Möge das Schuljahr beginnen!

Rubys Sicht

Am ersten wirklichen Morgen beim Frühstück genoss ich in vollen Zügen meinen Toast mit Spiegelei, während Maddy nur an ein paar Streifen Speck knabberte. ,,Du solltest was essen, wenn du den ersten Tag überstehen willst", riet ich ihr und mampfte fröhlich weiter. ,,Du hast gut reden", erwiderte sie, ,,Du bist unter Zauberern und Hexen aufgewachsen, ich nicht. Ich hab absolut keine Ahnung von Magie." ,,Das will nichts heißen", widersprach ich ihr, ,,Hermine Granger ist auch unter Muggeln aufgewachsen und sie ist heute Zaubereiministerin. Dazu wahrscheinlich die klügste Hexe, die ich kenne. Aber sag das bloß nicht McGonnagall." ,,Was soll sie mir nicht erzählen?", hörte man plötzlich die typische eisige Stimme hinter uns. Ich verschluckte mich vor Schreck an einem Stück Toast und röchelte: ,,Gar nichts Professor." Und schon lagen unsere Stundenpläne vor uns auf dem Tisch. Als erstes Quidditch mit James. Yes! Gonni zog friedlich von dannen, während ich stumm meine Freude darüber ausdrückte. ,,Hey, McLean", rief James mir dann auch schon zu, ,,Ich feg dich gleich vom Besen." ,,Versuch das erstmal Potter", rief ich zurück und murmelte schnell mit meinem Zauberstab in der Hand den Wingardium Leviosa, ,,Vielleicht solltest du aber auch damit anfangen, dein Frühstück wieder einzufangen." Er wirkte erst verwirrt, doch dann ließ ich seinen Toast vor ihm in der Luft schweben und ganz Hogwarts wurde Zeuge, wie James Sirius Potter einem gebutterten Toast nach jagte. Gonni wirkte nicht wirklich begeistert, als er schließlich vor ihr auf den Lehrertisch sprang, sich den fliegenden Toast aus der Luft griff und demonstrativ rein biss. ,,Mister Potter", mahnte Gonni in ihrem typischen strengen Tonfall und ihre Lippen wurden zu einem schmalen Strich, ,,Ich will ihnen nicht schon vor Beginn des Schuljahres Punkte abziehen müssen." ,,Tschuldigung Professor", nuschelte James hastig und sprang wieder vom Lehrertisch. Als er bei mir und Maddy vorbei kam, raunte er mir ins Ohr: ,,Das kriegst du noch zurück Ruby. Ich weiß noch nicht wie, aber das kriegst du zurück!" Ich konnte nicht anders, als zu lachen, denn am Saum seines Umhangs war ein großer Marmeladenfleck zu sehen. Für einen Moment überlegte ich, es ihm zu sagen, aber es würde viel lustiger werden, wenn er es selbst heraus finden würde. Wenn seine Geschwister und Eltern nicht dabei waren, dann spielten wir uns gerne gegenseitig Streiche. Immer wieder lustig. Es war nur nicht sehr lustig, als Ginnys geliebte Küche halb in Honig ertrank... Also wir fanden es lustig, aber nur, bis Ginny uns dazu verdammte, die Küche auch zu putzen. Ohne Zauberstäbe!

