Zwei Seiten
Rubys Sicht
Als ich gesehen hatte, wie sich zwei meiner besten Freundinnen küssten, konnte ich Grindelwald für einen winzigen Moment zur Seite schieben. Für einen mikroskopischen Moment trifft es wohl eher, denn er hatte nach nur einer Sekunde wieder die Kontrolle über meinen Körper gewonnen. Seine Zauberkraft war unheimlich stark. Und er spielte Quidditch, als wäre er auf einem Besen geboren worden. Das brachte einiges an Punkten für Ravenclaw in den folgenden Spielen. In den Sommerferien war es noch einfacher gewesen. Er hatte sich vielleicht geweigert, meinen Körper zu verlassen, aber die Briefe an Maddy und Callum hatte er mich selbst schreiben lassen. Ständig knutschten mom und er. Das war nicht schön! Das war einfach nur ekelerregend! Immerhin war es ja mein Körper!!! Hin und wieder hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mich aus einem der Fenster in den oberen Stockwerken zu stürzen... Aber wahrscheinlich hätte es eh nichts gebracht. Das einzige positive an dieser Geistersache war das ganze Wissen, dass dank meinem Vater (dieser Begriff in Verbindung mit Gellert Grindelwald löste bei mir einen Brechreiz aus, zumindest in Gedanken) nun in meinem Gehirn gelagert war. Meine Noten verbesserten sich um Längen, besonders in Zaubertränke. Und es brachte mir auch Vorteile in einer Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste...
Professor Killarry (ein schräges Wesen) verkündete gleich zum Beginn einer Stunde: ,,Heute werden wir ein wenig das Duellieren üben. Vermutlich werdet ihr es noch nicht brauchen, aber es kann nie schaden." ,,Dabei ist doch ein gepflegtes Duell zwischen Schülern zum schnarchen langweilig", beschwerte sich meine Stimme lauthals. Am liebsten hätte ich mir in diesem Moment selbst eine verpasst. ,,Wenn es so einfach für sie ist McLean", meinte diese Schreckschraube einer Lehrerin dann, ,,Dann haben sie bestimmt nichts dagegen, wenn wir beide einmal zur Vorführung ein Duell austragen." ,,Wenn du uns unbedingt umbringen willst, nur zu!", krähte ich empört in meinem Inneren und versteckte mich in den Tiefen meiner Gedanken um diese Blamage nicht mit ansehen zu müssen. Da...s Monster in mir ließ meinen Umhang auf meinen Tisch fallen und schritt gemächlich mit erhobenen Zauberstab in die frei gemachte Mitte des Raumes. Es war also soweit. Ich würde sterben. Doch ich sah mich bereits in der nächsten Sekunde meinen Zauberstab heben und einen Schockzauber abwehren. Tatsächlich lieferten das Monster und meine Lehrerin sich ein stummes Duell, bis aus meinem Zauberstab ein gewaltiger Entwaffnungszauber schoss und Killarry zu Boden beförderte, während ihr Zauberstab in meine Hand flog. ,,Ein schöner Zauberstab, ich vermute mal Mahagoni und Drachenherzfaser", laberte Grindelwald, bevor ich für einen Moment das Steuer übernahm, ,,Geht es ihnen gut Professor?" ,,Entspannen sie sich McLean", meinte Killarry nur, während sie sich aufrappelte und ich ihr den Zauberstab zurück gab, ,,Es war nur ein Entwaffnungszauber. Ein sehr guter muss ich zugeben. 20 Punkte für Ravenclaw." Das... fand ich durchaus ziemlich cool. ,,Siehst du Ruby?", hörte ich Grindelwalds Stimme zu mir in meinem Kopf sagen, ,,Es hat auch Vorteile, wenn wir beide zusammen arbeiten." ,,Das sehe ich anders", erwiderte ich in Gedanken darauf und ich wusste, es kam bei ihm an, ,,Du bist ein Monster, nichts weiter." Es interessierte mich herzlich wenig, ob ich damit seine Gefühle verletzen würde, ich hatte nur die Wahrheit gesagt. Ich glaube, ich hatte damit tatsächlich ein bisschen seine Gefühle verletzt, denn er hielt sich den Rest des Tages mit bissigen Bemerkungen zurück und überließ mir hin und wieder das Steuer.
