

Nein. In meiner Hölle sitze ich in einem Auto, zwischen zwei Pubertierenden Jungs, einem Vollidioten auf dem Beifahrersitz und meinem Vater hinter dem Steuer. Nebenbei bemerkt bin ich ziemlich müde. Sehr müde. Zum Tod, umfallen müde und sehr, sehr schlecht gelaunt. Liegt wahrscheinlich am Schlafmangel. Und dem Lärm um mich herum.

Nachdem ich nämlich gestern, oder eher gesagt heute Morgen, erst um fünf Uhr wieder einschlafen konnte und dann auch noch um halb acht aufstehen musste, um meinem Bruder zum Football zu begleiten, hatte ich wirklich sehr wenig Schlaf abbekommen.

Als dann nämlich meine fünf Wecker mich am Morgen aus dem Bett schmissen, ja genau ich bin bei dem Versuch meinen Wecker auszuschalten auf dem Boden gekracht, sank auf jedenfall meine Laune schon ziemlich Zielsicher Richtung Keller. Oder noch tiefer, vielleicht sogar den Grand Canyon hinunter. Bye bye gute Laune und willkommen Missmut!

Und zum Abschluss bekam ich auch noch eine wunderschöne Kirsche oben auf dem Sahne Häubchen drauf. Dieses mal kam Kasper nämlich wieder in mein Zimmer geplatzt. Er trug seine typische Fottball Hose, seine Football Socken und ein Grünes T-Shirt von seinem Team und schrie mich an, endlich aufzustehen. Um halb acht, an einem Samstag. Da soll mir keiner sagen, ich soll gute Laune haben. Das ist völlig unmöglich.

Er jedoch sprang wie ein Hoppelhäschen hin und her und platzte fast von der ganzen geladenen Energie. Ich wiederhole: Und das an einem Samstagmorgen um halb acht.

Auf jedenfall sitze ich jetzt mit Kasper und seinen zwei Freunden im Auto und mein Vater fuhr uns zum Football Training.
"Valeska guck doch nicht so böse", bemerkt mein Vater belustigt, nachdem er durch den Rückspiegel zu mir sah. Ich ziehe nur eine Grimasse und gucke missmutig auf mein Handy. Um mir die Zeit etwas zu vertreiben, schreibe ich kurzer Hand Mila an.

Als jedoch keine Antwort kommt, seufze ich und gucke an Nicolas vorbei aus dem Fenster. Heute ist ein leicht bewölkter Tag, jedoch versucht die Sonne sich durch die graue Wolkendecke zu schlagen.

Kasper meinte, dass das Wetter perfekt wäre um draußen zu trainieren. Kann ich auch irgendwie verstehen, denn ich selber hätte keine Lust, in der prallen Sonne wie ein Idiot hin und her zu laufen. Wenn stattdessen der Wind einem kühle Luft zu weht, dann ist es bestimmt viel entspannter. Trotzdem ist es nicht angenehm für mich, da ich ja am Rand stehen werde, um mich zu Tode zu langweilen.

Auf einmal spürte ich Wie mein Handy vibrierte und ich schalte es schnell ein. Mila hat mir endlich geantwortet:

Ihr ernst?

Augen verdrehend atme ich einmal tief ein und aus.

...

Typisch Mila. Sie denkt wirklich immer nur an das eine.

Immer noch müde und mies gelaunt schalte ich mein Handy aus und stecke es in meine Hosentasche. Neben mir brüllen gerade Nicolas, Finn und mein Bruder um die Wette, sodass ich das Radio gar nicht mehr hören kann. Genervt schlage ich mir meine Hände vor mein Gesicht und lasse mein Kopf hängen. Wie lange brauchen wir denn noch? Wir fahren schon gefühlte Stunden, müssten wir nicht langsam ankommen?

"Warum sitze ich eigentlich hier hinten und nicht du Kasper? Schließlich sind das deine Freunde und nicht meine!", frage ich jetzt Kasper, da mir ihr Geschrei auf die Nerven ging. Kasper dreht sich nach hinten um und guckt mich mit so einem Blick an, der eindeutig sagen soll, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe.

