01. Louisa

Unser Plan war bis ins kleinste Detail ausgeklügelt. Harry würde sein blaues Wunder erleben und ich durfte den Stein ins Rollen bringen. Während meines Daseins als Frau würde ich Harry Styles daten und die anderen Jungs würden mir helfen. Beziehungsweise als heimliche Beobachter fungieren. 


Als Insider wussten wir natürlich, dass Harry jeden Montag um fünfzehn Uhr pünktlich seinen Strickkurs aufsuchte. Er hatte bereits vier hässliche Beanies gestrickt und uns diese als Geschenke überreicht, jedoch hatten wir diese sofort an Bedürftigere verschenkt, damit er nicht beleidigt war. 


Wir befanden uns jetzt also zwei Straßen vom Ort des Geschehens entfernt und warteten, bis er mit seinem Audi vorbeifuhr. Eigentlich war unser Plan simpel und ziemlich effektiv. Die Frage war nur, ob Liam, der stark unter seiner Cellulite litt, schnell genug reagieren würde. 

Niall setzte gerade an, mich etwas zu fragen, da fuhr Harry auch schon mit quietschenden Reifen um die Ecke. Ich riss die Augen auf und ließ mich absichtlich von Liam beschimpfen, bevor dieser mich auf die Straße schubste und wegrannte. Wie geplant landete ich direkt vor Harrys Auto, der Gott sei Dank sofort eine Vollbremsung hinlegte. Auch Niall und Zayn spurteten davon und hinterließen für Harry so das Bild eines armen Mädchens, das von einer Gang gemobbt wurde. Dieses arme Mädchen war ich.

Dank meines Jeans-Minirocks gerieten meine mit Theaterblut präperierten Knie sofort in Harrys Blickfeld, als er ausstieg.

„Um Gottes Willen, hast du dir wehgetan?", fragte Harry bestürzt. Er war halt einfach zu nett.

Ich stöhnte kurz auf, bevor ich zu einer Antwort ansetzte. „Mein Kopf tut weh und mir ist schwindelig." 


Alles klappte hervorragend nach Plan, denn Harry verfrachtete mich sofort in seinen Wagen und organisierte mir ein Kühl-Pack aus seinem Erste-Hilfe-Koffer. Eigentlich war das schon süß, wie fürsorglich er war. Vor allem, weil seine Locken ihm dabei so putzig in die Stirn fielen. Moment, was dachte ich da?! Das war bestimmt eine Nebenwirkung von diesem Trank. 


In diesem Augenblick fragte Harry: „Sag mal, was waren das eigentlich für komische Tussis? Kennst du die?" 


Innerlich lachte ich mich dumm und dämlich. Natürlich, er kannte sie ja auch. Doch jetzt war noch nicht der Zeitpunkt gekommen, ihm die Wahrheit zu unterbreiten. Deshalb sagte ich: „Ja, die wohnen in meiner Siedlung. Das ist eine Mädchengang, die sind immer so gemein zu allen."

Da meine Stimme etwas weinerlich klang, legte Harry mir tröstend seine Hand aufs Knie, was mich kurz zusammenzucken ließ. Das interpretierte er allerdings als Fehler, anscheinend nahm er an, er hätte mir wehgetan. 


„Sorry", entschuldigte er sich sofort. 


„Nein, nein, das ist schon ok", wehrte ich ab. Welches weibliche Wesen würde schon etwas gegen Harry Styles' Hand auf ihrem Knie haben?


Harry warf einen Blick auf die Uhr, und stellte seufzend fest: „Na ja, ich bin jetzt eh schon zu spät für meinen Kurs, da kann ich es auch gleich sein lassen." 


Er sah noch einmal in die Richtung, in die die vermeintliche Gang verschwunden war. „Tröstet es dich, wenn ich dich auf einen Kaffee einlade?" 


„Aber gerne doch", antwortete ich zufrieden. „Ich liebe Kaffee."
Moment mal: Warum liebte ich plötzlich Kaffee? Daran trugen bestimmt diese scheiß weiblichen Hormone Schuld. 


Harry strahlte mich an: „Super, ich habe auch schon eine Idee, in welches Café wir gehen können." 


Natürlich wusste er das schon, er ging schließlich mit allen Tussen, die er jemals abgeschleppt hatte, immer in dasselbe Café. 


Wie besprochen hatten sich Zayn, Liam und Niall bereits dort eingerichtet, allerdings umgestylt, damit Harry sie nicht wiedererkennen würde. Als wir dort ankamen, saß an dem Tisch links neben der Tür bereits eine schnatternde Mädchengruppe, die uns nicht weiter beachtete.
Harry setzte sich logischerweise möglichst weit entfernt von ihnen, damit wir nicht ausgehorcht wurden. Nachdem wir unsere Bestellungen aufgegeben hatten, grinste er mich an und fragte: „Na, wie ist es, mit einem Superstar auszugehen?" 


Ich beschloss, dieses Spiel umzudrehen. Auf diese Masche fiel ich nicht rein. „Du bist witzig", sagte ich und schenkte ihm mein strahlendstes Lächeln. 


Erst danach fiel mir ein, dass ich am Morgen vergessen hatte, meine Zähne zu putzen. Shit! Aber das war jetzt nicht mehr zu ändern. Harry wirkte von meinem Kommentar sowieso so irritiert, dass er es wahrscheinlich gar nicht bemerkt hatte. 


„Wie?", fragte er verständnislos. „Kennst du mich etwa nicht?" 


„Wieso sollte ich?", stellte ich die Gegenfrage. 


„Hast du denn noch nie etwas von One Direction gehört?" Er schien ernsthaft schockiert. 


