Zusammenstoß in der Winkelgasse

Rubys Sicht

Es war der 31. August und mom war mal wieder nicht da, also musste ich mich alleine auf den Weg in die Winkelgasse machen. Na toll! Immerhin hatte sie dafür versprochen, sich über Weihnachten frei zu nehmen. Und ich wollte Weihnachten wirklich gerne mal wieder mit mom verbringen. Bisher hatte ich, seit sie im Ministerium arbeitete, Weihnachten sehr oft allein oder mit den Potters verbracht. Ich hatte keine Lust, schon wieder zu apparieren, deshalb kramte ich erst moms Schlüssel für ihr Gringottsverließ aus der Zuckerdose, dann schnappte ich mir im Wohnzimmer eine Hand voll Flohpulver und schmiss es in den Kamin. Sobald die grünen Flammen züngelten sprang ich rein und sagte laut: ,,Winkelgasse." Ich stolperte aus dem Kamin von Ollivanders Zauberstabladen. ,,Ah, Miss McLean", hörte ich ihn plötzlich vor mir, ,,Die Mutter hat mal wieder zu tun?" ,,Ja, leider", gab ich zurück, während ich mir die Asche vom Umhang klopfte, ,,Dafür nimmt sie sich über Weihnachten frei." ,,Wie schön", meinte Ollivander dazu nur, ,,und ich nehme mal an, du musst erst einmal ihr Konto bei Gringotts plündern." Ich konnte nicht anders, als zu lachen und sagte noch: ,,Bis später!" Dann war ich aus der Tür raus. Ollivander war ein alter Freund der Familie und er schickte mir an Weihnachten immer eine kleine Dose Zauberstabkekse. Ich war wohl etwas in Gedanken verloren, denn vor den Türen von Gringotts lief ich geradewegs in jemanden hinein. ,,Tschuldigung!", sagte ich schnell und stellte fest, dass ich in ein Mädchen in meinem Alter gelaufen war. ,,Ehm, passt schon", stammelte sie und zupfte an ihren Haaren rum. ,,Auch hier Ruby?", fragte mich dann ihr Begleiter, den ich als Neville Longbottom erkannte. ,,Sieht so aus", gab ich darauf zurück, ,,Ich denke, wir sehen uns dann ja in Hogwarts." ,,Bis dann", hörte ich den Leher für Kräuterkunde noch sagen, dann war ich schon im Bankgebäude verschwunden. ,,Verließ 1", sagte ich zu dem Kobold vor mir, als ich den richtigen Tresen erreicht hatte. ,,Haben sie denn auch ihren Schlüssel dabei Miss McLean?", fragte der alte Kauz mich natürlich. ,,Immer doch", gab ich nur zurück und legte den Schlüssel auf den Tresen.

Ich stammte von den zwei ältesten Zaubererfamilien der Welt ab, deshalb waren unsere beiden Verließe, Nummer 1 und 2, ganz unten in dem riesigen Gebäude. Die Nummer 2 war mein Verließ und die Nummer 1 war moms. Ich hatte die Nummer 2 von dad übernommen. ,,Verließ 1", riss mich der Kobold aus meinen Gedanken, ,,Licht und Schlüssel bitte." Ich reichte ihm beides und hüpfte aus dem Wagen. Früher hatte mich der Inhalt von moms Verließ immer umgehauen, aber irgendwann hatte ich mich an den Anblick von den riesigen Bergen aus Gold gewöhnt und nun fand ich es eher wenig spektakulär. Ich nahm mir das Geld raus, das ich brauchte (und vielleicht ein Bisschen mehr), dann ging es wieder zurück nach oben. 