"Naja weil ich nicht mehr da hinten rein passe, es ist da bei euch viel zu eng", antwortet er nun. Ja das es eng ist habe ich auch bemerkt. "Aber ich darf hier hinten zerquetscht werden oder was?", frage ich ihn nur. Darauf lacht er und seine Freunde nur und Kasper dreht sich wieder nach vorne.

Gerade als ich echt daran denke, mich irgendwie selbst umzubringen zum Beispiel, indem ich einfach lange die Luft anhalte, meldet sich mein Vater zu Wort: "Wir sind da! Nicolas, Finn und Kasper ihr müsst zu eurem Trainer. Valeska du kommst mit mir."

Die Jungs fangen wieder an rumzuschreien, steigen aber zum Glück aus dem Auto aus. Endlich kann ich wieder normal atmen, ohne den Geruch von Männer Deo zu schmecken. Und endlich werde ich nicht mehr zerquetscht. Mit einem Gefühl der Freiheit steige ich nun auch aus dem Wagen und stelle mich zu meinem Vater. Dieser steht am Rand einer Wiese und guckt sich nach jemanden um.

"Ah guck mal, da drüben ist Sven. Bleib du doch hier oder stell dich zu den anderen, dann kannst du mit denen den Jungs beim Training zugucken", schlägt mein Vater vor. Sven ist einer der Trainer und mein Vater versteht sich ziemlich gut mit ihm.

Also mache ich mich auf dem Weg zu den anderen Leuten, die anscheinend Football so sehr lieben, dass sie es wohl spannend finden einen Haufen Jugendlichen begeistert zu beobachten. Ich komme mir allerdings völlig fehl am Platz vor, weshalb ich mich ein Stückchen abseits von ihnen auf dem Boden setzte und lustlos vor mich hin starre. Das werden die schlimmsten Stunden meines Lebens.

***

Und ich behielt recht.

Die erste halbe Stunde sah ich zu, wie die Jungs und darunter auch drei Mädchen sich aufwärmen. Sie liefen Runden über dem Platz, wärmten sich auf. Halt das übliche, für mich langweilig, Zeug.

Die nächste Stunde verbrachten sie dann mit 'Positions Training'. Ich achtete jedoch schon lange nicht mehr auf die Spieler, sondern lag halb tot am Boden und zählte innerlich Schäfchen, um einzuschlafen. Klappte leider nicht.

Als ich dann mal wieder aufs Feld sah, passierte nicht viel. Alle waren wie in einem normalen Spiel aufgestellt und trainierten ihre Spielzüge. Glaubte ich jedenfalls, da ich keine Ahnung von Football hatte.

Ab da hatte ich wirklich nicht mehr aufgepasst, sondern nachgedacht. Ich dachte an meinen Traum. Oder Albtraum. Die Bilder von meinem Traum gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Wahrscheinlich machte ich mir zu viele Gedanken darüber, jedoch kann ich das Gesicht des Mannes nicht mehr vergessen. Dieser verrückte Ausdruck in seinen Augen, sein Gesicht, welches von Narben quasi überdeckt wurde. Es kommt mir bekannt vor, jedoch erinnere ich mich nicht von wo. Auch dachte ich an seine Worte, welche er zu mir sagte und schließlich auch an das, was er mit mir angestellt hatte. Es kam mir so real, so echt und glaubwürdig vor. Und warum kann ich mich noch an wirklich alles erinnern? Warum habe ich sowas überhaupt geträumt? Ich hatte bisher noch nie sowas geträumt. 'Albträume' kenne ich nicht, zumindest kann ich mich an keine erinnern.

