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Schnell betrat ich den Laden und bewege mich dann vorsichtig zu dem Tisch, an dem Emily saß. Sie sah mich nicht, denn sie War zu beschäftigt, mit ihrem Löffel im Eis rum zu rühren, das vor ihr auf dem Tisch war. Selbst als ich vor ihr stand, schaute sie nicht auf.

"Hey Emily", begrüßte ich sie leise um sie nicht zu erschrecken. Doch anscheinend erschrak sie sich doch, denn sie hob schnell ihren Kopf und sah mich leicht panisch an. Als sie jedoch merkte, dass es nur ich war, die sie ansprach, beruhigte sie sich und senkte wieder traurig den Kopf. Trotzdem hörte ich noch ein leises 'Hey' von ihr. Ich fragte, ob es für sie okay sei, wenn ich mich zu ihr setzte und Emily nickte nur vorsichtig als Zustimmung.

Mit bedacht, damit ich nicht aus versehen ausrutsche, setzte ich mich auf den Stuhl gegenüber von Emily, stelle meine Tasche unterm Tisch ab und schaue mich kurz im Café um. Die Wände wurden in einem hellen Pastell-grün gestrichen und es gab hier ungefähr vier Tische für jeweils drei Personen. Die Eis Theke finde ich im rechten Bereich des Ladens und die Auswahl an Eissorten war gigantisch. Die hatten hier sogar Oreo-Eis!

Leise vernahm ich auch im Hintergrund Musik die im Café gespielt wurde, und dies verlieh dem Ort noch etwas fröhliches und es wirkte sehr friedlich und beruhigend auf mich.

Anscheinend aber nicht auf Emily.

Jetzt da ich neben ihr saß, konnte ich sie besser ansehen. Sie sah so traurig, niedergeschlagen und unglaublich müde aus, was ich auch verstehe, da ihr Freund Schluss gemacht hat. Ich möchte sie trösten und sie von Dennis ablenken, aber irgendwie weiß ich nicht genau, was ich zu Emily sagen soll.

"Also ähm...", fange ich an zu stottern und lenke so ihre Aufmerksamkeit auf mich, weg von ihrem jetzt geschmolzenen Vanille und Schokoladen Eis. Zumindest denke ich, dass es Schoko-Vanille war, denn die Substanz im Becher hatte eine bräunliche Färbung und an manchen Stellen sah ich etwas Vanilleartiges. Glaube ich zumindest.

Verwirrt von meinen Gedanken schüttle ich meinen Kopf und konzentriere mich wieder auf das viel zu traurige Mädchen vor mir. Sie schaute mich aus ihren blauen Augen abwartend und zu gleich verwirrt an. Sie fragt sich sicher warum ich hier bin. Das frage ich mich langsam auch schon. Etwas verlegen lache ich leise und starte einen neuen Versuch zu sprechen.

"Ich habe dich beim vorbeifahren hier sitzen sehen. Du sahst vom weitem total fertig aus und naja, ich habe von deiner Trennung von Dennis gehört...", kurz höre ich auf zu sprechen und warte auf ihre Reaktion. Als ich den Namen von Dennis erwähnte, verzehrte sie das Gesicht vor Trauer und etwas vor Wut, wie ich erkenne. Auch blitzen ein paar Tränen in ihren Augen auf, doch hält sie diese zurück, um nicht hier anzufangen zu weinen

"...Ich wollte schon heute in der Schule mit dir sprechen, aber du warst so schnell weg, sodass ich keine Gelegenheit mehr dazu hatte. Ich wollte wissen wie es dir geht Emily. So traurig kenne ich dich gar nicht."

Normalerweise ist sie immer das fröhlichste und Energiegeladenste Mädchen der Welt. Mit ihren kleinen blauen Augen und ihrem hübschen und süßen Lächeln verzaubert sie immer alle in ihrer Umgebung.