Als erstes wollte ich zu Ollivander und dort meinen Zauberstab finden. Doch ich wurde kurz aufgehalten, denn ich lief schon wieder fast in jemanden rein. ,,Ruby!", rief eine fröhliche Stimme aus. Ohne Zweifel Lily Potter. Sie umarmte mich stürmisch und ich meinte lachend: ,,Hey Lily. Wo hast du denn den Rest gelassen?" ,,Die sind so lahm, die kommen nicht hinterher!", quietschte sie fröhlich. Für ihre 8 Jahre war sie noch recht klein und verhielt sich manchmal eher wie 5 als wie 8. ,,Lily!", hörte ich dann James aus Richtung Florish and Blotts rufen, ,,Musst du denn immer abhauen?" ,,Guck doch mal, wer hier ist Jamie!", rief Lily fröhlich ihrem großen Bruder entgegen, ,,Ruby is hier!" ,,Hey Ruby, wie geht's dir so?", fragte James dann an mich gewandt. ,,Bis auf das mom schon wieder nicht da ist, ist alles super", gab ich zurück. ,,Hoffentlich ist sie dann wenigstens da, wenn es endlich nach Hogwarts geht", meinte er und versuchte Lily von mir loszubekommen, die allerdings nur lachte und sich noch doller an mir festklammerte. ,,James, Lily, wo bleibt ihr zwei schon wieder?", hörte ich eine weitere bekannte Stimme rufen. ,,Mommy, Ruby is hier!", rief Lily fröhlich ihrer Mutter zu und ließ mich wieder los, woraufhin ich erstmal tief Luft holte. Sie hatte echt ordentlich Kraft in den Armen! ,,Ach, hallo Ruby", begrüßte Ginny mich freundlich, als sie bei uns angekommen war, ,,Mal wieder alleine unterwegs?" ,,Ja, leider", gab ich zurück, lächelte aber tapfer. ,,Du kannst jeder Zeit vorbei kommen, wenn du Gesellschaft brauchst", lud sie mich mal wieder ein. Sie wusste, dass ich es nicht sonderlich mochte, allein zu sein. ,,Danke, ich komm bestimmt nochmal drauf zurück", gab ich zurück, ,,Ich sollte jetzt aber vielleicht mal meine Hogwartssachen besorgen gehen. Wir sehen uns dann am Gleis 9 3/4, oder?" ,,Klar doch", antwortete James knapp und drückte mich kurz. Als Potters dann wieder weg waren, ging ich weiter zu Ollivander. In seinem Laden angekommen spürte ich sofort die Magie, die in der Luft. ,,Hallo Ruby", tönte es von irgendwo zwischen den Regalen her und nur wenige Sekunden später tauchte Ollivanders weißer Haarschopf auf. Erst jetzt merkte ich, dass das Mädchen vor mir stand, in welches ich vorhin rein gelaufen war. Vor ihr auf dem Tresen lagen zwei Zauberstäbe. ,,Bin gleich bei dir Ruby", meinte Ollivander und reichte dem Mädchen einen weiteren Zauberstab. Dazu erklärte er ihr: ,,Zypressenholz, Phönixfeder, 12 3/4 Zoll, unnachgiebig." Während ich mich ein Bisschen umsah, nahm das Mädchen den Zauberstab in die Hand und der Laden wurde von einer magischen Wärme erfüllt. Neville schien schon auf das Mädchen zu warten, denn er wartete vor der Tür. 

Als das Mädchen dann gegangen war, trat ich vor an den Tresen und Ollivander verschwand für einen kurzen Moment wieder zwischen den Regalen. ,,So, beginnen wir doch mit diesem Modell", erklärte er mir dann, ,,Ebenholz, Einhornhaar, 12 Zoll, federnd, aber nicht biegsam." Ich nahm ihn in die Hand und machte einen kleinen Schlenker in Richtung des Papierstapels auf dem Tresen, der daraufhin in Flammen aufging. ,,Oh, das ist ein klares nein", murmelte Ollivander geschäftig und eilte zurück zwischen die Regale, während ich den Zauberstab wieder auf den Tresen legte. Er kam wieder zurück und erklärte: ,,Tanne, Phönixfeder, 12 1/2 Zoll, ziemlich leicht zu biegen." Ich nahm ihn wieder in die Hand und richtete ihn auf den Haufen Federn auf dem Tresen. Und die flogen wie ein Haufen Messer auf mich zu. Erschrocken riss ich die Arme hoch und nachdem die Federn von mir abprallten, hörte ich Ollivander sagen: ,,Das nenne ich ein deutliches Nein!" Wieder verschwand er zwischen den Regalen, während ich den Zauberstab auf den Tresen legte. Attackiert von Federn. Sachen gibt's. Ollivander kam zurück und erklärte: ,,Ahornholz, Drachenherzfaser, 13 Zoll, federnde Flexibilität." Ich nahm ihn in die Hand und ein Gefühl der Wärme durchströmte meinen ganzen Körper. Ollivander wirkte darüber regelrecht entzückt. Und auch ich war entzückt, denn ich hatte mal gelesen, dass nur wenige Zauberer von Ahornstäben ausgesucht werden. 

Nachdem ich bezahlt hatte, ging ich noch das andere notwendige Zeug für Hogwarts besorgen. Doch bevor ich wieder nach Hause apparierte, ging ich noch in die Tierhandlung. Ein Haufen Eulen schuhute mir zu und eine weiße Katze sprang vor mir zu Boden und jagte einer Maus hinterher. Und auf dem Tresen kringelte sich in einem wirklich hübsch eingerichteten Marmeladenglas ein Occamy. ,,Hey Ruby", begrüßte mich die Frau hinter der Theke. Nach dem zweiten mal hinsehen erkannte ich moms beste Freundin Corinna. ,,Hey Corinna", grüßte ich sie zurück und stellte erstmal meine Einkäufe ab. Meinen Zauberstab hatte ich bereits in meine Haare gesteckt und meine Haare damit zu einem Knoten gedreht. ,,Was gibt's hier denn so neues bei dir?", fragte ich dann. ,,Ach, nicht sonderlich viel", antwortete sie, ,,Aber der kleine Occamy hier macht mir Sorgen. Der ärmste hatte sich hier völlig verirrt und jetzt will ihn keiner haben." ,,Aber der ist doch voll süß", warf ich ein und schaute wieder ins Marmeladenglas. Und so kam es, dass ich mit einem Occamy in einem Marmeladenglas wieder aus dem Laden ging. Ich apparierte nach Hause direkt in mein Zimmer und legte erstmal die ganzen Einkäufe ab. Dann stellte ich den kleinen Occamy auf meinem Nachttisch ab und schmiss mich ins Bett. Hoffentlich würde mom am nächsten Tag mal Zeit haben. Schließlich würde ich bis Weihnachten erstmal nach Hogwarts fahren...

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