Dann allerdings passierte etwas, was ich am liebsten niemals gesehen hätte. Mein Körper war gerade vom Abendessen auf dem Weg zurück zu meinem Schlafsaal im Ravenclawturm, als ich irgendwo auf dem Weg in einem der Gänge James sah, wie er mit irgendeinem Mädchen knutschte, dass ich nicht mal kannte. Ich war zwar noch mit Callum zusammen, aber trotzdem versetzte mir dieser Anblick einen Stich ins Herz. Ich drehte wieder um und eilte in die entgegengesetzte Richtung, bis ich schließlich irgendwie den Raum der Wünsche gefunden hatte, wo ich mich auf die bereitgestellte Couch legte und mit Mühe und Not einige Tränen verdrücken konnte. ,,Nana, nicht weinen", hörte ich wieder diese nervtötende Stimme in meinem Kopf, ,,Ich bin sicher, es wird sich alles nur als Missverständnis heraus stellen." ,,Halt die Klappe!", fauchte ich ihn wütend an, ,,Du hast dich der dunklen Magie zugewandt, du hast mom und mich verlassen, jetzt bist du zurück gekommen und besetzt einfach so meinen Körper! Du hast nicht das Recht dazu, mich zu trösten. Geh doch zu mom, wenn du Liebe haben willst." ,,Deine Mutter ist eine entsetzliche Nervensäge", erwiderte er zu meiner Überraschung darauf, ,,Als ich sie damals kennen lernte, schien sie mir witzig, hübsch und klug zu sein. Das ist alles verflogen, wie Rauch." ,,Ach, auch schon bemerkt?", spöttelte ich daraufhin, ,,Sie ist so ziemlich das schrecklichste Wesen, welches das Universum ausgespuckt hat. Und dabei bist du doch eigentlich das Monster in der Familie." ,,Nun, Monster ist ein relativer Begriff", fing er dann natürlich mal wieder an, zu klugscheißern, ,,Für einen Bowtruckle ist zum Beispiel schon eine Eule ein Monster." ,,Nörgel nicht rum, oder such dir einen anderen Körper." ,,Touché." Alles klar. Ich hatte Gellert Grindelwald mit nur einem Satz zum schweigen gebracht. Musste ich mal bei mom ausprobieren...
Die Zeit verging und immer wieder versuchte ich, meinen Freunden Hinweise darüber zu geben, wieso ich so anders war. James hatte sich nämlich etwas von mir distanziert und auch Maddy wollte kaum noch mit mir abhängen. Lieber verkroch sie sich irgendwo mit Cassie. Nicht das ich es ihr nicht gönnte, aber ich vermisste einfach meine beste Freundin. Erst in den Sommerferien am Bahnhof King's Cross angekommen gelang es mir (mir selbst!), Grindelwald kurz zur Seite zu schieben und zu Maddy zu sagen: ,,Fahrt ihr dieses Jahr wieder nach Poughkeepsie?" Ich beglückwünschte mein Gehirn, dass mir dieses seltsame Wort noch eingefallen war. ,,Was?", fragte Maddy mich verwirrt. ,,Du weißt schon", versuchte ich es weiter, ,,Dean und Sam fahren in Supernatural doch auch immer nach Poughkeepsie." Zu meinem Glück kannte Grindelwald nichtmal Fernseher. Er ließ mich disapparieren und damit musste ich eine etwas verwirrte Maddy zurück lassen. Aber ich wusste, sie würde das Rätsel lösen. Ich vertraute meiner Freundin.
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