Emily schwieg eine weile nach meinen Wörtern und schaute sich im Café um. Sie weicht, so gut es geht meinen Blick aus, was mich etwas verunsichert. Hätte ich sie anders fragen und ihren Freund, nein eher Ex-Freund, nicht erwähnen sollen? Unbehaglich rutsche ich auf meinen Stuhl hin und her, und stoße mir dabei ungeschickt mein Knie an der Tischkante an. Leise fluchend reibe ich mir kurz mein Knie, richte aber meinen Blick schnell wieder auf Emily. Diese hat sich wohl endlich dazu entschlossen, mir zu antworten, den sie schaute mir geradewegs in die Augen als ich sie wieder ansah.

"Ich weiß nicht was oder wie ich mich fühlen soll Valeska. Ich glaube, wenn ich dir jetzt 'Mir geht es gut' sage, würdest du mir eh nicht glauben", sie lächelt mich schwach an und zeigt auf ihr Gesicht, um mir mit dieser Geste zu zeigen, dass sie weiß, dass sie schrecklich aussieht. "Ich meine, dass alles kam so unerwartet. Alle meinten immer, Dennis...", sie schluckte als sie seinen Namen sagt. "...und ich würden für immer zusammen sein. Wir wären doch so ein besonderes Paar." Jetzt lacht sie verbittert auf und einzelne Tränen liefen doch langsam aus ihren Augenwinkel raus und hinterließen eine kleine feuchte Spur auf ihrer Wange.

"Das 'Traumpaar der Schule' wären wir gewesen, die sich nie streiten und sich immer lieben! Wo war denn seine verdammte Liebe zu mir hin, als ich ihn vorgestern zufällig in der Stadt mit einem anderen Mädchen gesehen habe? Wo war sie, als er mich entdeckte, unter all den anderen Menschen die an mir vorbei gingen und mich zur Seite schubsten, während meine Welt und mein Herz vor meinen Augen zerbrach? Und wo war seine scheiß Liebe, als er sich einfach umdrehte und mit diesem andern Mädchen davon ging!"

Nach jedem weiteren Wort wird Emily wütender und lauter, doch zum Ende hin brach ihre Stimme und sie schluchzte erstickt auf. Immer mehr Tränen liefen nun ihre Wange herunter und landeten auf dem Tisch vor ihr. Mein Herz tat selber weh und ich verspürte einen so tiefen Hass auf Dennis. Er war doch immer ein so lieber und aufgedrehter Junge, der aber alles tun würde um Emily zu beschützen. Wie konnte er ihr das antun? Schnell sprang ich von meinem Stuhl auf um Emily zu umarmen und sie zu trösten. Leise murmelte ich beruhigende Wörter in ihr Ohr und streichelte ihren Rücken, währen sie sich an mir klammerte, als wäre ich ihr Anker der sie vorm Ertrinken auf ihren eigenen, kleinen Schiff rettete. Trotzdem weinte sie immer weiter. Für andere Personen müssten wir wohl ein ziemlich komisches Bild abgeben. Ein Mädchen mit Inline Skates versuchte ein weinendes Mädchen zu beruhigen, dass noch immer auf ihrem Stuhl sitzt und ziemlich fertig aussah und heftig weinte. Außerdem steht das geschmolzene Eis immer noch auf dem Tisch und sieht von Minute zu Minute immer unappetitlicher aus.

Schließlich nach weiteren Minuten des weinen und trösten, löste sich Emily von mir und sah mich entschuldigend an, während sie sich die Augen rieb und ihre nassen Wangen abtrocknete. Währenddessen setzte ich mich wieder zurück auf mein Stuhl und sah sie an. Ihr Augen waren rot und geschwollen vom weinen und auf ihrem Gesicht und am Hals waren leichte rote Flecke zu sehen. Sie schniefte einmal auf und ich gab ihr ein Taschentuch, was sie auch sofort benutzte.