Meine Mutter erzählte mir mal, dass ich als Kind immer welche hatte, jedoch keine mehr bekam, seid sie mir meinen ersten Traumfänger schenkte. Und darüber bin ich sehr froh, denn meine Mama erzählte mir, dass ich Sachen träumte, die wirklich nicht für Kinder gedacht waren. Von Tod und schlimmen Verbrechen. Damals Verbot sie mir Fernsehen zu gucken, da sie dachte, ich würde diese schrecklichen Sachen träumen, da sie in den Nachrichten vor kamen. Und dann hörten sie glücklicherweise auf.

Jetzt war ich aber ziemliche verwirrt. Mehr als verwirrt. Als ich heute morgen erwachte, hatte ich Angst, ich hatte richtige Todesangst. Ich dachte wirklich ich würde sterben. Wieso habe ich das geträumt? Und wieso ist alles, der komplette Traum, noch bis ins kleinste Detail in meinem Gedächtnis? Unbewusst streiche ich mir über meinen linken Oberschenkel und erwarte ein Messer welches tief in mein Bein steckt, erwarte Blut, welches meine Finger benetzt, erwarte unerträgliche schmerzen, die ich nicht ignorieren kann. Das einzige was ich jedoch berühre, war meine blaue Jeans. Kein Messer. Kein Blut. Und auch keine Schmerzen.

Schnell ziehe ich meine Hand weg und vertreibe diese Gedanken. Wie ich schon heute morgen dachte, kam dieser Traum nur von zu vielen Horrorfilmen. Und von zu viel Fantasie. Es war und ist eine einmalige Sache und passiert nicht nochmal.

Wieder lasse ich mich zurück ins Gras fallen und verschränke meine Hände hinterm Kopf. Die Sonne hat es schließlich doch geschafft hinter den Wolken aufzutauchen und scheint mir nun warm ins Gesicht. Entspannt schließe ich meine Augen und denke an nichts. Naja an fast nichts, einzelne Gedanken tanzen mir zwar immer noch durch den Kopf, jedoch versuche ich sie soweit es geht zu ignorieren.

Und gerade als ich zwischen der Wach- und Schlafphase hin- und herpendel, bekomme ich keine Luft mehr.

Erschrocken versuche ich verzweifelt wieder Sauerstoff in meine Lungen zu pumpen, was jedoch nicht klappte. Völlig am Ende versuche ich mich aufzusetzen,  bemerke aber erst jetzt, dass irgendwas großes und schweres auf mir liegt. Besser gesagt irgendwer! Geschockt starre ich den Hinterkopf von einem Jungen an, der immer noch auf mir liegt und kurz schnauft. Ich jedoch schnappe immer noch verzweifelt nach Luft und versuche besagten Jungen von mir runter zu schieben. Der realisiert anscheinend auch endlich, dass er auf jemanden gefallen ist, da er nun aus seiner kleinen Schockstarre erwacht und schnell von mir runter rollt.

"Oh mein Gott, das tut mir leid, dass wollte ich nicht! Geht es dir gut? Bist du verletzt? Du bist ja ganz rot im Gesicht. Du solltest vielleicht mal atmen", immer mehr Worte fließen aus dem Mund des Jungen, ich jedoch achte nicht weiter auf ihn, sondern atme gehetzt ein und aus, um meine Lungen wieder mit Luft zu füllen. Mir ist schwindlig und mein Bauch und meine Rippen tun mir weh, aber wenigstens bekomme ich wieder anständig Sauerstoff, sodass ich hoffentlich nicht mehr rot, blau oder lila angelaufen bin. Je nachdem was meinem Kopf lieber ist, habe leider gerade kein Spiegel dabei um zu überprüfen, welche wunderschöne Farbe mein Kopf bekommt, wenn ich kurz vorm ersticken bin.

"Kannst du mich hören und geht es dir besser? Du siehst wenigstens nicht mehr so rot aus. Verstehst du mich eigentlich denn...", der Junge redet immer noch unterbrochen weswegen ich ihm meine Hand vor dem Mund halte. Endlich hört er auf zu reden und meine Kopfschmerzen verflüchtigen sich langsam. Erleichtert atme ich aus und huste einmal kurz, da mein Hals kratzt und etwas brennt.

Das war gerade keine schöne Erfahrung.