Nach dem Frühstück zog ich Maddy mit mir runter zum Quidditchfeld und James, der mir gegenüber stand, warf mir einen triumphierenden Blick zu. ,,Freu dich nicht zu früh Potter", sagte ich deshalb zu ihm, ,,Beim letzten mal mussten wir ohne Zauberstäbe die Küche putzen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die pinken Gummihandschuhe." ,,Das muss niemand wissen!", zischte er mich an, während die anderen sich alle halb tot lachten. ,,Was ist denn hier so witzig?", fragte dann auch schon Madam Hooch. Das Lachen brach abrupt ab und Madam sagte dann im Befehlston: ,,Also streckt eure rechte Hand über eurem Besen aus und sagt Auf." Ganz locker ließ ich die rechte Hand über dem Besen schweben und sagte sanft aber bestimmt: ,,Auf." Er flog auf Anhieb in meine Hand. Bei James ebenso. Maddy brauchte allerdings einige Anläufe, wie auch einige andere Schüler. ,,Versuch es mit etwas weniger Aggressivität", meinte ich zu Maddy und drehte mich nur kurz zu ihr. ,,Ich kann das nicht!", fluchte sie jedoch und ließ ihre Hand frustriert sinken. ,,Doch, du kannst das!", gab ich eindringlich zurück, ,,Du bist nicht schlechter als andere, nur weil deine Eltern Nichtmagier sind. Das musst du dringend los werden Maddy. Du darfst dich nur auf den Besen konzentrieren und wie sich das Holz in deiner Hand anfühlen wird." Tatsächlich streckte sie ihre Hand wieder aus und sagte: ,,Auf." Und dieses mal flog der Besen tatsächlich hoch in ihre Hand. ,,Mister Potter, in der Sonne liegen können sie auch später noch", sagte Madam Hooch in diesem Moment ärgerlich und ich sah rüber zu James, der lässig ausgestreckt auf seinem Besen lag und ein paar Meter über dem Boden schwebte. ,,Ich genieße die Sonne gerne, wenn ich etwas näher dran bin", meinte er nur dazu, richtete sich aber wieder auf, wobei er seinen einen Ellenbogen auf seinem einen Knie abstütze und sich mit der anderen durch die fast schwarzen Wuschelhaare fuhr. ,,Angeber", meinte ich deshalb zu ihm, setzte mich auf meinen Besen und ließ ihn ebenfalls nach oben schweben. Beziehungsweise wollte ich nach oben, stattdessen knallte ich mit den Knien auf den Boden. Ich dachte umgekehrt und schon flog ich ein kleines Stück nach oben. ,,Potter, hast du mich etwa mit einem Verwechslungszauber abgeschossen?", fragte ich bemüht ruhig. ,,Oh oh", stieß er erschrocken aus, als er meinen Blick bemerkte und schon beugte er sich dicht über seinen Besenstiel und zischte los. Ich folgte ihm und musste mich bemühen umgekehrt zu denken. Das hatte mom mir beigebracht, falls mich einer der überlebenden Todesser jemals gefangen nehmen sollte. Hin und wieder sah er zu mir zurück und grinste frech, bevor er die Richtung änderte. ,,Mister Potter und Miss McLean, sofort auf den Boden!", schallte die Stimme von Madam Hooch und einen Meter über dem Boden zückte ich halb meinen Zauberstab und schon drehte sich James' Besen um, woraufhin er schließlich im Sand lag. ,,Gut gekontert Ruby, aber wie hast du das mit dem Verwechslungszauber gemacht?", fragte er mich, während er sich aufrappelte und sich den Schädel rieb. ,,Hat meine Mutter mir beigebracht", erklärte ich ihm, ,,Genau wie den Trank des Gegenteils." ,,Wehe wenn du den mir irgendwann mal ins Essen kippst!" ,,Fünf Punkte Abzug für Gryffindor und Ravenclaw!", keifte Madam Hooch uns an, ,,Hier halten immer noch die Lehrer den Unterricht." ,,Tschuldigung Madam Hooch", nuschelten wir beide. ,,Aber ich muss sagen, ihr zwei habt wirklich Talent. 10 Punkte für jeden von euch", fügte Madam noch hinzu und ohne das sie es bemerkte, klatschten James und ich ab. ,,Ich glaub, ich werde niemals so gut fliegen können", nuschelte Maddy betrübt vor sich hin. ,,Ach iwo", tat ich das ab, ,,Du brauchst einfach nur ein bisschen Übung und dann wird das schon." ,,Und in der Zeit wirst du am besten erstmal deinen Verwechslungszauber los", sagte James von der Seite. Ich dachte wieder umgekehrt und verpasste ihm eine auf den Hinterkopf. Die Flugstunde war das einzig interessante an diesem ersten Schultag. In Geschichte der Zauberei wäre ich fast eingeschlafen und zwei Slytherinschüler hatten in Zaubertränke einen Kessel in die Luft gejagt. Das hatte James köstlich amüsiert, weshalb er die Sauerei schließlich aufwischen durfte. Pech gehabt! Ich fühlte mich in Hogwarts so wohl, wie nirgendwo sonst auf der Welt. Aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass bei Maddy das Gegenteil der Fall war...

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