Ich lachte mir ins Fäustchen und beschloss, mein Spiel auszuweiten. „Sorry, ich höre nur Punk und Metal." 


Um meine Worte zu unterstreichen, zeigte ich auf mein Oberteil, das meine großen Brüste hervorragend in Szene setzte. Harry warf einen diskreten Blick darauf und wandte sich dann ab von ihnen. Gefiel ihm der Schnitt des schwarzen Tops mit dem tiefen V-Ausschnitt etwa nicht? 

Als ich kurz an meiner beeindruckenden Oberweite hinab blickte, fiel mir auf, dass ich vergessen hatte, einen BH anzuziehen. Oh scheiße! Niall hatte mich extra noch daran erinnert. Und ich war nunmal nicht Taylor Swift, die sich das hatte leisten können. Um von dem Desaster abzulenken, fragte ich schnell: „Wie heißt du denn? Vielleicht kenne ich deine Band ja doch, wenn du mir deinen Namen sagst." 


„Ich heiße Harry. Harry Styles", sagte er stolz. 


„Ich bin übrigens Louisa. Und deinen Namen? Nie gehört", zuckte ich mit den Schultern. In diesem Moment drang von der Mädchengruppe besonders lautes Gelächter herüber. Beinahe hätte ich selbst gelacht. 


„Kennst du vielleicht einen meiner Bandkollegen?", fragte er verzweifelt. „Liam Payne?" Ich schüttelte resigniert den Kopf. „Okay, dann vielleicht Zayn Malik?" 


„Nein, auch nie gehört." 


„Und wie sieht es mit Niall Horan und Louis Tomlinson aus?" 


Jetzt hatte er meinen Namen genannt. In meinem Kopf nahm ein noch schlimmerer Plan Gestalt an. 


„Louis Tomlinson?", hauchte ich fasziniert. „Ist das nicht dieser Typ, der den Cinderella-Ball für die kleinen Kinder veranstaltet hat? Der ist so heiß!" 


Harrys Laune sank gut sichtbar schlagartig in den Keller. Er zog eine Fratze und meinte: „Ehrlich? Ich seh doch viel besser aus!" 


Ich musterte ihn einmal von oben bis unten, bevor ich ihm den verbalen Todesstoß versetzte: „Tut mir Leid, du hast Locken. Da steh ich bei Kerlen nicht drauf. Ich hab ja auch selber welche."

Verzweifelt versuchte Harry, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Gibt es denn nichts, was du mich noch fragen möchtest?" 


Er hatte immer noch nicht genug Körbe kassiert? Gut, dann würde ich jetzt meinen Trumpf ausspielen, den ich mir bereits vorher überlegt hatte. Ich stellte ihm nun die Frage, auf die er schon im Bootcamp allergisch reagiert hatte (weil der Inhalt der Frage damals noch nicht vorhanden war): „Locken sich deine Schamhaare eigentlich auch?" 


Ich hatte Erfolg. Harry stand abrupt auf und maulte beleidigt: „Okay, das wird nichts mehr. Ich glaube, wir vergessen das Treffen am Besten. Wäre ich doch bloß zu spät zum Stricken gekommen." 


Im selben Moment erhob sich die Mädchengruppe, ließ die bezahlte Rechnung auf dem Tisch liegen und hastete hustend und giggelnd aus dem Café. 


Dieses Date mussten sie erst einmal toppen.

~~*~~*~~

Niall bekam sich vor lauter Grunzen gar nicht mehr ein.

„Musste er ihm ausgerechnet diese Frage stellen?", jammerte Zayn. „Das Date hätte sonst noch viel länger gehen können."

„Ich hätte eh nicht gedacht, dass der ganze Plan funktioniert", gab ich zu. Das entsprach der Wahrheit! Als Louis uns am gestrigen Abend von seinem Vorhaben erzählt hatte, war ich erst skeptisch gewesen. Doch es war ja ganz offensichtlich ein Erfolg geworden. Für ihn, nicht für den armen Harry. Oh man, irgendwie tat er mir ja leid, dass dieses Theater noch drei weitere Mal auf ihn zukommen sollte.

„He Liam, das wird ganz schön schwer für dich, Louis zu toppen", piesackte Niall mich und kniff mir in eine Speckrolle. Er war so gemein! Aber ich würde mir schon etwas einfallen lassen, damit das für morgen angesetzte Date noch 'besser' wurde. Wenn wir mit ihm fertig waren, gab Harry seine Homosexualität preis, da waren wir uns sicher.

„Habt ihr seinen Schriftzug unterhalb des Schlüsselbeins gesehen?", kicherte Niall. „Das sah mehr aus wie ein Barcode. Total verzogen!"

„Gut, dass du dir nicht hast die Beine tättowieren lassen, Liam", disste Zayn mich.
Stopp, jetzt reichte es. Das war genug. Ich holte aus und nutzte meine Speckrollenkräfte, um dem Stock aufs Maul zu hauen!

Niall stand einfach nur daneben und lachte. In seinem Kopf schien noch nicht angekommen zu sein, dass er es am Schwersten haben würde, weil er als letzter dran war.


~~*~~*~~


Na, wie findet ihr das, was sie mit dem armen Harry machen? Für alle die vielleicht etwas verwirrt sind: Der letzte Teil des Kapitels ist aus Liams Sicht geschrieben, weil er das nächste Date mit Harry haben wird. Auch in den anderen Kapiteln wird es immer so sein, dass der letzte (kleine Teil) aus der Sicht jener Person geschrieben ist, die das nächste Date haben wird. Deshalb ist er kursiv gesetzt.
Wir hoffen, ihr hattet Spaß beim Lesen und freut euch schon auf Harrys nächstes Date :)

LG, Amcaja

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