Nun gucke ich den Jungen vor mir an, der geschockt zwischen meiner Hand und mir hin und her schaute. Schnell nehme ich meine Hand runter und stand vom Boden auf. Der Junge vor mir tut das selbe und stellt sich vor mich hin und schaut mich an. Zuerst schaut er in meine Augen, jedoch wandert sein Blick mein Gesicht entlang und meinen Körper hinunter.

"Geht es dir jetzt gut?", seine Stimme klingt wirklich schuldbewusst und in seinen Augen sehe ich Zweifel, ob ich nicht vielleicht tot umkippe. Warum auch immer antworte ich ihm nicht sondern fange an zu lachen. Obwohl die Situation gerade mehr als unlustig ist, fange ich hemmungslos an zu lachen.  Vielleicht habe ich gerade einen kleinen Schock. Einen minimalen. So klein wie der Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger vom What's App Emoji. Ich lache so doll, dass mir schon Tränen in die Augen steigen und ich mich nach vorne beuge und mir den Bauch halte, da er anfängt zu schmerzen. Wieder bekomme ich zu wenig Luft, versuche jedoch ein: "Ja mir geht es gut" hervorzubringen. Wahrscheinlich versteht er kein Wort.

Als ich mich wieder beruhigt habe, steht der Kerl immer noch vor mir und guckt mich wirklich verwirrt an. Immer noch leise kichernd wische ich mir die Lachtränen aus den Augen und atme tief durch.

"Ja mir geht es gut. Nichts passiert", ich lächle den Jungen an und er erwidert es. Zwar zögerlich, aber er tut es. "Zum Glück. Tut mir wirklich leid, mein Bruder hat mich geschubst und ich habe nicht drauf geachtet wo ich hin laufe", verlegen kratzt er sich am Hinterkopf und legt sein Kopf schief. Dann stobt er mitten in seiner Bewegung und schaut mich noch mal an. Dieses mal genauer, wie es mir scheint. Sein Blick brennt sich schon fast in meine Haut. Langsam nimmt er seine Hand vom Kopf und lässt sie hängen. Dann geht er einen schritt zurück und öffnet seinen Mund, jedoch kommt nichts raus. Keine einzige Silbe.

"Das... das kann nicht wahr sein", bringt er dann doch noch raus. "Oh mein Gott, das ist nicht wahr oder?"

Verdutzt schaue ich ihn an, dieses mal aber genauer. Diese schwarzen Haare, die wild von seinem Kopf abstehen. Diese funkelnden, leicht schrägen, grünen Augen, die seine ganze  Gefühle frei geben. Jetzt gerade lese ich aus ihnen Verwirrung, Unglauben, Entsetzen aber auch Wut und... vielleicht täuschte ich mich, jedoch sah ich unendliche Freude. Fast wie bei einem Wiedersehen. Schließlich kam mir auch wieder seine Stimme in den Sinn. Diese tiefe, jedoch auch sanfte Stimme. Eine Melodie, die ich schon vor Ewigkeiten nicht mehr gehört habe und die ich fasst vergaß.

Ungläubig reiße ich meine Augen weit auf. In ihnen liegen vermutlich gerade die selben Gefühle wie bei ihm und ich bekomme wieder mal keine Luft. Das kann nicht wahr sein. Das ist unmöglich!

"Valeska?"

"Vincent?", fragen wir beide gleichzeitig.

*-*-*-*

Ich habe wieder Ferien!  Wuhu!

Dieses mal möchte ich wirklich mehr updaten. ^-^

Achja, meine ganzen Fehler tun mir in diesem Kapitel übrigens leid. Dieses mal wurde sie nicht von meiner Beta-Leserin korrigiert. Ich wollte es ihr mal ersparen. Tut mir deswegen leid. Ich werde versuchen alle Fehler so schnell es geht zu korrigieren und ihr könnt mir ruhig in den Kommentaren schreiben, wo sie sind, dass würde mir sehr helfen.

Danke fürs lesen. Man sieht sich. :D

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