"Tut mir leid das ich dich voll heule. Ich schätze ich musste das alles einmal raus lassen. Bis jetzt konnte ich mit keinen meiner Freundinnen darüber reden, sie hätten mir eh nicht zugehört. Ich schätze also Danke", wieder versucht Emily zu lächeln und ich bin erstaunt, wie stark Emily ist und nach allem überhaupt noch lächeln kann, auch wenn ihr Lächeln sehr gezwungen aussah. Immerhin hat sie Dennis gesehen, wie er sie betrog. Würde ich in Emilys Haut stecken, würde ich wahrscheinlich Tage- Nein Wochenlang in meinem Zimmer liegen, weinen und Tonnen von Eis und Schokolade essen.

"Du brauchst dich doch nicht zu Entschuldigen! Oder zu bedanken. Schließlich habe ich dich gefragt, wie es dir geht", sagte ich entschieden und lächelte sie auch an. Emily nickte und putze sich noch mal die Nase.

"Warum bist du eigentlich hier draußen? Ich meine wäre ich du, würde ich nur noch in meinem Zimmer hocken."

Emily zuckte mit den Schultern und nahm wieder ihr Löffel vom Eis in die Hand, um wieder im Becher rum zu rühren. "Ich konnte es in meinem Zimmer nicht aushalten. Zu viele Erinnerungen. Ich bin einfach nur Raus gegangen um frische Luft zu atmen und bin dann hier gelandet. Weist du, was das Lustige an der Sache ist?", fragte sie mich und ich schüttelte den Kopf. Sie lächelt grimmig und sagt: "In diesem Café haben wir uns kennengelernt und waren hier oft zusammen. Es war hier mal mein Lieblingsort, aber jetzt hasse ich es hier."

Sie schaut sich noch mal um und stand dann auf. Sie blickte zu mir hinunter und nahm ihr Eisbecher in die Hand. "Möchtest du vielleicht etwas mit mir durch die Gegend laufen? Oder eher fahren?", fragt Emily mit leiser Stimme und deutet auf meine Inliner. Hastig nicke ich nur und stehe auch auf. Emily geht den Eisbecher weg werfen um kurz darauf zu mir nach draußen zu kommen. Zu ihrer linken Seite fuhr ich neben ihr her und umklammerte meine Tüte. Emily schaut kurz auf die weiße Tüte mit der schwarzen Schwalbe drauf und fragte mich leise was ich gekauft habe. Ich öffne die Tüte und hole meinen Traumfänger aus der Tüte raus. Emily schaut es bewundert an.

"Wow der ist echt schön. Ich habe auch einen zu Hause hängen. Als ich klein war, meinte meine Mutter zu mir, dass mein Traumfänger mich vor den Bösen träumen beschützen wird. Die Bösen Träume sollen sich angeblich im Netz verfangen und die Guten sollen durch kommen und dich im Schlaf besuchen", fing Emily an zu erzählen. Ich bin froh, dass sie sich ablenken lässt.

Dann fragte sie mich: "Glaubst du daran?"

Ich denke kurz nach und schaue mir den Traumfänger in meiner Hand genauer an. Ja meine Mutter hat mir diese Geschichte früher auch oft erzählt, da ich als Kind viele schlimme und verrückte Albträume hatte, aber als sie mir meinen ersten Traumfänger schenkte, bekam ich seitdem nie wieder solche Träume. Und die Vorstellung, das sich die bösen Träume im Netz verfangen und von der Sonne am frühen Morgen verbrannt werden, beruhigt mich. Irgendwie.

Ich schaue von meinem Fänger auf und direkt in die traurigen, jedoch auch wunderschönen, blauen Augen von Emily.

"Ja", beantwortete ich endlich ihre Frage und in meiner Stimme schwang sowohl vertrauen als auch Bewunderung mit.

"Ja, ich glaube an diese Geschichte."

*-*-*

Es tut mir wirklich Leid, das ich so selten Update. Ich habe keine wirkliche Entschuldigung, möchte aber versuchen -da ich jetzt Ferien habe- mehr zu schreiben. Vielen Dank an alle, die mit lesen und Voten und vielleicht sogar Kommentieren. Das bedeutet mir wirklich sehr viel.

Viel Spaß noch. :D

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